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Vorankündigung: Oper in Starnberg, 03. und 04.07.2014, Schloßberghalle Starnberg

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Vorankündigung: Wolferl hat keine Zeit, 4. und 6. Juli 2014, Kammeroper München im Johannissaal, Schloss Nymphenburg

[singlepic id=1931 w=320 h=240 float=left]Eine musikalische Begegnung zwischen Mozart und dem Fußball

Auch der beste Fußballer aller Zeiten trifft nicht immer nur das Tor. Aber der 7jährige Willi erwischt einen fremden Jungen am Kopf, und der nimmt auch noch seinen Ball mit nach Hause!

Ihn zurückzuholen entpuppt sich als Willis größtes Abenteuer, denn an Wolfgang Amadeus Mozart ist einfach nicht heranzukommen. Der ist nämlich ein Wunderkind und macht den ganzen Tag nur Musik: auf dem Klavier, der Geige und sogar am Schreibtisch! Seinen Ball zurückbekommen, schön und gut. Doch zunächst einmal muss Willi jetzt wissen, wie das geht: Komponieren!

Und was eine Sonate ist! Und eine Sinfonie! Und eine Oper!

Willi schafft es schließlich doch in Wolferls Zimmer, wo die beiden zum Schluss gemeinsam ein geniales Fußball-Konzert erfinden…

 Geschichte und Regie           Dominik Wilgenbus

Arrangement                          Alexander Krampe

Erzähler                                  Dominik Wilgenbus

Puppenspieler                       Albrecht von Weech

Flöte                                       Christiane Steffens

Klarinette                              Christophe Gördes

Fagott                                     Ruth Gimpel

Klavier                                    Dominik Wilgenbus

Termine:       4. Juli 2014, 16 Uhr,  6. Juli, 11 Uhr, 13:30 Uhr und 15 Uhr

Ort:                 Johannissaal, Schloss Nymphenburg

Preis:             Kinder 9 €, Erwachsene 13 €

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Starke Kids! Gib Mobbing keine Chance! Musical Konzert, 01.06.2014, Alte Kongresshalle

Starke Kids! Foto C. Klimek

Das Thema Mobbing nimmt in unserer Gesellschaft immer breiteren Raum ein und jeder kann davon betroffen sein. Das geht schon im Kindergartenalter los und nimmt seit dem Übersprung auf elektronische Medien immer krassere Formen an.

Das Musical Konzert Starke Kids! Gib Mobbing keine Chance! enstand nach einer Idee der bekannten Regisseurin Julia Riegel, die bereits zuvor erfolgreich mit der Sarré Musikprojekte zusammengearbeitet hat. Sie inszenierte auch den Abend, der einerseits eine sehr beeindruckende Leistungsschau der Akademisten der Sarré Musikprojekte war und andererseits das Thema Mobbing unter Kindern und Jugendliche in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückte.

Willkommen Bienvenue Welcome hieß es zu Beginn des Abends und Redner Kilian Bohnensack begrüßte damit nicht nur das Publikum, sondern auch alle Arten von Mobbingopfern. Das war eine witzige Annäherung an das Thema und schaffte genau die Mischung von Ernsthaftigkeit und Humor, die den pädagogischen Zeigefinger nicht allzustreng werden lies, ihn aber auch nicht ganz vernachlässigte.

Immer wieder im Verlaufe des Abends berichteten Kinder aus eigenen Erfahrungen, werden Videos  (Stefan A. Wisiorek) eingespielt, bei denen auch Erwachsene zu Wort kamen. Allerdings war ich mir nicht ganz sicher, ob zum Beispiel die Ratschläge wirklich immer so sinnvoll waren, hier wurde meiner Meinung nach zu wenig differenziert und das kann manchmal gefährlich sein.

Die etwa 40 Kinder und Jugendlichen im Alter von 8 bis 20 Jahren zeigten großartige Leistungen. Sie sangen nicht nur fantastisch, mein Highlight des Abends war Vois Sur Ton Chemin aus Die Kinder des M. Mathieu, sondern zeigten auch sehr anspruchsvolle tänzerische Einlagen. Der Choreograf Alan Brooks hat fantastisch mit den Teilnehmern gearbeitet, das hatte schon hohes künstlerisches Niveau.

Die Musikauswahl passte perfekt zu den einzelnen Stimmungen, von Cabaret über die West Side Story bis hin zu Oliver! und Das Phantom der Oper boten die von Verena Sarré hervorragend einstudierten Akademisten ein buntes Programm. Unterstützt wurden sie dabei von zwei Starsolisten, der wunderbaren Iva Schell und dem bekannten Sänger Volker Bengl, und der Band, bestehend aus Martin Steinlein, Liviu Petcu, Maximilian Fraas und Burkhard Fabricius. Den Abschluss bildete Abba mit Thank you for the Music, was man durchaus wörtlich nehmen durfte, macht die Musik diese jungen Talente doch stark.

