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Premiere Rigoletto, Staatstheater am Gärtnerplatz, 30.01.2020

Foto: Christian POGO Zach

Es ist wieder Zeit für einen Opern-Klassiker im Gärtnerplatztheater. Mit Giuseppe Verdis Rigoletto feierte am vergangenen Donnerstag eine der meistgespielten Opern der letzten eineinhalb Jahrhunderte seine fulminante Premiere.

Regie führte Herbert Föttinger, von dem auch die Inszenierung von Don Giovanni stammt, die seit der Umbauzeit bereits im Repertoire des Theaters sehr erfolgreich verankert ist. Auf den ersten Blick fallen durchaus Parallelen auf: ein Mann außerhalb der gesellschaftlichen Gesetze, der sich gerne mit Frauen und Drogen vergnügt und dem die Frauen kaum Widerstand entgegen bringen; eine vielfach einsetzbare Drehbühne; Herren in schicken Anzügen und leicht bekleidete Damen. Natürlich bietet sich der Vergleich zwischen Don Giovanni und dem Herzog von Mantua durchaus an. Föttingers Inszenierung ist optisch und auch in den Übertiteln in die heutige Zeit geholt, die modernste Referenz an die Moderne ist jedoch wohl Rigolettos erstes Kostüm als der Comicschurke Joker. Zugegebenermaßen habe ich mit solch einem prägnanten Element der Popkultur, das man derzeit des Öfteren in Opern sieht (z.B. bei Fidelio in der Bayerischen

Staatsoper und Don Giovanni in der Komischen Oper), ein wenig meine Schwierigkeiten. Als begeisterter Comic-Leser verbinde ich den Joker mit einem gewissenlosen Psychopathen. Rigoletto ist zwar in Föttingers Inszenierung nicht unbedingt ein Sympathieträger, hält er doch seine Tochter durch Kontrollwahn und Grobheit klein, doch zum waschechten Bösewicht reicht es in meinen Augen trotzdem nicht ganz. Eher zum sozial ausgegrenzten Einzelgänger, der durch die gesellschaftliche Ablehnung aufgrund seiner körperlichen Beeinträchtigung auch zum sozialen Krüppel wurde. Natürlich basieren sowohl Rigoletto als auch der Joker auf Romanfiguren von Victor Hugo (aus Le roi s’amuse und L’homme qui rit) und beide finden in der Rolle des Clowns persönliche Freiheit. In dieser Hinsicht kann man also durchaus auch Parallelen ziehen.

Lucian Krasnec zeigt – stimmlich wie gewohnt stark und wunderbar – einen durchaus schwer zu durchschauenden Herzog. Bei seinen Parties tanzt er ausgelassen, scheint am nächsten Tag aber eher, als würde ihn dieser wohlhabender Lebensstil eher belasten. Auch meint man in seinen Szenen mit Gilda tatsächlich wo etwas wie wahre Liebe aufblitzen zu sehen, während er sich kurz darauf wieder fröhlich einer neuen Eroberung widmet. Sehr witzig ist die Szene, als er im Hintergrund seinen perfekten Auftritt für Rigolettos Tochter plant: mit Champagner, Blumen und Musikern, nur um in letzter Sekunde alles zu verwerfen und den riesigen Blumenstrauß auf die Seitenbühne zu schmeißen.

Foto: Christian POGO Zach

Zu Gast am Gärtnerplatztheater ist Aris Argiris als Titelheld Rigoletto. Er schafft den Wandel zwischen dem zynischen Entertainer und dem traurigen Einzelgänger perfekt und sprichwörtlich auf der Bühne, wenn er das schrille Kostüm verpackt und die Schminke aus dem Gesicht wischt. Den liebevollen Vater, den man bei Rigoletto oft erwartet, sucht man jedoch in Föttingers Inszenierung. Er durchwühlt Gildas Sachen und zerrt sie durch die Gegend, während sie ihm ihre töchterliche Liebe beteuert. Auch am Ende scheint er mehr sich selbst zu bemitleiden denn seine Tochter.

