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Tragikomischer Vogel – Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen

[singlepic id=1573 w=320 h=240 float=left]Es ist als Brigitte Fassbaenders große Leistung anzusehen, eine Art von Gefälligkeit und Leichtigkeit im Straussfestival Garmisch-Partenkirchen durchzusetzen. Um die Oberbayern mit ihrem Heimatkomponisten ein wenig näher zusammenzubringen, wurden in den letzten Jahren unter anderem der Naturbursche und der Familienmensch Strauss ausgelotet. Dieses Jahr bildet die Komik die inhaltliche Klammer der Konzertreihe. Neben der am Freitag folgenden konzertanten Ariadne aus Wien bildet das große Orchesterkonzert dabei üblicherweise das Highlight der Reihe.

Komisches bei Strauss findet sich dann ja auch zu Genüge und an diesem – vorweg als wunderschön zu bezeichnenden – Konzertabend standen der Don Quixote, der Eulenspiegel und die Rosenkavaliersuite versöhnlich nebeneinander. Was die Essener Philharmoniker unter Stefan Soltesz dabei ablieferten wurde zurecht mit einem langen Bravokonzert beantwortet. In massiver – straussnotwendiger – Besetzung und mit Unterstützung des virtuosen Cellisten István-Alexander Gaal gelang ihnen Großes und sie bewarben sich für die Stelle eines dauerhaften Festivalorchesters für den kleinen Kurort, der an 6 Tagen im Jahr seinen berühmten Sohn Richard Strauss hochleben lässt.

Quixote allüberall. Während das Gärtnerplatztheater bereits an seiner Musicalvariante des Mannes von La Mancha lustmachend probt, geht Strauss mit seinem Ritter der traurigen Gestalt einen anderen Weg. Ohne Flamencoklänge und durchwegs komplex nähert er sich Cervantes und schafft es durch die Orchestrierung den Witz und mehr noch die Tragikomik der Vorlage zu vertonen. Der weinende Ton des Violoncellos der melodiös wieder zur leichten Melodie zurückreitet, nimmt uns mit auf den Trab durch die Mancha zwischen Sanchos Esel und Rosinante. Die {Verzeihung} mancha-mal optimistischen, machmal wunderbar leidenden Holzbläser erzählen nicht nur die Geschichte, sondern auch die Grundstimmung, den Tenor, die Essenz der großen Geschichte vom aufrechten Narren und seinem unmöglichen Traum.

[singlepic id=1574 w=320 h=240 float=right]Nach der Pause dann der komponierte Running Gag des Eulenspiegels; eine Variation auf ein witziges Thema mit hohem Tempo moduliert, überspielt, verspielt und immerfort dahingetragen zum gesteigerten Gagfinale. Da fällt der Rosenkavalier eigentlich raus. Die Komik versinkt ja hier in der lakonischen, melancholischen Schlussstimmung der Scheidung und dem Abschied des Alters von der Jugend. Aber wie kann man den Rosenkavalier und seine üppigen, satten Melodien nicht zugeben zu einer ironischen, und bläserstark verkaterten Liebesgeschichte, die wie die Ariadne die Komik de Tragik herauskitzelt. Ebenso verfährt der Quixote und lässt uns gerührt zurück. In der Suite jedoch kehrt Strauss zum Finale an den mittleren Höhepunkt zurück, ironisiert sein erfolgreichstes Bühnenwerk und seine Gassenhauer. Nein, nein, kein Wein, sondern einen doppelten Espresso kippen hier die Essener um über einen Pharisäer zu einem endlosen Verlängerten überzuwechseln und die Melange knackig zu vollenden.

Soltesz beginnt Strauss komischerweise nicht nur äußerlich mehr und mehr zu ähneln, nein, sein Dirigat steigert sich im Laufe des Abends etwa beim Eulenspiegel zu Nelsonsschem Ausdruckstanz und zuletzt zur feierlichen Kür der Walzerklänge aus dem Rosenkavalier. Strauss wurde brieflich von seinem Vater für sein Showdirigat noch getadelt, Soltesz lässt mit jeder Faser seiner Kennerschaft und Begeisterung für das anspruchsvolle wie gelungene Notenmaterial durchscheinen. Gaal unterstützt in gefühlvoll und virtuos.

Lange Bravochöre und begeisterter Applaus.

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