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Premiere Geschichten aus dem Wiener Wald, 22.02.2014, Theater Dortmund

[singlepic id=1789 w=320 h=240 float=left]Ich habs glaube ich schon mal erwähnt, Ballett ist nicht so meins, auch wenn ich gerade in letzter Zeit sehr schöne Abende mit Stücken von John Neumeier (Ein Sommernachtstraum, Der Nussknacker) hatte, aber ich hab halt auch genauso oft Abende erlebt, die mir nicht gefallen haben. Wenn ein Ballettabend jedoch immer so wäre wie Geschichten aus dem Wiener Wald in der Inszenierung und Choreographie von Xin Peng Wang, müsst man mich vermutlich an den Haaren rausschleifen, um mich loszuwerden. Zum allerersten Mal fand ich eine Aufführung nicht nur schön, sondern auch berührend. Sehr. Tief.

[singlepic id=1787 w=320 h=240 float=right]Chefdramaturg Christian Baier hat ein rundherum stimmiges Szenario nach dem Volksstück von Ödön von Horváths geschaffen. In seiner Fassung verwebt er die Geschichte um Marianne, Oscar, Alfred und Valerie mit einer alten Wiener Legende, nach der jeder, der auf der Erde eine Chance ungenützt gelassen hat, an einem Tag des Jahres zurückkehren und versuchen muss, den Lauf der Dinge zu ändern. Der Tod schickt die vier Protagonisten zurück ins Leben. Das entpuppt sich jedoch als Kreislauf, keine Figur schafft es wirklich, daraus auszubrechen. Einzig das kleine Mädchen, in unschuldiges Weiß gekleidet, lebt, stirbt und wird wiedergeboren.

Eigentlich kann ich diesen Abend nur mit Superlativen beschreiben. Da ist zum einen das unglaublich schöne Bühnenbild von Frank Fellmann. Da schält sich aus dem Dunkel eine Ansicht von Wien im Nebel, als nächstes gibt der schwarze Rahmen sehr plastisch wirkende Blätter als Hintergrund für die Szene im Strandbad frei. Großes Kompliment an die Malerwerkstatt. Das sah fotorealistisch aus. Auch die Lichtgestaltung von Carlo Cerri lässt einen mehr als einmal mit offenenem Mund dasitzen. Die tiefrot ausgeleuchtete Szene im Ballettsaal war für mich einer der Höhepunkte des Abends. Die Kostüme (Alexandra Schiess) passten sich nahtlos in das Konzept ein, besonders gefallen haben mir die schwarz-weiß geringelten Badeanzüge “with a twist”.

[singlepic id=1788 w=320 h=240 float=left]Und dann die Musik! So wunderbar passend und feinfühlig zusammengestellt, Johann Strauß lässt Wiener Charme und und Morbidität zugleich über die Bühne wehen und Alban Berg begleitet das Publikum in das Innerste der Figuren. Wunderschöne Cello- und Klarinetten-Soli lassen das Leid spürbar werden, das die Protagonisten aushalten müssen. Motonori Kobayashi leitet die Dortunder Philharmoniker mit der genau richtigen Balance zwischen Walzerseligkeit, Polka und Innigkeit.

Die Inszenierung und Choreographie von Ballettdirektor Xin Peng Wang lässt sowohl Raum für Heiterkeit (köstlich die Szene im Bad, als Valerie dösend Fliegen verscheucht, die in Wahrheit Untote sind) als auch für tiefe Traurigkeit. Innige Pas De Deux wechseln sich mit Tritsch-Trasch-Polka tanzenden Zombies ab, die auch mal Walzer ohne Walzerschritt tanzen. Ein wirklich außergewöhnlicher Abendbend.

[singlepic id=1786 w=320 h=240 float=right]Monica Fotescu-Uta tanzte die Partie der Marianne so eindringlich, dass jede Gefühlsregung, sei es nun die flatterhafte Verliebtheit in Alfred, die tiefe Trauer beim Tod ihres Kindes oder die Resignation, mit der sie Oscar begegnet, spürbar und erlebbar waren. Fantastisch auch Dmitry Semionov, der den Hallodri Alfred so lässig tanzt, als würde er sich nur mit den Händen in den Hosentaschen fortbewegen. Mark Radjapov wirbelte mit sehr viel Ausdruck als Tod über die Bühne. Ergänzt wurde das sehr gute Solistenensemble Howard Quintero Lopez als Oscar, Emilie Nguyen als Valerie und Stephanine Ricciardi als Das kleine Mädchen. Das Corps de Ballet zauberte packende Bilder auf die Bühne.

Am Ende dieses denkwürdigen Abends feierte das Publikum die Mitwirkenden enthusiastisch und ich hatte den für mich ungewöhnlichen Wunsch, diesen Abend noch einmal zu erleben.