Jennifer O’Loughlin scheint als Gilda mit gedecktem Kleid und dicker Brille zwar wie ein echtes “Hascherl”, doch wird schon schnell klar, dass auch dies nur eine Rolle ist. Allein stimmlich steht diese Gilda schon alles andere als unbedarft und unschuldig da (und wer weiß, welches Büchlein sie panisch vor ihrem Vater versteckt). Im Gegensatz zu Rigoletto blüht sie gegenüber dem Herzog enorm auf und setzt sich mutig für ihn ein. Ihr selbstgewähltes Ende scheint sie kaum zu bedrücken, als sähe sie dadurch die Chance, der Herrschaft ihres Vaters zu entfliehen.

Foto: Christian POGO Zach

Spannend sind auch Anna-Katharina Tonauer und Levente Páll als dubioses Geschwisterpaar Maddalena und Sparafucile, die hier scheinbar in einer alten Tankstelle hausen. Während Maddalena die Opfer ihres Bruders anlockt und verführt putzt dieser derweil ausgiebig die verrostete Zapfsäule vor der Türe. Sparafucile scheint in dieser Inszenierung als eine der wenigen Charaktere, die mit ihrem Leben zufrieden sind und dem sein “Beruf” stolz zu machen scheint. Maddalena hingegen träumt eher von einem schöneren Leben, kann sich aber ebenso schwer gegen ihren Bruder behaupten, wie Gilda gegen ihren Vater. Vielleicht fühlen sie sich deshalb auch beide derart zu dem Herzog hingezogen, der ihnen nicht nur Kontrolle aufzwingen will.

Orchester und Solisten lassen dank der energievollen Leitung von Anthony Bramall musikalisch keine Sekunde Langweile aufkommen. Ohne Zögern steuert die Handlung so durch die gesellschaftlichen Missstände und dem tragischen Ende entgegen. Zurecht erhielten die Solisten neben dem vergrößerten Herrenchor minutenlangen, begeisterten Applaus.

 

Noch bis Anfang März ist Rigoletto im Staatstheater am Gärtnerplatz zu sehen. Alle Termine finden Sie im unten stehenden Link.

Dirigat: Anthony Bramall
Regie: Herbert Föttinger
Bühne: Walter Vogelweider
Kostüme: Alfred Mayerhofer
Licht: Michael Heidinger
Video: Raphael Kurig, Meike Ebert
Choreografische Beratung: Karl Alfred Schreiner
Choreinstudierung: Pietro Numico
Dramaturgie: Fedora Wesseler
Rigoletto: Aris Argiris
Herzog von Mantua: Lucian Krasznec
Gilda: Jennifer O’Loughlin
Sparafucile: Levente Páll
Maddalena: Anna-Katharina Tonauer
Graf von Monterone: Christoph Seidl
Giovanna: Ann-Katrin Naidu
Marullo: Ludwig Mittelhammer
Borsa Matteo: Gyula Rab
Graf von Ceprano: Holger Ohlmann
Gräfin von Ceprano: Elaine Ortiz Arandes
Ein Gerichtsdiener: Martin Hausberg
Page der Herzogin: Caroline Adler

Herrenchor, Orchester und Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz

https://www.gaertnerplatztheater.de/de/produktionen/rigoletto.html?m=410

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Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz © Marie-Laure Briane

Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz
© Marie-Laure Briane

Tanz schafft es meist bei mir direkt Gefühle anzusprechen oder zu erzeugen. Das ist also etwas Abstraktes. Gleichzeitig entsteht dann oft auch eine ganz persönliche Geschichte in mir. So wird ein Tanzabend immer zu etwas ganz Persönlichem in mir. Das mag ich. So gibt es eine Spannung darauf, was Musik und Bewegung in mir auslöst.

