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Corinna Klimek am 5. Februar 2015 22:57 [singlepic id=2042 w=320 h=240 float=left]2012 mit der Götterdämmerung quasi von hinten begonnen, fand der Dessauer Ring an diesem Abend mit einer intelligenten und humorvollen Inszenierung von Rheingold seinen zum Gesamtkonzept passenden Abschluß.
Regisseur und scheidender Staatsintendant André Bücker hat auch hier das Konzept des Rings – Bauhauselemente als Reminiszenz an den Aufführungsort und die Geschichte der Medien – konsequent umgesetzt. Spielte die Walküre noch zur Hochzeit des Filmes, wurde das Rheingold an den Beginn der bewegten Bilder verlegt. Die Rheintöchter befinden sich in einem Zootrop, einer bewegten Bildergeschichte gleich wirken ihre Bewegungen und immer wieder blitzt das Gold auf, um das sich alles dreht. Die Bühne (Jahn Steigert) und die Kostüme (Suse Tobisch) sind ganz in Weiß gehalten mit einem roten Farbtupfer bei Loge und einer farbigen Überraschung am Schluß. Jeder hat eine charakteristische Kopfbedeckung, die Kostüme deuten auf spätes 19. Jahrhundert hin. Zusammen mit weißen Scherenschnitten als Projektionen, die die Personen doubeln, aber durch abweichende Handlung auch noch mehr Tiefe verleihen, ergibt sich ein spannendes Gesamtbild. Es könnte kalt und klinisch wirken, hat aber tatsächlich einen anderen Effekt: man sieht genauer hin und ist weniger abgelenkt, achtet mehr auf die Bewegungen und die Mimik.
[singlepic id=2041 w=320 h=240 float=right]Walhall in der zweiten Szene zeigt schon Anklänge an den Brünhilden-Felsen, ein verbindendes Element aller vier Teile, genauso wie der Rundvorhang, auf den die Projektionen (Frank Vetter, Michael Ott) auch diesmal eine weitere Ebene einführen. Die Nibelungen sind Kinder, die Mönchen in Skriptorien gleich, im Akkord Bilder, vielleicht für ebenso ein Zootrop wie es in der ersten Szene gezeigt wurde, anfertigen, das Gold wird durch Filmrollen symbolisiert. Hier manifestiert sich Bückers Grundlage: wer die Macht über die Erzählung hat, hat die Macht über die Welt.
[singlepic id=2040 w=320 h=240 float=left]Die Sänger sind überwiegend aus dem ganz hervorragenden Ensemble besetzt. Katharina Göres aus Berlin, die bereits in der Carmen schon kurzfristig eingesprungen war, zeigte ihre Wandelbarkaeit als Woglinde. Zusammen mit den beiden anderen Rheintöchtern Jagna Rotkiewicz und Anne Weinkauf flirtete sie prächtig mit Alberich und mahnte als Greisin am Ende die übermütigen Götter. Javid Samadov als Donner, David Ameln als Froh und Angelina Ruzzafante als Freia mögen manchmal, freiwillig oder unfreiwillig, etwas zu slapstickhaft rübergekommen sein, passten aber ganz hervorragend zu dem eigentlich heiteren Stück. Die Riesen Fasolt (Stephan Klemm) und Fafner (Dirk Aleschus) waren das nicht nur körperlich, sondern auch stimmlich. Der Alberich von Stefan Adam war herrlich verdruckst, Ivan Tursic als Mime unterwürfig. Anja Schlosser hatte einen kurzen, aber einprägsamen Auftritt als Erda, die Fricka von Rita Kapfhammer machte dem Wotan richtig Dampf. Die beiden Abräumer des Abends waren aber Albrecht Kludszuweit als Loge und Ulf Paulsen als Wotan. Ausgleichend der eine und herrisch und fast schon verschlagen der andere, dabei stimmlich auf höchstem Niveau.
[singlepic id=2039 w=320 h=240 float=right]Die Anhaltische Philharmonie unter Antony Hermus leistete Großartiges, der Abend war ein musikalischer Höchstgenuß und lässt großes erwarten für die beiden kompletten Ringe im Mai und Juni, die übrigens dann in der richtigen Reihenfolge gespielt werden. Das wird sicher auch noch einmal sehr spannend, die Rückwärtsentwicklung dann vorwärts zu erleben. Für den Juni-Ring gibt es noch wenige Restkarten.
