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Groß ist die Verwirrung – Die Lage ist ausgezeichnet, 02.11.2017, Theater Blaue Maus

Foto Holger Borggrefe

Groß ist die Verwirrung – Die Lage ist ausgezeichnet Foto Holger Borggrefe

Es ist immer wieder erstaunlich, was man nicht alles aus der kleinen Bühne der Blauen Maus machen kann. Diesmal sieht man sich in dem kleinen Kellertheater im Herzen Neuhausens einer Zelle gegenüber, sehr spärlich ausgestattet mit Matratze, Stuhl, Kleiderhaken und einem Hund. Ein typisches Theaterstück erwartet den Zuschauer an diesem Abend mit den Darstellerinnnen Katinka und Magdalena Maché und ihrem vierbeinigen Begleiter nicht, die Inszenierung besteht aus einer Mischung von Textfragmenten, wortlosem Spiel und Tanz.

Da ich tatsächlich eher “klassisches” Theater gewöhnt bin, habe ich erst einmal ein paar Momente gebraucht, um mich in dieser Darbietung zurecht zu finden. Dabei war der Text des Programmheftes eine große Hilfe, wenn die Hintergrundgeschichte zum Theaterabend auch etwas unheimlich anmutet: Die verwendeten Texte stammen aus der Feder eines Mannes, der im vergangenen Sommer in seiner Wohnung in München-Haishausen scheinbar freiwillig verhungerte und der Nachwelt seine – auf den ersten Blick durchaus merkwürdigen – Schriften hinterlassen hat. Sie zeugen von einem großen Frust des Schreibers gegenüber den Geschehnissen der Welt, in der die Jugend keinen Aufstand mehr wagt und Gemüse im Bio-Wahn fast vermenschlicht wird.

Die Künstlerinnen unter der Regie von Markus Schlappig präsentieren in der Blauen Maus also Ausschnitte aus diesen mysteriösen Texten und wie sie sich das Dasein einer Person vorstellen, die am menschlichen Leben nicht mehr teilhaben möchte. In der Zelle fristet der Protagonist – wie sein reales Vorbild – mit seinem Hund eine scheinbar eintönige Existenz. Jeder Handgriff beim Umziehen ist ein festes Ritual, selbst die sporadische Nahrungsaufnahme ist unheimlich kompliziert und alles wirkt gestresst und unzufrieden. Vor allem nach dem täglichen Blick in die Tagesschau – seinem Fenster zur Welt. Vor der Zelle hingegen

Foto Holger Borggrefe

Groß ist die Verwirrung – Die Lage ist ausgezeichnet
Foto Holger Borggrefe

sitzt eine Frau, die an eine Straßenkünstlerin erinnert, mit Laptop und Lautsprechern und im Tanz ihre Gefühle zum Ausdruck bringend, während ihre Sprache monoton und steif wirkt. Leben die Charaktere die meiste Zeit nebeneinander her, so ist es doch die Tänzerin, die den Einsamen und seinen vierbeinigen Begleiter aus der Zelle führt und ihn ermutigt, seine Gedanken mit der Welt zu teilen. Nach einigen euphorischen Reden an das Publikum scheitert dieses Vorhaben jedoch. Nach dem Hund zieht sich auch der Sprecher wieder zurück und beendet sein Leben zuletzt mit einem Schuss.

Wie bereits erwähnt hatte ich mit solchen abstrakteren Theaterprojekten bisher weniger Kontakt und obwohl ich vielleicht nicht alles zu 100% erfassen könnte, hat der Abend doch Emotionen und Gedanken in mir ausgelöst, die mich auch noch einige Zeit beschäftigten. Mitleid mit dem Einsamen und die Frage, wie jemand in der belebten Stadt München unbemerkt von den Nachbarn sich selbst solch ein Schicksal wählen und solche Texte verfassen konnte. Noch mehr als das Gesagte wirken die Emotionen und Handlungen dieser Inszenierung nach. Ein bedrückendes Gefühl von Einsamkeit und Frust von dem man nur kurz befreit wird, wenn der Sprecher vor das Gitter tritt und beinahe fröhlich seine Worte mit dem Publikum teilt. Eine Botschaft hat sich nach diesem Abend doch in meinem Kopf festgesetzt: auch auf die Stillen und Einsamen sollte man anhören, denn sie haben oft am meisten zu sagen.

