Eigentlich sollte die Show der beiden genialen Ausnahmemusiker A little nightmare music bereits am 25.02. stattfinden. Herr Igudesman hat sich jedoch an beiden Armen verletzt und so wurde sie auf den 09.07.2013 verlegt. Das ist die Chance, für ein seit Monaten ausverkauftes Event doch noch Karten zu ergattern. Die wenigen noch erhältlichen gibts bei MünchenMusik von 34 bis 48€. So eine Chance kommt nicht so schnell wieder!
[singlepic id=1129 w=320 h=240 float=left]Ein Mann, der viele Frauen haben kann, aber die eine, die er will, die bekommt er nicht. Eine Story, wie aus dem Leben gegriffen. Sie ist zwar in diesem Fall schon etwas älter, nämlich knapp zweihundert Jahre, aber durchaus noch aktuell. Deshalb macht es auch Sinn, dass Regisseur Thomas Enzinger das Stück quasi in die Gegenwart verlegt, es spielt auf einem Kreuzfahrtschiff des Bey Mustafa. Verschiebbare Wände (Bühne und Kostüme Toto) schaffen intime Räume wie das Boudoir der Isabella genauso wie das Sonnendeck des Schiffes.
Die Inszenierung besticht vor allem durch witzige Einfälle und die totale Übereinstimmung mit der Musik. Dadurch gelingt es, die Geschichte auch ohne Worte zu erzählen. Das hilft ungemein, denn entgegen der Tradition des Gärtnerplatztheaters wird diese Oper von Gioachino Rossini in der Originalsprache mit deutschen Übertiteln, die leider teilweise sehr schlecht lesbar sind, aufgeführt. So, wie Thomas Enzinger das Stück auf die Bühne gebracht hat, könnte es auch in Mandarin gesungen werden und man würde die Handlung trotzdem verstehen.
Bereits zu Beginn stellt sich der Zuschauer die Frage, warum der Bey eine so bezaubernde Elvira wie Ella Tyran links liegen lässt, mit zuweilen aufblitzendem strahlendem Lächeln und glockenhellem Sopran zieht sie jeden Zuschauer auf ihre Seite. Nach dem Willen von Mr Großkotz soll sie mit dem Sklaven Lindoro (hervorragend Cornel Frey) verheiratet und in dessen Heimat Italien abgeschoben werden. Der möchte da zwar gerne hin, allerdings nicht mit einer Frau im Schlepptau, wünscht er sich doch nichts sehnlicher als wieder mit seiner geliebten Isabella zusammen zu sein. Die ist allerdings eine Frau mit Tatkraft und Energie und macht sich selbst auf die Suche nach ihm und landet Mary-Poppins-Like just auf dem Schiff des Bey. Hier zieht sie alle Register und tanzt nicht nur dem verliebten Bey auf der Nase herum, sondern auch Taddeo, der sie verehrt, sie in die Ferne begleitet und sich durch Lindoros Abwesenheit Chancen bei ihr ausgerechnet hat. Der Schluss ist etwas überraschend, passt aber ausgezeichnet zur Deutung von Enzinger.
[singlepic id=1128 w=240 h=320 float=right]Besonders gut hat mir an diesem Abend Juan Fernando Gutiérrez gefallen. Seine Stimme ist im Vergleich zur letzten Spielzeit noch voller und runder geworden und sein Spielwitz passt genau zur Rolle. Wenn er eine klitzekleine Pause zwischen “Grazie” und “obbligato” macht, weiß man, was man von dem Dank zu halten hat. Gleichermaßen beliebt beim Publikum sind Stefan Sevenich als Bey und Rita Kapfhammer als Isabella. Bei der kultigen Saunaszene zeigt Herr Sevenich sein ganzes tänzerisches und akrobatisches Können. Bei allem Applaus dafür darf man aber nicht vergessen, dass er quasi nebenbei noch eine umfangreiche und schwierige Partie meistert. Die Rolle des Mustafa ist mit ihm wirklich optimal besetzt. Das gleiche gilt für die Isabella von Rita Kapfhammer. Neben enormen Stimmumfang zeigt sie auch unglaubliche Bühnenpräsenz. Wer von den Herren im Zuschauerraum möchte da nicht mit dem Bey tauschen, wenn er sich mit ihr mit ihr zum “Kaffeetrinken” trifft, nachdem sie sich zuvor in lasziv-erotischer Weise für das Treffen fein gemacht hat.
Die Rollen des Haly und von Elviras Vertrauten Zulma sind mit Derrick Ballard und Carolin Neukamm luxuriös besetzt. Dem Herrenchor merkt man an, dass sie Spass an dieser Produktion haben, sie singen, tanzen und wirbeln über die Bühne, dass eine Lust ist. Das Orchester unter Lukas Beikircher lief zu gewohnter Höchstform auf und rundete diesen ausgezeichneten Opernabend ab.