Luca Seixas, Isabella Pirondi © Marie-Laure Briane

Luca Seixas, Isabella Pirondi
© Marie-Laure Briane

Der neueste Tanzabend im Gärtnerplatztheater hatte dazu die besten Voraussetzungen. Ein tolles Bühnenbild, eine beeindruckende Musik und eine Kompanie, die Bewegungen zeigte, die genau diese Spannung in mir erzeugt. Jedoch war ich hierbei nicht frei, mich ganz auf diese Wirkung einzulassen. Warum? Es gab eine Handlung. Im Programmheft konnte man diese lesen. Das führte insbesondere im ersten Teil dazu, dass ich versuchte, alles in kurze Szenen zu zerlegen, die etwas sehr Konkretes darstellen sollten. Aber gerade in den Ensemblebildern gelang mir das kaum. So waren eher Fragen, die mich grübeln ließen, im Kopf als ein Erleben von Gefühlen im Bauch. Das fand ich sehr schade. Hinzu kam, dass die weißen Overalls zum Teil die körperliche Kunst der Tänzerinnen und Tänzer reduzierten. Ähnliches gilt für den Einsatz der Bühnentechnik. Drehungen und die immer wiederkehrenden schwarzen Kästen der Hubpodien habe ich mittlerweile in (zu) vielen Produktionen des Hauses gesehen. Auch hier lenken mich die zusätzlichen Bewegungen davon ab, die Gefühle des Tanzes wirken zu lassen. Genauso wie die Frage, weshalb „das Wesen“ in Gefangenschaft sich optisch (blau) von denen in „freier Wildbahn“ (beige) so stark unterscheidet.

Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz © Marie-Laure Briane

Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz
© Marie-Laure Briane

Und jetzt frage ich mich zum Schluss noch, warum mich diese Gedanken jetzt noch beschäftigen, als einfach diese auszublenden und an den berührenden Tanz zu denken. Es bleibt die Hoffnung, dass ich mich in der nächsten Vorstellung davon lösen kann und die Gefühle direkt wirken.

Ballett von Karl Alfred Schreiner

mit Musik von Pēteris Vasks, Fredrik Gran, Fazil Say, Elena Kats-Chernin, Brett Dean, Erkki-Sven Tüür

BESETZUNG am 07.06.2019
Dirigat Michael Brandstätter
Choreografie Karl Alfred Schreiner
Bühne Julia Müer, Heiko Pfützner
Kostüme Alfred Mayerhofer
Licht Michael Heidinger
Video Meike Ebert
Dramaturgie David Treffinger

Ein Wissenschaftler Luca Seixas
Eine Atlantikerin Isabella Pirondi
Projektleiter Thomas Martino
Ensemble
Alessio Attanasio, Özkan Ayik, Guido Badalamenti, Rita Barão Soares, David Cahier, Anna Calvo, Marta Jaén, Rodrigo Juez Moral, Mikayla Lambert, Amelie Lambrichts, James Nix, Ariane Roustan, Verónica Segovia, Javier Ubell, David Valencia, Lieke Vanbiervliet, Chiara Viscido

Klavier Oleg Ptashnikov

Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Weitere Termine:

Mo 10.06.2019 18.00 Uhr
Mi 12.06.2019 19.30 Uhr
So 16.06.2019 18.00 Uhr
Di 25.06.2019 19.30 Uhr
So 07.07.2019 18.00 Uhr

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Premiere La Bohème, 28.03.2019, Gärtnerplatztheater

Die Münchner Schickeria spielt “Arme Künstler“ – zur Premiere von „La Bohème“ am Gärtnerplatztheater

 Liviu Holender (Schaunard), Lucian Krasznec (Rodolfo), Camille Schnoor (Mimì) © Marie-Laure Briane

Liviu Holender (Schaunard), Lucian Krasznec (Rodolfo), Camille Schnoor (Mimì)
© Marie-Laure Briane

Eine Altbauwohnung, die an Wänden und Boden mit schwarz-weißen Graffiti besprüht ist, selbst der große Kamin wird davon nicht verschont. Die Fenster sind ausgehängt und stehen an der Wand, so dass es hereinschneien kann. Die Männer-WG um Dichter Rudolfo und Maler Marcello singt von der Kälte, aber die nimmt man ihnen nicht so recht ab, bräuchten sie doch nur die Fenster wieder einhängen und sich in die Pelzdecke kuscheln, die auf dem Sofa liegt.