Weitere Vorstellungen:
21.02.2015, 17:00 Uhr
05.04.2015, 19:00 Uhr
13.05.2015, 19:30 Uhr (Ring, ausverkauft)
23.06.2015, 19:30 Uhr (Ring)
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Corinna Klimek am 22. Januar 2014 23:30 [singlepic id=1727 w=320 h=240 float=left]Schon oft wurde es totgesagt, aber wenn es in solcher zauberhafter Opulenz gezeigt wird wie die Zirkusprinzessin am Anhaltischen Theater Dessau, dann wird uns das Genre Operette alle überleben.
Fürstin Fedora Palinska ist kürzlich Witwe geworden und hat das Vermögen ihres Mannes geerbt. Nun soll sie sich wiederverheiraten, natürlich mit einem Russen, damit das Geld im Land bleibt. Ein Anwärter wäre Prinz Sergius Wladimir, doch den will die Fürstin auf gar keinen Fall heiraten. Auf Einladung des Zirkusdirektors Stanislawski sieht sie eine Vorstellung des waghalsigen Mr X, der seine Identität verschleiert, in Wahrheit aber der Neffe ihres verstorbenen Mannes ist und die Fürstin glühend liebt. Der Prinz sinnt nach einem erneuten Fehlschlag bei der Fürstin auf Rache und engagiert Mr X, um Fedora eins auszuwischen. Als Adeliger soll er sich ihr vorstellen und sie am besten gleich heiraten. Der Plan gelingt und nach der Trauung enthüllt der Prinz die ihm bekannte Identität des Bräutigams. Seine Kollegen vom Zirkus sind ebenfalls da und die hochmütige Dame wird als Zirkusprinzessin verspottet. Sie selbst liebt zwar Mr X, hat aber zu viel Standesdünkel, um ihn als Ehemann anzuerkennen und trennt sich von ihm. Parallel dazu entwickelt sich eine Romanze zwischen dem Hotelerben Toni Schlumberger und der Zirkusreiterin Mabel Gibson. Mabel tut zwar so, als ob sie Engländerin wäre, ist in Wahrheit aber genauso wie Toni ein echtes Wiener Gewächs. Weil sie ein anständiges Mädchen ist und der Toni scharf auf sie, wird ebenfalls geheiratet. Tonis persönliche Nemesis ist aber die Frau Mama, die in der Dessauer Fassung nach St. Petersburg kommt und ihm ordentlich einheizt. Natürlich gibt es am Ende für alle Beteiligten ein Happy End, aber bis es so weit ist, gibt es noch jede Menge Klippen zu umschiffen.
[singlepic id=1728 w=320 h=240 float=right]Regisseur Wolfgang Dosch ist ein ausgewiesener Operetten-Spezialist und das merkt man in jeder Minute. Da stimmt das Timing, die Personenführung ist fabelhaft und die eingestreuten Gags bringen das Publikum immer wieder zum Lachen. Bereits zu Beginn gibt es eine poetische Note, wenn ein Pierrot den Vorhang öffnet und die Protagonisten durch die ganze Handlung begleitet. Lediglich die Marotte des Prinzen, jedes dritte Wort falsch zu verwenden, hätte ruhig etwas sparsamer verwendet werden dürfen. Leider habe ich nicht alles verstanden, insbesondere, wenn die Sprechstimmen mit Musik unterlegt waren, hörte ich diese kaum. Ich höre tatsächlich etwas schlecht, aber dies hat mir noch nie in Oper oder Operette Probleme bereitet. Ansonsten war es wirklich großartig, die Ausstattung von Stefan Wiel opulent und märchenhaft mit Schlitten, großen Roben der Fürstin und schneidigen Husaren. Es wurde sowohl die Zirkusatmosphäre wie auch die russische Verortung ausgezeichnet transportiert. Es war in jedem Augenblick etwas geboten auf der Bühne, das ist eine Inszenierung, die man sicher öfter sehen kann und trotzdem noch Neues entdeckt. Das Ballett, von dem man leider hört, dass es politisch gewollt in Dessau abgeschafft werden soll, hatte sichtlich Spaß bei der Sache und konnte sich in den Choreographien von Tomasz Kajdanski so richtig austoben. Der Chor zeigte sich auch sehr spielfreudig, schwamm aber vor allem vor der Pause etwas. Für mich hätte die Anhaltische Philharmonie unter der Leitung von Wolfgang Kluge gerne noch einen Tacken spritziger sein dürfen, an manchen Stellen kam es mir doch ein bisschen langsam vor. Das alles tat aber der guten Stimmung und dem tollen Gesamteindruck des Abends keinen Abbruch.