Leider kommt diese hervorragende Produktion nur noch viermal, dann verschwindet sie wohl für immer. Also schnell los und Karten sichern!
Diese Oper habe ich mir als eine der wenigen als Aufnahme zugelegt, ohne sie je live gesehen zu haben. Schließlich heißt die Hauptprotagonistin so wie ich und das kommt selten genug vor. Leider wird sie nicht sehr oft gespielt, was daran liegen mag, dass man 15 Solisten plus Chor braucht, für Theater ohne gutes festes Ensemble fast nicht zu stemmen. Im deutschsprachigen Raum gibt es in der Spielzeit 2001/12 nur zwei Häuser, die dieses Stück spielen. Nürnberg ist zwar näher, dort gibt es das Stück aber erst im Mai 2012. Und Hannover hat ein nicht zu toppendes Sahnehäubchen: der von mir am Gärtnerplatz stark vermisste Benjamin Reiners, seit dieser Spielzeit dort als 2. Kapellmeister tätig, hat die musikalische Leitung.
Eine Aneinanderreihung von Episoden wie in diesem Stück, das kann langweilig sein. Fast jeder singt ein oder zwei Arien, ein bisschen zwischenmenschliches Geplänkel und das wars. Da muss man sich als Regisseur schon etwas besonderes einfallen lassen, damit die Leute nicht in Scharen aus der dazu noch ziemlich langen Oper flüchten. Matthias Davids ist das kleine Kunststück gelungen: er verlegte die Handlung von einem Gasthaus in Plombière an einen fiktiven Flughafen, an dem die Passagiere aus unbekannten Gründen gestrandet sind, weil alle Flüge gestrichen wurden. Was der Regisseur nicht wissen konnte: fünf Tage nach der Premiere am 10.04.2010 wurde seine Vision durch den Vulkanausbruch auf Island Wirklichkeit.
Und diese Verlegung von Ort und Zeit funktionierte hervorragend, vermutlich auch deshalb, weil sie konsequent durchgehalten wurde. Bis ins Programmheft, in dem der Flughafen vorgestellt und Sicherheitshinweise gegeben wurden, zog sich das Thema. Der Text in den Übertiteln, es wird italienisch gesungen, wurde nur sehr behutsam angepasst, aber auch das passte perfekt. Überhaupt, die Übertitel: manchmal erschienen dort statt Text Herzen oder Blumen oder auch mal ein Bild der englischen Königin. Was man alles machen kann, wenn man eine gescheite Übertitelungsanlage hat! Es wurde übrigens italienisch gesungen, da macht es auch Sinn, zu übertiteln. Die Personenregie war großartig, ich habe mich wirklich sehr amüsiert über die präzise Situationskomik, die auch im zweiten Rang gut ankam.
Musikalisch war es ein toller Abend! Selbst diejenigen Sänger, mit denen ich vor der Pause nicht ganz glücklich war, gefielen mir danach sehr gut. Herausragend waren für mich Dorothea Maria Marx als meine Namensvetterin, Monika Walerowicz als La Marchesa Melibea, Ivan Turšić als Il Cavalier Belfiore und Tobias Schabel als Lord Sidney. Der Chor zeigte sich spielfreudig und machte in seinen wenigen Szenen auch gesanglich eine gute Figur. Benjamin Reiners koordinierte alle Beteiligten aufs Beste, so dass Rossini sicher seine wahre Freude daran gehabt hätte.
Ich kann wirklich jedem nur empfehlen, sich dieses musikalische und szenische Schmuckstück anzusehen, weitere Vorstellungen am 23.10., 04.11. und 23. Dezember. Ich sehe es mir auf alle Fälle nochmal an.
Nach einer Pause von einem Monat stand das Erfolgsstück wieder auf dem Programm, wieder praktisch bis auf den letzten Platz ausverkauft, mit einem sehr enthusiastischem Publikum und wie immer fast durchgehend mit guter Besetzung.
Nur der Lindoro, dem kann ich einfach nicht zuhören. Diese Stimme liegt mir so was von überhaupt nicht, zudem klang er diesmal leicht erkältet. Ansonsten war wieder alles vom Feinsten, Rita Kapfhammer mit ihrem ausdrucksvollen Mezzo legte bei “Per lui che adoro” noch eins drauf und zeigte die wohl heißeste Ankleideszene dieser Spielzeit. Stefan Sevenich, am Tag zuvor noch die resolute Mamma Agata, spielte, sang und tanzte sich trotz Machoallüren in die Herzen der Zuschauer beiderlei Geschlechts.