Was mit vielen Fragezeichen in meinem Kopf beginnt scheint dennoch die ersten beiden Bilder über zu funktionieren. Die Bohème ist nicht ein über 100 Jahre alter Zopf, Bohème ist jetzt und hier. Statt in die Vergangenheit zu führen holt Regisseur Bernd Mottl das Publikum in seiner Wirklichkeit ab. In dieser Boheme gibt es Tablets und Handys, eine schrille Szenekneipe und Fastfood. Krankheit gibt es heute auch, ungewöhnliche Lebensstile ebenso. Warum also nicht? Ungleiche Paare finden sich und versuchen ihre Beziehung zu gestalten. Dass da ein Apple-Pencil als „vermaledeite Feder“ durch den Raum fliegt, letzte Fotos per Tablet geschossen werden – all das passt irgendwie.

Faszinierend: die Bühnenumbauten vor Publikum – die Fensterfront fährt zurück, das Sofa versinkt im Boden und flugs wird aus dem Graffiti-Loft des ersten Bildes die Szenekneipe mit schrillen Gestalten inclusive als Christbaum verkleidetem Spielwarenhändler und strippendem Weihnachtsmann. Herausragend und passend zur Rolle ein wenig spitz gesungen die als Hobby-Domina gestylte Maria Celeng als Musetta. Grandios wickelt sie ihren Sugar-Daddy (Holger Ohlmann) um den kleinen Finger und flirtet, was das Zeug hält.

 Matija Meić (Marcello), Levente Páll (Colline), Lucian Krasznec (Rodolfo), Christoph Filler (Schaunard) © Marie-Laure Briane


Matija Meić (Marcello), Levente Páll (Colline), Lucian Krasznec (Rodolfo), Christoph Filler (Schaunard)
© Marie-Laure Briane

Schwieriger wird es dann aber ab dem dritten Bild. Rudolfo und Mimi wollen sich trennen: Rudolfo weiß, dass Mimi schwer krank ist und weil er ihr nicht helfen kann und ihr nicht das Leben bieten kann, das sie verdient, rät er ihr, sich doch einen besseren, reicheren Freund zu suchen – was sie dann schließlich halbherzig auch tut. Ja, und das passt dramaturgisch so gar nicht: wenn diese Bohemiens gar nicht wirklich arm sind, sondern nur damit kokettieren, dann bräuchten sie ja bloß auf die reiche Verwandtschaft zurückgreifen oder auf Marcellos viele Geldscheine, die er mal eben so aus seiner Hosentasche zieht. Nein, das überzeugt mich keineswegs! Für mich liegt die Tragik und Sozialkritik des Stückes gerade in der Zumutung, dass armen Menschen der Zugang zu ärztlicher Versorgung mangels finanzieller Mittel versperrt bleibt – eine Realität des 19. Jahrhunderts, die wir heute gottlob so nicht erleben müssen.

Sängerische Highlights sind Camille Schnoor als Mimi, die wunderbar zart und zerbrechlich singen kann, aber auch eine kraftvolle Tiefe aufweist. Sie ist keine leidende Unterschicht-Arbeiterin, sondern ein durchaus selbstbewusstes Wesen, das sich der Schwere ihrer Krankheit vielleicht wirklich nicht bewusst ist. Herrlich gefühlvoll mit leichter, lockerer Höhe ihr Gegenpart, Lucian Krasznec. Habe ich schon öfter bei den Spitzentönen mit manchem Tenor mitgezittert (kriegt er ihn oder eher nicht…), letztens an der Lindenoper in Berlin, so schmelze ich hier nur so dahin. Dieser Rudolfo ist schwärmerisch, von zärtlicher Liebe ergriffen zu seiner Nachbarin und die Verzweiflung im letzten Bild bei ihrem Tod ist so intensiv gespielt, dass mir die Gänsehaut kam. Kein Geschmettere, keine Selbstdarstellung – das ist ein Rudolfo, wie er sein sollte!

 Chor und Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Statisterie © Marie-Laure Briane


Chor und Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Statisterie
© Marie-Laure Briane

Auch die Kollegen der Männer-WG sind durchweg hervorragend besetzt, allen voran Matija Meić als Maler Marcello, der absolut glaubhaft macht, dass er von Musetta trotz einiger schwerwiegender Differenzen nicht loskommt.

