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Der König lacht – Wagner Verdi Strauss Zirkus, 24.1.2018, Augustinum München Nord

Am zweiten Tag meiner großen Kulturwoche zog es mich diesmal in sehr vertrautes Gelände, den Theatersaal der Seniorenresidenz Augustinum im Münchner Norden. Tatsächlich stehe ich dort mehrmals im Jahr selbst auf der Bühne. Doch für den bunt gemischten Opernabend des Theater Werks München, einer Organisation die Schauspieler bei der Weiterbildung unterstützt, saß ich zum ersten mal im Zuschauerraums dieses großen und akustisch sehr guten Theatersaals.

Foto: Holger Borggrefe

Das Ensemble war bunt gemischt mit verschiedenen Altersstufen, Stimmlagen und Typen, einige der Sänger hatten für dieses szenische Konzert eine neue Rolle für ihr Repertoire einstudiert, vor allem aus Verdis Rigoletto wurde deshalb viel geboten (das bekanntlich auf Le roi s’amuse von Victor Hugo basiert).
Eröffnet wurde der Abend aber zunächst mit einem mir sehr bekannten und lieben Operetten-Stück, „Zwei Märchenaugen“ aus der Zirkusprinzessin, in dem die Akteure des Abends sich vorstellten. Das Zirkusthema war aber am Rest des Programms kaum noch zu erkennen, abgesehen von dem Narren Rigoletto. Begleitet wurde der Abend von einer Puppenspielerin mit Handpuppen, die zwar putzig anzusehen waren, deren Sinn sich mir persönlich jedoch kaum erschlossen hat, da nur sehr wenig Interaktion zwischen den Puppen und den Darstellern stattfand und man sich auf der großen Bühne schwer auf zwei verschiedene Dinge konzentrieren kann.
Musikalisch und spielerisch war dieses Konzert jedoch mit der Begleitung durch Pianistin Elena Arnovskaya sehr sehens- und hörenswert. Die Requisiten und das Bühnenbild waren sehr minimalistisch, was den Übergang zwischen mehreren Szenen sehr vereinfachte. Auch bei vielen Kostümen wurde nur mit kleinen Details eine Rolle dargestellt, etwa mit einer Augenklappe für Wotan oder einen Schild für Fricka in einer Szene aus Wagners Walküre.
Besonders beeindruckend waren die Darbietungen aus Rigoletto, vor allem die Szenen zwischen dem Titelhelden – dargestellt von Omar Garrido – und Isabella Schmitt als dessen Tochter Gilda, mit deren dramatischen Tod auch der Konzertabend endete. Beide konnten die Vater-Tochter-Beziehung mit viel Emotion und gesanglichem Geschick darstellen. Auch der Bariton Benoit Pitre konnte das Publikum als Méphistophélès aus Faust und Lindorf aus Hoffmans Erzählungen in seinen Bann ziehen.

Foto: Holger Borggrefe

Bei dieser Reise durch die Opern- und Operettenwelt konnten die zwölf internationalen Sänger also durchweg überzeugen und ließ es sich auch nicht anmerken, dass einzelne im Publikum scheinbar etwas überfordert waren und die Arien und Szenen mit Kommentaren und dem Rascheln von Bonbonpapier ergänzen wollten. Ich als Fan der Opernmusik hatte jedoch einen wundervollen Abend.

Sänger: Omar G. Garrido, Isabell Schmitt, Adam Sanchez, Martha O’Hara, Loren Madrid, Michael Baba, Denise Seyhan, Benoit Pitre, Ekaterina Kardakova, Roland Albrecht, Annette Lubosch, Frits Kamp
Schauspieler: Thomas Höltzel, Oleg Tynkov, Gertraud Loibl, Ulrich Naumann, Horst Kalchschmid
Klavier: Elena Arnovskaya
Figurentheater: Mariana Browne
Violine: Cristian Roibu

