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Michael Morpurgo & David Almond Lesung und Gespräch, 25.08.2018, Edinburgh International Book Festival

Michael Morpurgo at Edinburgh International Book Festival © Alan McCredie, Edinburgh International Book Festival

Michael Morpurgo at Edinburgh International Book Festival
© Alan McCredie, Edinburgh International Book Festival

Jane Sandell, Bibliothekarin und Moderatorin, eröffnete die ausverkaufte Veranstaltung im Main Theatre mit der Feststellung, dass man die beiden Autoren nicht vorstellen müsse.

Einige ihrer Romane seien in andere Kunstformen verwandelt worden, wie Theaterstücke, Musicals und Filme. Michael Morpurgo erzählte, er fühle sich zuerst immer geehrt, gefolgt von der Frage, ob es eine gute Umsetzung werde. Am folgenden Tag werde er zwei Theaterstücke anschauen, die auf Büchern von ihm basieren. Generell sei es wundervoll, egal ob es an einer Schule aufgeführt werde oder eine andere Form sei. Man könne auch sagen, dass es eine völlig frustrierende Erfahrung sei, denn entweder sei es ärgerlich, weil die andere Version besser als das Buch sei oder die Umsetzung sei nicht gut…. Wem die Verfilmung von Gefährten gefallen habe, könne jetzt gehen.

David Almond sieht Geschichten nicht als feste Form. Die erste Theateraufführung von Skellig (Zeit des Mondes) habe er an einer Grundschule in Newcastle erlebt. Nach einer Lesung daraus seien zwei Schüler spontan aufgesprungen und hätten einige Szenen nachgespielt.

Autoren würden mit den Leser zusammenarbeiten, beim Geschichtenerzählen gehe es um das Teilen. Jeder Leser erlebe eine Geschichte anders. Michael Morpurgo freut sich über alle Leser, die mit ihm Kontakt aufnehmen, auch wenn der Brief beginnt mit “Ich schreibe an sie, weil Roald Dahl tot ist.”

Dann las Michael Morpurgo einen Monolog aus einer Theaterversion von Mein Bruder Charlie und das Publikum lauschte gebannt, deutlich über die Hälfte aller Anwesenden war unter 18 Jahre alt.

In David Almonds neuen Buch The colour of Sun gehe es um Davie, der in einer Kleinstadt lebe und dessen Welt sich veränderte. Er las eine Szene, in der Davie darüber nachdenkt, ob und wie man nach Edinburgh läuft – eine Stadt, in der er noch nie war.

Die erste Frage aus dem Publikum war, was David Almond zu Zeit des Mondes inspiriert habe.

David Almond at Edinburgh International Book Festival © Alan McCredie, Edinburgh International Book Festival

David Almond at Edinburgh International Book Festival
© Alan McCredie, Edinburgh International Book Festival

Eine kleine Begebenheit in seiner Kindheit, als seine Mutter ihr Hand auf seine Schulterblätter gelegt habe und sagte, dort wären seine Flügel gewesen. Noch heute wirke das in ihm nach und erst vor wenigen Wochen habe er geträumt, er wäre Skellig und würde die Welt durch seine Augen sehen. Michael Morpurgo legte prüfend eine Hand auf die Schulterblätter von David Almond und schüttelte bedauernd den Kopf.

Michael Morpurgo wurde gefragt, ob er die Wirkung seiner Bücher bereits beim Schreiben kenne, oder erst rückblickend viel später.

Erst später. In den Büchern von David Almond könne man die Landschaft vor sich sehen, die er beschreibe, weil er sie so gut kenne. Seine eigene Kindheit habe er in Bombenkratern in London verbracht, im grauen und kaputten London der Kriegs- und Nachkriegsjahre. Männer ohne Beine, eine oft um den im Krieg gestorbenen Bruder weinende Mutter, eine graue kaputte Umgebung hätten ihn geprägt.

Er wolle über das schreiben, das ihm wichtiger als alles andere sei: Frieden. Um Frieden zu schätzen, müssen man auch den Krieg kennen. In The Butterfly Lion gehe es um seine eigene Kindheit.

Es sei wichtig, die Verbindung zum inneren Kind nicht zu verlieren, Kindheitserinnerungen seien wichtig, egal ob Flügel oder Bombenkrater.

David Almond erklärte, dass alle seine Bücher miteinander verbunden seien, weil sie in der gleichen Welt wie Zeit des Mondes spielen würden und alle wie ein Traum seien. Er könne keine Fortsetzung dazu schreiben, weil er die Antworten nicht wisse. Mina sei in gewisser Art eine Vorgeschichte und Zeit des Mondes am nächsten.

Michael Morpurgos Buch Lucky Button sei aus einem Besuch in einem kleinen Museum in London entstanden. Die Besitzerin habe ihn gefragt, ob er über etwas aus dem Museum eine Geschichte schreiben wolle.