Das von Chefdirigent Antony Bramallsouverän geführte Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz zeigt alle Nuancen von Puccinis bildhafter Musik. Dass diese Transparenz und Farbigkeit gelingt, mag auch an der – wie ich finde hervorragenden – neuen Aufstellung des Orchesters liegen. Endlich hört man die Holzbläser klar und auch die Hörner kommen besser zur Geltung als unter der Bühne im Eck. Lediglich die Harfe ist mir noch etwas zu unscheinbar und wenig prägnant, was an ihrer unglücklichen Positionierung im Graben liegen mag.

Fazit: eine interessante, aber für mich nicht durchgehend stimmige Interpretation der Regie, aber musikalisch ein absoluter Leckerbissen, den sich Puccini-Freunde nicht entgehen lassen sollten. Vielleicht trägt ja die flippige Inszenierung dazu bei, dass auch Opernneulinge jüngeren Alters Geschmack an dem herrlichen Stück finden. Das wünsche ich mir jedenfalls!

Musikalische Leitung Anthony Bramall
Regie Bernd Mottl
Bühne Friedrich Eggert
Kostüme Alfred Mayerhofer
Licht Michael Heidinger
Choreinstudierung Pietro Numico
Dramaturgie Daniel C. Schindler

Rodolfo Lucian Krasznec / Arthur Espiritu
Schaunard Liviu Holender / Christoph Filler
Marcello Matija Meić / Mathias Hausmann
Colline Levente Páll / Christoph Seidl
Benoît Martin Hausberg
Mimì Camille Schnoor / Suzanne Taffot
Musetta Mária Celeng / Jasmina Sakr
Parpignol Stefan Thomas
Alcindoro Holger Ohlmann
Sergeant Thomas Hohenberger
Zöllner Martin Hausberg

Chor und Kinderchor und Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

weitere Termine
Do 04.04.2019 19.30 Uhr
Sa 06.04.2019 19.30 Uhr
Fr 10.05.2019 19.30 Uhr
Mi 29.05.2019 19.30 Uhr
So 09.06.2019 18.00 Uhr
Do 11.07.2019 19.30 Uhr
Sa 13.07.2019 19.30 Uhr
Do 18.07.2019 19.30 Uhr

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Uraufführung Gefährliche Liebschaften, 22.02.2015, Gärtnerplatztheater (im Cuvilliéstheater)

[singlepic id=2072 w=320 h=240 float=left]Eine berühmte Romanvorlage und bekannte Adaptionen machen eine Neuinterpretation schwierig. Das Team um Regisseur Josef Köpplinger konnte mit der Uraufführung des Musicals Gefährliche Liebschaften trotzdem neue Akzente setzen.

Die Marquise de Merteuil ist eine Meisterin im Intrigenspiel um Macht und Sex. Sie möchte, dass der Vicomte de Valmont eine ehemalige Klosterschülerin verführt, die kurz vor der Heirat mit einem Grafen steht. Dieser war einst der Liebhaber der Marquise und hatte sie verlassen, das hat sie ihm nicht verziehen. Doch Valmont ist hinter der prüde-verschlossenen Madame de Tourvel her, ihre Eroberung sieht er als sein Meisterstück. Sollte ihm dies gelingen, winkt ihm als Belohnung eine Liebesnacht mit der Marquise, die gegen ihn gewettet hat. Anfangs läuft alles nach Plan, aber als Valmont sich in Madame de Tourvelle verliebt, wenden sich die Intrigen der Marquise gegen sie selbst.