Ergänzt wurde dieses tolle Paar durch die sehr guten Ensemblemitglieder Stefanie Kunschke, Derrick Ballard und Carolin Neukamm sowie Manuel Wiencke als Gast in der Rolle des Taddeo. Auch der Herrenchor und das Orchester unter Liviu Petcu trugen zum Gelingen dieses schönen Opernabends bei.
Sicher kann man nicht jedes Stück ins Standardrepertoire aufnehmen und nach zwei, drei Spielzeiten ist es für viele Inszenierungen wieder vorbei. Dieses Stück hätte grundsätzlich das Zeug zu mehr Spielzeiten gehabt, weil es so hervorragend in dieses Theater passt.
Und wenn man wie in diesem Fall Stefan Sevenich als Mamma Agata besetzen kann, ist das ein echter Glücksfall. Denn bei ihm trifft eine gute Stimme auf enormes schauspielerisches und tänzerisches Talent. Auch wenn er in diesem Stück manchmal etwas schaumgebremst gewirkt hat, reißt er das Publikum zu Beifallsstürmen hin, wenn er seine Balletteinlage zeigt, die manchen Profitänzer in den Schatten stellt. Heike Susanne Daum zeigte an diesem letzten Abend noch einmal, warum sie als Corilla gefeiert wird: Komik und Koloraturen sind ein herrliches Paar und ihre Liebeserklärung an Stefano war sehr berührend. Aber eigentlich haben an diesem Abend ausnahmslos alle hervorragend gesungen, getanzt und gespielt, bis hin zum Dirigenten Benjamin Reiners, dessen schauspielerische Darbietung leider den meisten Zuschauern verborgen blieb, die aber zumindest sein hervorragendes Dirigat genießen konnten.
Stefanie Kunschke sang wieder eine wundervolle “Una furtiva lacrima” und Susanne Heyng porträtierte die Dorotea mit gutem Spiel und einer schönen Arie. Sebastian Campione bekam wieder riesigen Applaus für seine Beatbox, zu der er mit dem für diesen Abend, was mich besonders gefreut hat, an den Gärtnerplatz zurückgekehrten Johannes Wiedecke, eine flotte Sohle aufs Parkett bzw. die Bühne gelegt hat. Daniel Fiolka gab dem Regisseur Format und Christoph Kayser beeindruckte als russischer Tenor. Ich stelle mir vor, dass es ziemlich schwierig ist, gut schlecht zu singen. Die Rolle des Stefano wurde vom Gast Kurt Schober gesungen, sein wohltönender Bariton füllte das Haus bis in den letzten Winkel und seine Persönlichkeit gab der Rolle noch mal eine neue Richtung.
Auch der Herrenchor und das Extraballett begeisterten mich wieder mit ausgezeichnetem Tanz bzw. Gesang und vor allem tollem Spiel. Die kleinen Gesten, die Blicke werde ich vermissen. abgerundet wurde der wundervolle Abend noch durch die “Nebenrollen Theaterjobs”, die mit Nina Kühner, Monika Hollemann und Marian Iordache ganz hervorragend besetzt waren.
Leider gibt es keinen Trailer zu dieser Inszenierung, aber hier kann man zumindest etwas nachhören.
Auch wenn die Inszenierung nicht ganz optimal war, hatte ich immer viel Spaß an diesen Abenden. Danke dafür und
Eigentlich wäre heute ja die zweite Mamma auf dem Programm gestanden, aber da es weiterhin eine Erkrankung im Ensemble gabt, wurde kurzerhand eine Italienerin angesetzt und alle diejenigen, die bisher keine Karte ergattern konnten, hatten nun eine Chance.
Sabrina Kögel als Gast aus Karlsruhe sang die Zulma, ganz hervorragend, wie ich fand. Ansonsten machten wieder das Dream Team Rita Kapfhammer und Stefan Sevenich, unterstützt von Stefanie Kunschke, Sebastian Campione, Juan Fernando Gutiérrez,dem Herrenchor, der Damenstatisterie und dem Orchester unter Lukas Beikircher den Abend zu einem vollen Erfolg. Ich könnte mir das Stück zwei Mal täglich ansehen – über einen längeren Zeitraum 😀
Knapp ein Jahr nach der letzten Vorstellung wurde eines meiner Lieblingsstücke am schönsten Theater Münchens wiederaufgenommen. Es gab zwei Rollendebüts Juan Fernando Gutiérrez überzeugte als Stefano sowohl musikalisch als auch im Spiel und Derrick Ballard sang und verkörperte den Impressario sehr gut, allerdings ist bei ihm die Ähnlichkeit zum Rollenvorbild nicht ganz so ausgeprägt, oder ich saß einfach zu nah dran. Ausgesprochen gut hat mir das Dirigat von Benjamin Reiners gefallen, der das erste Mal am Pult stand. Unter erschwerten Bedingungen, wegen einer Erkrankung sang Elaine Ortiz Arandes vom Bühnenrand, während die Regisseurin Nina Kühner die Rolle spielte, gelang ihm ein musikalisch überzeugendes Debüt und er konnte auch sein komödiantisches Talent zeigen. Frau Ortiz Arandes sang ganz ausgezeichnet, auch für sie war es das erste Mal in dieser Partie, es fehlte nur ein ganz kleines bisschen der letzte Kick und das Publikum war leider auch ein bisschen dröge. Stefan Sevenich brillierte als Mamma Agata, Stefanie Kunschke, Sebastian Campione, Daniel Fiolka, Susanne Heyng und Christoph Kayser komplettierten das ausgezeichnete Solistenensemble und der Herrenchor sang und spielte wie immer hervorragend.