Eine Eigproduktion von und mit: Katinka Maché, Magdalena Maché, Markus Schlappig

Weitere Termine:

Mi 22.11. / „Groß ist die Verwirrung – Die Lage ist ausgezeichnet“ / 20:00 Uhr

Do 23.11. / „Groß ist die Verwirrung – Die Lage ist ausgezeichnet“ / 20:00 Uhr

Fr 24.11. / „Groß ist die Verwirrung – Die Lage ist ausgezeichnet“ / 20:00 Uhr

Sa 25.11. / „Groß ist die Verwirrung – Die Lage ist ausgezeichnet“ / 19:00 Uhr

So 26.11. / „Groß ist die Verwirrung – Die Lage ist ausgezeichnet“ / 19:00 Uhr

Di 28.11. / „Groß ist die Verwirrung – Die Lage ist ausgezeichnet“ / 20:00 Uhr

Karten 18€/12€ ermäßigt unter unter 089 182694 oder online

 

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Vorschau: Premiere Blut an der Tapete und draußen scheint die Sonne, 03.05.2017, Theater Blaue Maus

Blut an der Tapete und draußen scheint die Sonne

Eine absurd-komische Stückentwicklung über die Einfachheit der Ding

Warum ist das Leben immer so kompliziert? Darf man denn nicht einfach mal Spaß haben? Ständig überfordert von der Komplexität der Dinge wünschen wir uns Kitsch und Klischee: Auf der Bühne macht ihr Flori vor Tausenden einen Antrag und Helene haucht „Ja“!

Bekanntlich ist nicht nur die große Politik undurchschaubar, selbst der Alltag ist durchzogen von Verwicklungen und Überforderungen. Da spielen die Gefühle der Freundin, die Meinung der Schwiegermutter und die Durchfallerkrankung des Hundes mit hinein. Deshalb: Simplify your Live. Trump, AfD und zahlreiche Ratgeber bieten einfache Antworten!

Ausgangspunkt der Recherche ist die häufig belächelte, sogenannte Trivialliteratur. Gibt es die denn noch? Arztromane, Abenteuergeschichten, Liebesschmonzetten? Klarheit und Gerechtigkeit gemischt mit Sehnsucht, Nostalgie und schwerem Schicksal. Auf der Suche nach der liebsten trivialen Figur, eigenen Tagträumen und den Leichen im Keller, die wir versunken in leichter Lektüre und exzessiver Passivität zu vergessen hoffen, begegnen wir Serienjunkies, Krimitanten und unrettbaren Romantikern.

mit: Carola Beil, Irene Rovan, Peter Papakostidis

Regie:                                      Klaudia Schmidt

Musik:                                      Christofer Varner

Bühne und Kostüme:                  Claudia Karpfinger

Dramaturgie:                             Barbara Kastner

Regie-
und Dramaturgieassistenz:          Sabrina Kanthak

Licht & Technik:                        Uwe Hinsche

Öffentlichkeitsarbeit/Plakat:        Arik Seils

Fotos:                                      Volker Derlath

Produktion: Theater Blaue Maus

Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferates der Landeshauptstadt München

Vorstellungen:

MAI 2017

Premiere: Mittwoch, 03.05.2017 / 20:00 Uhr

jeweils Mi bis Sa, bis 27.05.2017

Beginn: Mi bis Fr 20:00 Uhr, Sa 19:00 Uhr

Letzte Vorstellung: Sa 27.05.2017 19:00 Uhr

Zusatzvorstellung  am 28.06.2017 im Rahmen der Stadteilwoche

Theater Blaue Maus

Elvirastr. 17 a

80636 München

www.TheaterBlaueMaus.de

U1 Maillingerstraße

Karten und Reservierungen unter 089 / 18 26 94

Eintrittspreise: 18,00 Euro und 12,00 €

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Funkloch MONTY PYTHON, 13.05.2015, Theater Blaue Maus

[singlepic id=2126 w=240 h=320 float=left]Fans und Quereinsteiger sind das Zielpublikum der neuen Produktion des Theater Blaue Maus. Da ich mich eher zu den Letzteren zähle, war ich auf diesen Abend besonders gespannt. Und es war witzig, gut spielt und interessant zusammengestellt.

