Es war nicht erstaunlich, dass der Saal der Sebastianskirche in Schwabing so gut gefüllt war, handelte es sich doch um den letzten Auftritt des Publikumslieblings Stefan Sevenich in München, bevor er sein neues Engagement an der Komischen Oper Berlin in der Spielzeit 2012/2013 antritt. Kennt man ihn sonst eher als Spielbass, so zeigte er sich an diesem Abend von seiner etwas ernsteren Seite, wobei das Augenzwinkern nie fehlte.
Lieder und Texte von Kurt Tucholsky standen auf dem Programm, entstanden zwischen 1919 und 1931. Er verarbeitet darin nicht nur seine Erlebnisse aus dem ersten Weltkrieg, sondern kritisiert auch, teils offen, teils versteckt, die Gesellschaft in bester Tradition von Heinrich Heine. Die Texte wurden zum größten Teil durch Hanns Eisler vertont. Die ausgesuchten Texte waren teils schwere Kost und ließen einen auch mal schlucken ob der harten Realität, die sie widerspiegelten, aber auch das Schmunzeln kam nicht zu kurz. Sehr gute Beispiele sind zu nennen “Einkäufe”, “Wenn die Igel in der Abendstunde” oder “Fang nie was mit der Verwandtschaft an!“.
Stefan Sevenich trug die Lieder passend zu ihrem jeweiligen Stil vor, mal ernst, mal humorvoll, mal mit Schmackes, mal sanft. Stefan Laux begleitete ihn dabei ausgezeichnet am Flügel und trug auch die unvertonten Texte sehr pointiert vor. Ein wunderbarer Abend, der zum Nachdenken anregte, zum Nachhören, zum Nachlesen. Ein schöner Abschied aus München!
Letzte Kommentare