|
Marina am 12. Juli 2018 19:02 Traditionen sind wichtig. Das ist nicht nur meinen Kollegen vom Feldmochinger Volkstheater und mir bewusst, sondern hat auch allgemein in der Kulturlandschaft mehr Aufmerksamkeit verdient, als es aktuell der Fall ist. Zu einer persönlichen Tradition ist es für uns inzwischen quasi geworden, dass wir bei unseren Kurzurlauben im Zillertal auch einen Abend der regionalen Theaterkultur widmen. Bei unserem letzten Ausflug gibt es zu den Theatertagen in Stumm, dieses mal verschlug es uns zum Kulturfestival SteudlTenn in Uderns.
Ist das Zillertal im Winter vor allem für Skitourismus bekannt, so hat es in den warmen Monaten tatsächlich eine großartige Vielfalt an Amateur- und Profitheater zu bieten. Auf die Empfehlung eines befreundeten Schauspielers hin fuhren wir am vergangenen Wochenende also hinunter ins Tal, um das musikalsiche Theaterstück Die stillen Nächte des Ludwig Rainer von Hakon Hirzenberger anzusehen. Der Name Ludwig Rainer sagte uns Bayern nichts, in Tirol scheint der Volkssänger jedoch auch heute noch berühmt und beliebt zu sein. Die Rainer-Sänger brachten im 19. Jahrhundert das Liedgut der Region in die ganze Welt, unter anderem machten sie das berühmte Weihnachtslied Stille Nacht (das in diesem Jahr sein 200-jähriges Jubiläum feiert) auch in Amerika bekannt. Das Stück des Festival-Organisators Hirzenberger hat eben Rainer selbst im Zentrum und erzählt seine Lebensgeschichte mit schlichten Mitteln aber dafür mit viel wundervoller Musik.
Foto: Christian Wind
Vier Darsteller und ein kleiner Chor sind fast permanent auf der Bühne, spielen Szenen aus der Biografie des Sängers, kommentiere diese Ereignisse jedoch im nächsten Moment oder zeigen eine alternative Version. Das sorgt immer wieder für viel Humor, der sich auch durch den Theaterabend zieht. Trotzdem spiegelt das Werk doch auch wider, wie schwer es in diesen Zeiten gerade in abgelegeneren Regionen für die Menschen war, sich irgendwie über Wasser halten zu können. Die ersten Rainer-Sänger schlossen sich aus dem Titelhelden, seiner Nichte Helene, Rainers späterer Frau Margarethe Sprenger und Simon Hollaus zusammen und traten anfangs vor allem in Europa auf. Nach den großartigen Versprechungen eines französischen Geschäftsmanns zogen die Sänger arglos in die USA, wo der Erfolg zunächst ausbleibt. Erst durch das bereits bekannte Weihnachtslied kam ein erster finanzieller Erfolg, trotzdem müssen sie nach einigen Jahren wieder in die Heimat zurückkehren. Zwar wird ihr Erfolg mit der traditionellen Musik ihrer Heimat weltweit immer größer, doch verraten sie mit Kitsch-Trachten und viel Show auch immer weiter ihre Kultur.