[singlepic id=1729 w=320 h=240 float=left]David Ameln als Toni und Cornelia Marschall als Mabel zeigten auf jeden Fall die akrobatischen Höchstleistungen des Abends. Singend ein Rad schlagen oder die Partnerin längere Zeit über die Bühne tragen stelle ich mir nicht gerade einfach vor und beide sangen wirklich in jeder Lage sehr gut. Ihr Duett Wenn Du mich sitzen lässt, fahr ich sofort nach Budapest war einer der Höhepunkte des Abends. Leider zeigten beide ebenso wie Mutter Schlumberger und Pelikan nur Anklänge des Wiener Dialektes, so hat mir ein bisschen der Schmäh gefehlt. Zusammen mit der Änderung, dass der dritte Akt nicht in Wien spielt, hätte man sich hierfür vielleicht auch was einfallen lassen können.
Ungewöhnlich, aber luxuriös besetzt waren die Partien von Fürstin Palinska mit der Mezzospranistin Rita Kapfhammer und Mr. X mit dem niederländischen Bariton Wiard Withold. Ich bin ja eh ein Fan der tiefen Stimmen und insbesondere Rita Kapfhammer meisterte die Sopranpartie fabelhaft und spielte dabei dabei auch noch leidenschaftlich mit großer Bühnenpräsenz. Dirk Lohr als Prinz Sergius Wladimir mit seinem eilfertigen Adjutanten Tizian Steffen komplettierten den hervorragenden Cast.
Am Ende Standing Ovation von einem begeisterten Publikum, das ist unterhaltsames Theater für Jung und Alt!
Inszenierung Wolfgang Dosch, Musikalische Leitung Wolfgang Kluge, Bühne und Kostüme Stefan Wiel, Choreographie Tomasz Kajdanski, Chor Helmut Sonne, Dramaturgie Felix Losert
Fürstin Fedora Palinska Rita Kapfhammer, Prinz Sergius Wladimir Dirk Lohr, Peter Brusowsky, Adjutant des Prinzen Tizian Steffen, Direktor Stanislawski Thomas Skambraks, Mister X alias Fedja Palinski Wiard Witholt, Luigi Pinelli, Regisseur und Clown Jan-Pieter Fuhr, Miss Mabel Gibson, Zirkusreiterin Cornelia Marschall, Toni Schlumberger David Ameln, Carla Schlumberger, Hotelbesitzerin Christel Ortmann|Kristina Baran, Pelikan, Oberkellner Hasso Wardeck, Olga, Dame an Kassa Jagna Rotkiewicz
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Corinna Klimek am 6. Juni 2013 23:34 Fast auf den Tag genau 124 Jahre ist es her, dass die Oper Esclarmonde des französischen Komponisten Jules Massenet während der Weltausstellung in der Pariser Opéra-Comique ihre Uraufführung hatte. Am Anhaltischen Theater Dessau wurde sie jetzt erstmals in Deutschland gespielt und man darf schon fragen, warum das so lange gedauert hat.
