Ich hatte mir fest vorgenommen, mit einem offenen Geist in diese Vorstellung zu gehen. Doch leider war die Inszenierung bei mir schon nach drei Minuten unten durch. Wer eine Ouvertüre so lang andauernd und nachhaltig stört, sollte sich vielleicht Peter-Alexander-Liedern zuwenden. Es soll auch Besucher einer Ballettvorstellung geben, die nicht der knackigen Körper, sondern der Musik und der Bewegung wegen kommen. Denen sei diese Aufführung nicht empfohlen. Auch später quasseln die Blumen mitten in die Harfe hinein. Wer so wenig Respekt vor der Musik hat, kann meiner Meinung nach keine gute Choreografie machen. Auch hatte ich im ersten Teil immer wieder das Gefühl, dass es eigentlich egal ist, was im Graben gespielt wird. Musik und Tanz passten nicht wirklich zusammen.
Leider hat es sich Hans Henning Paar auch nicht nehmen lassen, dem bei Jung und Alt beliebten Stück seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken. Zuckerburg ade, Märchen olé. Nur dass diesen Märchen ganz klar der rote Faden fehlt, dass man sich manchmal am Kopf kratzt und fragt, was genau denn das jetzt für ein Märchen gewesen ist. Aber wen interessiert das schon, wenn man es so schön rote Blätter regnen lassen kann. Getanzt wurde übrigens für meinen Geschmack recht gut, zumindest Semi-Klassisch, mehr war wohl nicht drin. Caroline Fabre als Zuckerfee zeigte Spitzentanz und den sieht man ja wahrhaftig selten im schönsten Theater Münchens.
Den meisten Applaus erntete am Ende aber das Orchester unter Oleg Ptashnikov, zu Recht, wie ich meine.
Übrigens, hier wird der aktuelle Nussknacker der Semperoper vorgestellt. Der ist auf jeden Fall einen zweiten Blick wert:
Ich schreibe derzeit noch nicht über ein bestimmtes Thema, das mich aber nichtsdestotrotz sehr beschäftigt. Wenn man mich darauf per Mail oder als Kommentar hier im Blog anspricht, erfordert es eine gültige Mailadresse wenn ein Gespräch daraus werden soll. Mittlerweile teste ich erst die Mailadresse, bevor ich einen ellenlangen Text schreibe, aber das ist sehr frustrierend!
wer mir eine Mail über das Kontaktformular sendet, möge doch bitte darauf achten, die Mailadresse richtig zu schreiben, wenn ich reagieren soll.
Ja, die in der Mail angesprochene Tatsache ist mir bekannt und hier gibt es demnächst einen Kommentar dazu. Also die Nachtgedanken fleißig weiterlesen 😉
Um den größtmöglichen Gegensatz zu haben, sitze ich bei der zweiten Vorstellung im Parkett vorne, so auch diesmal. Leider scheinen immer mehr meiner Mitzuschauer der Auffassung zu sein, sie würden mit ihrer Karte das Recht erwerben, sich wie zu Hause vor dem Fernseher zu fühlen. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man mal herzlich und situationsbezogen lacht oder ob man wirklich alles, was einem gerade durch den Kopf geht, herausblökt. Neben mir saß ein älteres Paar, man kam vor der Vorstellung ins Gespräch, der Mann sagt,e es fiele ihm schwer, das gesungene Wort zu verstehen und es wäre ihm unangenehm, wenn er dann an den falschen Stellen lachen würde. Hinterher hätte ich ihm sagen können, dass es mit dem Verständnis besser geht, wenn man zuhört statt sich zu unterhalten. Ich belies es dann doch bei einem mörderischen Blick und und einem unmissverständlichen Zischlaut. Von dieser Seite war fortan Ruhe, aber leider bei weitem nicht von allen Seiten. Bin ich empfindlicher geworden oder hat die Rücksichtslosigkeit zugenommen?
Und dabei hätten sie so viel entdecken können an diesem Abend. Gut, auch einen bis zur Lächerlichkeit geschminkten Herrenchor, der aber, anders als ich es in der Premiere empfunden habe, vor allem gegen Schluss seine enorme Spielfreude zeigt, der die mitreißende Choreographie von Vera Würfl präzise umsetzte. Sie hätten eine Ella Tyran als Elvira entdecken können, die mit schöner Stimme und einem bezaubernden Lächeln ihren Mustafà zurückerobert. Sie hätten einen mehr als soliden Taddeo von Manuel Wiencke entdecken können oder den schönen Mezzo von Franziska Rabl. Sie hätten einen Sebastian Campione entdecken können, der als Haly stimmlich und szenisch überzeugte. Sie hätten alle die kleinen, feinen, leisen Stellen des hervorragenden Orchesters unter Lukas Beikircher entdecken können.
