Am 20.3.2016 durfte ich als krönenden Messeabschluß mit der Bestsellerautorin Nina George ein Interview führen. Sie hat auf der Messe nicht nur ihren neuen Roman Das Traumbuch vorgestellt, sondern auch jede Menge Termine zu den Themen Urheberrecht und Internetpiraterie wahrgenommen. Am 19.3. fand eine fantastische Lesung aus ihrem neuen Roman statt. Damit Ihr Euch vorstellen könnt wie toll Nina liest, hat sie einen kleinen Absatz eingelesen, den ich unten anhänge.
Liebe Nina, herzlichen Dank, dass Du Dir am Ende einer sehr stressigen Messe Zeit genommen hast für ein Interview. Vor zwei Tagen ist Das Traumbuch erschienen. Es ist Dein dritter Roman nach Die Mondspielerin und Das Lavendelzimmer unter Nina George….
Nein.
Nein?
Nein, das ist nicht mein dritter Roman, sondern ich glaube mein siebter oder achter. Oder Neunter? Ich bin mir gar nicht sicher. Bei 26 Büchern…oder 27? Aber ich befürchte, es sind irgendwie schon mehr als drei Romane. Ich denke, es sind um die acht oder neun.
Nach dem Lavendelzimmer, das in 32 Sprachen übersetzt wurde, das acht Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times stand, war da der Druck sehr groß?
Der Druck war enorm, vor allen Dingen der, den ich mir innerlich gemacht habe. Ich wollte mindestens etwas schreiben, was genauso intensiv, persönlich und berührend war und auch große Themen beinhaltete. Und ich habe zuerst den Versuch gemacht ein anderes Buch zu schreiben, das wurde relativ schnell nachgefragt, von den Vertretern, vom Verlag, und ich dachte, ich krieg das hin, aber dann suchte und suchte ich die Geschichte, schrieb zweihundertfünfzig Seiten, und nochmal hundert Seiten und nochmal, und ich fand das Thema nicht und nicht den Sound. Ich habe das Buch, das direkt nach dem Lavendelzimmer folgen sollte (Anm. d.R.: Die Sternensucherin), abgebrochen, das wird es wahrscheinlich auch nicht geben.
Erst als ich sehr dicht am eigenen Ableben entlang schrammte, erst dann hatte ich wieder das Gefühl, auch wieder ein großes Thema gefunden zu haben. Das war keine Absicht, also man sollte es als Autorin auch nicht provozieren, dass sie die großen Themen nur findet, wenn es einem schlecht geht. Aber komischerweise hing das miteinander zusammen. Als ich dann wieder endlich eine Idee hatte, habe ich mich tatsächlich ein Jahr lang nur handschriftlich damit beschäftigt, wieder Ton und Geschichte zu finden. Mut zu sammeln, nach diesem großen Erfolg des Lavendelzimmers überhaupt wieder zu schreiben. Die ersten Sätze waren furchtbar. Ich habe sie angesehen und mir gedacht: „Aha, so schreibt also irgendwie eine Frau, die eine Bestsellerin ist, also nee, geht gar nicht, muss wieder weg und nochmal neu schreiben.“ Ich musste mich davon lösen, dass ich einen Erfolg gehabt habe und zu dem zurückkommen, was der Kern meiner Aufgabe ist: eine gute Geschichte zu schreiben. Ich musste alles wegschieben, jede Angst, jede Hoffnung, alles. Und das war tatsächlich ein harter Job, das dauerte über anderthalb Jahre.
Das Schreiben an sich ging dann aber sehr schnell?
Das stimmt, ich hatte sehr viel recherchiert, dann habe ich mich ein paar Monate lang eingeschrieben, aber das Kernschreiben war erneut schnell. Nicht so schnell wie beim Lavendelzimmer, wo es acht Wochen dauerte, diesmal habe ich, glaube ich zehn gebraucht. Also drei Monate einschreiben, ein Jahr recherchieren und dann ad hoc richtig zehn Wochen lang durchschreiben und dann noch ein bisschen Lektorat und so summiert sich dann die Zeit.
Stellst Du uns bitte Deine Protagonisten aus Das Traumbuch vor?