[singlepic id=2073 w=320 h=240 float=right]Dass das Stammhaus am Gärtnerplatz mittlerweile seit fast drei Jahren geschlossen ist, bedeutet Unannehmlichkeiten, aber auch Chancen. Die Musicaluraufführung von Gefährliche Liebschaften im wundervollen Rokokoambiente des Cuvilliéstheaters spielen zu können, ist definitiv eine. Die aufwendigen Kostüme von Alfred Mayerhofer passen perfekt in die Zeit und lassen ein Gefühl für die Zeit aufkommen. Die Bühne von Rainer Sinell ist schon fast sensationell in ihrem raffnierten Understatement: eine Treppe, ein Podest, ein riesiger Spiegel und ein paar wechselnde Möbel auf einer Drehbühne lassen vom Opernhaus über ein intimes Bouduoir bis hin zum Nonnenkloster alles entstehen. Das Podest ist wirklich genial: der Boden wechselt immer wieder, schachbrettartige Fliesen, fließender Stoff, Blätter und rinnendes Blut werden passend zur jeweiligen Handlung angezeigt. Zusammen mit dem Spiegel, der beweglich ist und in verschiedene Höhen und Neigungswinkel gefahren werden kann, ergeben sich je nach Sitzposition des Betrachters verschiedene faszinierende Einblicke. Das Licht von Michael Heidinger und Regisseur Josef Köpplinger ist sehr athmosphärisch.

[singlepic id=2056 w=320 h=240 float=left]Zusammen mit seinem Co-Regisseur und Choreograf Adam Cooper gelingt letzterem eine überzeugende Umsetzung des bekannten Stoffes. Es passiert sehr viel auf der Bühne, so dass man schon sehr genau oder am Besten mehrfach hinschauen muss, um alles mitzubekommen. Manches passiert sogar gleichzeitig, da wird ein Brief geschrieben und gelesen, in einem Zug oder nahtlos ineinander übergehend. Briefe spielen natürlich eine große Rolle, ist doch die literarische Vorlage von Choderlos de Laclos ein Briefroman. Als besonders beeindruckend empfand ich die Szene, als die Briefe der Marquise vom Himmel fallen und einer mit ein bisschen Verzögerung schon fast majestätisch zu Boden schwebte. Die Regie arbeitet die Figuren sehr gut heraus, vor allem der Wandel der Madame de Tourvel von der zurückhaltenden, fast schon vergeistigten Prüden zur rückhaltlos verfallenen Liebenden war gut nachvollziehbar. Und ja, es gibt einigen Sex in diesem Stück, schließlich gehts ja darum. Aber er ist immer mit Gefühlen verbunden – Gier, Liebe, Hass – so dass man das Gefühl hat, die Darstellung gehört

[singlepic id=2049 w=320 h=240 float=right]Das Libretto von Wolfgang Adenberg bietet eine ansprechende Umsetzung des Stoffes, er hält die Spannung den ganzen Abend. Die Musik von Marc Schubring erschließt sich so richtig leider erst beim mehrfachen Hören. Sein Anspruch, sie von Parfüm zu Gift zu verwandeln, hat zur Folge, dass bis kurz vor der Pause kein einziger wirklich eingängiger Song dabei ist, allerdings dreht er dann mit Valmonts Allmächtig auch mächtig auf. Nach der Pause beginnt das Gift zu wirken und das Erzähltempo wird schneller und die Melodien eingängiger. Das Orchester unter Andreas Kowalewitz arbeitete feinste Klangnuancen heraus, die dem Stück Tiefe verliehen. Die Sänger überzeugten in ihren jeweiligen Rollen, sie spielten sehr expressivund leidenschaftlich und sangen auch ganz hervorragend.

Standing Ovation für eine gelungene Uraufführung eines Musicals, das die deutsche Musiktheaterlandschaft bereichert.

Musik von Marc Schubring, Buch und Liedtexte von Wolfgang Adenberg. Nach dem Roman von Choderlos de Laclos. Auftragswerk des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Musikalische Leitung Andreas Kowalewitz, Regie Josef E. Köpplinger, Choreografie u. Co-Regie Adam Cooper, Bühne Rainer Sinell, Kostüme Alfred Mayerhofer,Licht Michael Heidinger / Josef E. Köpplinger, Video Raphael Kurig / Thomas Mahnecke, Dramaturgie Michael Otto