Das Konzept mag vielleicht nach viel österreichischem Heimat-Kitsch klingen, doch so sehr Ludwig Rainer allgemein geschätzt wird, so wird in diesem Stück auch deutlich gezeigt, dass er wohl ein sehr getriebener und schwieriger Mensch war. Er kann sich nie für einen Lebensweg entscheiden, schiebt die Schuld für Misserfolge gerne auf seine Kollegen, hat Probleme mit emotionalen Bindungen und zeigt allgemein eine cholerische Ader. Roland Jaeger spielt diesen launischen Patriarchen sehr emotional und vielschichtig und schafft es so, das Publikum von der ersten Minute an zu packen, obwohl man dem Charakter manchmal gerne eine Ohrfeige verpassen würde. Große Wandlungsfähigkeit zeigen die beiden Damen Juliana Haider und Caroline M. Hochfelner, die die verschiedenen Ehefrauen und Reisegefährtinnen Rainers darstellern. Hochfelner wandelt sich im Laufe des Stücks von der schüchternen Nichte Helene zur aufgekratzten Wirtstochter Anna. Haider spielt mit Margarethe Sprenger eigentlich einen etwas traurigen Charakter, schließlich wurde sie dem Stück zufolge nur von Rainer geheiratet, weil er enttäuscht über das Auflösen seiner Gruppe war. Obwohl sie die Geschichte ihrer Charaktere eher locker und beiläufig erzählt schwingt doch manchmal sehr viel Melancholie in allem mit. Der vierte im Bunde ist Andreas Haun – der dem Münchner Publikum unter anderem vom Blutenburgtheater bekannt sein könnte – als Simon Hollaus. Dieser scheint wie der ewige Kontrahent Rainers, widerspricht ihm gerne und macht im Laufe des Stücks sogar seine eigene Gesangsgruppe auf. Dieser Konflikt zwischen den beiden Herren wird zwar nicht in Aggressionen gezeigt, wird jedoch in Kleinigkeiten wie Mimik oder dem Verlassen der Hauptbühne sehr deutlich.
Foto: Christian Wind
Die vier Darsteller zeigen durchweg eine großartige darstellerische und gesangliche Leistung. Unterstützt von einem kleinen Chor und ein paar Instrumenten wird neben aller Historie vor allem die Tiroler Musik und Tradition zur Hauptfigur dieses Abends. Manche älteren Herrschaften im Publikum sangen die alten Lieder gerührt mit und auch, wenn ich bis auf eines kein einziges dieser Werke kannte, so berühren den Zuschauer die Texte und Melodien sehr. Das Bühnenbild ist sehr schlicht gehalten. An der Stallwand gibt es ab und zu Projektionen von Landschaften oder Gebäuden um die verschiedenen Reisestationen der Sänger zu zeigen, auf einer kleinen Erhöhung stehen ein paar Kisten und Bänke, auf dem sich der Chor und am Anfang auch drei der Schauspieler niederlassen, bevor sie nach und nach als Figuren in das Stück einsteigen.
Und auch uns „Fremden“ zeigt sich in der Musik wie im Stück, dass die Zillertaler Kultur scheinbar das Melancholische mit großer Lebensfreude perfekt vereinen kann. Ich und meine Begleiter waren jedenfalls hellauf begeistert von diesem Theaterabend und hoffen sehr, dass diese Produktion auch im nächsten Jahr wieder aufgenommen wird. Wir können nämlich auch außerhalb der Skisaison ein Wochenende im Zillertal mit ein wenig Kultur am Abend durchaus empfehlen.
DIE STILLEN NÄCHTE DES LUDWIG RAINER VON HAKON HIRZENBERGER / DI 3. JULI / MI 4. JULI / SA 7. JULI / SO 8. JULI
Autor/Regie: Hakon Hirzenberger
Bühne: Gerhard Kainzner
Kostüm: Andrea Bernd
Videoinstallation: Bernd Kranebitter
Licht: Sabine Wiesenbauer
Regieassistenz: Nadja Prader
Musikalische Leitung: Gerhard Anker
Chor: Anna Geisler, Sabine Lechner, Monika Lechner, Monika Pfister, Gerhard Anker, Martin Waldner und Sebastian Egger
Mit: Roland Jaeger, Juliana Haider, Caroline M. Hochfelner, Andreas Haun und Johannes Rhomberg
Ähnliche Artikel
Marina am 28. April 2018 21:01 „Kunst ist etwas, bei dem man Spaß haben kann und sich nicht dafür schämen muss.“
Foto: Christian POGO Zach
Im neuen Haus gibt es wohl kaum einen schöneren Raum für eine Pressekonferenz, als den neuen Orchesterprobensaal. Mit einer kühlen Johannisbeerschorle in der Hand und dem Ausblick auf die Maximilianskirche erwarteten die Vertreter der verschiedensten Medien die Männer, die dem Gärtnerplatztheater in der laufenden Saison zu so viel Erfolg verholfen haben. Mit stolzen 97,98 % Auslastung und 99994 Zuschauern bis zum 24. April kann sich das neueröffnete Staatstheater schmücken. Schöne Zahlen für einen Theaterbetrieb, wobei Staatsintendant Köpplinger sich auch bewusst ist, dass diese auch mitunter der Neugier auf das neu renovierte Haus geschuldet sind. Nichtsdestotrotz wollen sein Team und er die Ideale des Theaters auch in der nächsten Spielzeit weiter verfolgen, die es eben von so vielen anderen Kultureinrichtungen unterscheidet: Konventionelles Theater muss nicht schlecht sein. Dies ist es eben, das das Gärtnerplatztheater für jeden einzelnen interessant macht. Auch, wenn die Inszenierungen modern und neu gestaltet sind, werden sie den Werken gerecht und jeder kann sie verstehen.
