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Premiere L’Heure Espagnole, 28.04.2019, Gärtnerplatztheater

In der Kürze liegt die Würze. Dieses schöne Sprichwort trifft auf viele Lebenslagen zu, im Besonderen aber auf die absurd-lustige Kammeroper L’heure espagnole von Maurice Ravel und Franc-Nohain, die 1911 in Paris uraufgeführt wurde und am vergangenen Sonntag auf der Studiobühne des Gärtnerplatztheaters Premiere feiert.

Foto: Adrienne Meister

Zentrum dieses Stücks ist die schöne Concepción, Gattin des Uhrmachers Torquemada, der einmal in der Woche eine Stunde lang die Rathausuhren warten muss und ihr so Zeit gibt, abwechselnd einen ihrer Liebhaber im Laden zu empfangen. Dummerweise taucht an diesem Tag der Mauleseltreiber Ramiro auf, der seine Uhr reparieren lassen muss und will im Uhrmachergeschäft auf Torquemada warten. Als Concepcións Liebhaber, der Poet Gonzalvo auftaucht, bittet sie Ramiro eine schwere Uhr die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer zu schaffen. Als dummerweise auch noch ihr zweiter Verehrer Don Inigo erscheint, versteckt sie Gonzalvo in einer Standuhr und lässt Ramiro diese hinauf schleppen. So werden abwechselnd die beiden Liebhaber in das Schlafzimmer der Dame geschmuggelt, bis diese Gefallen an dem starken Ramiro findet und ihre beiden – noch immer in Uhren versteckten – Besucher alleine im Geschäft stehen lässt, wo sie von Torquemada entdeckt werden.

Foto: Adrienne Meister

Ich kannte ja das Stück bereits aus einer anderen Inszenierung und war sehr gespannt, wie Regisseur Lukas Wachernig dieses amouröse Verwirrspiel auf der kleinen Studiobühne inszenieren würde. Er setzt dabei vollkommen auf die Absurdität der Kurz-Oper, was optisch durch die Ausstattung von Stephanie Thurmair unterstützt wird. Die Bühne erinnert stark an die surrealistischen Gemälde des spanischen Künstlers Salvador Dalí, vor allem die schmelzenden Uhren, die die drei Liebhaber anfangs über einen dürren Baum hängen. Der Uhrmacher Torquemada selbst erinnert dabei mit dem ikonischen gezwirbelten Bart an den berühmten Künstler.

Die Kostüme der fünf Solisten passen perfekt in das bunte Bühnenbild. Concepción trägt ein rotes Kleid im Stil der 20er Jahre, passend dazu ist auch ihr zukünftiger Liebhaber Ramiro in Rot- und Orangetönen gekleidet und sieht aus wie ein Muskelmann, wie man ihn früher auf Jahrmärkten sehen konnte. Gonzalvo und Inigo sind dagegen vorwiegend in kühlem Blau gekleidet. Auch das Makeup passt bis ins kleinste Detail zu diesen Kostümen und den überspitzten Charakteren. Ramiro und Gonzalvo bekommen beide ein Brusthaar-Toupet verpasst und letzterer erinnert nicht nur durch das Makeup sondern auch in seinen selbstverliebten Reden an den aktuellen amerikanischen Präsidenten.
Wachernig setzt in seiner absurden Inszenierung vor allem auf Slapstick und eine eindeutige Zeichnung der Charaktere, was zu dem schrägen Stück durchaus passt und somit beim Publikum für viele Lacher sorgt.

Foto: Adrienne Meister

Valentina Stadler gibt als Concepción eine verwöhnte Zicke, die die Uhren ihres Gatten sabotiert und nur ihr persönliches Vergnügen im Sinn hat. Es macht großen Spaß zuzusehen, wie sie mit den vier Männern spielt und die Aufmerksamkeit genießt, die sie ihr entgegen bringen. Ramiro wird von Matija Meić wundervoll als „Poser“ verkörpert, der der schönen Frau vom ersten Moment an mit seinen Muskeln imponieren will. Er ist fast permanent auf der Bühne und kämpft im Hintergrund mit dem Transport der Standuhren – der in dieser Inszenierung sehr kreativ gelöst ist – oder muss sich am Erste-Hilfe-Kasten der Probebühne bedienen, um seine Rückenschmerzen zu kurieren. Juan Carlos Falcón als Torquemada scheint hier als typisch verpeilter Künstler, der offenbar mehr Liebkosungen für seine Uhren und sein Werkzeug übrig hat als für seine Frau. Dieser Ansatz macht es dann auch irgendwie verständlich, dass die junge Concepción bei anderen Männern ihr Liebesglück sucht. Gyula Rab darf als etwas egozentrischer Poet Gonzalvo alles an Schmalz auspacken, was eine Tenor-Rolle zu bieten hat und zeigt so vor allem eine schöne Parodie auf die typischen Frauenhelden in anderen Opern. Der reiche Geschäftsmann Don Inigo Gomez wird vom Bass Christoph Seidl gespielt. Er möchte für seine junge Geliebte auch etwas weniger ernst wirken und tarnt sich deshalb als eine Uhr, die aus einem überdimensionalen Auge besteht, mit seinem Gehstock als Pendel.