Regie: Kristina Wuss
Musikalische Leitung: Andreas Pascal Heinzmann
Vocalcoach: Ks. Felicia Weathers

http://homepage.theater-werkmuenchen.de/

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Tragikomischer Vogel – Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen

[singlepic id=1573 w=320 h=240 float=left]Es ist als Brigitte Fassbaenders große Leistung anzusehen, eine Art von Gefälligkeit und Leichtigkeit im Straussfestival Garmisch-Partenkirchen durchzusetzen. Um die Oberbayern mit ihrem Heimatkomponisten ein wenig näher zusammenzubringen, wurden in den letzten Jahren unter anderem der Naturbursche und der Familienmensch Strauss ausgelotet. Dieses Jahr bildet die Komik die inhaltliche Klammer der Konzertreihe. Neben der am Freitag folgenden konzertanten Ariadne aus Wien bildet das große Orchesterkonzert dabei üblicherweise das Highlight der Reihe.

Komisches bei Strauss findet sich dann ja auch zu Genüge und an diesem – vorweg als wunderschön zu bezeichnenden – Konzertabend standen der Don Quixote, der Eulenspiegel und die Rosenkavaliersuite versöhnlich nebeneinander. Was die Essener Philharmoniker unter Stefan Soltesz dabei ablieferten wurde zurecht mit einem langen Bravokonzert beantwortet. In massiver – straussnotwendiger – Besetzung und mit Unterstützung des virtuosen Cellisten István-Alexander Gaal gelang ihnen Großes und sie bewarben sich für die Stelle eines dauerhaften Festivalorchesters für den kleinen Kurort, der an 6 Tagen im Jahr seinen berühmten Sohn Richard Strauss hochleben lässt.

Quixote allüberall. Während das Gärtnerplatztheater bereits an seiner Musicalvariante des Mannes von La Mancha lustmachend probt, geht Strauss mit seinem Ritter der traurigen Gestalt einen anderen Weg. Ohne Flamencoklänge und durchwegs komplex nähert er sich Cervantes und schafft es durch die Orchestrierung den Witz und mehr noch die Tragikomik der Vorlage zu vertonen. Der weinende Ton des Violoncellos der melodiös wieder zur leichten Melodie zurückreitet, nimmt uns mit auf den Trab durch die Mancha zwischen Sanchos Esel und Rosinante. Die {Verzeihung} mancha-mal optimistischen, machmal wunderbar leidenden Holzbläser erzählen nicht nur die Geschichte, sondern auch die Grundstimmung, den Tenor, die Essenz der großen Geschichte vom aufrechten Narren und seinem unmöglichen Traum.

[singlepic id=1574 w=320 h=240 float=right]Nach der Pause dann der komponierte Running Gag des Eulenspiegels; eine Variation auf ein witziges Thema mit hohem Tempo moduliert, überspielt, verspielt und immerfort dahingetragen zum gesteigerten Gagfinale. Da fällt der Rosenkavalier eigentlich raus. Die Komik versinkt ja hier in der lakonischen, melancholischen Schlussstimmung der Scheidung und dem Abschied des Alters von der Jugend. Aber wie kann man den Rosenkavalier und seine üppigen, satten Melodien nicht zugeben zu einer ironischen, und bläserstark verkaterten Liebesgeschichte, die wie die Ariadne die Komik de Tragik herauskitzelt. Ebenso verfährt der Quixote und lässt uns gerührt zurück. In der Suite jedoch kehrt Strauss zum Finale an den mittleren Höhepunkt zurück, ironisiert sein erfolgreichstes Bühnenwerk und seine Gassenhauer. Nein, nein, kein Wein, sondern einen doppelten Espresso kippen hier die Essener um über einen Pharisäer zu einem endlosen Verlängerten überzuwechseln und die Melange knackig zu vollenden.