Und Neues gibt es durchaus in der nächsten Saison zu sehen. Gleich drei Uraufführungen stehen auf dem Spielplan. Im Dezember öffnet sich der Samtvorhang (dem das neue Spielzeitheft thematisch gewidmet ist) für die weltweit erste Opernfassung von Michael Endes berührendem Roman Momo, erschaffen von Wilfried Hiller und Wolfgang Adenberg. Gleich im nächsten Monat weht dann ein Hauch der Dreißigerjahre durch das Theater in der Revueoperette Drei Männer im Schnee nach Erich Kästner, die gemeinsam von den vier Komponisten Konrad Koselleck, Christopher Israel, Benedikt Eichhorn und Thomas Pigor (der auch das Buch verfasst) im Auftrag des Gärtnerplatztheaters geschaffen wird. Das Ballett unter der Leitung von Karl Alfred Schreiner darf im Juni das Expeditionsballett Atlantis erstmals auf die Bühne bringen.
Bis auf den Opernklassiker La Bohème stehen bei den sonstigen Premieren ausschließlich neuere Werke des 20. und 21. Jahrhundert auf dem Spielplan. Musicalfans dürfen sich auf die Inszenierung von Leonard Bernsteins On The Town freuen, die Josef Köpplinger in St. Gallen inszeniert hat und die im Austausch gegen Priscilla nach München kommt. Zum 100. Geburtstag Gottfried von Einems wurde Dantons Tod als erste Spielzeitpremiere im Oktober ausgesucht, gefolgt von der choreografischen Uraufführung des Balletts Romeo und Julia mit der Gastchoreografin Erna Ómarsdóttir, die mit den Tänzern bereits im Rahmen von Minutemade arbeiten durfte. Für das Amüsement sorgen dann der Einakter L’Heure Espagnole von Ravel, der im April auf der Probebühne gezeigt wird und Henzes Der junge Lord, der im Mai Premiere feiern darf.
Insgesamt 29 Produktionen werden 2018/2019 im Gärtnerplatztheater zu sehen sein, darunter Klassiker wie Hänsel und Gretel, Martha und Die Zauberflöte und die Kassenschlager My Fair Lady, Im Weissen Rössl, Tschitti Tschitti Bäng Bäng und selbstverständlich Priscilla – Königin der Wüste.
Foto: Christian POGO Zach
Auch das Orchester darf wieder unter der Leitung von Anthony Bramall und seinen Kollegen das Publikum mit Konzerten verwöhnen. Das Neujahrskonzert wechselt diesmal von London nach Venedig, dazu werden Hector Berlioz’ wundervolle Symphonie Phantastique und Franz Liszts Faust-Symphonie präsentiert. Die Barockkonzert widmen sich diesmal Antonio Vivaldi, in kleinerer Besetzung werden im Foyer wieder verschiedene Kammerkonzerte aufgeführt.
Gespannt darf man auf die Liederabende mit einzelnen Ensemblemitgliedern sein, die über das Jahr verteilt im Orchesterprobensaal, dem Foyer und dem Salon Pitzelberger stattfinden. Vom Musiktheater wird sich schließlich an zwei Abenden entfernt bei den Gastspielen von Louie’s Cage Percussion und den österreichischen Chartstürmern Paul Pizzera und Otto Jaus (letzterer dürfte dem Münchner Publikum noch als Toni Schlumberger in der Zirkusprinzessin bekannt sein).