Wir haben vier Protagonisten, wobei ich aus drei Perspektiven jeweils in „Ich“ berichte. Das ist ein durchaus interessantes, komplexes Unterfangen. Die erste Perspektive ist Henri, ein ehemaliger Kriegsreporter, der genau in dem Moment, in dem er weiß, was er im Leben falsch gemacht hat, wo er gezögert hat, wo er sich nicht getraut hat, ein Wagnis eingegangen ist, überfahren wird. Er weiß endlich, was er alles falsch gemacht hat und wie er sein Leben leben muss, damit es seins ist, doch dann fällt er in ein Koma. In diesem Koma erzähle ich einerseits Empfindungen und Wahrnehmungen, die dieser Mann in der Nähe des Todes hat. Ich lasse ihn, ob es nun koma-induziert ist, ob es Halluzinationen, Träume oder Parallelrealitäten sind, immer wieder an Punkte seine Lebens kommen, an denen er sich falsch entschieden hat. Und ich lasse ihn anders entscheiden. Ich lasse ihn immer wieder erleben, was geworden wäre wenn er an einem bestimmten Punkt seines Lebens zum Beispiel nicht diese Frau verlassen, sondern mit ihr geschlafen oder ein Kind gezeugt oder kein Kind gezeugt hätte. Ich führe sozusagen anhand Henris Schicksal im Koma auf, welche Variationen unseres eigenen Lebens es gibt und wie klein und banal meistens die Entscheidungen sind, die zu einem völlig anderen Leben führen. Ich glaube persönlich daran, dass es immer nur die kleinen Momente im Leben sind, die entscheidend sind und selten die großen. Die anderen beiden Figuren sind Eddie, Edwinna heißt sie eigentlich, eine Verlegerin für Phantastik. Phantastik, nicht Fantasy, das ist sehr wichtig. Das ist sozusagen das Wunderbare, das dennoch wissenschaftlich fundiert ist. Dazu gehört Science Fiction, dazu gehören Quantenmechnaik, Jules Verne oder Parallelrealitäten, dazu gehört magischer Realismus. Sie ist eine Exfreundin von Henri, er hat sie verlassen, hat ihr aber zugemutet, dass sie im Falle eines Unfalles für ihn verantwortlich ist. Das heißt, sie ist jetzt zwischen zwei Männern, einem Mann im Koma und einem im Leben und muss sich entscheiden: will sie sich wirklich um diesen Mann kümmern, der sie verlassen hat und jetzt im Koma liegt oder nicht. Der Dritte im Bunde ist ein vierzehnjähriger Synästhetiker, ein Hochbegabter, er heißt Sam, Samuel und er hat nicht nur seine erste zarte Liebe, die er erlebt in diesem Buch, sondern er ist auch fähig aufgrund seiner Synästhesie, aufgrund seiner quasi Übersinnlichkeit, seiner hohen Sinneswahrnehmungen, seinen Vater, der im Koma liegt, auch noch dann zu spüren, wenn die Ärzte ihn schon aufgegeben haben. Diese drei Menschen ringen gemeinsam um Alles: um Familie, um Freundschaft, um Liebe, um Sich-selbst-Finden, um herauszufinden, welche Entscheidungen im Leben einen glücklich machen, ob das vielleicht auch die falschen sein können.
Und sie ringen gemeinsam um Person Nummer 4: Ein Mädchen, Madelyn, die in einem Psychokoma liegt, und sich weigert, in diese Welt hinein zu erwachen.
Dieses Buch ist tatsächlich nicht einfach zu erklären.
Du bist selbst Synästhetikerin, kannst Du erläutern, was das bedeutet?