Soltesz beginnt Strauss komischerweise nicht nur äußerlich mehr und mehr zu ähneln, nein, sein Dirigat steigert sich im Laufe des Abends etwa beim Eulenspiegel zu Nelsonsschem Ausdruckstanz und zuletzt zur feierlichen Kür der Walzerklänge aus dem Rosenkavalier. Strauss wurde brieflich von seinem Vater für sein Showdirigat noch getadelt, Soltesz lässt mit jeder Faser seiner Kennerschaft und Begeisterung für das anspruchsvolle wie gelungene Notenmaterial durchscheinen. Gaal unterstützt in gefühlvoll und virtuos.

Lange Bravochöre und begeisterter Applaus.

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Kino konzertant – Der Herr der Ringe live im Gasteig

Gehört Kino in den Konzertsaal? Ist Filmmusik der legitime zeitgenössische Erbe der Oper? Es scheint bald so, folgt dem nahezu ausverkauften, orchestrierten Kinoabend in der Philharmonie. Gegeben wurde in Giganto-Besetzung der erste HerrderRinge-Teil der „Gefährten“ aus Peter Jacksons beliebtem Fantasymärchen. Allein 150 Chordamen und -Herren, unterstützt von artigen Solisten und Choreleven aus Wolfratshausen, einer ätherischen Sopranistin und den Symphonikern in großer Besetzung. Das braucht es auch, um Howard Shores großen Score live zur Leinwand aufzuführen.
Das wirkt und beeindruckt. Man muss sich irgendwann entscheiden, ob man den Fokus auf die mittlerweile altbekannte Zwergerlgeschichte legt, oder das famos aufgelegte Orchester unter der präzisen Führung von Ludwig Wicki beim Zaubern beobachtet.
Gerade als Nichtmusikologe – und der Gasteig war an diesem Abend mit jungem und eher untypischem Konzertpublikum angefüllt – lernt man allerhand. Howard Shores Verliebtheit in die Posaune beispielsweise, die virtuose Schönheit der Soloflöte für die Hobbitmelodie und die Effektivität des Schlagwerks – vierhändig zum Schlachtenrums. Auch über das nicht leichte und notwendigerweise wenig kreative Dirigat nach dem Primat der Leinwand. Mithilfe eines kleinen Karaoke-Bildschirms mit Tempi-Tacho und Einsatzblinkern, punktete Wicki genau mit Tusch auf Schwerthieb. Dazu lieferte noch Mittelerdes kleiner Instrumentenladen allerhand Exotisches Klangwerk samt Leier- und Mittelaltersound. Und das die hohen Sopranjodeltöne besser im Studio gemischt werden, während der Enya-ethnossong wunderschön hallte.
Man lernt auch ein wenig über Shore und seine Kompositionstechnik. Der hat nämlich nicht nur bei diesem anderen Jubiläums-Goldreifmehrteiler leitmotivisch genau hingeschaut nein auch bei Mozarts Klarinettenkonzert. Wie beim Themenjubilaren des Jahres wird retardiert, wiederholt, erlöst, zugeordnet und im richtigen Moment überwältigend überladen. Die Dialoge verstand man dann nicht mehr, doch das verzeiht man dem hörnerstarken Megasoundtrack, weswegen allerhand Halblinge und anderes Volk ja passenderweise die Mienen Morias – Münchens, den hässlichen Gasteigbunker bevölkerten. Das Hallenthema wirkte dann auch samt Verfolgungsjagd am Epochalsten, ebenso wie die Isengarttutti mit drallem Klang und kühlem Effekt. Das versprochene „Gänsehautgefühl“ aus der Ankündigung nach „15 vollen Ringabenden“ im Gasteig (bisher), stellt sich dann auch ein.
Und der Applaus scheint, hat einigen Konzertneulingen vielleicht Lust gemacht einen verwandten Abend ohne Leinwand im gleichen Haus zu besuchen. Es kann gerne wieder, muss aber nicht immer Kinomucke sein. Vielleicht Mussorgsky oder Dvorak wo es auch rumst und tönt und man neben Posaune und Chor eine weitere Lektion über die Emotionsmacht der Orchestermusik erlernt und erfühlt. Möge die Reise weitergehen.