Neben Momo, Hänsel und Gretel und Tschitti Tschitti Bäng Bäng ist selbstverständlich auch wieder einiges speziell für das junge Publikum geboten. Weiterhin darf die Maus Anton aus dem Opernhaus berichten, unterwegs zu den Schulen ist Elaine Oritz Arandes mit Was macht man mit einer Idee?. Die Jugendgruppe widmet sich in der nächsten Saison der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo.
Man sieht also, es ist wieder für jeden etwas geboten im Gärtnerplatztheater! Wir sind guter Dinge, dass die Zuschauer auch weiterhin dem neuen Stammhaus treu bleibt, man darf aber angesichts der restlos ausverkauften Abos in dieser Spielzeit durchaus optimistisch sein. Auch durch die Verstärkung des Ensembles durch vier Mitglieder können wir auch in Zukunft von bester Musiktheaterqualität in allen Genres ausgehen.
Alle Infos und Inszenierungen der neuen Saison sind natürlich im neuen Spielzeitheft und der Webseite zu sehen. Auch die Künstler des Theaters freuen sich auf die neuen Herausforderungen. Denn um Josef Köpplinger zu zitieren: „Wenn der Vorhang aufgeht, sind wir alle eins.“
Spielplan Saison 2018/2019
Ähnliche Artikel
Marina am 5. Februar 2018 22:28 Oder: Die Liebe zur Operette
Wenn ich heute immer mit großer Vorfreude das Gärtnerplatztheater besuche, kann ich mir eigentlich kaum noch vorstellen, dass ich bis vor einigen Jahren das Genre der Operette überhaupt nicht so spannend fand. Erst durch ein wirklich interessantes Seminar im Rahmen meines Theaterwissenschafts-Studiums und vor allem der Regiehospitanz bei der Zirkusprinzessin im Jahr 2014 wurde meine Liebe zu diesem – zu Unrecht – unterschätzten Teil des Musiktheaters geweckt. Da trifft es sich ja umso mehr, dass ihm hier eine regelmäßige Plattform geboten wird.
Auch am letzten Januarabend standen einige junge Leute in Form von Schulklassen auf dem Gärtnerplatz und nicht alle der Schüler schienen so motiviert wie die Lehrer und Besucher. Doch seien wir mal ehrlich, die wenigsten Schüler waren auch in meiner Schulzeit große Fans von Theaterbesuchen. Doch schon bald nach Vorstellungsstart war von Missmut nichts mehr zu spüren im Saal.
Das liegt vor allem an der spannenden Inszenierung unseres Staatsintendanten Josef Köpplinger, der die Operette von Paul Abraham in ein Theater im Theater verwandelt. Im Original werden die zum Tode verurteilten Ungarn Rittmeister Koltay und sein Diener Jancsy von ihrem Gefängniswächter im Austausch gegen eine Geige frei gelassen. Das scheint doch etwas zu einfach und willkürlich. Im Gärtnerplatztheater fordert der russische Leutnant Petroff Koltay kurz vor der Hinrichtung auf zu erzählen, was er jetzt in Freiheit tun würde. Also erzählt der Ungar, wie er seine Verlobte Viktoria suchen würde, die inzwischen aber einen amerikanischen Botschafter geheiratet hat. Sie ist hin und her gerissen zwischen der Liebe zu ihrem totgeglaubten Verlobten und der Dankbarkeit gegenüber ihrem Ehemann, woraufhin Koltay wieder freiwillig in Gefangenschaft geht. Dagegen findet sein Diener Jancsy in Viktorias Zofe die große Liebe.