Entwa sieben Prozent aller Menschen besitzen die Gabe der Synästhesie, sie haben sozusagen nochmal zwei, drei Sinne mehr und diese sind auch anders verdrahtet, sie vermischen sich bei jedem Sinnesreiz miteinander. Wenn ich Zahlen sehe, sehe ich auch gleichzeitig Farben. Für mich ist die Vier gelb, die Acht grün, die Fünf blau. Als wir vorhin ein Podium hatten, habe ich mal rumgefragt, ob es noch Synästhetiker gibt und von den hundert, hundertzwanzig Zuschauern waren drei, die sich gemeldet haben. Das entspricht tatsächlich dem Bundesdurchschnitt von Leuten, deren Sinneswahrnehmungen anders verdrahtet sind. Bei mir ist es noch so, dass ich Persönlichkeiten auch als Landschaften wahrnehme. Wenn ich in Räumen komme, habe ich das Gefühl, die Emotionen, die häufig in diesem Raum gelebt und ausgesprochen wurden, hängen noch in den Wänden. Ich fühle sozusagen traurige Räume oder einsame Häuser oder beschädigte, blutige Landschaften. Bei Sam ist es so, dass er Zahlen auch mit Farben sieht, dass er Musik geradezu körperlich spürt – etwa als Regen oder als milde Brise – und dass er in Menschen hineinsehen kann und an ihrer Stimme ablesen kann, ob sie zum Beispiel lügen (Lügen hören sich weiß an, Wahrheiten grün). Das Leben ist für ihn sehr intensiv und überfordernd. Er ist ein zauberhafter kleiner Kerl, weil er auch gleichzeitig mutig ist und im ganzen Buch über sich hinauswächst. Er wird vom Kind zum jungen Mann.
Du hast einen Sidekick, der ein bisschen Leichtigkeit reinbringen soll. Das ist ein (ebenfalls) Teenager. Wie schwierig war das für Dich?
Ganz leicht. Ich selbst bin mir selbst als Teenager noch sehr nahe. Der Sidekick heißt Scott, das ist der beste Freund von Samuel. Er ist ein Snob, er hat eine lose Zunge, er ist ebenfalls hochbegabt und wahnsinnig intelligent. Er versucht, jede Woche mit einem anderen Look die Girls zu begeistern. Er ist furchtbar reich und gleichzeitig beneidet er Sam um dessen Fähigkeit, das Leben wahrzunehmen. Scott macht immer wieder despektierliche Sprüche über alles Konventionelle. Er ist jemand, der dem Buch auch Leichtigkeit gibt, ich mochte ihn wirklich sehr, sehr gern. Gleichzeitig sind Teenager mir nah, weil ich innerlich immer noch ein Teenager bin. Teenager sind die Menschen, die wir alle, wenn wir älter sind, wieder sein wollen. Als Teenager haben wir schon bestimmte Prinzipen, bestimmte Lebensträume, bestimmte Gefühle und oft erlebe ich, dass Erwachsene, wenn sie dann später in Therapie gehen, versuchen, genau diese verschütteten Prinzipien, Gefühle und Träume ihrer Jugendzeit wieder zu entdecken. Manchmal möchte ich den Teenagern zurufen: Ihr wisst schon alles! Bleibt genauso, wie ihr jetzt seid, denn ihr wisst schon alles. Aber das ist eine recht unorthodoxe Herangehensweise an Teenager.
Jean Perdu hat Bücher empfohlen für alle Lebenslagen. Wem würdest Du Das Traumbuch empfehlen?
Ich würde es Menschen empfehlen, die sich fragen, was sie sich nicht zugetraut haben im Leben. Dieses Buch muss jeder lesen, der sich fragt: was ist noch offen in meinem Leben?
Demjenigen zu sagen, den ich begehre, dass ich ihn begehre. Wage ich es, meine Stimme zu erheben, wenn ich Widerstand leisten muss. Lebe ich mein Leben, traue ich mich das? Oder bleibe ich eingesperrt im kleinen Käfig der Konventionen und in meiner Angst.
Gibt es bei Dir noch etwas Offenes?
Nein, seit einigen Jahren tue ich genau das, was ich will. Ich frage mich jedes Mal, wenn ich in ein Flugzeug steige, ob noch etwas offen ist und ich etwas zu bedauern habe. Nein, ich habe alles gemacht, was ich machen wollte.
Nachtrag am 28. März: Ich würde sehr gerne Boule spielen lernen. In einem entspannten Club in Berlin, die unter Platanen spielen und dabei Rosé trinken. Bitte meldet Euch, wenn ihr einen kennt!
Du bist unglaublich engagiert für das Urheberrecht, Du bist Mitglied im Verwaltungsrat der VG Wort, Du bist Beirätin im PEN-Präsidium. Wie schaffst Du das?