Marianne: Monica Fotescu-Uta, Oscar: Howard Quintero Lopez, Valerie: Emilie Nguyen, Alfred: Dmitry Semionov, Der Tod: Mark Radjapov, Das kleine Mädchen: Stephanine Ricciardi, Corps de Ballett: Tiffany Byrd, Stephanine Ricciardi, Sayo Yoshida, Shirley-Cordula Meissner, Taela Tiffany Williams, Julia Vargas Gil, Denise Chiarioni, Madeline Andrews, Eugeniu Cilenco, Alysson Rocha, Gal Mahzari, Yuri Polkovodtsev, Jie Qu, Giuseppe Ragona, Yuto Ideno, Francesco Nigro
Mit den: Dortmunder Philharmonikern, Musik: Johann Strauss (Sohn) und Alban Berg, Musikalische Leitung: Motonori Kobayashi, Choreografie/Inszenierung: Xin Peng Wang, Bühne: Frank Fellmann, Kostüme: Alexandra Schiess, Lichtdesign: Carlo Cerri, Idee, Konzept, Szenario, Dramaturgie: Christian Baier

Weitere Vorstellungen: 09., 15., 21., 26. März, 16., 26. April, 03., 09., 25., 31. Mai, 14. Juni 2014, Dauer 2 1/2 Stunden mit einer Pause

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Die Fledermaus, 27.12.2013, Neue Oper Austria in der Tonhalle Zürich

[singlepic id=1697 w=320 h=240 float=left]Wie könnte man das alte Jahr besser ausklingen lassen als bei der genialen Musik von Johann Strauss? In der halbszenischen Aufführung der Neuen Oper Austria machte der Abend besonders Spaß.

Eine halbszenische Aufführung, noch dazu auf einer Konzertbühne, ist ja immer etwas heikel, weil nur wenig Platz zur Verfügung steht. Regisseur Wolfgang Gratschmaier, den ich bisher nur als Sänger kannte (zuletzt als Sigismund im Weißen Rössl am Staatstheater Nürnberg), löste das Dilemma sehr gut. Der Salon der Eisensteins bestand aus Stühlen und einem Tisch und ein paar Palmen, verwandelte sich wenig später in den Ballsaal des Prinzen Orlofskys und selbst das fidele Gefängnis lies sich damit gut abbilden. Dabei agierten alle Beteiligten immer sehr natürlich und mit tollem Ausdruck. Ein paar Besonderheiten hatte er sich einfallen lassen, die das Ganze noch zusätzlich aufpeppten. All zu viel sei hier für eventuelle zukünftige Vorstellungen nicht verraten, aber das Publikum sollte sich schon darauf einstellen, auch mal mitmachen zu dürfen – oder müssen.

Bereits bei der Ouvertüre merkte man, dass die Philharmonie Baden-Baden unter dem musikalischen Leiter Thomas Rösner in Höchstform ist. Da stimmte jede Nuance, es klang sehr frisch und knackig von der Bühne. Die Besetzung an diesem Abend war absoluter Luxus. Angefangen bei Sigrid Hauser, die als Dr. Blind, Ida und Frosch nicht nur komische Akzente setzte, sondern sich auch harmonisch in die Ensembles einfügte. Wolfgang Gratschmaier selbst trat als Erzähler und in verschiedenen anderen, meist stummen Rollen auf und verstärkte die Ensemble. Die Chorszenen wurden damit wirkungsvoll präsentiert, so weit sie beibehalten wurden. César Augusto Gutiérrez verlieh dem Alfredo einen passenden glutäugigen Latinocharme sowie einen sehr ansprechenden Tenor. Mit Renée Schüttengruber war der Prinz Orlofsky mit einem wohlklingenden Sopran besetzt, sie zeichnete auch ein außerordentlich Rollenportrait. Ihre Schweizer Wurzeln spielte die junge Sopranistin Marysol Schalit aus, als Adele agierte sie sehr kokett, ihre Stimme ist aber schon ein bisschen weiter. Bei Carlo Hartmann war der Gefängnisdirektor Frank in den besten Händen und Mathias Hausmann als Dr. Falke sprühte vor Witz, guter Laune und prächtigem Bariton. Mit Paul Armin Edelmann sang ebenfalls ein Bariton den Eisenstein. Ich ziehe diese Variante dem Tenor vor und an diesem Abend war es das Tüpfelchen auf dem i. Er harmonierte stimmlich und schauspielerisch prächtig mit der Berliner Kammersängerin Michaela Kaune als Rosalinde.

Alles in allem ein wundervoller Abend. Leider war es die letzte der bisher geplanten Vorstellungen der Fledermaus in dieser Fassung und mit dieser Besetzung. Im stürmisch applaudierenden Publikum mag sich so mancher eine Wiederholung gewünscht haben.  