Foto: Christian POGO Zach
Durch die Tatsache, dass das beeindruckende Bühnenbild des russischen Gefangenenlagers ein verfallenes Theater zeigt, in das durch die kaputten Fenster der Schnee weht, wird die Erzählung mitten in das Elend des Gefangenenlagers mit Frauen, Kindern, Soldaten und Verwundeten gebracht. Zwischen grauen Mänteln und Dreck erscheint also Viktoria im eleganten Seidenkleid und japanische Kirschblüten rieseln von der Decke. Tatsächliche Kulissenteile dieser „Traumwelt“ sind zum Großteil nur auf der kleinen Bühne zu finden. Immer wieder wird die Erzählung Koltays unterbrochen durch seine Bewacher oder eine kleine Revolte der Gefangenen. Das nimmt der Operette also viel Kitsch und holt sie immer wieder zurück in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, in der sie eigentlich spielt.
Dies ist inzwischen scheinbar ein beliebter Kniff Köpplingers, schließlich wurde auch bei der Wiedereröffnungsinszenierung der Lustigen Witwe das Idyll gebrochen durch den Beginn eben dieses Krieges. Und gerade das macht solche Stücke heute auch für das junge Publikum interessant, das eben seine Liebe zur Operette oder zum Theater im Allgemeinen manchmal erst noch entdecken muss, was man aber eher durch solche fantasievollen Werke schafft als durch provokantes Regietheater.
Daniel Prohaska und Alexandra Reinprecht dürften sich ja inzwischen als Operetten-Traumpaar im Gärtnerplatztheater etabliert haben, schon bei der Zirkusprinzessin durfte ich von Anfang an erleben, wie sie ihre unglücklich verliebten Helden doch zusammen brachten. Ihr Zusammenspiel ist auch bei Viktoria und ihr Husar sehr emotional und intim, wenn auch Koltay in seiner rasenden Eifersucht tatsächlich manchmal sogar ein wenig bockig anmutet. Dass sich die beiden Charaktere eigentlich während der gesamten Inszenierung nicht wirklich treffen kann man bei all dem Herzschmerz und Glück fast vergessen, ebenso wie das Ende, in dem das Schicksal der beiden offen bleibt.
Bei allem Drama um das Hauptpaar tun die rasanten Beziehungen der beiden Buffo-Paare natürlich trotzdem Herz und Seele der Zuschauer gut. Josef Ellers zeigt einen energiegeladenen Jungspund in Koltays Diener, der sich in Japan auf den ersten Blick in die quirlige Zofe Riquette, gespielt von Katja Reichert, verliebt. Die beiden Jungen spielen und singen bezaubernd! Ihr Duett bei Janczys Bad, bei dem seine Handtücher um die Leistengegend immer knapper werden, ist nicht nur für die Damen im Publikum ein Highlight der Inszenierung. Aber selbst hier wird bei aller Fröhlichkeit auch immer vorgehalten, dass die Handlung doch nur Fantasie ist. Der Körper des jungen Mannes ist mit Wunden übersät und auch nach dem „Bad“ ist er immer noch dreckig.
Foto: Christian POGO Zach
Das dritte Paar besteht aus Viktorias Bruder Graf Hegedüs, in der Wiederaufnahme gespielt von Peter Lesiak und Susanne Seimel als seine halb-japanischen Braut O Lia San, die ein rauschendes asiatisches Hochzeitsfest mit tanzenden Sumo-Ringern und japanischen Schönheiten feiern. Auch sie sorgen für zahlreiche Lacher in diesem Stück, vor allem da sie das frisch verheiratete Ehepaar spielen, die sich schon vor der Hochzeit ständig gegenseitig aufziehen, doch trotzdem unendlich glücklich scheinen.