Die Gags zündeten übrigens auch beim zweiten Mal und Stefan Sevenich zog wieder alle Register seines gesanglichen und szenischen Könnens, so dass am Ende die Freude überwog. Auch diesmal wieder ausgiebiger Jubel für alle Beteiligten.
Fünfmal habe ich dieses Stück nun gesehen, und das nur wegen der Musik und der Mitwirkenden und trotz der Inszenierung. Konzertant hätte ich vermutlich fast jede gesehen. Das Bühnengeschehen ist so widersprüchlich, das gesungene Wort steht dem Konzept des Übervaters, den Gewaltfantasien, den bösen Träumen entgegen. Wie passt zum Beispiel die Angst von Agathe vor dem Vater zu diesem Teil der Kavatine?
Für mich auch wird der Vater sorgen,
Dem kindlich Herz und Sinn vertraut,
Und wär’ dies auch mein letzter Morgen,
Rief’ mich sein Vaterwort als Braut:
Sein Auge, ewig rein und klar,
Nimmt meiner auch mit Liebe wahr!
Oder es wurde Text gestrichen, um das Libretto passend zu machen. So darf Agathe zum Beispiel sagen
Zudem habe ich so quälende Träume gehabt.
Auf diesem Satz fusst wohl die ganze Inszenierung, die ja als Traum von Agathe konzipiert ist. An diesem Punkt ist sie übrigens noch nicht aufgewacht, träumt diesen Satz also. Kommen Sie noch mit? Ich nicht. Aber entscheidend ist, was fehlt. Dieser Satz zum Beispiel:
Mir träumte, ich sei in eine weisse Taube verwandelt und fliege von Ast zu Ast.
Dann darf sie wieder sagen:
Max zielte nach mir
und es fehlt:
ich stürzte; aber nun war die weisse Taube verschwunden, ich war wieder Agathe, und ein grosser schwarzer Raubvogel wälzte sich im Blute.
Wenn man natürlich ein Libretto so verstümmelt, kann man alles hinein interpretieren. Wäre die Inszenierung ein Presseartikel, wäre eine Beschwerde wegen Zitate, die aus dem Zusammenhang gerissen sind, unausweichlich. Aber Johann Friedrich Kind ist ja schon lang genug tot, da muss man auf so was ja keine Rücksicht nehmen.
Das ist sehr schade, denn die Musik ist wunderschön und die Protagonisten im schönsten Theater Münchens sind fantastisch und haben diese Inszenierung nicht verdient. Christina Gerstberger ist ein absolut tolles Ännchen und auch Sandra Moon als Agathe hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Daniel Fiolka gibt dem Ottokar nicht nur musikalisch Profil und Sebastian Campione ist der Eremit schlechthin. Derrick Ballard muss von Bacchus singen und mit Bier anstoßen, auch ein Schwachpunkt der Inszenierung.
Ich werde sicher den Freischütz auch in der nächsten Spielzeit auf meinen persönlichen Spielplan setzen, trotz der Inszenierung.
Eigentlich wäre ich pünktlich zur Einführung gekommen, leider ist die Ortsbezeichnung auf der Karte etwas irreführend und den kleinen Wegweiser übersieht man in der Eile schon mal. Zu Denken hätte mir auch geben sollen, dass alle Damen gut eingepackt waren, es war in dem Saal nämlich wirklich saukalt. So saß ich nach der Pause mit Jacke im Zuschauerraum, das ging dann einigermaßen.
Die Bühne war entlang der Längsseite des Saales eingerichtet. Das ist so ziemlich das unmöglichste, das ich bisher gesehen habe. Ich hatte eine Karte der teuersten Kategorie in der ersten Reihe des rechten Blockes gekauft, immerhin 48 €, das gebe ich im Theater meines Vertrauens nur selten aus. Dafür konnte ich zwar sehr gut sehen, was sich hin und wieder direkt vor mir abspielte, aber der Hauptteil spielte halt vor dem Mittelblock und teilweise vor dem linken Block, dazu musste ich mich schon arg verrenken. Dadurch, dass die Auftritte durch die geöffneten Saaltüren stattfanden, zog es auch noch wie Hechtsuppe und am Ende hatte ich einen steifen Hals. In den Hubertussaal bringen mich jedenfalls keine 10 Pferde mehr rein und der Veranstalter sollte seine Preisgestaltung vielleicht auch mal überdenken.
