Hurra, hurra, der Pumuckl ist wieder da! Ich denke ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass auch heute nicht nur junge (und junggebliebene) Bayern den frechen Kobold kennen und lieben. Seit 1962 begleitet die Kunstfigur der Autorin Ellis Kaut Generationen von Menschen und lässt sie in eine fantasievolle Welt eintauchen die – zumindest den Münchnern – trotzdem so vertraut ist. Ich selbst habe die Abenteuer von Pumuckl durch die Fernsehserie, die Bücher und die Sendung Pumuckl-TV kennen gelernt und mich sehr auf das neue Musical im Gärtnerplatztheater gefreut, wenn auch mit dem leisen Hintergedanken: wird es so sein wie früher?
Also habe ich mich bei der Vormittagsvorstellung unter die zahlreichen Schüler gemischt und war mindestens genauso gespannt wie sie. Das neue Musical von Anne Weber mit der Musik von Franz Wittenbrink spielt in der heutigen Zeit, was sich auch in der Musik widerspiegelt. Etwas jazzig, ein bissl bayerischer Flair mit Tuba und Zither und natürlich viel moderner Musicalsound. Auf der Drehbühne steht eine wundervolle, minimalistische Version von München, entworfen von Judith Leikauf und Karl Fehringer mitsamt Rathaus, Frauen- und Peterskirche. Die Kostüme von Tanja Hofmann sind knallbunt und passen definitiv in ein Kinderstück, das ja für die Jüngsten auch etwas fürs Auge bieten sollen.
Die Handlung des Stücks ist aus den verschiedensten Abenteuern Pumuckls zusammengemischt, die ein oder andere Szene kam mir also durchaus bekannt vor und ließ mich in Kindheitserinnerungen schwelgen. Und wie früher auch ist zwar alles sehr lustig, aber auch durchaus tiefgründig. Zum Beispiel erfahren wir im Musical, wie Pumuckl nach München gekommen ist. Die vielen kleinen Abenteuer wurden aber geschickt verbunden, wenn der Pumuckl etwa in Möbelstücken versteckt durch München reist.
Aber natürlich würde alles ohne gute Darsteller nichts nützen. Zwar muss man sich in dieser Hinsicht beim Gärtnerplatztheater selten Sorgen machen, aber ich war vor allem gespannt, wie Pumuckl und Meister Eder in die Fußstapfen ihrer Vorgänger treten würden. Gustl Bayrhammer war mein größter Kindheitsheld, aber Ferdinand Dörfler spielt die Rolle des grantigen Schreinermeisters wundervoll, ohne dabei zu versuchen seinen Vorgänger zu kopieren. Er gibt den eher gemütlichen Bayern (mit wunderbar ungetrübtem Dialekt), der trotzdem auch temperamentvoll werden kann. Dagegen ist Christian Schleinzer einen dauerquirligen Kobold, der sich von der ersten Sekunde in die Herzen der jungen (und älteren) Zuschauer spielt. Stimmlich ist der Gärtnerplatz-Pumuckl nicht ganz so krächzend wie der legendäre Hans Clarin und sein Nachfolger Kai Taschner, aber das ist zu verzeihen, weiß man doch wie sehr das auf die Stimme geht. Außerdem passt seine kindliche Art ebenfalls perfekt zu dieser Figur und lässt das Publikum unweigerlich mit ihm mitfiebern. Auch nach der Vorstellung machte sich Schleinzer übrigens bei den Kindern sympathisch, da er – noch im Kostüm – aus seiner Garderobe heraus Bonbons wirft.
Da ich mich mit dem Thema Dialekt im Theater viel befasse, fand ich es natürlich besonders spannend, dass nicht nur Meister Eder sondern auch viele andere Figuren wie das Schlosserehepaar Schmitt, gespielt von Ulrike Dostal und Stefan Bischoff oder die Stammtischbrüder Meister Eders im Biergarten. Eim komödiantisches Highlight ist Pumuckls Ausflug ins Schloss, bei dem die Dienstmädchen (Susanne Seimel und Ulrike Dostal) und der herrlich nervöse Butler (Peter Neustifter) mit dem Hausgeist inklusive blutiger Handabdrücke und stehen gebliebener Uhren zu kämpfen haben.
Der tosende Applaus der großen und kleinen Zuschauer zeigt mal wieder, dass Geschichten wie die von Ellis Kaut zeitlos die Menschen begeistern können und die ausverkauften Vorstellungen zeigen, dass der Pumuckl in München sehr gut ankommt. Aber für alle enttäuschten Fans, die keine Karten mehr ergattern konnten, gibt es eine gute Nachricht: Der Kobold darf auch in der nächsten Saison wieder das Staatstheater durcheinander bringen.
https://www.gaertnerplatztheater.de/de/produktionen/Pumuckl-musical.html/m=364
Dirigat: Andreas Kowalewitz
Regie: Nicole Claudia Weber
Choreografie: Karl Alfred Schreiner
Bühne: Judith Leikauf / Karl Fehringer
Kostüme: Tanja Hofmann
Licht: Jakob Bogensperger
Dramaturgie: David Treffinger
Pumuckl: Christian Schleinzer
Meister Eder: Ferdinand Dörfler
Frau Reitmayer, Lehrerin: Marianne Sägebrecht
Frau Steinhauser / Gräfin: Dagmar Hellberg
Monika Steinhauser, ihre Schwiegertochter: Angelika Sedlmeier
Hanna, ihre Enkelin / Vreni, Dienstmädchen: Susanne Seimel
Schlosser Schmitt: Stefan Bischoff
Gerti Schmitt, seine Frau / Vroni, Dienstmädchen: Ulrike Dostal
Schubert: Maximilian Berling
Bartel: Alexander Bambach
Wirt: Martin Hausberg
Butler Jakob: Peter Neustifter
Chauffeur: Frank Berg
Wirtshausgäste: Stefan Thomas, Dirk Lüdemann, Thomas Hohenberger
Kinderchor und Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
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