Ein wie immer sehr unterhaltsamer Abend, danke an alle Beteiligten!
Das mittlerweile traditionelle Faschingskonzert fand diesmal gleich an zwei Abenden statt. Vor der Pause ging es erst einmal instrumental zur Sache, danach stießen dann auch ein paar Solisten dazu.
Das junge Talent Benjamin Reiners eröffnete den Tatort Gärtnerplatztheater, bevor die stellvertretende Chordirektorin Inna Batyuk den Taktstock übernahm. In ihre zwei russischen Stücke musste ich mich erst Einhören, sie haben mir beide am zweiten Abend wesentlich besser gefallen. Das Musikquiz von Andreas Kowalewitz folgte, diesmal wurden Melodien aus dem Repertoire rückwärts gespielt, das Mitraten war ein großer Spaß. Die Teilnehmer auf der Bühne durften nach dem Quiz die Tüsche Tuschs Tusche dirigieren, während Andreas Kowalewitz eine Büttenrede hielt. Am Ende dieses Blockes gab es nochmal russischen Jazz in Kammermusikbesetzung, ein sehr interessantes Stück. Dazwischen tauchte immer mal wieder Sibylla Duffe als Putzfrau auf, genial ausgestattet bis hin zur Perücke mit gefärbten Haaren, bei der der graue Ansatz sichtbar war.
Nach der Pause erschienen die Orchestermusiker wie immer kostümiert, sehr fantasievoll, einzelne Kostüme wurden auch heftig beklatscht. Es war auch Zeit, sie zu bewundern, denn bei der Ankunftssinfonie dauert es etwas, bis alle Musiker auf der Bühne sind. Das Stück hat mir gut gefallen, mit hohem Wiedererkennungswert 😉
Lukas Beikircher und Andreas Kowalewitz dirigierten die Stücke der Solisten, die Arie der Köchin von Rotraut Arnold, die Arie der Adele aus dem 3. Akt der Fledermaus von Sibylla Duffe, immer noch als Putzfrau, und schließlich sangen Cornel Frey und Stefan Sevenich das Blumenduett aus Lakmé, natürlich passend gekleidet und sehr lustig 🙂 Gegen Schluss zeigten Andreas Kowalewitz und Benjamin Reiners noch ihr ganzes komödiantisches Talent bei einer Unterhaltung zweier typischer Gärtnerplatztheaterbesucherinnen, natürlich beide entsprechend kostümiert. Als Benjamin Reiners dann auch noch im Kostüm das letzte Stück dirigierte, blieb im Publikum keine Auge trocken.
Auch an diesem Abend sang Cornel Frey den Lindoro, wiederum sehr schön und strahlend. Abweichend vom letzten Donnerstag sang Derrick Ballard den Haly, mit einer sehr schönen Arie im zweiten Akt.
Ansonsten wieder: ausverkauftes Haus, Jubel, das geniale Duo Rita Kapfhammer und Stefan Sevenich, Italienerin eben 😉
An diesem Abend hatte ich das Glück, Cornel Frey das erste Mal in der Partie des Lindoro zu sehen und das war ein echtes Erlebnis. Höhensicher und strahlend meisterte er die schwierige Rolle ausgezeichnet. So uns nicht anders muss es für mich klingen. Er fügte sich harmonisch ins Ensemble ein, schade, dass ich ihn nicht öfter erleben kann.
Rita Kapfhammer und Stefan Sevenich sind wirklich ein prachtvolles Duo, beide sind mit ihrem Sinn für Komik, starker Bühnenpräsenz und dabei exzellentem Gesang zu Recht die Stars des Abends. Aber auch Stefanie Kunschke, Carolin Neukamm, Manuel Wiencke, Sebastian Campione, Chor und Orchester tragen mit sehr guten Einzelleistungen zum hervorragenden Ensemble bei und bekommen sowohl schon zur Pause wie auch am Ende verdienten stürmischen Beifall.
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