Marquise de Merteuil Anna Montanaro, Vicomte de Valmont Armin Kahl, Madame de Tourvel Julia Klotz, Cécile de Volanges Anja Haeseli, Chévalier de Danceny Florian Peters, Madame de Rosemonde Gisela Ehrensperger, Madame de Volanges Carin Filipčić, Azolan Erwin Windegger, Joséfine de Fontillac / Madame Gérard u. a. Anna Thorén, Émilie / Nonne u. a. Nazide Aylin, Julie u. a. Evita Komp, Christine / Opernsängerin u. a. Eva Aasgaard, Victoire u. a. Johanna Zett, Prévan u. a. Carl van Wegberg, Belleroche / Gérard u. a. Peter Neustifter, Jean / Comte de Gercourt u. a. Jörn Linnenbröker, Steuereintreiber / Priester u. a. Florian Hackspiel, Statisterie und Kinderstatisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Dauer 2 Stunden 45 Minuten, Altersempfehlung ab 15 Jahre

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Premiere Tschitti Tschitti Bäng Bäng, 30.04.2014, Gärtnerplatztheater (im Prinzregententheater)

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[singlepic id=1866 w=320 h=240 float=right]Die Szene wechselt ständig, die Bühne ist wie gezeichnet, wirklich sehr, sehr schön. Die Techniker an diesem Abend haben wirklich herausragend gearbeitet, jeder Wechsel klappte reibungslos. Bedingt durch die vielen Darsteller und die ständigen Szenenwechseln braucht es natürlich auch viele Kostüme, die Alfred Mayerhofer wirklich zauberhaft entworfen hat. Ungefähr 700 wären es, erzählte er bei der Einführung. Das ist natürlich aufwändig, aber es lohnt sich. Die Choreografie von Ricarda Ludigkeit hat sehr viel Schwung, einer der Höhepunkte des Abends war sicher der Bombie-Samba, im sehr langen Applaus gab es sogar Zugabe-Rufe. Die Melodien gehen selbst Menschen wie mir, die den Film nicht kennen, sofort ins Ohr. Das Publikum folgte atemlos der Handlung, es war bei einer Dauer von 2 Stunden 40 Minuten keine Sekunde weder für das junge Publikum noch für die Erwachsenen langweilig. Die Regie von Josef E. Köpplinger zeigt einmal mehr, wie gut er sich auf das jeweilige Stück einstellen kann, da stimmt jede Geste, da klappten die Slapstickmomente genauso gut wie die etwas ruhigeren, etwa wenn Caractacus seine Kinder ins Bett bringt oder er und Truly sich zum ersten Mal tief in die Augen schauen. Es passiert unglaublich viel auf der Bühne, einmal ansehen ist wirklich zu wenig, man hat immer grad irgendwas verpasst. Ein wirklich toller Abend für alle Generationen. In meiner Begleitung waren drei einer Familie und alle waren begeistert.

[singlepic id=1865 w=320 h=240 float=left]Die beiden sehr talentierten Kinder Marinus Hohmann und Amelie Spielmann waren die unbestrittenen Stars des Abends. Sie wirkten sehr natürlich und hatten nicht nur viel zu Singen, sondern auch sonst sehr viel Text und waren sehr präsent auf der Bühne. Peter Lesiak als Caractacus und Nadine Zeintl als Truly sind den Münchner mittlerweile von ihren vorherigen Produktionen ein Begriff und waren ein tolles Paar. Ihre Gegenspieler, Baron und Baronin Bomburst, wurden von Erwin Windegger und Sigrid Hauser verkörpert, die beiden sind ebenfalls keine unbekannten in München mehr. Besonders Sigrid Hauser räumte mit ihrer fabelhaften Darstellung der kinderfeindlichen Baronin im großen Stil ab, die Wandlung von der resoluten Rösslwirtin über die naive Erma in Anything Goes zur schnuckelig-bösen Baronin ist äußerst gelungen. Die vielseitige Sängerin wird ab Juli als Hotelbesitzerin Schlumberger in der Zirkusprinzessin zu sehen sein.

