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Birand Bingül – Der Hodscha und die Piepenkötter

Ursel Piepenkötter ist Oberbürgermeisterin einer Stadt irgendwo in Deutschland. Sie kandidiert für eine konservative Partei und ihre Wiederwahl scheint in trockenen Tüchern zu sein – bis Nuri Hodscha auftaucht. Der islamische Religionsgelehrte kann seinen Jähzorn nicht zügeln und plaudert gerne mal mit Allah. Er ist schon öfter unangenehm aufgefallen und hat eine letzte Chance bekommen. Um sich bei seiner Gemeinde gut einzuführen, fordert er als allererste einen Moscheeneubau. Dass das in der Stadt von Ursel Piepenkötter nicht allzugut ankommt, ist klar und für sie beginnt eine heiße Wahlkampfphase.
Was dann folgt, ist eine Schlacht. Anders kann man das, was sich Hodscha und Piepenkötter antun, nicht bezeichnen. Jeder versucht sich mit cleveren Schachzügen, mal ist es ein Ausfallschritt, mal ein heimtückischer Dolch im Gewande, Vorteile zu verschaffen. Dabei wird mit harten Bandagen gekämpft und auch die eigenen Kinder müssen mitmachen und herhalten als Waffen.
Literarisches Vorbild ist hier ganz klar Don Camillo und Peppone. Und das funktioniert. Und man lernt so ganz nebenbei so einiges. Dass ich Allah und Jesus nicht so stark unterscheiden in ihrer Liebe zum Menschen und ihrem Verständnis für die kleinen Schwächen ihrer Schafe. Dass es innerhalb des Islams verschiedene Gruppen gibt, die mal mehr, mal weniger radikal sind. Dass man mit Klischees spielen kann, ohne das sie dem Leser zu den Ohren rauskommen.
Neben dem satirisch überzeichneten Zweikampf gibt es aber auch noch die zarte Liebesgeschichte von Hülya und Patrick. Auch an ihr zeigt der Autor Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Kulturen auf, dabei fühlt er sich unglaublich gut ein in die Gefühlswelt von Teenagern. Er spricht eine klare, leicht zu verstehende Sprache, die aber immer mit einem humorvollen Augenzwinkern versehen ist.
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und den ein oder anderen Denkanstoß mitgenommen. Lediglich ein Glossar wäre noch hilfreich gewesen.
Der Hodscha und die Piepenkötter
Birand Bingül
Broschierte Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Rowohlt Polaris (2. Mai 2011)
ISBN-13: 978-3862520152

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