Kaiser Phorcas ist mit Hilfe von Zaubermächten an die Macht gekommen. Müde seines Amtes, will er seine Tochter Esclarmonde zur Kaiserin machen und ihr auch seine Zauberkräfte übertragen. Bedingung dabei ist, dass sie den Sieger eines Turniers an ihrem 20. Geburtstag heiratet und sich bis dahin nur verschleiert zeigt. Aber Esclarmonde ist verliebt, sie hat den Ritter Roland gesehen und ist ihm rettungslos verfallen. Bestärkt durch ihre Schwester Parseis, die eigentlich über sie wachen sollte, nutzt sie ihre Zauberkräfte, um Roland auf eine einsame Insel zu bringen. Dort gestehen sie sich ihre Liebe und verbringen eine Liebesnacht. Am Morgen muss Esclarmonde zurückkehren, verspricht Roland aber, jede Nacht bei ihm zu sein. Als seine Heimatstadt Blois angegriffen wird, stattet sie ihn mit dem Schwert des Heiligen Georg aus, das ihn aber nur so lange beschützt, wie er ihr treu ist. Mit Hilfe des Schwertes besiegt Roland den Anführer der Sarazenen. Zum Dank dafür soll Roland die Tochter des französischen Königs heiraten. Dieser lehnt dankend ab, kann seinen Unwillen wegen seines Versprechens an Esclarmonde aber nicht begründen. Als der Bischof ihm trickreich sein Geheimnis entlockt, erscheint Esclarmonde und ist entsetzt über den Verrat. Nur mit Hilfe ihrer Geister kann sie fliehen, Roland bleibt mit den Bruchstücken des Schwertes verzweifelt zurück. Phorcas kommt zurück aus seiner Einsiedelei und zwingt Esclarmonde, auf Roland zu verzichten, da dieser sonst sterben würde und sie Kaiserthron und Zauberkräfte verlieren würde. Roland möchte sterben und nimmt deshalb an dem Turnier teil, an dessen Ende Esclarmondes Ehemann bestimmt wird. Roland gewinnt das Turnier und kann endlich seine Esclarmonde rechtmäßig in die Arme schließen.
Ein Märchen für Erwachsene, ein Ritterroman sei Massenets Esclarmonde, und so wurde das Stück von Regisseur Roman Hovenbitzer in Szene gesetzt. Er setzt auf große Gesten, die das Geschehen manchmal etwas künstlich wirken lassen, was aber wiederum sehr gut in den Kontext des Ritterromans passt. Leider gibt es nicht ganz das zuvor in der Einführung von Operndirektor und Dramaturg Felix Losert versprochene Happy End, aber der Phantasie des Publikums sind keine Grenzen gesetzt. Die Bühne von Tilo Steffens besticht durch symbolträchtige Bilder und seine Kostüme lassen den Zeitrahmen offen. Besonders gut gelungen sind die Videoeinspielungen von Barbara Janotte, die sehr ästhetisch sind. Erwähnenswert ist auch das sehr schön gestaltete Programmheft im Art Nouveau Stil. Hier finden sich sehr viele Hintergrundinformationen, die zum Verständnis der Oper beitragen. Leider fehlen die Bilder fast gänzlich, vielleicht kann man hier über einen Einleger nachdenken.
Gesungen wurde an diesem Abend auf ganz hohem Niveau. Angelina Ruzzafante ließ ihren Sopran strömen und präsentierte die zahlreichen Spitzentöne glasklar, aber ohne Schärfe. Leider blieb ihre szenische Darstellung ein bisschen dahinter zurück, die heiße Liebe zu Roland wirkte etwas lendenlahm. Gesangstechnisch ihr kongenialer Partner war Sung-Kyu Park als Roland. Ebenfalls gesanglich und auch szenisch oberste Liga waren Rita Kapfhammer als Parseis und Ulf Paulsen als Kaiser Phorcas. Komplettiert wurde das hervorragende Ensemble durch David Ameln als Eneas, dem Verlobten von Parseis, und Nico Wouterse als Bischof von Blois. Der Chor, Extrachor und der freie Opernchor coruso waren von Helmut Sonne ganz hervorragend einstudiert. Die Anhaltische Philharmonie unter der musikalischen Leitung von Daniel Carlberg ließ die wunderbare und durchaus eingängige Musik von Massenet strömen. Ein Höhepunkt im musikalischen wie auch übertragenen Sinn war sicher das Zwischenspiel im zweiten Akt, das die Liebesnacht von Esclarmonde und Roland symbolisiert. Ein besonderes Lob gebührte an diesem Abend der Statisterie des Anhaltischen Theater Dessau. Die Darstellung der Geister und insbesondere die wirklich berührende Darstellung der von Roland abgewiesenen französischen Königstochter rundeten diesen fantastischen Opernabend ab.
Zum wiederholten Mal bereitet mir das Anhaltische Theater Dessau einen Opernabend, den ich nicht so schnell vergessen werde. Wer diesen gehobenen Schatz noch sehen möchte, hat noch am 15. und am 29.06.13 Gelegenheit dazu. Der Abend ist auch eine weitere Anreise wert.
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