gekürzte Lesung
2:19 Stunden
Sprecher: Wladimir Kaminer
Hörprobe *beim Verlag*
zum Inhalt (vom Verlag)
Über neue Mitbürger und unerwartete Nachbar
Täglich beobachtet Wladimir Kaminer, wie die Flüchtlingswelle Deutschland durcheinanderwirbelt. Und er beobachtet, wie das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Kulturen zahllose Geschichten hervorbringt. Diese erzählt Wladimir Kaminer voll Humor und echter Neugier, aber ohne falsches Pathos. Er berichtet von … (gekürzt, weil hier sehr viel aus dem nur zweistündigen Hörbuch verraten wird.)
Wie immer mit russischem Charme gelesen vom Autor selbst.
zum Autor (vom Verlag)
Wladimir Kaminer wurde 1967 in Moskau geboren. Seit 1990 lebt er mit seiner Frau und inzwischen erwachsenen Kindern in Berlin. Mit seiner Erzählsammlung »Russendisko« sowie zahlreichen weiteren Bestsellern avancierte er zu einem der beliebtesten und gefragtesten Autoren Deutschlands.
Meine Meinung
Obwohl die Hörversionen zu Wladimir Kaminers Büchern immer gekürzt sind, habe ich sie wegen seines humorvollen Vortrags immer lieber gehört als gelesen.
Schon das Titelbild macht deutlich, dass es diesmal nicht „nur“ um Russen und Deutsche geht – ein Gartenzwerg mit einer Wasserpfeife. Es geht um die Flüchtlingsproblematik 2015, aus der Perspektive der Einwohner des kleinen Dorfs in Brandenburg, in dem er lebt. Schnell wird klar, dass sich durch das Eintreffen der zwei (?) Großfamilien im Dorf einiges ändert und die sehr langsam zunehmenden Deutschkenntnisse und Google Translator das Miteinander fördern. Gewohnt warmherzig und selbstironisch beschreibt der scharfe Beobachter die Ereignisse.
Wladimir Kaminer ist ein Meister des humorvollen Erzählens auch drastischer oder peinlicher Begebenheiten, doch hier liest er stellenweise sehr ungelenk, fast als ob er den Text nicht kennen würde. Da wäre mir der Mitschnitt einer Lesung lieber gewesen.
Auch bei seinen Lesereisen durch Deutschland sammelte er Material für dieses Buch, in dem es mal nicht „nur“ um Russen und Deutsche geht. Die Dorfbewohner versuchen auf ihre Weise den Flüchtlingen zu helfen und es gibt zahlreiche interessante und auch peinliche Begebenheiten. Es entsteht der Eindruck, die Flüchtlinge würden keinen Kontakt oder Deutsch lernen wollen, andererseits wirken die Spenden eher wie das Ergebnis einer Kellerentrümpelung… Er macht deutlich, dass es „die Syrer“ an sich nicht gibt und es für beide Seite nicht einfach ist, zeigt, wie sich der Umgang im Dorf langsam ändert, durch wachsende Sprachkenntnisse auf beiden Seiten und nicht zuletzt dank Google Translator.
Gegen Ende gibt es noch ein so amüsantes wie treffendes Kapitel über die Gender-Manie. :grin
Das Thema liegt ihm am Herzen, das wird vor allem in der zweiten Hälfte deutlich. Die Auswahl der Kapitel wirkte auch mich etwas wahllos, die Handlung wechselte abrupt, es entstand oft der Eindruck, etwas würde fehlen.240 Seiten auf 2:19 Stunden, da wurde vermutlich viel ausgelassen.
Fazit
Die Buchversion ist in diesem Fall vermutlich deutlich besser, denn Wladimir Kaminer erzählt gewohnt humorvoll, auch wenn deutlich ist, dass auch er das Verhalten seiner neuen und alten Nachbarn nicht nachvollziehen konnte. Er hat sich eines schwierigen Themas angenommen, reißt viele Probleme an und vertritt die Ansicht, dass die Ereignisse 2015 weitaus tiefgreifendere Folgen haben als die deutsche Wiedervereinigung.
Vielleicht werde ich das 240 Seiten dicke Buch noch lesen, auf das mich das Hörbuch neugierig gemacht hat oder mal wieder zu einer seiner Lesungen gehen. Die vermutlich auf die Hälfte gekürzte und stockend vorgetragene Hörfassung kann ich leider nicht so recht empfehlen.
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