Viele verschiedene Charaktere, wundervolle Darsteller und die spannenden Kontraste zwischen Fantasie und Realität im Bühnenbild und in den Kostümen machen Viktoria und ihr Husar zu einer ungewöhnlichen und interessanten Inszenierung. Regie und Dramaturgie haben wieder einmal genau an den richtigen Stellen kleine Veränderungen vorgenommen, um das Stück auch für ein Publikum des 21. Jahrhunderts nicht seicht wirken zu lassen und trotzdem das ein oder andere Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. In dieser Saison ist die Operette nur noch am 10. Februar zu sehen, doch ich hoffe sehr, dass wir auch in der nächsten Spielzeit wieder nach Russland, Japan und Ungarn reisen dürfen.
https://www.gaertnerplatztheater.de/de/produktionen/viktoria-und-ihr-husar.html
Dirigat: Andreas Partilla
Regie: Josef E. Köpplinger
Choreografie: Karl Alfred Schreiner
Bühne: Karl Fehringer, Judith Leikauf
Kostüme: Alfred Mayerhofer
Licht: Michael Heidinger
Choreinstudierung: Felix Meybier
Video: Meike Ebert, Raphael Kurig
Dramaturgie: David Treffinger
Leutnant Petroff, Kosak und Lagerleiter in Sibirien: Gunther Gillian
Stefan Koltay, Husarenrittmeister: Daniel Prohaska
Janczy, sein Bursche: Josef Ellers
Unteroffizier Krutow, Lageraufseher: Uwe Thomsen
John Cunlight, amerikanischer Gesandter: Erwin Windegger
Gräfin Viktoria, seine Frau: Alexandra Reinprecht
Graf Ferry Hegedüs auf Doroszma, Viktorias Bruder: Peter Lesiak
O Lia San, Ferrys Braut: Susanne Seimel
Riquette, Viktorias Kammerfrau: Katja Reichert
Bela Pörkölty, Bürgermeister von Doroszma: Florian Wolf
James, Butler von Cunlight: Maximilian Berling
Chor, Orchester, Ballett, Statisterie und Kinderstatisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Ähnliche Artikel
Corinna Klimek am 9. Oktober 2013 23:52 [singlepic id=1618 w=320 h=240 float=left] Im weißen Rössl am Wolfgangsee, da steht das Glück der Tür – wer denkt da nicht an kitschige Operettenseligkeit mit Peter Alexander. Das es auch anders geht, zeigte das Staatstheater Nürnberg bei der Wiederaufnahme des Erfolgsstückes.
Leopold, Oberkellner im weißen Rössl, liebt seine Chefin, die Josepha Vogelhuber, aber die ist in einen Stammgast aus Berlin, einen Dr. Siedler, verschossen. Der wiederum verliebt sich auf den ersten Blick in Ottilie, die Tochter von Wilhelm Giesecke. Dieser grantelnde Berliner mag den Dr. Siedler ja gar nicht, vertritt er doch die Gegenseite in einem Patentstreit mit Papa Sülzheimer aus Sangershausen. Lange wähnt er seine Tochter auf eine Verlobung mit dem Sohn Sülzheimer zusteuernd, der aber ein Auge auf Klärchen, die Tochter des Privatgelehrten Hinzelmann geworfen hat. Um das Chaos komplett zu machen, steigt auch noch der Kaiser im Rössl ab, und er ist es, der Josepha den Schubs in die richtige Richtung gibt.
Die Bühne von Toto besteht aus zwei verschiedenen Elementen: ein sehr schön gerahmtes Gemälde vom Wolfgangsee, vor dem sich einige Szenen abspielen und dahinter ein Kubus, der vorne Wirtschaft und hinten Kuhstall ist, aber irgendwie sieht beides gleich aus. Und obendrauf wahlweise ein Berggipfel oder das ominöse Balkonzimmer. Dazu noch ein paar Fenster von oben, die je nach Bedarf nach unten gefahren werden können, fertig ist die Idylle am See. Dazu Kostüme, die durchaus als passend angesehen werden können, wenn man auf Tüllrüschen unterm Dirndl steht. Also beides weder zu realistisch noch zu entfremdet.