Der Spaß, den die Solisten angesichts ihrer Charaktere an den Tag legen, hat sich sehr schnell auf meine Begleiterin und mich übertragen. Auch gesanglich meistern sie die fließende, sicher nicht ganz einfache, Musik perfekt. Das kleine Orchester unter der Leitung von Kiril Stankow sitzt hinter dem leicht durchsichtigen Bühnenbild und auch sie lassen den Raum mit den Klängen Ravels schweben, sodass die fast einstündige Spielzeit wie im Flug vorüber geht.

Der große Applaus am Ende war für alle Beteiligten voll und ganz verdient, denn diese Inszenierung macht einfach großen Spaß. Die Tatsache, dass Publikum hier ganz nah am Geschehen ist und auch ab und an einbezogen wird, ist nach wie vor ein großer Pluspunkt der kleinen Studiobühne.

 

Musikalische Leitung: Kiril Stankow
Regie: Lukas Wachernig
Bühne / Kostüme: Stephanie Thurmair
Licht: Michael Heidinger
Dramaturgie: Daniel C. Schindler

Concepción: Valentina Stadler
Gonzalvo: Gyula Rab
Torquemada, Uhrmacher: Juan Carlos Falcón
Ramiro, Mauleseltreiber: Matija Meić
Don Inigo Gomez: Christoph Seidl

weitere Termine: 6. / 8. Mai / 19. Juni, 19.30 Uhr und 20. Juni, 18.00 Uhr

https://www.gaertnerplatztheater.de/de/produktionen/heure-espagnole.html?m=362

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Anna-Katharina Tonauer (Hänsel), Juan Carlos Falcón (Knusperhexe), Csilla Csövari (Gretel) © Christian POGO Zach

Anna-Katharina Tonauer (Hänsel), Juan Carlos Falcón (Knusperhexe), Csilla Csövari (Gretel)
© Christian POGO Zach

Es gibt wenig, was bei mir untrennbar mit Weihnachten verbunden ist: Wiener mit Kartoffelsalat und dem höllisch scharfen Kren aus dem Garten meines Opas und ein Besuch der Aufführung von Hänsel und Gretel im Gärtnerplatztheater am 23.12., meistens gleich beide Vorstellungen.

Damit klappt es zwar auch in diesem Jahr nicht, aber immerhin steht nach fünf Jahren ohne die Wiederaufnahme dieses zauberhaften Stückes an. Manche finden sie kitschig, aber im Gegensatz zu allen anderen Inszenierungen, die ich bisher gesehen habe, die Neuinszenierung an der Bayerischen Staatsoper, in Covent Garden und an der Komischen Oper, wird hier nichts reininterpretiert, was nicht da ist. Auch wenn ich der Meinung bin, dass diese Oper nicht wirklich kleinkindgerecht ist, weil sie erstens einfach zu lang und zweitens von der Musik für Kinder nicht unbedingt ansprechend ist, sollte man als Regisseur schon darauf Rücksicht nehmen, dass es in den allermeisten Fällen als Familienstück beworben wird und keine Kinderleichen im Kühlschrank wie Schlachtvieh auf der Bühne zeigen. Die Inszenierung nach Peter Kerz, die am Gärtnerplatztheater gezeigt wird, ist märchenhaft und sehr atmosphärisch. Insbesondere der Abendsegen hat es mir hier angetan, das ist einfach nur ein wunderschönes Bild.

Deshalb freue ich mich sehr, dass dieses Stück wieder auf dem Spielplan steht. Und weil ich mich so gefreut habe, habe ich mir aus Versehen eine Karte für eine Vorstellung doppelt gekauft. Und damit ihr Euch auch ein Bild machen könnt, verlose ich eine Karte für die Vorstellung am 17.12.2017 um 15 Uhr. Ein bisschen Stehvermögen müsst ihr mitbringen, denn es handelt sich um einen Stehplatz. Die Sicht ist aber sehr gut und die Akustik auch. Alles, was ihr dafür tun müsst, ist bis zum Samstag 16.12.2017, 10 Uhr folgende Frage zu beantworten:

Von wem stammt die Musik zu Hänsel und Gretel?

Schickt mir Eure Antwort einfach per Kontaktformular mit Angabe Eures Namens und einer Telefonnummer, die Übergabe erfolgt dann vor der Vorstellung.

BESETZUNG am 17.12.2017

Regie nach Peter Kertz
Bühne / Kostüme Hermann Soherr
Knusperhexe Maximilian Mayer
Sandmännchen Anna-Katharina Tonauer
Taumännchen Jasmina Sakr

Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

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