Alles nach und nach und ich habe eine neue Kraftquelle für mich entdeckt, das Tangotanzen. Ich tanze etwas zwei Stunden pro Tag Tango im Berlin im Mala Junta. Die haben jeden Tag Kurse, ich tanze und dort vergesse ich alles. Dort bin ich auch nur ich. Da bin ich nur Nina. Die Menschen, die ich dort treffe, teilen mit mir die Leidenschaft für den Tango. Es ist die höchste Form von Entspannung und Meditation, danach bin ich tatsächlich wie aufgetankt. Manchmal denke ich mir, ich habe keine Kinder, ich bin gesund, und vielleicht ist das eine gute Arbeitsteilung: Andere haben Kinder und sorgen für den Fortbestand der Menschheit, sorgen dafür, dass wir vielleicht irgendwann in dreißig Jahren eine neue Kanzlerin kriegen oder sorgen für neue Ärztinnen oder Schriftstellerinnen oder für Nachwuchs der Front von Klimaschutzforschung. Mein Job ist es, mich für Autorinnenenrechte und Kultur einzusetzen. Ich finde das eine gute Arbeitsverteilung.
Du hast auf einer der Veranstaltungen auf der Messe einen sehr schönen Satz gesagt: Leser wirken an einer Geschichte mit, weil sie in ihrem Kopf entsteht. Kannst Du das noch ein bisschen erläutern?
Sehr gerne. ich glaube zum Beispiel nicht an „Mitmach-Bücher“, an Interaktivität während des Schreibens oder dass Leser befragt werden sollten: Wie soll meine Figur heißen, was sollte jetzt passieren? Das ist nicht ihr Job. Ihr Job ist es, am Ende dieses Kunstwerk erst in sich entstehen zu lassen. Buchstaben auf Papier sind gar nichts. das ist einfach nur eine Verschmutzung von Papier. Ein Buch entsteht in dem Moment, in dem es gelesen wird. Ohne Leser bin ich auch keine Schriftstellerin, bin ich auch nichts. Ich habe unfassbar viel Respekt vor der Leistung der Leser, weil dieses Werk, dieser Film, diese Gefühle, diese Landschaften erst in ihrem Kopf entstehen und zwar in jedem ganz anders. Meine Aufgabe ist es, ihnen das so gut wie möglich zu ermöglichen, indem ich Bilder schaffe, Assoziationen, indem ich psychologisch überzeugend bin, indem ich eine schöne Sprache benutze. Aber letztlich entsteht dieses Kunstwerk erst im Kopf des Lesers. das ist eine Haltung, die mir gut gefällt, denn sie macht mich auch frei in dem Sinne, dass ich mir gar keine Gedanken machen muss, ob und was ich schreiben muss um einem Leser zu gefallen. Er oder sie wird sowieso seinen oder ihren eigenen Film im Kopf erschaffen, unabhängig von mir. Ich finde das eine unglaublich großartige Kommunikation, weil der Leser und ich, wir zusammen erschaffen diese Kunst erst. Ich könnte das nicht ohne Leser und ein Leser nicht ohne mich. Wir sind eine Symbiose. Das das Verrückte. wenn man sich das einmal bewusst gemacht hat, vergisst man es nie wieder. Leserin und Autorin sind eine Symbiose – aber erst nachdem das Buch geschrieben wurde.
Das Lavendelzimmer soll verfilmt werden. Zerstört das dann nicht in einer gewissen Weise diese Symbiose?
Da bin ich relativ gelassen. Filmemacher sind Kunsthandwerker, die eine andere Kunst als ich beherrschen. Ich lasse in dem Moment mein Buch völlig los, weil ich es ja schon geschrieben habe, es gibt es, so wie es ist, ist es da. Wenn jemand einen Film daraus macht und es so umsetzt, wie er oder sie es versteht, da werde ich nicht reinquaken. Es ist auch nicht mehr meine Entscheidung, wie jemand diesen Film wahrnimmt. Ob er lieber seinen eigenen hat, wenn er das Buch liest oder ob er lieber den Film sieht. Es ist mir zwar nicht egal, aber ich kann es unfassbar gut loslassen, weil es alles eine eigene Kunstform ist. Wenn jemand sich von meinem Buch inspirieren lässt, eine Film daraus zu machen, bin ich dankbar und froh und lass ihn einfach machen.
Gibt es schon konkrete Pläne?