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Vorschau: Igudesman & Joo am 09.07.2013 im Prinzregententheater

Eigentlich sollte die Show der beiden genialen Ausnahmemusiker A little nightmare music bereits am 25.02. stattfinden. Herr Igudesman hat sich jedoch an beiden Armen verletzt und so wurde sie auf den 09.07.2013 verlegt. Das ist die Chance, für ein seit Monaten ausverkauftes Event doch noch Karten zu ergattern. Die wenigen noch erhältlichen gibts bei MünchenMusik von 34 bis 48€. So eine Chance kommt nicht so schnell wieder!

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Faschingskonzert, 10. und 12.02.2013, Gärtnerplatztheater (in der Alten Kongresshalle)

[singlepic id=1461 w=320 h=240 float=left]Kann man ein Orchester vermissen? Oder einen Chor? Solisten sowieso? Ja man kann. Also ich zumindest. Ganze zwei Monate ist es her, bei der Premiere von Johanna auf dem Scheiterhaufen, dass ich die meisten der Mitwirkenden zuletzt gesehen habe. Menschen, die ich früher dreimal in der Woche und mehr gesehen und gesprochen habe. An diesen Abenden ist mir wieder bewusst geworden, was für ein großes Loch bei mir klafft, auch wenn es im Alltagschaos meistens nicht so scheint. Schon allein deshalb haben sich diese beiden Abende gelohnt.

Es waren schöne Konzerte, eine feine Musikauswahl, sehr gut musiziert – aber es deckte sich nicht ganz mit meiner Vorstellung eines Faschingskonzertes. Ich bin zwar ein ausgemachter Faschingsmuffel, aber die Konzerte des Gärtnerplatztheaters waren immer die große Ausnahme. Fasching, das ist für mich Kostüme, närrisches Treiben, lachen und fröhlich sein. Und warum sollten sich die Zuschauer verkleiden, wenn auf der Bühne Frack und Abendkleid vorherrschen? Natürlich gab es auch was zu lachen, zum Beispiel bei A grand grand Overture op. 57 für 3 Staubsauger, 1 Bodenpolierer, 4 Gewehre und Sinfonieorchester von Malcolm Arnold mit den wunderbaren solistischen Leistungen von Marco Comin, Max Wagner, Josef E. Köpplinger und Michael Otto an den Haushaltsgeräten. Oder beim Final de la Neige aus der Operette Le Voyage de la Lune von Jacques Offenbach, bei dem die Fröhlichkeit der Solisten Snejinka Avramova, Frances Lucey, Holger Ohlmann, Elaine Ortiz Arandes und Stefan Thomas ansteckend wirkte und der Funke zum Publikum übersprang. Oder bei dem wirklich exzellent gesungenen und mit ein paar kleinen szenischen Details aufgepeppten Volkslied Als wir jüngst zu Regensburg waren des wie immer fantastischen Chors des Gärtnerplatztheaters unter der Leitung von Felix Schuler-Meybier. Oder das schwungvolle Abba-Medley des Kinderchores unter der Leitung von Verena Sarré und begleitet von Anke Schwabe am Klavier mit einem tollen Solo einer leider nicht genannten jungen Sängerin. Und natürlich The Typewriter mit Markus Steiner am Schreibmaschinensolo. Beim altbekannten Duetto buffo di due gatti von Gioacchino Rossini konnte man sehr gut die ausgeprägten komischen Talente von Ann-Katrin Naidu und Elaine Ortiz-Arandes beobachten, genauso wie die von Susanne Heyng und Snejinka Avramova in O Theophil aus der Operette Frau Luna von Paul Linke.