Ein wirklich sehr schöner, bewegender, unter die Haut gehender Abend. Thank you for the Music!

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Vorankündigung: Musicalgala Starke Kids, 01.06.2014 17 Uhr, Alte Kongresshalle

[nggallery id=115]Die Sarré Musikprojekte sind bekannt dafür, Opern oder Musicals mit Kindern in den Hauptrollen erfolgreich auf die Bühne zu bringen. Jetzt studieren sie erstmals ein Konzert mit einem Thema zum Tag des Kindes am 01.06. ein. Es geht um Mobbing.

Nicht nur Erwachsene sich davon betroffen, auch Kinder und Jugendliche leiden darunter. Hier setzt das Projekt an. Beim Mobbing kann man drei Gruppen unterscheiden: Täter, Opfer und Mitmacher. Insbesondere die Mitmacher will Verena Sarré herausholen, durch Bühnenpräsenz eine starke Persönlichkeit herausbilden, die Nein sagen und sich auf die Seite der Opfer stellen kann. Neue Dimensionen erfährt das Thema Mobbing durch die Verlagerung in die sogenannten Social Media.

Etwa 30% der Kinder, die dann auf der Bühne stehen, kommen aus benachteiligten Familien. Es sind die unterschiedlichsten Schularten vertreten, so dass ein breites Spannungsspektrum vertreten ist.

Die Idee zu den Abend und das Konzept dafür stammt von der bekannten Regisseurin Julia Riegel, die neben Regieaufträgen für große Häuser auch immer wieder mit Kindern und Jugendlichen arbeitet. Die Kinder konnten ihre Ideen miteinbringen, es mussten alle Mitwirkenden etwas zum Thema beitragen, egal in welcher Form. Diese Beiträge sind dann in den Abend geflossen und spiegeln sich in der Auswahl der Stücke und der Choreografie wieder.

Dafür schaffte es Verena Sarré, den renommierten Choreografen Alan Brooks zu gewinnen. Ich konnte bei einem Probenbesuch beobachten, wie sehr er auf die Acht- bis Zwanzigjährigen eingeht. Er schafft es, die Kinder zu Motivieren und zu Stärken, ohne sie zu überfordern. Er berücksichtigt wunderbar auf die spezifischen Belange von Kindern und Jugendlichen, schafft es dabei aber gleichzeitig, die notwendige Disziplin aufrechtzuerhalten.

16 Stücke wurden unter der Leitung von Verena Sarré einstudiert. Die Kindern werden von den renommierten Solisten  Volker Bengel und Iva Mihanovic, die kurzfristig für ihre erkrankte Kollegin eingesprungen ist, unterstützt. Am Klavier werden die Akteure von Liviu Petcu und Martin Steinlein begleitet.  Der Abend wird durch Videoinstallationen ergänzt.

Man darf auf einen kurzweiligen, aber dennoch unter die Haut gehenden Abend gespannt sein.

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Lesungen und Tango Criminale, 24.05.2014, Programmkino Casablanca und Tafelhalle Nürnberg

[singlepic id=1894 w=320 h=240 float=left]Der für mich letzte Tag der Criminale 2014 begann mit einer Lesung im Programmkino Casablanca, dem ältesten seiner Art in Nürnberg. Nachdem der vorherige Betreiber es aufgeben wollte, übernahm vor fünf Jahren ein Verein den Betrieb des Kinos. Mittlerweile verfügt man über drei Kinosäle, neue Bestuhlung und ab Herbst kann man sogar Filme in 3D zeigen.

Als erste las Petra Busch aus ihrem letzten Thriller Zeig mir den Tod. Mit klug ausgewählten Passagen und sehr ausdrucksstarker Stimme machte die Glauser-Preisträgerin (bestes Debüt 2011) Lust auf mehr. Im Anschluss las Petra Mattfeld, die bisher unter dem Pseudonym Caren Benedikt historische Romane veröffentlicht hat, aus ihrem ersten Kriminalroman Sekundentod. In diesem dramatischen Roman wird eine Autorin ermordet und zwar nach einer Mordmethode, die sie selbst in ihrem letzten, noch unveröffentlichten Buch beschrieben hat. Sehr gruselig. Den Abschluss bildete Nessa Altura, die erste Glauserpreisterägerin in der Sparte Kurzgeschichte, mit Jebrüder Behneken, die passenderweise in einem Kino in Berlin spielt.