Die 90 Minuten teilen in vier Abschnitte, die Sketche sind unter den Überschriften Gute Stimmung garantiert, Experten, Der Sinn des Lebens und Auf der richtigen Seite zusammengefasst. besonders gut hat mir der Kohlenzechen-Disput in Llanddarog, der lakonische Vortrag brachte die Absurdität des Gesagten erst richtig zur Geltung. Ebenfalls sehr schön war Gesellschaft zum Drauftun von Dingen sowie der berühmte Tote-Papagei-Sketch. Die Schauspieler Carola Beil, Martin Lüning, Klaudia Schmidt und Christofer Varner schaffen es hierbei, die Sketche in der Manier von Monthy Python zu spielen, aber ihnen trotzdem einen eigenen Stempel aufzudrücken. Die Regie von Claus und Sigi Siegert spielt mit den Klischees und treibt die Absurdität auf die Spitze.

Ich habe mich gut amüsiert an diesem Abend und kann einen Besuch sehr empfehlen. Weil das Theater recht klein ist, sollte man unbedingt reservieren. Die Vorstellung dauert 90 Minuten ohne Pause.

Besetzung:
ES SPIELEN:
Carola Beil, Martin Lüning, Klaudia Schmidt, Christofer Varner

Regie: Claus Siegert
Co-Regie: Sigi Siegert
Dramaturgie: Angela Maria Dedié
Musik: Christofer Varner
Choreographie: Bele Turba
Kostüme: Beatrice Oettinger
Bühne: Claudia Karpfinger
Technik: Uwe Hinsche
Presse & Plakat: Arik Seils
Fotos: Dr. Peter Cohn

WEITERE VORSTELLUNGEN
MAI:
Mi 20.05. / Do 21.05. / Fr. 22.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 23.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 27.05. / Do 28.05. / Fr. 29.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 30.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr

JUNI:
Mi 03.06. / Do 04.06. / Fr. 05.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 06.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 10.06. / Do 11.06. / Fr. 12.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 13.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 17.06. / Do 18.06. / Fr. 19.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr

Letzte Vorstellung:
Sa 20.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr

Reservierungen unter Tel.: 089 – 18 26 94
Eintritt 18€/12€

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Vorschau: Funkloch MONTY PYTHON, Premiere 06.05.2015, Theater Blaue Maus

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„Und nun zu etwas vollkommen anderem …“

Monty Python hat Kultcharakter – und jetzt bietet sich allen Fans und Quereinsteigern eine neue Chance auf Monty Python at its finest! In der Blauen Maus findet unter der Regie von Claus Siegert ein fulminanter Abend mit den aberwitzigsten Szenen, den absurdesten Sketchen und den mitreißendsten Liedern der gnadenlos komischen Briten statt. Ob tote Papageien, schmutzige Gabeln oder ein Einkauf im Käseladen: Im Mittelpunkt stehen die kleinen und großen Absurditäten des Alltags, grober Unfug und philosophischer Nonsens. Das alles wird mit höchster Seriosität vorgetragen und natürlich neu zusammengestellt, frisch interpretiert und collagiert à la Blaue Maus. Nicht zuletzt die schwarzhumorigen Monty-Python-Lieder dienen den vier musikalischen Protagonisten in dieser Radioshow als Steilvorlage. Um es mit Monty Python zu sagen:

And always look on the bright side of life
Always look on the light side of life

Besetzung:
ES SPIELEN:
Carola Beil, Martin Lüning, Klaudia Schmidt, Christofer Varner

