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Stefan am 9. Juni 2019 12:22 Atlantis – Eine Expedition mit zu vielen Gedanken statt Gefühlen
Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz © Marie-Laure Briane
Tanz schafft es meist bei mir direkt Gefühle anzusprechen oder zu erzeugen. Das ist also etwas Abstraktes. Gleichzeitig entsteht dann oft auch eine ganz persönliche Geschichte in mir. So wird ein Tanzabend immer zu etwas ganz Persönlichem in mir. Das mag ich. So gibt es eine Spannung darauf, was Musik und Bewegung in mir auslöst.
Luca Seixas, Isabella Pirondi © Marie-Laure Briane
Der neueste Tanzabend im Gärtnerplatztheater hatte dazu die besten Voraussetzungen. Ein tolles Bühnenbild, eine beeindruckende Musik und eine Kompanie, die Bewegungen zeigte, die genau diese Spannung in mir erzeugt. Jedoch war ich hierbei nicht frei, mich ganz auf diese Wirkung einzulassen. Warum? Es gab eine Handlung. Im Programmheft konnte man diese lesen. Das führte insbesondere im ersten Teil dazu, dass ich versuchte, alles in kurze Szenen zu zerlegen, die etwas sehr Konkretes darstellen sollten. Aber gerade in den Ensemblebildern gelang mir das kaum. So waren eher Fragen, die mich grübeln ließen, im Kopf als ein Erleben von Gefühlen im Bauch. Das fand ich sehr schade. Hinzu kam, dass die weißen Overalls zum Teil die körperliche Kunst der Tänzerinnen und Tänzer reduzierten. Ähnliches gilt für den Einsatz der Bühnentechnik. Drehungen und die immer wiederkehrenden schwarzen Kästen der Hubpodien habe ich mittlerweile in (zu) vielen Produktionen des Hauses gesehen. Auch hier lenken mich die zusätzlichen Bewegungen davon ab, die Gefühle des Tanzes wirken zu lassen. Genauso wie die Frage, weshalb „das Wesen“ in Gefangenschaft sich optisch (blau) von denen in „freier Wildbahn“ (beige) so stark unterscheidet.
Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz © Marie-Laure Briane
Und jetzt frage ich mich zum Schluss noch, warum mich diese Gedanken jetzt noch beschäftigen, als einfach diese auszublenden und an den berührenden Tanz zu denken. Es bleibt die Hoffnung, dass ich mich in der nächsten Vorstellung davon lösen kann und die Gefühle direkt wirken.
Ballett von Karl Alfred Schreiner
mit Musik von Pēteris Vasks, Fredrik Gran, Fazil Say, Elena Kats-Chernin, Brett Dean, Erkki-Sven Tüür
BESETZUNG am 07.06.2019
Dirigat Michael Brandstätter
Choreografie Karl Alfred Schreiner
Bühne Julia Müer, Heiko Pfützner
Kostüme Alfred Mayerhofer
Licht Michael Heidinger
Video Meike Ebert
Dramaturgie David Treffinger
Ein Wissenschaftler Luca Seixas
Eine Atlantikerin Isabella Pirondi
Projektleiter Thomas Martino
Ensemble
Alessio Attanasio, Özkan Ayik, Guido Badalamenti, Rita Barão Soares, David Cahier, Anna Calvo, Marta Jaén, Rodrigo Juez Moral, Mikayla Lambert, Amelie Lambrichts, James Nix, Ariane Roustan, Verónica Segovia, Javier Ubell, David Valencia, Lieke Vanbiervliet, Chiara Viscido
Klavier Oleg Ptashnikov
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Weitere Termine:
Mo 10.06.2019 18.00 Uhr
Mi 12.06.2019 19.30 Uhr
So 16.06.2019 18.00 Uhr
Di 25.06.2019 19.30 Uhr
So 07.07.2019 18.00 Uhr
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Stefan am 13. Juli 2018 14:51 La Strada – Gefühle unterwegs
Verónica Segovia © Marie-Laure Briane
Alessio Attanasio, Verónica Segovia © Marie-Laure Briane
Am Vorabend der Premiere las ich die Vorberichte in der Süddeutschen Zeitung. Da stand, dass man, wenn man den Film nicht kennt, sich die Handlung vor der Vorstellung anlesen könnte oder auf der Fahrt mit der S-Bahn den halben Film auf YouTube sehen könnte. Das war der Auslöser keine weiteren Vorbereitungen für meinen Besuch zu treffen und alles einfach wirken zu lassen.