Ansonsten war es wie gesagt sehr fein musiziert, aber nicht wirklich faschingsmäßig. Pedro Velázquez Diaz sang mit strahlender Höhe Dein ist mein ganzes Herz und Nessun dorma, der Summchor aus Madama Butterfly war wunderschön und hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Temperamentvoll der Auftritt von Elaine Ortiz Arandes mit einem Lied aus einer Zarzuela, dem spanischen Pendant einer Operette. Holger Ohlmann ließ mit Some enchanted evening Herzen schmelzen und das Orchester sowohl unter Marco Comin als auch unter Michael Brandstätter zeigten ihr ganzes Können bei der Ouvertüre zu La gazza ladra, dem Ballsirenen-Walzer von Franz Lehár, der aus der letzten Fledermaus-Inszenierung bekannten Polka Ohne Sorgen von Josef Strauß und bei der Begleitung der Solisten quer durch alle Genres. Das Finale des 3. Aktes der Operette Pariser Leben war mir persönlich ein bisschen zu lang, aber vielleicht hab ich mich auch einfach geärgert, dass mein Französisch so eingerostet ist, dass ich nicht alles verstanden habe.

Alles in allem ein schöner Abend, nur halt nicht so ganz ein Faschingskonzert.

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Neujahrskonzert, 04.01.2013, Pfarrzentrum Aichach

Gutes Neues Jahr!München hat zwar kulturell viel zu bieten, aber hochkarätig besetzte Operettenkonzerte sind doch eher die Ausnahme. Da muss man schon in die Provinz fahren um sage und schreibe vier fünf ehemalige Ensemblemitglieder des Gärtnerplatztheaters zu hören.
Los gings mit dem schwungvollen Galop infernal, der allerdings in der kammermusikalischen Besetzung des philharmonischen Orchester Augsburg unter der Leitung von Andreas Lübke, das mir ansonsten gut gefallen hat, etwas dünn klang. Da konnte mich Wolfgang Schwaninger mit dem Auftrittslied des Barinkay aus dem Zigeunerbaron schon mehr begeistern. Ich denke immer wieder gerne an sein kurzfristiges Einspringen in der Gräfin Mariza am Gärtnerplatz zurück.Weiter gings mit einer Liedfolge, die ich für mich Weiber-Medley getauft habe, alles sehr gefällige, bekannte Operettenmelodien. Hier hatte ich das erste Mal den Eindruck, in einer Singalongvorstellung gelandet zu sein, ich hörte das Publikum leise mitsingen. Barbara Schmidt-Gaden lud als Prinz Orlofsky zum Fest nach ihren Regeln, eine sehr schöne Interpretation. Elisabeth Artmeier stellte dann fest Meine Lippen, die küssen so heiß, während Marko Kathol gestand, dass er alle Frauen liebe, egal welche Haarfarbe. Stefan Sevenich gab den konsternierten Oberst Ollendorf wieder so köstlich wie man ihn kennt, szenisch und musikalisch ausdrucksstark. Torsten Frisch sang von der Schüchternheit, während Wolfgang Schwaninger bekannte Gern hab ich die Fraun geküsst. Zurück zum Zigeunerbaron ging es dann nochmal mit Stefan Sevenich und Zsupans Ja, das Schreiben und das Lesen. Bevor die Pause eingeläutet wurde gab es noch bekannte Melodien aus der Fledermaus. Torsten Frisch sang, wie schon so oft am Gärtnerplatz, ein wunderbares Brüderlein und Schwesterlein, und auch der Champagner durfte natürlich nicht fehlen. Gut gelaunt ging es in die Pause.
Wenn ich einmal reich wär philosophierte Stefan Sevenich zu Beginn des zweiten Teils und glänzte gleich danach in einer seiner Paraderollen als Alfred P. Doolittle in den nun folgenden Ausschnitten aus My fair Lady. Barbara Schmidt-Gaden sang eine bezaubernde Eliza im Dirndl mit der bayerischen Version von Wäre det nich wunderschön und Elisabeth Artmeier präsentierte die gleiche Rolle ganz anders mit Ich hätt getanzt heut Nacht. Jeder im Publikum hätte Wolfgang Schwaninger zu diesem Zeitpunkt wohl zugestimmt, als er Freunde, das Leben ist lebenswert anstimmte. Man konnte die gute Laune des Publikums förmlich in der Luft vibrieren spüren. Zum Abschluss gab es einen Querschnitt aus dem Singspiel Im weißen Rössl zu hören. Das scheint ja momentan en Vogue zu sein, gibt es doch unter anderem am Gärtnerplatztheater, in Münster, Kaiserslautern, Nürnberg und der Komischen Oper Berlin aktuelle Inszenierungen. Allerdings kamen mir, nach der schmissigen Urfassung des Gärtnerplatztheaters, die walzerseligen Melodien an diesem Abend doch etwas zu süßlich vor. Aber immerhin gab es eine Blaskapelle und eine herrliche Kaiserparodie von Günter Schulzke. Torsten Frisch glänzte als Siedler, Marko Kathol verlieh dem Leopold a bisserl Schmäh und Barbara Schmidt-Gaden und Elisabeth Artmeier teilten sich die Frauenrollen.
Ein schön zusammengestelltes Programm mit vielen gesanglichen Höhepunkten, das mit dem unvermeidlichen Radetzky-Marsch endete. Das Publikum dankte mit lang anhaltendem Applaus für alle Künstler. Manchmal lohnt es sich wirklich, ins Umland zu fahren.