Regie: Claus Siegert
Co-Regie: Sigi Siegert
Dramaturgie: Angela Maria Dedié
Musik: Christofer Varner
Choreographie: Bele Turba
Kostüme: Beatrice Oettinger
Bühne: Claudia Karpfinger
Technik: Uwe Hinsche
Presse & Plakat: Arik Seils
Fotos: Dr. Peter Cohn

PREMIERE
Mittwoch, 06.05.2015            20:30 Uhr

WEITERE VORSTELLUNGEN
MAI:
Do 07.05. / Fr 08.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 09.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 13.05. / Do 14.05. / Fr. 15.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 16.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 20.05. / Do 21.05. / Fr. 22.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 23.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 27.05. / Do 28.05. / Fr. 29.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 30.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr

JUNI:
Mi 03.06. / Do 04.06. / Fr. 05.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 06.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 10.06. / Do 11.06. / Fr. 12.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 13.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 17.06. / Do 18.06. / Fr. 19.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr

Letzte Vorstellung:
Sa 20.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr

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Vorschau: Du sollst nicht lieben, 19.03.2015, Schauspielensemble Südsehen im Theater Blaue Maus

Georg Kreisler

DU SOLLST NICHT LIEBEN

Musikalische Komödie
mit Musik von Bach, Beethoven, Schubert u.a.

LOTHAR, nicht mehr ganz taufrischer Junggeselle mit Promotion und Bindungsängsten, trifft auf die wesentlich jüngere SONJA, die auf der Suche nach einem Vater für ihre Tochter ist. So wie LOTHAR hat sie ihn sich jedoch nicht vorgestellt und geht merklich auf Distanz. Auch LOTHARs Einstellung zur Ehe ändert sich, nicht zuletzt, da er ja – endlich – zur Sache kommen will. Aber die langersehnte Liebesnacht verläuft anders, als erwartet:

Es siegt der Pragmatismus – LOTHAR hat das Alleineleben satt und SONJA wählt den bequemen Weg, der sich bald schon als der unbequemere herausstellt: LOTHAR geht mit seiner Sekretärin fremd. Aber SONJA bleibt ihm nichts schuldig…

Georg Kreislers Komödie ist ein Georg Kreisler (fast ausschließlich) mit klassischer Musik: In einer bitter-süßen Nicht-Romanze werden die schönsten Liebesthemen der klassischen Musik mit Kreisler-Texten ironisch variiert.

Es spielen Ulrike Dostal und Amadeus Bodis
Regie Robert Ludewig

[singlepic id=2074 w=320 h=240 float=left]

Premiere am 19.03.2015 um 20:30 im Theater Blaue Maus, Elvirastr. 17a in München
Karten zu:  18,- / 12,-  und unter  089 182694 oder www.theaterblauemaus.de

Weitere Vorstellungen im Theater Blaue Maus 20.03 und 21.03.2015 | www.theaterblauemaus.de
Sowie in der Einstein-Kultur am 10.05.2015 | www.einstein-kultur.de

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Premiere Elektra, 16.01.2014, Kleines Ensemble München im Theater Blaue Maus

[singlepic id=1706 w=320 h=240 float=left]Kann man ein Stück, das mehrere tausend Jahre auf dem Buckel hat, heute noch spielen? Und zwar so spielen, dass auch der Mensch der Gegenwart sich damit identifizieren kann? Ja, man kann, wie das Kleine Ensemble München bei der Premiere des Stückes Elektra von Sophokles bewies.