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Neujahrs-Konzert, 01.01.2013, Veranstaltungsforum Fürstenfeld

Einen schönen musikalischen Start ins Jahr 2013 bescherte die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck zusammen den Solisten Christina Gerstberger, Christian Bauer und Torsten Frisch sowie mit dem Leipziger Symphonieorchester unter der Leitung von Klaus Linkel dem zahlreich erschienenen Publikum am Neujahrstag.

Durch das sorgfältig zusammengestellte Programm führt charmant und kenntnisreich Lilli Linkel. Im ersten Teil gab es Melodien aus Jacques Offenbachs selten außerhalb Frankreichs gespielter Operette Die schöne Helena. Schon bei der Ouvertüre zeigte sich das Orchester bestens disponiert. Die Melodien waren sehr spritzig und mehr als einmal an diesem Abend habe ich mich gefragt, warum dieses Stück nicht zum Standardrepertoire gehört. Allerdings zeigte es sich, dass die Gesangspartien musikalisch sehr anspruchsvoll sind. Christina Gerstberger in der Titelrolle überzeugte mit glockenhellem Soran ebenso wie Christian Bauer als Paris und Torsten Frisch mit wohlklingendem Bariton als Menelaus. Quasi ganz nebenbei spielten die drei auch noch die Szenen an, die sie sangen.

Ebenfalls bestens vorbereitet waren die Damen (sehr schön: einheitlich gekleidet im ersten Teil, ein buntes Bild im zweiten Teil) und Herren der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck. Teils sangen sie Chorstücke, teils begleiteten sie die Solisten, das war wirklich alles perfekt. Beschwingt durch das Finale 2. Akt ging es in die Pause.

Eine Nacht in Venedig präsentierte das Ensemble im zweiten Teil und glänzte auch mit den bekannten Melodien von Johann Strauss. Besonders gefallen haben mir jedoch die Ausflüge in andere Operetten. Das Duett von Boccaccio und Fiametta Mia bella fiorentina (leider auf deutsch, in der Operette wird es meist italienisch gesungen). Christina Gerstberger empfand ich schon am Gärtnerplatztheater in dieser Rolle als ideal, Torsten Frisch übernahm die Mezzorolle des Boccaccio. Zuvor sang er noch Dunkelrote Rosen aus der Operette Gasparone mit herrlichem Schmelz, da wunderte es einen dann doch, dass immer nur die Tenöre die hübschen Soprane abbekommen. Christian Bauer konterte mit einem traumhaften Lagunenwalzer. Der Aufzugsmarsch Horch, von San Marco der Glocken Geläut setzte einen schönen Schlusspunkt, bei dem nochmal alle auf der Bühne ihr Bestes gaben.

Am Ende gab es stürmischen Applaus für alle Beteiligten und das Publikum entliess Solisten, Chor und Orchester erst nach nicht weniger als drei Zugaben. Ein musikalisches Jahr, das so anfängt, muss ja gut weitergehen!

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Die Fledermaus, 10.05.2011, Gärtnerplatztheater

[singlepic id=1134 w=320 h=240 float=left]Die letzte Fledermaus, glücklicherweise nur in dieser Spielzeit. Ich halte die Inszenierung nach wie vor für gelungen, einzig die Herren Balletttänzer könnten in der Sommerpause mal bei Stefan Sevenich in die Lehre gehen, damit der ihnen zeigt, wie man einen Spagat richtig macht.

Das Publikum taute leider erst im dritten Akt richtig auf, der hatte es aber auch wieder in sich. Thomas Peters brachte wieder einen topaktuellen Bezug zum Tagesgeschehen, einen neuen Witz des Tages und war auch sonst als Frosch unschlagbar mit pointiertem Spiel und genialem Witz. Franziska Rabls Prinz Orlofsky war meiner Meinung nach der beste, den ich bisher gehört habe, Ella Tyran überzeugte mich als Adele, auch Juan Fernando Gutièrrez gefiel mir als Dr. Falke sehr gut.

Mein persönliches Highlight war das Terzett im dritten Akt zwischen Mario Podrečnik, der wieder einen Alfred zu Dahinschmelzen sang, Daniel Fiolka, dessen Eisenstein für mich in Spiel und Gesang zu den Besten gehört, und Heike Susanne Daum als Rosalinde, deren Sopran von innen leuchtet und die dem Czárdás so viel Feuer verleiht, dass dort gut und gerne eine echte ungarische Gräfin stehen könnte. Auch der Chor war wieder sehr präsent und spielfreudig. Es lohnt sich, einen ganzen Abend mal nur diese Damen und Herren zu beobachten, wie viele kleine liebenswerte Details da gespielt werden, da lässt sich auch beim fünften Mal ansehen noch etwas Neu entdecken.

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