 

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Konzert BR-Symphonieorchester mit Mariss Jansons, 19.10.2012, Herkulessaal

Der Dirigent Mariss Jansons und seine BR-Symphoniker boten an diesem Abend ein gut ausgewähltes Programm.
Zu Beginn des Konzerts hörte man das Stück “Selbstporträt, Variationen für Orchester” des russischen Komponisten Rodion Schtschedrin aus dem Jahr 1984. Dieses Stück fordert eine große Wandlungsfähigkeit des Orchesters. Die BR-Musiker spielten dieses Stück mit größter Konzentration und gaben dem autobiographischen Werk Schtschedrins großen Ausdruck. Mariss Jansons holte den Komponisten auf das Podium, wo dieser seinen Beifall für das Stück entgegennahm und sich sehr herzlich bei dem Orchester bedankte.
Eine Freundschaft verband die Komponisten Schtschedrin und Dmitri Schostakowitsch, dessen Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester als zweites Stück des Abends zu hören war. Hier waren die zwei Solisten Yefim Bronfman (Klavier) und Hannes Läubin (Trompete) mit Temperament und Spielfreudigkeit am Werk. Der Jubel des Publikums wurde noch mit einer Zugabe, einem Rondo für Trompete und Klavier von Leonard Bernstein, belohnt.
Nach der Pause dirigierte Mariss Jansons eine fulminante Sinfonie Nr. 3 von Ludwig van Beethoven. Die Musiker folgten Mariss Jansons in jeder Sekunde und waren mit großer Schaffenslust an dieser Interpretation. Das Lob gilt nicht nur dem Dirigenten und den Streichern des Orchesters, sondern auch den hervorragenden Holz- und Blechbläsern und Raymond Curfs an den Pauken. So bleibt Beethoven immer spannend! Großer Jubel im Herkulessaal nach den letzten Takten eines eindrucksvollen Konzertabends.

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Claudio Abbado und das Orchestra Mozart Bologna, 28.07.2012, Salzburg

