André Gstettenhofer vom Salis Verlag stellte die Autorin Wei Zhang und ihr Buch kurz vor.
Eine Mango für Mao spielt in China und beginnt 1968, mitten während der Kulturrevolution. Erzählerin ist die fünfjährige Yingying, durch deren Augen die Schrecken jener Zeit ein wenig abgemildert werden. (Leseprobe bei issuu)
Wei Zhang las eine kurze Passage vom Anfang des Buches, in der Yingying zu ihren Großeltern reist. Zuvor wurde Obst gekauft, ein übliches Mitbringsel für die Familie. Yingyings Vater erhielt auf der Arbeit als Auszeichnung einen Anstecker , den das kleine Mädchen unbedingt selbst einmal tragen will.
Obwohl Wei Zhang selbst während der Kulturrevolution aufwuchs, ist der Roman ist nicht autobiographisch. Die im Roman geschilderte Kindheit sei typisch für die meisten Menschen ihrer Generation. Sie erklärte einiges zu Familientraditionen in China, wie zum Beispiel, dass damals wie heute die Enkel oft bei den Großeltern aufwachsen und Frauen nach der Heirat fest zur Familie des Mannes gehören. Der Kontakt zu den Eltern der Frau ist deutlich geringer und sie werden auch nur selten besucht. In neuerer Zeit hält diese Sitte wieder Einzug, nicht nur auf dem Lande und es ist eine Art Statussymbol, zu Feiertagen von den Kindern und Enkeln besucht zu werden. Durch die Ein-Kind-Politik bedeutet das für die Eltern eines Mädchens oft einsame Tag
Mao sei damals ein übermächtiger Politiker gewesen, so wie es Xi Jinping heute wieder werden wolle, u.a. indem er gerade die Weichen dafür stellt, Präsident auf Lebenszeit zu werden. Wie Mao wolle er China stark machen und das sei unter einer Diktatur einfacher und gehe schneller. Die aktuelle Entwicklung beobachtet sie mit Sorge.
Wei Zhang kam 1990 durch ihr Anglistikstudium nach Europa, wohnt heute in der Schweiz und schreibt für die Neue Züricher Zeitung, während ihre Mutter und Schwestern nach wie vor in China leben. Es sei ihrem Vater sehr wichtig gewesen, dass sie frei leben solle und besser als er. Als Kind habe sie nicht verstanden, wie er das meinte. Schon früh begann sie englische Romane zu lesen. In der Schweiz habe sie dann vergeblich nach „bohemian cafés“ gesucht und rote Sofas. Erst mit der Zeit habe sie sich dort eingefügt und die deutsche Sprache sei ihr inzwischen ins Blut gegangen, ein Teil ihrer Identität geworden.
„Eine Mango für Mao“ schrieb sie auf Deutsch. Sie denke nicht auf Chinesisch und übersetze beim Sprechen auf Deutsch. Sicherlich stamme sie aus Chongqing, lebe jedoch seit rund 30 Jahren im Westen.Daher fühlt sie sich in beiden Kulturen heimisch, der chinesischen und der europäischen.
Der Titel ihres Buchs beruht auf einer wahren Begebenheit und auch das Titelbild stammt aus jener Zeit.
Mao wollte dem Volk Mangos schenken und es gab zahlreiche Gerüchte darüber. Mangos waren bei der damals meist armen Bevölkerung eine unbekannte Frucht, es war eine ganz besondere Geste. Auch in Chongqing war dieses Aktion in aller Munde und Wei Zhang sah eines Tages einen Lastwagen ungewöhnlich schnell vorbeifahren. Die normalen LKWs seien alle eher alt und sehr langsam gewesen. Auf diesem LKW was etwas großes Gelbes, sie schätzt ca. zwei Meter langes und sie dachte, es wären Mangos. Erst als Erwachsene fand sie in der Schweiz heraus, dass Mangos deutlich kleiner sind und die Mangos für Mao aus Pakistan kamen. Bei der Übergabe waren sie bereits verfault und es gab zum Teil künstliche Mangos aus Pappmaché.
Ob das Buch in China auch erscheint, ist noch nicht bekannt. Auf der Buchmesse in Frankfurt 2017 habe sich trotz große Interesses kein Verlag gefunden. Die Menschen in China würden solche Bücher lesen wollen, aber die Verlage waren wegen möglicher politischer Botschaften zwischen den Zeilen besorgt.
Sie hoffe, dass die Lage sich wieder entspanne und das Buch auch ohne Probleme in China erscheinen könne. (wohl eher im Hinblick auf die derzeitigen Einschränkungen bezogen als auf den Erfolg ihres Buches.)
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