Zum Kammerkonzert am 13. Mai lud das Gärtnerplatztheater an einen besonderen Ort und öffnete den futuristischen Orchesterprobensaal für die Konzertbesucher.
Johannes Overbeck, Fagottist des Gärtnerplatzorchesters und Organisator der Kammerkonzerte begrüßte das Publikum und wies auf den experimentellen Charakter des Konzerts hin. An der Akustik des Saales werde noch getüftelt und er würde sich über Feedback freuen. Gerne, lieber Herr Overbeck!
Als erfahrene Konzertbesucherin aber Nicht-Profi kann ich nur sehr subjektiv urteilen, aber ist nicht Akustik überhaupt großenteils Geschmackssache? Kurz: Mir haben Atmosphäre und Akustik hervorragend gefallen! Im Foyer war die Akustik schon immer recht “hallig”, aber seit keine Vorhänge mehr da sind überschlägt sich der Klang geradezu, insbesondere wenn ein Flügel oder Bläser beteiligt sind. Der Teppich unter den Musikern hat da nicht viel verbessert. Nun, man mag einwenden, dass Komponisten wie Mozart oder Schubert genau für solche Räume komponiert haben (Kirchen, Säle in Adelspalästen), aber wir haben heute auch andere Hörgewohnheiten.
So konnte ich von meinem Platz (in der momentan üblichen Orchesteraufstellung dürfen da die Hörner sitzen…) hervorragend und transparent die einzelnen Stimmen hören. Ein wenig “gnadenlos” ist die Akustik schon, das gebe ich zu – auch jede winzige Ungenauigkeit kommt glasklar beim Zuhörer an. Ich persönlich mag das – für mich gehört es dazu, wenn Menschen und nicht Maschinen am Werk sind. Nicht nur, es gehört dazu, nein, das macht für mich den Reiz von Konzerten aus! Ich weiß, das hören Musiker, die alten Perfektionisten, nicht gern… aber sonst könnte ich mir ja auch gleich eine CD-Einspielung anhören, da ist alles perfekt. Bloß halt steril und unpersönlich und damit irgendwie tot. Ich liebe sozusagen kleine Schönheitsfehler!
Als erstes auf dem Programm stand Mozarts Divertimento Es-Dur KV 563. Ein spätes Werk, das – anders als die Bezeichnung Divertimento vermuten lässt – überaus komplex ist. Da werden – wie so oft bei Mozart – kleine volksliedhafte Melodien kunstvoll zu einem großen Klangteppich gewoben und sind dann auf einmal gar nicht mehr so banal wie es anfangs scheint. Ich habe es genossen, die einzelnen Stimmen diesmal so transparent zu erleben. Danke an die spielfreudigen Kollegen vom Orchester, denen man anmerkt, dass sie im wahrsten Sinn des Wortes seit langem aufeinander “eingespielt” sind.
Auf Wunsch des Kontrabassisten, Thomas Hille, kam als zweites Werk das Forellenquintett von Franz Schubert zu Gehör – kein Wunder, ist es das wohl berühmteste Klavierquintett, bei dem zugunsten einer Violine ein Kontrabass mitspielen darf 🙂 Der Funke der Begeisterung sprang auch hier sofort über, es sprudelte nur so vor Spielfreude. Das ist für mich das Schönste an Kammermusik: Dass man so nah dran und quasi mittendrin ist statt als distanziertes Publikum auf eine entfernte Bühne zu schauen.
Ich freue mich auf weitere Kammerkonzerte – hoffentlich weiterhin im Orchesterprobensaal!
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