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Zeugin der Anklage – 22.11.2017 – Blutenburg-Theater

Zeugin der Anklage, Blutenburg-Theater Foto: Volker Derlath

Zeugin der Anklage, Blutenburg-Theater Foto: Volker Derlath

Agatha Christie hielt bereits vergangenen Monat Einzug in Münchens Kriminalbühne und endlich hatte ich die Gelegenheit die neue Inszenierung in dem Theater zu sehen, das mich durch 7 1/2 Jahre München begleitet hat.
Der erfolgreiche, doch betagte Anwalt Sir Wilfrid Robarts kehrt nach einem Herzanfall zurück in seine heimische Kanzlei, im Schlepptau die herrische Krankenschwester Miss Plimsoll. Er soll sich schonen, also kein Tabak, kein Alkohol und vor allem keine aufregenden Fälle. Doch natürlich kann er es nicht lassen und so überstützt Roberts seinen alten Freund Mr. Mayhew bei einem verzwickten Mordfall. Der mittellose Erfinder Leonard Vole wird verdächtigt, eine reiche ältere Dame erschlagen zu haben, der er gerne Gesellschaft geleistet und die ihn deshalb zum Alleinerben eingesetzt hatte. Sein einziges Alibi ist seine deutsche Frau Christine, die jedoch sehr schnell ihre Aussage widerruft und ihren Mann damit immer tiefer in die Bredouille reitet. Robarts und Mayhew setzen also alles daran, ihrem verzweifelten Mandanten zu helfen. Natürlich bietet der Krimi einige – für Agatha Christie typische – unerwartete Wendungen und ich möchte deshalb nicht zu viel verraten. Jedenfalls ist das Stück – trotz dem ein oder anderen langen Dialog – spannend bis zum Schluss.

Zeugin der Anklage, Blutenburg-Theater Foto: Volker Derlath

Zeugin der Anklage, Blutenburg-Theater Foto: Volker Derlath

Zeugin der Anklage ist wohl eine der aufregendsten Geschichten aus der Feder der Königin des Krimis und Regisseur Uwe Kosubek zeigt eine gewohnt runde Inszenierung mit humorvollen Details und spannenden, dramatischen Momenten. Diesmal stehen mit zehn Darstellern sehr viele Personen auf der kleinen Bühne, die trotzdem sehr überraschend und kreativ genutzt wird. Bühnenbildner Peter Schultze machte den Umbau zwischen den beiden Bühnenbildern dank beweglicher Wand-Prismen sehr schnell und da der Vorhang ausnahmsweise permanent offen bleibt wirkt der Wechsel auch noch wie eine Choreografie. Der Gerichtssaal ist zwar wegen der stark schrägen Wände sehr klein, aber so werden die Zuschauer auch gleich zu den Geschworenen ernannt und bei den Verhandlungen mit einbezogen.
Ein komödiantisches Highlight ist vor allem Martin Dudeck als Robarts lethargischer Assistent Carter, der sich zu Beginn der Inszenierung erst einmal in Ruhe ein Sandwich macht, die Anwalts-Perücke seines Chefs als Serviette missbraucht und dabei das klingelnde Telefon ignoriert. Auch Sonja Reichelt als Miss Plimsoll im sexy-kurzen Krankenschwestern-Outfit sorgt für einige Lacher, wenn sie ihren Chef betüddelt wie ein Kleinkind.
Konrad Adams gibt einen sehr würde- und doch humorvollen Sir Robarts, der sich gekonnt an den Anweisungen seiner Ärzte vorbei mogelt, jedoch gerade in stressigen Situationen immer wieder von seiner Herzschwäche an sein Alter erinnert wird.
Andreas Haun wirkt als Tatverdächtiger Leonard Vole extrem sympathisch und stellt die Verzweiflung seiner Figur während der Gerichtsverhandlung sehr überzeugend dar. Ihm gegenüber ist Irene Roven als seine eiskalte und undurchschaubare Gattin Christine, der man als Zuschauer unweigerlich vom ersten Moment an misstraut.
Krimi-Fans oder alle, die einen unterhaltsamen und spannenden Theaterabend zu schätzen wissen, sollten sich diesen Klassiker nicht entgehen lassen. Dank des hervorragenden Schauspieler-Ensembles ist der Abend mehr als unterhaltsam und es ist interessant zu sehen, was man aus einer kleinen Bühne nicht alles machen kann.
Noch bis zum 17. Februar kämpft Sir Robarts in Neuhausen für die Wahrheit.

Carter / Richter Wainwright: Martin Dudeck
Miss Plimsoll: Sonja Reichelt
Sir Wilfrid Robarts: Konrad Adams
Mr. Mayhew: Sebastian Sash
Leonard Vole: Andreas Haun
Inspektor Hearne: Johannes Haag
Christine Vole: Irene Rovan
Mr. Myers: Wolfgang Haas
Janet Mackenzie: Christa Pillmann /
Christiane Blumhoff
Diana: Irmela Jane Purvis

Regie / Sound: Uwe Kosubek
Kostüme & Ausstattung: Nathalie Seitz
Bühnenbildentwurf & Bühnenbau: Peter Schultze
Licht: Tom Kovacs

Weitere Termine bis 17. Februar 2018
Dienstag bis Samstag, 20 Uhr
Sonntag, 18 Uhr

Karten zwischen 20€ und 32€
an der Abendkasse von Montag bis Samstag, 17 bis 19 Uhr
unter 089/123 43 00 oder online http://www.blutenburg-theater.de/kartenbestellung02.html

 

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