Nach 10 Jahren Abstinenz kehrte nun Claudio Abbado für ein Konzert mit dem Orchestra Mozart Bologna zu den Salzburger Festspielen zurück. Das Orchestra Mozart wurde 2004 auf Initiative von Carlo Mario Brandi und Fabio Roversi-Monaco in Bologna gegründet. Claudio Abbado ist künstlerischer Leiter des Orchesters hat es wieder einmal geschafft, ein Ensemble mit jungen und talentierten Musikern zu formen. Zwei geistliche Messen von Mozart und Schubert standen im Haus für Mozart auf dem Programm. Die Messe c-Moll KV 139 Waisenhaus-Messe, von Wolfgang Amadeus Mozart, erklang als erster Programmpunkt. Die Solisten der Aufführung waren die Sopranistin Roberta Invernizzi mit leicht flackriger Stimme, Sara Mingardo sang mit ihrer kräftig klingenden Altstimme, Javier Camarena mit schönem Tenor und Alex Esposito mit sonorem Bass. Der Arnold Schoenberg Chor und das Orchester wurden von Claudio Abbado mit größter Umsicht geleitet, das Klangbild war immer höchst transparent.
Nach der Pause kam Schuberts Messe in Es-Dur D 950. Rachel Harnisch war die zweite Sopranistin, die an diesem Abend zu hören war. Die Sängerin gestaltete ihren Gesangspart mit schöner Stimmfarbe. Paolo Fanale als zweiter Tenor komplettierte das Ensemble neben Sara Mingardo, Javier Camarena und Alex Esposito. Wie auch bei der Mozart-Messe machte der Arnold Schoenberg Chor, in der Einstudierung von Erwin Ortner, auch bei Schubert einen guten Eindruck und intensivierte sein Klangbild. Das Orchestra Mozart zeigte sein volles Können. Es ist faszinierend, was der zurückhaltende Maestro Claudio Abbado dem ganzen Ensemble bei der Gestaltung der Feinheiten, der klanglichen Farben und der dynamischen Abstufungen an diesem Abend entlocken konnte. Beim Schlussapplaus zeigte sich die Bescheidenheit des 79jährigen, er kam kein einziges Mal alleine auf die Bühne, selbst als das Orchester und der Chor das Podium schon verlassen hatten: Abbado kam noch einmal mit den Gesangssolisten und verabschiedete sich beim begeisterten Publikum mit freundlichem Winken und einem Lächeln im Gesicht!

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Festspiel-Liederabend Elina Garanca, 25.07.2012, Bayerische Staatsoper

Die lettische Mezzosopranistin Elina Garanca beeindruckte mit ihrem Liederabend im Münchner Nationaltheater. Auf dem Programm stand eine schlüssige und geschickte Auswahl an deutschen Liedern von Robert Schumann, Alban Berg und Richard Strauss. Der erste Teil des Konzerts stand ganz im Zeichen der Lieder von Robert Schumann. Vier Lieder aus dem Liederkreis “Myrthen”: Widmung, Der Nussbaum, Jemand und Zwei Lieder der Braut. Der zweite Block war Frauenliebe und -leben, op. 42 nach Gedichten von Adalbert von Chamisso. Vor allem in den Liedern von Frauenliebe und -leben konnte die Mezzosopranistin durch ihre schöne Tiefe und Mittellage überzeugen.
Im zweiten Teil nach der Pause waren Sieben frühe Lieder von Alban Berg zu hören. Hier konnte Elina Garanca die ganze Stimmfarbe zeigen, die ihr leuchtender Mezzo zur Verfügung hat. Bei den folgenden Liedern Leises Lied, All mein Gedanken, Ach Lieb, ich muss nun scheiden, Meinem Kinde, Allerseelen und Heimliche Aufforderung von Richard Strauss war Elina Garanca genau in ihrem Fach. Textverständlichkeit, Stimmfärbung und Ausdruck – einfach toll. Das ausverkaufte Nationaltheater brach in Jubel aus! Als erste Zugabe hörte Zueignung. Dann forderte ein Herr im Publikum die Habanera aus Carmen, und Elina Garanca lachte und sprach: “Ich habe gedacht, es wäre ein Liederabend!” Eine kurze Abstimmung zwischen Sängerin und Pianist, und Roger Vignoles holte die Habanera-Noten. Das Publikum war aus dem Häuschen, und Elina Garanca dankte mit einer zweiten Arie: Al Pensar von Ruperto Chapí. Ein beglücktes Publikum und Standing Ovations!

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