Elektra will den Tod des Vaters rächen. Agamemnon wurde von seiner Frau Klytaimnestra und deren Liebhaber Aeghist getötet. Ihr Bruder Orest ist erst einmal geflohen, kehrt aber zurück, um Vergeltung zu üben. Um unerkannt zu bleiben, lässt er verbreiten, dass er bei einem Wagenrennen zu Tode gekommen ist. So weit die griechische Tragödie. Regisseur Manfred Lorenz Sandmeier verlegt die Handlung in eine psychatrische Anstalt. Elektra ist dort eingesperrt, wird sogar fixiert und mit Elektroschocks behandelt. Dennoch sinnt sie weiter auf Rache. Chrisothemis ist eine Mitinsassin, der Alte ein Wärter und Klytaimnestra die Oberschwester. Orest dringt in die Klinik ein und befreit sie. Das war alles sehr schlüssig, vergegenwärtigt den zeitlosen Stoff und reisst den Zuschauer mit. Der Schluß toppt das Ganze aber nochmal mit eingespielten, satirischen Fernsehszenen, bei denen dem Zuschauer schon mal das Lachen im Halse stecken bleibt. Überhaupt wird viel moderne Technik verwendet, der Chor sind Stimmen, die Elektra hört. Leider waren diese durch den (gewollten) Halleffekt kaum zu verstehen.

Das Bühnenbild besteht aus einem kärglich eingerichteten Krankenzimmer. Leider verhinderten die räumlichen Gegebenheiten, dass man ab der dritten Reihe die recht häufigen Szenen auf dem Fußboden sehen kann. Das ist schade, denn die schauspielerischen Lesitungen sind grandios. Der Regisseur Manfred Lorenz Sandmeier sprang selbst als Klytaimnestra ein und war dann mehr ein Aeghist, meisterte seine Rolle aber gut. Andreas M. Bräu als Orest, der das erste Mal für das Kleine Ensemble München spielte, und Martin Wichmann als Alter waren sehr präsent und fesselten das Publikum mit ihren Rollenportraits. Raphaela Zick ist Chrisothemis und spielt diese naiv angelegte Figur mit großer Hingabe. Der Star des Abends ist aber ganz sicher Julia Mann in der Titelrolle. Ihr Schmerz überträgt sich auf das Publikum und mehr als einmal fragtman sich, ob sie nun wahnsinnig ist oder doch zu Unrecht eingesperrt.

Ein sehr intensiver Abend, ein begeistertes Publikum feierte das Ensemble stürmisch. Weitere Vorstellungen am  23./24/25 Januar in der Blauen Maus und am 30/31. Januar und 1.Februar im Peppertheater.

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Veranstaltungshinweis: Premiere Elektra, 16.01.2014, Kleines Ensemble München im Theater Blaue Maus