Im 18. Jahrhundert starben in London viele Kinder auf der Straße und Thomas Coram wollte das ändern. Er gründete die Coram Stiftung, um diesen Kindern Bildung und somit ein besseres Leben zu ermöglichen. Mütter brachten ihre Kinder und es wurde ein Identifikationssystem vereinbart, damit sie ihre Kinder später wieder abholen könnten. So zum Beispiel, dass von zwei identischen Knöpfen einer mit dem Kind übergeben wurde, die Mutter den zweiten mitnahm. Es habe nur vier Fälle gegeben, in denen dieses System genutzt wurde. Auch heute sei dieses Thema noch relevant, weltweit würden Millionen Kinder keine Schule besuchen.

Michael Morpurgo wuchs mit der Musik von Mozart auf und weil der 7-jährige Wolfgang Amadeus Mozart damals in London gewesen sei, spiele er auch eine Rolle in seinem Buch.

Dann war wieder David Almond an der Reihe und fragte erst die Kinder, dann die Erwachsenen, wer schon einmal gelogen habe.

Geschichtenerzähler seien auch Lügner und in The Colour of the Sun sei eine wunderschöne Lüge verwoben, die man fast bis zum Ende glauben würde.

Michael Morpurgo erzählte, dass seine Mitschüler auf der Heimreise im Zug alle von den geplanten Urlauben gesprochen hätten. Er habe sich das alles in Ruhe angehört und dann auf seine Uhr geschaut. Hoffentlich sei der Zug pünktlich, denn die Queen komme später zum Tee. Danach hätten sie nicht mehr so angegeben.

Auf sein nächstes Buch angesprochen, erzählte Michael Morpurgo, dass er mit zunehmendem Alter feststelle, dass andere Autoren schon viele wirklich gute Geschichten erzählt hätten. Es mache ihm Spaß, sich in die Gedanken eines anderen Schriftstellers hineinversetzen, den Rhythmus jedes Satzes, die Bedeutung der einzelnen Worte zu erspüren und das, was wirklich wichtig an der Geschichte ist.

Derzeit arbeite er an einer Nacherzählung zu The Snowman von Raymond Briggs, das bisher keinen Text habe, sondern ausschließlich aus Bildern bestehe.

Er liebe die Idee, neues Leben in andere Geschichten zu bringen. Gullivers Reisen kannte fast jeder im Publikum. Er habe die Geschichte verändert, einen Flüchtling hinzugefügt und nenne das Buch Gulliver.

David Almond arbeitet gerne mit Notizbüchern, füllt die leeren Seiten mit Farben, Zeichnungen und Worten. Darin könne er versinken und schreibe Dinge auf, von der er nicht gewusst habe, dass sie in seinem Kopf gesteckt hätten.

Jane Sandall wollte Flamingo Boy und The Colour of the Sun eigentlich nur als Vorbereitung anlesen, haber dann aber beide ohne Unterbrechung gelesen. Beide handelten von traurigen Begebenheiten, seien aber positiv und hätten sie in fremde Welten versetzt.

Auf die Entstehung von Kensukes Königreich angesprochen, erzählte Michael Morpurgo, dass Edinburgh und R L Stevenson wichtig für die Entstehung von Kensukes Königreich gewesen, seien. Er wollte auch ein Buch schreiben, das wie die Schatzinsel auf einer Insel spielt. Es sei wichtig, sich an die Bücher zu erinnern, die man in seinen Jugend lese, in seinen Gedanken würde er immer noch gerne um die Welt segeln.

In der Zeitung habe er von einem japanischen Soldaten gelesen, der auf einer Koralleninsel zurückgelassen wurde. Es sei gegen ihre Natur aufzugeben und so seien viele japanische Soldaten nach dem Ende des zweiten Weltkriegs viele Jahre im Dschungel oder zum Beispiel auf einer einsamen Insel gewesen. 27 Jahre, ähnlich lange wie Robinson Crusoe und sein Neffe habe dann ein Buch über ihn geschrieben.

Michael Morpurgo wollte über einen Jungen schreiben, der von Schiff fällt. Den Namen habe er von einem Schüler gestohlen, Namen würde er oft stehlen. Die richtige Ausprache sei so ähnlich wie “Kensky”. Der Schüler habe ihm seinen Namen bereitwillig gegeben, wenn er ein Exemplar des Buchs bekäme – was dann einige Zeit später geschehen sei.

David Almond habe in seiner Kindheit viel Zeit in der kleinen Druckerei eines Verwandten verbracht. Dieser sei auch Schriftsteller gewesen, habe Bücher und Gedichte geschrieben, die nie veröffentlich wurden und habe ihm geraten, nur dann Schriftsteller zu werden, wenn er es aus Leidenschaft tue. In seiner Familie hätten viele in ihrem Leben kein Buch gelesen.

In der Nähe des Elternhauses sei eine kleine Bücherei gewesen, die er häufig besucht hätte und die Bücher dort hätten ihm viel Inspiration gegeben. Leider würden solche Bücherei inzwischen oft geschlossen. Man müsse die Welt betrachten und sie so nehmen wie sie sei, dort könne man genügend Geheimnisvolles als Inspiration finden.

Damit endete einer der lebhaftesten Veranstaltungen des Bookfests.

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