Thomas Enzingers Regie setzt auf viele kleine komische Elemente, ohne in den Klamauk abzurutschen. Da muss man schon genau hinsehen, um alles mitzubekommen. Wie die Postbotin die zweite Maß Bier auf ex trinkt zum Beispiel. Oder man dem wackligen Kaiser (sehr souverän Richard Kindley) vom Pferd helfen will und ihn dabei erst mal in Schieflage bringt. Überhaupt: das Pferd! Und die Kühe! Und die steppenden Schwimmer! Und überhaupt. Das sprüht geradezu vor guter Laune. Lediglich mit der Jodlerin und dem Hahn und ihrem überzogenen Gekreische konnte ich mich nicht anfreunden, aber das ist sicher eine Gewöhnungssache. Er lässt aber genauso die leisen Elemente zu, etwa wenn Josepha mit dem Kaiser spricht.
[singlepic id=1619 w=320 h=240 float=right]Das Staatstheater Nürnberg spielt eine Rekonstruktion der Originalfassung, die erst 2009 in Zagreb wieder aufgetaucht war. Da wechselt sich die Zither mit jazzigen Elementen ab, Slowfox, Walzer, Watschentanz beleben nicht nur die Bühne, sondern auch den Graben. Gábor Káli findet sich in diesem musikalischen Dschungel bestens zurecht und hält Orchester und Bühne immer schön in Einklang. Das ist bei dieser Revueoperette von Ralph Benatzky besonders wichtig, denn sie bezieht viel Komik aus dem exakten Timing. Der Chor zeigt sich spielfreudig und ist gut einstudiert von Tarmo Vaask.
Ein besonderer Coup gelungen ist dem Staatstheater bei der Verpflichtung von Volker Heißmann als Leopold. Der weit über die fränkischen Grenzen hinaus bekannte Kabarettist ist der Publikumsliebling dieser Vorstellung, kein Wunder, er singt nicht nur, sondern wirft auch noch immer wieder scheinbar mühelos tagesaktuelle Pointen in den Raum. Lediglich beim schönsten Liebeslied des Abends Es muss was wunderbares sein lässt er ein bisschen den Schmelz vermissen, den dieses Lied braucht, um authentisch zu sein. An seiner Seite spielt und singt Heike Susanne Daum die Josepha mit Bravour, sie zeigt die empfindliche Seite der resoluten Wirtin, dass es mich fast zu Tränen gerührt hat. Ein besonderes Highlight ist auch Uwe Schönbeck als Giesecke, der polternde Berliner hat das Herz auf dem rechten Fleck. Ein schönes Paar sind Martin Platz als Siedler und Isabel Blechschmidt als Ottilie, rührend schüchtern Monika Reinhard als Klärchen und passend galant-schlüpfrig Wolfgang Gratschmaier als Sigismund. Bis in die kleinste Nebenrolle wurde sehr genau auf den Typ geachtet und so zeigt sich ein homogenes Ganzes, das einen ganzen Abend voller Spaß verschafft. Am Ende verlässt man pfeifend oder summend das Opernhaus.
Musikalische Leitung Gábor Káli, Inszenierung Thomas Enzinger, Bühne und Kostüme Toto, Choreographie Markus Buehlmann, Chor Tarmo Vaask, Dramaturgie Sonja Westerbeck
Heike Susanne Daum (Josepha Vogelhuber, Wirtin zum “Weißen Rößl”), Volker Heißmann (Leopold Brandmeyer, Zahlkellner), Uwe Schönbeck (Wilhelm Giesecke, Fabrikant), Isabel Blechschmidt (Ottilie, seine Tochter), Martin Platz (Dr. Otto Siedler, Rechtsanwalt), Wolfgang Gratschmaier (Sigismund Sülzheimer), Richard Kindley (Kaiser Franz Joseph I), Erik Raskopf (Professor Dr. Hinzelmann), Monika Reinhard (Klärchen, seine Tochter), André Sultan-Sade (Piccolo Gustl), Stefanie Gröschel-Unterbäumer (Kathi), Andrea Jörg (Jodlerin), Tobias Link (Fremdenführer), Adolf Pivernetz (Bergführer)
Weitere Vorstellungen: Sonntag, 13.10.2013 19:00 Uhr • Samstag, 09.11.2013 19:30 Uhr • Montag, 11.11.2013 20:00 Uhr • Freitag, 06.12.2013 20:00 Uhr
Ähnliche Artikel
|
|
Letzte Kommentare