[singlepic id=1704 w=320 h=240 float=left]Zweitausendvierhundertundsiebenundzwanzig Jahre nach der Uraufführung in Athen beweist Elektra von Sophokles ihre Zeitlosigkeit. Denn zu Beginn dieses Jahres inszeniert das Kleine Ensemble München den Klassiker jetzt im neuen Gewande. Am 16. Januar hat die Neuproduktion im alteingesessenen Theater Blaue Maus in der Elvirastraße Premiere.
[singlepic id=1705 w=240 h=320 float=right]Nach der gelobten Einstandsproduktion „Die Präsidentinnen“ von Werner Schwab legt das Ensemble seine zweite Inszenierung mit Sophokles‘ antikem Drama auf. Der griechische Text wird dabei ordentlich entstaubt. Die Geschichte bleibt: Elektra, Königstochter aus Mykene, plant die Rache am Mord ihres Vaters. Zusammen mit ihrer Vertrauten und ihrem verlorenen Bruder rächt sie sich an der verhassten, untreuen Mutter und deren Geliebten Aigisth. Doch das Kleine Ensemble geht darüber hinaus: Alles dreht sich um die Stimmen, um Wahnsinn und die Frage nach der Zurechnungsfähigkeit der Titelrolle. In dieser interessanten neuen Version hört Elektra (Julia Mann) nämlich Stimmen. Mehr als ihr lieb sind: „Den antiken Chor haben wir als inneren Monolog der Elektra verstanden. Ich ringe sozusagen mit mir selbst. Dazu arbeiten wir mit Video- und Toneinspielungen“ beschreibt Julia Mann die Herangehensweise. Eigens für die Inszenierung produzierte Einspielungen und Videoinstallationen, die unter anderem im Grünwalder Forst und in pädagogischen Einrichtungen entstanden, runden die Geisteswelt um Elektras tragischen Fluch visuell wie akustisch ab. Regisseur Manfred Lorenz Sandmeier verlagert die Handlung der antiken Tragödie in eine psychiatrische Heilanstalt. Doch frei nach „Einer flog über das Kuckucksnest“ stellt sich schnell die Frage: Wer ist verrückt? Patient oder Anstaltsleitung?
[singlepic id=1706 w=320 h=240 float=left]Regisseur Sandmeier: „Um die Unterschiede zwischen wirklich Verrückten und Menschen, die für wahnsinnig gehalten werden, herauszuarbeiten, habe ich diese Aussage so weit verstärkt, dass Elektra in dieser Anstalt tatsächlich die Normalste ist.“ (lacht) „Aktuelle Vorfälle wie der Fall Mollath inspirieren ja derzeit viele Künstler, wie etwa Nina Hagen, die sich für neue Patientenverfügungen einsetzt, die eine Prüfung vor jeglicher Einweisung in eine Anstalt voraussetzt. Diese Konstellation nutzte auch ich als Folie für unseren Blick auf Elektras dramatischen Konflikt. Gerade Schauspieler neigen ja auch zu extremen Gefühlszuständen. Traurige Vorbilder zeigen, wie sich Rolle und Leben zum Schlechteren vermischen. Deshalb war es gerade spannend, mit den Schauspielern bewusst diesen Schritt gemeinsam zu gehen.“ Dementsprechend groß war die Spielfreude der Darsteller, die entweder als Täter in der Anstaltsleitung oder als eventuell psychisch Kranke agieren durften. „Ich habe deshalb die Elektra als “normal” und geistig gesund angelegt. Ich finde eher, dass die Umstände sie zu einer Wahnsinnigen machen. Da ist die Chrysothemis doch bei Weitem beknackter“, so Mann über ihre Elektrainterpretation und die Proben mit ihrer Präsidentinnenkollegin. Raphaela Zick hatte sichtbaren Spaß daran, im Schlafanzug Tarot-Karten zu legen und Halluzinationen zu verkörpern. Ebenso wie Martin Wichmann, der als Pfleger/Alte versucht, seinen Narrenkäfig im Zaum zu halten. „Es war nach vielen jüngeren Rollen eine besondere Freude, einmal meinem natürlichen Alter gemäß den Alten zu verkörpern“ meint das Münchner Offtheaterurgestein mit einem Augenzwinkern. „Zudem kenne ich aus dem privaten Bereich genügend Schicksale, die zwischenzeitlich in der Klapsmühle endeten und die ich vor Ort studieren durfte.“ Schwieriger stellt sich der Fall für Orest dar, den Außenstehenden, dargestellt von Nachtgedankenautor und Schauspieler Andreas M. Bräu, der seine Schwester in der Anstalt erst wiedererkennen muss: „Ich habe versucht, einen ungeliebten Verwandtenbesuch zu spielen, mich auf diesem Weg der entfremdeten Schwester zu nähern. Und es überraschte mich, wie schlüssig das “Wahnsinnskonzept” auf die antiken Verse passt, die sich übrigens wunderschön sprechen lassen“ äußert sich Bräu über die Arbeit an dem Text und mit seinen langjährigen Kolleginnen Mann und Zick, die er auf der Bühne wiedersieht. Umso stärker prickelte die Energie zwischen den eingespielten Kollegen, die zusammen diese intensive Produktion stemmten und nun dem Münchner Publikum nahebringen möchten. Wir werden auch über die Premiere berichten.
Weitere Vorstellungen am 17. und 18. Januar sowie am 23./24./25. Januar in der Blauen Maus in der Elvirastraße 17a und am 30./31. Januar und 1.Februar im Pepper-Theater in der Thomas-Dehler-Straße direkt am Starbucks/Pep Einkaufszentrum. Die Vorstellungen am Donnerstag und Freitag beginnen jeweils um 20:30, die Samstagsvorstellungen jeweils um 19:00 Uhr. Kartenwünsche unter 089/182694 (Blaue Maus) bzw. 089/63891843 (Pepper)

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