Auf der schwarzen Bühne, im Hintergrund ein Meer? oder ein Kornfeld. Davor die Tänzerinnen und Tänzer des Gärtnerplatztheaters. Eine abwechslungsreiche Musik, die ihre Herkunft aus der Begleitung eines Films nicht versteckte. Das sind die Zutaten, die mich berührten. Relativ schnell kam in mir die Vorstellung hoch, dass es hier ein Hörspiel für die Augen gibt. Bilden sich bei einem Hörspiel Bilder im Kopf aus, entstanden hier Assoziationen und Erinnerungsmomente. La Strada habe ich nie gesehen, also nährten sie sich aus anderem: nächtliche Straßenszenen aus Don Camillo, Revuefilme mit Caterina Valente, West Side Story, Duracell,… also vielfach Dinge, die schon meine Eltern in der Jugend kannten und die mich auch in Kindheit und Jugend begleiteten. Es fühlte sich gut an. Warum passierte das? Ich weiß es nicht. Passt das zur Geschichte, die der Film erzählt? Ich weiß es nicht. Aber es fasziniert mich. Dazu trägt insbesondere bei, dass mich die Bewegungen irritierten. Wie geht das? Viele schnelle, harte Bewegung, gleichzeitig leicht und fließend. Dazu gibt es Körperhaltungen, die ich für unmöglich hielt, die aber auch unheimlich ausdrucksstark sind. Mir stellt sich die Frage, soll ich beim nächsten Besuch die Bilder auf mich noch einmal so wirken lassen oder sollte ich mich doch mit der Handlung beschäftigen, und versuchen sie auf der Bühne nachzuvollziehen? Vielleicht lasse ich mir noch ein paar Vorstellungen Zeit dazu.
Termine
15.07.2018 18.00 Uhr
17.07.2018 19.30 Uhr
Tickets
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Stefan am 26. März 2018 21:34 MINUTEMADE, Choreografie: Stijn Celis Lieke Vanbiervliet © Marie-Laure Briane
Ich hab’ getanzt heut’ Nacht
Ein Raum. Eine Woche. 20 Tänzer.
Not macht erfinderisch. Nachdem 2012 der Umbau startete und man auf Wanderschaft ging, kam Ballettdirektor Karl Alfred Schreiner auf die Idee, einen besonderen kreativen Prozess zu starten. Er lud Gastchoreografinnen und Gastchoreografen ein, innerhalb einer Woche 30 Minuten Tanz mit der Ballettcompanie zu entwickeln. Dieses Format entwickelte sich, eine Reihe wurde beispielsweise von den Tänzern selbst gestaltet, und zog auch mit ins Stammhaus ein. Die schnelle wöchentliche Folge konnte wohl nicht mehr gehalten werden, so dass zwischen den ersten beiden der 3 Abende diesmal über 3 Monate lagen. Das führte dazu, dass mein Erinnerungsvermögen nicht ausreichte, die Wiederholung des ersten Teils auf Identität mit seiner Erstaufführung zu vergleichen. Ich konnte es neu erleben und die schönen Erinnerungen kamen dann spontan. Es war eine wilde Kollage, die immer neue Bilder schuf, was Stijn Celis im Dezember entwickelte. Das ganze endete damit, dass man manche aus dem Publikum auf die Bühne bat, und ich selbst, mit der Beweglichkeit eines nassen Sacks ausgestattet, auf dem Tanzboden die Musik in eigene Bewegung umsetzte. Damit das dann nicht zu verstörend wurde, lockte dann das Angebot eines Freibiers zurück auf die Plätze und der zweite, neu entwickelte Teil des Abends, für den Damien Jalet verantwortlich zeichnet, begann. Obwohl man denkt, dass die ‚wilde‘ Party mit den Zuschauern einen Bruch darstellen muss, wurde dieses sehr dynamische Bild in ein sehr ruhiges, auf Rückzug ausgerichtetes Bild überführt. So konnte mit neuen, ebenso beeindruckenden Sequenzen der Abend zu einem harmonischen Ganzen werden. Ich freue mich jedesmal wie ein Kleinkind auf Weihnachten auf die jährliche Minutemade-Reihe. Und wie ein Kind bedauere Ich jedesmal, dass nur einmal im Jahr Weihnachten ist. Ich würde gern mehr dieser Art sehen.
Uraufführung
ACT ONE Fr 8. Dezember 2017
Daniela Bendini und Moritz Ostruschnjak / Stijn Celis
ACT TWO Fr 23. März 2018
Stijn Celis / Damien Jalet
ACT THREE Fr 20. April 2018
Damien Jalet / Marina Mascarell
Besetzung
am 23.03.2018
Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz
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