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Premiere Die Fledermaus, 02.12.2010, Gärtnerplatztheater

Mit der Fledermaus hatte sich Regisseur und Intendant Dr. Ulrich Peters eine ziemlich harte Nuss ausgesucht. Schließlich werden wenige andere Operetten öfter gespielt, allein in Deutschland hat man im Moment die Möglichkeit, zwischen knapp 20 verschiedenen Inszenierungen zu wählen.

Aber dieses Stück gehört ans Haus wie Hänsel zur Gretel. Hier nimmt man es ernst, lässt es nicht verschämt unter Oper laufen, wie drüben am Max-Joseph-Platz, um ein Stück zu haben, das man an Silvester zu Festspielpreisen unter die Leute bringen kann. Und das merkt man in jeder Minute.

Tolle Kostüme von Götz Lanzelot Fischer, ein wirklich fabelhaftes Bühnenbild (Herbert Buckmiller, Assistenz Andreas Ehlers), dessen sekundenschneller Umbau vom Ballsaal zum Gefängnis einen spontanen Applaus bekam, mitreißende Tanzeinlagen durch das TTM in der Choreographie von Fiona Copley verbanden sich mit witzigen Regieeinfällen und einer wirklich hervorragenden Besetzung zu einem buntem Feuerwerk, das in keiner Minute Langeweile aufkommen lies.

Dr. Peters hat mit einem Kniff die gesellschaftskritischen Aspekte dieser Operette besonders gut herausgearbeitet. Es wirkt nicht aufgesetzt, sondern so natürlich, dass sich so mancher fragen mag, warum es einem eigentlich erst jetzt auffällt. Ich musste immer sehr genau hinschauen, es passiert so viel auf der Bühne, kleine Bewegungen, Kommentare, Minenspiel, das ist auf jeden Fall eine Inszenierung, die man sich immer wieder ansehen kann, ohne das es langweilig wird.

Ein wirklich großes Lob gebührt den Bühnenbildnern. Ich sitze ja bei der Premiere und auch sonst gerne im dritten Rang und es kommt immer wieder vor, dass die Bühne nur zum Teil einsehbar ist. Das ist hier nicht der Fall. Bei dieser Konstruktion kann man die Vorteile des Gesamtüberblicks und der guten Akustik genießen und sieht dennoch alles. Bravo!

Sehr schön singt und spielt auch wieder der von Inna Batyuk ausgezeichnet einstudierte Chor. Ohne seine Spielfreude würde der zweite Akt  nicht funktionieren und er trägt wesentlich zum Gelingen des Abends bei. Das etwas umgruppierte Orchester unter Andreas Kowalewitz spielte feine Klänge genauso schön wie schmissige Melodien zur Tanzeinlage im 2. Akt, es war einfach ein Genuss, zuzuhören, da stimmte alles.

Eine besonders glückliche Hand bewies Dr. Peters jedoch bei der Personalauswahl. Jede Rolle war einfach ideal besetzt. Sei es Cornel Frey als Blind, Dirk Lohr als Gefängnisdirektor, Sibylla Duffe als Adele, Ulrike Dostal als Ida oder Robert Sellier als Alfred, alle waren einfach hervorragend. Eine außerordentliche Leistung zeigte Torsten Frisch als Falke, der mitten in den Endproben zum Bettelstudenten in Klagenfurt am Vormittag nach München fuhr, um für den erkrankten Juan Fernando Gutiérrez einzuspringen. Der Frosch von Thomas Peters war einfach genial, das kann ich nicht beschreiben, das sollte sich jeder selbst ansehen. Auch Daniel Fiolka zeigte sich in absoluter Höchstform, es zündete nicht nur jede Pointe, auch musikalisch war er schwer zu toppen. Der Orlofsky von Franziska Rabl hat mir sehr gut gefallen, ihre Stimme hat einen schönen, warmen Ton, das ist mir schon aufgefallen, als sie in der letzten Spielzeit in der Zauberflöte eingesprungen ist. Und das I-Tüpfelchen auf diesem perfekten Abend war die Rosalinde von Heike Susanne Daum. Ihr Csardas riss das Publikum zu Recht zu minutenlangem Ovationen hin, sie sang und spielte einfach phänomenal.

Am Ende gab es tosenden Applaus für alle Beteiligte, diese Premiere war ein großer Erfolg!

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