Eine Hollywoodfirma wird es verfilmen und ich denke, so in zwei, drei Jahren ist Drehbeginn und sie werden an Originalschauplätzen drehen. Aber der Vertrag ist noch nicht unterschrieben, also sind wir noch im Daumendrückmodus. Das Angebot ist da, es ist schon ziemlich konkret, aber noch ist die Tinte nicht trocken.
Wir drücken mit. Kannst Du schon etwas sagen über Dein nächstes Projekt?
Es wird wieder in Frankreich spielen, erst in Paris ein paar Kapitel lang und dann das ganze Buch fast ausschließlich in der Bretagne im Sommer. Die Hauptfigur wird diesmal eine Frau werden, nachdem mit Henri im Das Traumbuch ja wieder ein Mann im Mittelpunkt stand. Zwar auch noch ein Junge und eine weitere Frau, aber ich bin doch sehr froh, dass ich wieder zu einer Frau – übrigens in meinem Alter – als Protagonistin zurückkehren kann. Die in der Mitte ihres Lebens steht und sich fragt, ob sie die geworden ist, die sie hätte sein können. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen, aber unter anderem wird die Bretagne vorkommen, versteinerte Geheimnisse und ein verdammt heißer, sehr heißer Sommer.
Findest Du es schwierig, aus der Perspektive eine Mannes zu schreiben?
Überhaupt nicht. Ich habe das große Glück oder auch das große Pech, Empathie an- und ausschalten zu können. Als Kind konnte ich das nicht, da war ich überflutet von Empfindungen und Mitgefühl, jetzt kann ich es bewusst Einschalten. Und auch Aushalten, indem ich einfach die Augen zu mache, die Brille abnehme, mit meinem Handy rumspiele oder wirklich einfach alles runterklappe oder -fahre und niemandem mehr sehe und auch nicht höre.
Wenn ich die Sinne aufmache, fällt es mir sehr leicht, Menschen nachzufühlen. Es ist dann auch völlig egal, ob es kleine oder große Menschen sind, Männer oder Frauen. Es fällt mir sehr leicht, aus der Perspektive eine Mannes zu schreiben, wobei ich aber dann auch männliche Erstleser, zum Beispiel meinen Mann, frage, ob ich psychologisch schlüssig diese männlich Persönlichkeit dargestellt habe. Das ist schon noch so ein bisschen mein Rettungsschirm. Gewisse Dinge, die ein Mann sieht und empfindet, kann ich nicht wissen, weil ich nun mal eine Frau bin. Männer sind anders sozialisiert, Männer verbinden zum Beispiel Sex niemals mit Gewalt oder Gefahr, Frauen immer. Frauen müssen immer fürchten, dass sie vergewaltigt werden könnten oder ungewollt schwanger. Männer verbinden zum Beispiel Sexualität ausschließlich mit Spaß oder vielleicht noch mit emotionaler Verpflichtung. Allein dieser Unterschied schon der Sozialisation hat einen ganz anderen Einfluss auf Psyche, Verhalten und Auftritt, vor allem was den Umgang mit dem anderen Geschlecht angeht. Das muss einem, wenn man aus der Perspektive des anderen genders schreibt, erst mal bewusst werden. Erst dann kann man eine Figur überzeugend schreiben, die einen anderen Chromosomenbausatz hat.
Du bist Teil des Autorenduos Jean Bagnol. Gibt es da auch bald einen dritten Band?
Wir schreiben gerade an Band Nummer Drei, der im Arbeitstitel heißen wird Commissaire Mazan und die Spur des Korsen. Wir waren gerade jeweils eine Woche in Marseille und der Provence und haben dort recherchiert. Es wird die Mafia dabei sein, es werden Trüffel dabei sein, es werden Polizeiskandale dabei sein und sämtliche bisherigen Mitwirkenden sind auch dabei. Wir haben schon die ersten Kapitel geschrieben und der Prolog ist der Hammer. Das wird ein Erdbeben und von dort aus steigern wir uns. Das wird der rasanteste Jean Bagnol, den wir je geschrieben haben.
Gibt es schon einen Erscheinungstermin?
Ich glaube, 2017 im April.
Herzlichen Dank für dieses Interview und noch eine schöne Restmesse.
Sehr gerne.
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