Diese Woche gönnte ich mir eine kleine Verschnaufpause in London. Nichts großes, nur ein Billigflug und zwei Übernachtungen in der JuHe sollten es werden. Der Fokus lag auf dem Erwerb möglichst vieler Bücher. Zu diesem Zweck nahm ich den größten Koffer und schränkte mich bei der Auswahl der Bekleidung sehr ein, was die nette Dame am Check-In zu der Bemerkung veranlasste: “So ein großer Koffer und nichts drin”. Ich konnte sie beruhigen, dass das nur für den Hinflug gelten würde.
Ich hatte nur drei Fixpunkte in London: Leighton House Museum, Nunhead Cemetery und eine Verabredung im Tower of London. Dazwischen Buchläden. Da ich es offensichtlich trotz fortgeschrittenen Alters immer noch nicht schaffe, einen Stadtplan zu lesen, bin ich an der Station Holland Park für das Leighton House Museum ausgestiegen. Bei meiner vergeblichen Suche in der Umgebung wurde ich wenigstens mit ein paar sehr hübschen Häusern und der wundervollen Holland Park Mews
entschädigt. Ein Blick in den Stadtplan, den ich diesmal richtig herum hielt, bestätigte mir, dass ich meilenweit weg war von Leighton House. War vielleicht auch besser so, denn Dienstags ist es geschlossen.
Die zweite Station, Nunhead Cemetery, war leichter zu finden. Die Atmosphäre war sehr eigenartig. In den zwei Stunden begegnete mir kaum ein Mensch, wenn nicht der ständige Fluglärm gewesen wäre, hätte ich mich in einer versunkenen Welt wähnen können. Die “Loving Memory” währte offensichtlich meistens nur kurz, selbst Grabstätten aus den Sechzigern und Siebzigern sind bereits verfallen und überwuchert. Ein magischer Ort.
Dann wollte ich mich auf Bücherjagd begeben. Ich hatte eine ganz bestimmte Kette im Kopf, Bargain Books. Hier gab es Hardcover nach Erscheinen des Taschenbuchs billiger. Ich habe nicht eine einzige Filiale mehr gefunden. Auch andere kleine Buchläden waren verschwunden, vielfach blieben nur die großen Ketten und ich konnte ganze Einkaufsstraßenzüge entlang wandern, ohne einem einzigen Buchladen zu begegnen. Dafür gab es jede Menge zusätzlicher Ketten, die eine High Street wie alle High Streets aussehen lassen. Und japanische Restaurants. Und Bella Italias. Nur keine Buchläden. Auch der größte Buchladen Europas, Waterstone’s am Picadilly, konnte mich nicht über den Verlust hinwegtrösten. Irgendwie weiß ich jetzt auch, wie Jasper Fforde in dem letzten Thursday Next auf die Beschreibung eines Buchladens kam, in dem alles außer Bücher verkauft wird und nur hartnäckiges Nachfragen ein verstaubtes Regal in der hintersten Ecke zu Tage fördert.
Das Treffen am nächsten Tag im Tower war sehr nett und hat mir noch einen Rundgang durch die neu gestalteten Ausstellungsräume ermöglicht.
Ach ja, heim geflogen bin ich mit Übergepäck, für das ich aber dank vieler Tagesreisender im Flugzeug nichts zahlen musste. Das nächste Lesejahr ist gesichert.
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