Die Einführung lies es schon erahnen: wer intelligent inszeniertes Musiktheater, das nicht zum Standardrepertoire eines durchschnittlichen Opernhauses gehört, sucht, ist hier goldrichtig.
Beginnend mit dem Vorhang, auf den verschiedenen, verschachtelte Ansichten von Prag zu sehen sind, der dann während der Ouvertüre durchsichtig wird und die gemarterte Emilia Marty zeigt bis zum fulminanten Schluss ist alles in sich stimmig, harmonieren Personenführung, Projektionen, Bühnenbild und Kostüme auf prächtigste miteinander. Lediglich im 2. Akt hätte ich mir gewünscht, dass man für die Projektionen auch eine freie Fläche schafft, der untere Teil der Wand ist nicht glatt und so konnte ich oft nur die obere Hälfte des Gesichtes gut erkennen und der Rest verlor sich irgendwo zwischen Bilderrahmen und Blumentisch. und Talbot Runhof können zwar tolle Kleider für Konfektionsgröße 34 entwerfen, aber das Kleid der Emilia im 1. Akt fand ich von den Proportionen her einfach grauenvoll.
Musikalisch kann ich es nicht beurteilen, ich kannte die Oper vorher nicht, aber mein erster Eindruck ist fantastisch. Ich habe praktisch alles verstanden und zu dem tollen sängerischen Leistungen kommt auch noch eine unglaublich gute szenische Darstellung. Ich hatte den Eindruck eines gesungenen Kammerspiels und da ist natürlich auch die Bühnenpräsenz ein wesentlicher Faktor. Dass Rita Kapfhammer eine wahnsinnige Ausstrahlung hat, weiß jeder, der sie schon mal als Carmen gesehen hat und auch in dieser Oper singt und spielt sie die Emilia Marty absolut überzeugend. Aber auch die restliche Besetzung ist vom Feinsten, Stefan Sevenich ist ein genauso überzeugender Advokat wie Gary Martin als Baron Prus. Tilman Unger gefällt als Albert Gregor ebenso wie Robert Sellier als Janek und Thérèse Wincent als Christa, und auch die restlichen Rollen waren mit John Pickering, Fred Silla-Silhanek, Sonja Leutwyler, Snejinka Avramova und Martin Hausberg sehr gut besetzt.
Ein toller Abend!
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