Das Bühnenbild bestand lediglich aus ein paar Leitern, die aber witzig und passend eingesetzt wurden. Musikalisch hat es mir gut gefallen, besonders Simona Eisinger als Ninetta und der Countertenor Thomas Lichtenecker in der eigentlich für einen Mezzo gedachten Hosenrolle des Pippo stachen aus der insgesamt guten Ensembleleistung heraus.
Es war schön, diese selten gespielte Oper mal live zu sehen, allerdings verhinderten die äußeren Umstände, das daraus ein toller Theaterabend wurde.
Ja, ich weiß, es ist nur ein Handy. Und ja, ich kann auch ohne das neue iPhone 4 leben. Aber darum geht es hier gar nicht. Es geht darum, dass ein Konzern der Meinung ist, nur neue Kunden sind gute Kunden.
Schon von weitem sehe ich die Menschentraube auf den Stufen des Theaters meines Vertrauens. Natürlich, es ist mal wieder ausverkauft, das freut mich. Allerdings besteht das Publikum zu einem erheblichen Teil aus Kindern unter 10 Jahren, aber ich habe mir schließlich sagen lassen, Kultur geht vor Bildung. Ob das eine ohne das andere wirklich so sinnvoll ist, lass ich mal dahingestellt sein. Die Auswirkung dessen, dass selbst die Erwachsenen von der Oper offensichtlich nicht mehr wissen, als dass da ein lustiger Papageno drin vorkommt, sind jedenfalls deutlich zu spüren: sobald mal eine Zehntelsekunde Pause ist, wird geklatscht, ob die Arie nun zu Ende ist oder nicht. Nach der Wasserprobe gab es Schlussapplaus, weil das werte Publikum dachte, das Stück wäre endlich zu Ende. Leider, leider kann ich mir diese Oper im Gärtner nicht mehr ansehen. Wenn ich mich fünf- von zehnmal ärgere, ist es rausgeschmissenes Geld. Und so dicke hab ich es auch wieder nicht. Ich werde lediglich einmal eine Gruppe und einmal meine Mutter begleiten und mir ein Gastspiel in Ingolstadt ansehen, weil ich neugierig bin, wie es da wirkt.
Dabei hätte es so schön sein können, die Kombination der drei Damen mit Thérèse Wincent, Rita Kapfhammer und Barbara Schmidt-Gaden als Gast war eine Augen- und Ohrenweide und der absolute Höhepunkt dieser Aufführungsserie.
Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt über diese Vorstellung schreiben soll. Schließlich bin ich in der Pause gegangen, und das ohne krank zu sein.
Der Hauptgrund dafür war der absolut megaschlechte Platz. Wenn ich einen Hörerplatz kaufe, erwarte ich nicht, die Bühne zu sehen. Wenn ich aber, einen zugegebenermaßen sehr billigen, Sitzplatz ohne vermerkte Einschränkung kaufe, dann erwarte ich doch, etwas mehr zu sehen, als nur die gegenüberliegende Seitenwand der Bühne. Ohne sich extrem vorzubeugen, und dann natürlich dem Nachbarn voll im Blickfeld zu sein, kann man auf diesem Platz nicht mal den Bühnenboden sehen. Die Akteure habe ich zum ersten Mal erst beim Pausenvorhang zu Gesicht bekommen, da bin ich nämlich aufgestanden.
Ehrlicher wäre es hier von der Bayerischen Staatsoper, zumindest die ersten Plätze ganz außen im 1. Rang 2. Reihe entweder als Hörerplätze zu verkaufen oder gleich Stehplätze draus zu machen. Ein weiteres Ärgernis war das Programmheft. Das stammt wohl noch aus der Zeit der Premiere der Inszenierung. Ich habe absolut nichts dagegen, alte Programmhefte abzuverkaufen, bevor man sie überarbeitet. Aber 4 € für ein dünnes Heftchen auf schlechtem Papier gedruckt und lediglich mit ein paar schwarz-weiß Fotos bestückt, da stimmt dann die Relation nicht.
Falls diese Inszenierung nochmal auf dem Spielplan steht, starte ich gerne einen neuen Versuch. Was ich dem wenigen entnehmen konnte, dass ich gesehen habe, könnte sie mir durchaus gefallen.
Leider lies es das Publikum nicht zu, diese durchaus sehens- und hörenswerte Inszenierung zu genießen. Schade, dass so viele darunter leiden mussten, allen voran die Akteure auf der Bühne und im Orchestergraben.
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