Frank Berg war ein sehr liebenswerter Großvater Potts und Markus Meyer verlieh dem Kinderfänger etwas Dämonisches, das mir Schauer über den Rücken liefen lies. Eigentlich müsste man wirklich jeden Einzelnen erwähnen, es ist ein großartiges Ensemble, das Josef E. Köpplinger für das Stück verpflichtet hat. Der Chor (Einstudierung Jörn Hinnerk Andresen) zeigte mal wieder, wie eigentlich immer, dass er nicht nur Singen, sondern vor allem auch Spielen kann. Das trägt zum Gelingen von Stücken wie diesem maßgeblich bei. Der Kinderchor, bestens vorbereitet von Verena Sarré, ist sicherlich einer der Besten in Deutschland. Auch das Ballett schien Spaß zu haben, das Publikum hatte ihn sicherlich. Last but not Least zeigte das Orchester unter dem 1. Kapellmeister Michael Brandstätter seine Wandlungsfähigkeit und trug dazu bei, dass dieser Abend ein ganz großer wurde.

[singlepic id=1864 w=320 h=240 float=right]Ich bin jetzt noch heiser vom vielen Bravo rufen, die Zuschauer im ausverkauften Prinzregententheater sprangen wie ein Mann auf, nachdem der Vorhang sich geschlossen hatte und der Applaus wollte schier nicht enden. Selten habe ich so großen Jubel gehört und noch seltener habe ich aus vollem Herzen mitgemacht. Danke für diesen großartigen Abend an ein großartiges Staatstheater!

Kontinentale Erstaufführung

Musik und Gesangstexte von Richard M. Sherman und Robert B. Sherman, für die Bühne bearbeitet von Jeremy Sams und Ray Roderick, basierend auf dem gleichnamigen MGM-Film, Deutsch von Frank Thannhäuser Dauer ca 2 Stunden und 40 Minuten

Musikalische Leitung Michael Brandstätter, Regie Josef E. Köpplinger, Choreografie Ricarda Regina Ludigkeit, Bühne Judith Leikauf, Karl Fehringer, Kostüme Alfred Mayerhofer, Licht Michael Heidinger, Dramaturgie Michael Otto

Caractacus Potts Peter Lesiak, Truly Scrumptious Nadine Zeintl, Großvater Potts Frank Berg, Baron Bomburst Erwin Windegger, Baronin Bomburst Sigrid Hauser, Der Kinderfänger Markus Meyer, Jeremy Potts Marinus Hohmann, Jemima Potts Amelie Spielmann, Boris David Jakobs, Goran Hannes Muik, Lord Scrumptious / Ausrufer u.a. Alexander Franzen, Der Spielzeugmacher / Bill Coggins u.a. Frank Winkels, Truthahnzüchter Patrick A. Stamme, Schrotthändler / Hauptmann / Sidney Andreas Goebel, Violet Evita Komp, Edison / Soldat Nicola Gravante, Miss Phillips Susanne Seimel, Erfinder Alexander Franzen, Carl van Wegberg, Patrick A. Stamme, Peter Neustifter, Jörn Linnenbröker, Christian Schleinzer, Ensemble Carl van Wegberg, Kerstin Ibald, Patrick A. Stamme, Peter Neustifter, Andreas Goebel, Evita Komp, Jörn Linnenbröker, Corinna Ellwanger, Nicola Gravante, Katharina Lochmann, Christian Schleinzer, Susanne Seimel, Chor, Kinderchor und Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Weitere Vorstellungstermine
Mi. 30. April 2014 19.30 Uhr, Fr. 2. Mai 2014 19.30 Uhr*, So. 4. Mai 2014 18.00 Uhr*, Di. 6. Mai 2014 19.30 Uhr, Do. 8. Mai 2014 19.30 Uhr, Sa. 10. Mai 2014 19.30 Uhr*, Mo. 12. Mai 2014 19.30 Uhr, Mi. 14. Mai 2014 19.30 Uhr, Fr. 16. Mai 2014 19.30 Uhr*, Sa. 17. Mai 2014 19.30 Uhr*, So. 18. Mai 2014 18.00 Uhr* * KiJu-Vorstellung Altersempfehlung ab 6 Jahren

Weitere Vorstellungen im September 2014

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