Im Anschluss entspann sich eine rege Diskussion über die Art und Weise, wie die einzelnen Autorinnen an ihre Geschichten herangehen, die beste Art, sie anschliessend gedruckt zu bekommen und den Unterschied zwischen Romanen und Kurzgeschichten. Ein sehr informativer Nachmittag, der einen guten Einblick in das Leben und die unterschiedliche Arbeitsweise der drei Autorinnen gab.

Den Höhepunkt jeder Criminale bildet zweifelsohne der Tango Criminale mit der Verleihung des Hansjörg-Martin-Preises und des Freidrich-Glauser-Preises in verschiedenen Sparten. Die Moderation der Veranstaltung in der nicht optimalen Tafelhalle in Nürnberg lag in den bewährten Händen von Ralf Kramp. Er führte locker, schlagfertig und witzig durchs Programm und schoss den sicher weltgrößten Selfie. Er ist eine Bereicherung für jede Veranstaltung und so waren es sehr kurzweilige Stunden. Musikalisch umrahmt wurde der Abend und die darauf folgende Party von The Ballroomshakers. Warum sie so heißen, wurde spätestens nach dem ersten Lied klar: der Bass dröhnte, dass man die Resonanz deutlich spüren konnte. Die Sängerin hatte eine geile Röhre und auch die Saxofonistin war spitze. Eine gute Wahl der Veranstalter.

Der neugewählte zweite Bürgermeister der Stadt Nürnberg Christian Vogel hielt eine sehr launige Rede – gerade mal seine 14. im Amt. Befragt nach seiner letzten Straftat, bekannte er, vor 10 Minuten im Halteverbot geparkt zu haben. Na wenn das mal kein Knöllchen gab.

Die erste Preisverleihung des Abends war der Hansjörg-Martin-Preis für das beste Jugendbuch. Die Laudatio wurde durch die Kinderjury gehalten und diese hat vielleicht die bemerkenswertesten Worte des Abends gesagt. Ein Mädchen meinte, an die Verlage gewandt, man wolle keine pinken Cover, man wolle keine Bücher nur für Mädchen oder Jungs. Und keine Frauen mit abgeschnittenen Köpfen, fügte ich in Gedanken hinzu. Und keine -in-Romane. Und, und, und. Die Verlage dürfen den Lesern durchaus etwas Intelligenz zutrauen. In die gleiche Kerbe schlug auch ein Junge, als er anmerkte, die Verlage mögen doch bitte nicht am falschen Ende sparen und Bücher mit einem schlechten Lektorat auf den Markt bringen. Wahre Worte. Gewonnen hat den Preis dann schließlich Alice Gabathuler für No_Way_Out.

In der Sparte Bester Debüt-Kriminalroman konnte Harald Gilbers mit Germania unter 63 Einsendungen die Jury überzeugen. Der kurze Ausschnitt, der von dem Schauspieler Stefan Willi Wang gelesen wurde, klang interessant. Ein jüdischer Kommissar muss sich im Berlin der Nazizeit auf die Suche nach einem grausamen Frauenmörder machen. Dabei steht nicht nur das Leben der Frauen, sondern auch sein eigenes auf dem Spiel.

Sehr zur Erheiterung trug das Ukulele Orchestra of German Crime Writers bei. Egal, ob sie 6 Monate oder nur eine halbe Stunde geprobt hatten, das Ergebnis war beachtlich. Der Saal tobte und hätte eigentlich gerne noch eine Zugabe gesehen.

Zum besten Kurzkrimi wurde durch die prominent besetzte Jury die Geschichte Auf deine Lider senk ich Schlummer von Alexander Pfeiffer aus der Anthologie Küche, Diele, Mord gekürt. Die ausgezeichnete Laudatio von Judith Merchant brachte sehr gut rüber, wie die Jury zu diesem Ergebnis kam.

 

Michael Theurillat, der Glauser-Preisträger in der Sparte bester Roman von 2012, hielt schließlich die Laudatio auf den besten Roman, Die Deutschlehrerin von Judith Taschler. Die Autorin freute sich hörbar und hielt eine witzige Dankesrede, anscheinend würden die Österreicher jetzt alles gewinnen und es sei wunderbar, dass sie nach Conchita Wurst sozusagen in der Stadt der Würste gewonnen habe.

Der Ehrenglauser für besondere Verdienste um den Kriminalroman wurde in diesem Jahr dem Verleger Hermann-Josef “Hejo” Emons zuerkannt. Die Laudatio hielt Frank Schätzing der gleich zu Anfang warnte, dass es lang werden würde. Das stimmte dann auch, aber nur, weil Herr Schätzing zwar eloquent, aber hauptsächlich über sich selbst sprach. Irgendwas muss er da missverstanden haben. Der Verleger freute sich sichtlich, lies aber im Gegensatz zu seinem Laudator erkennen, dass er ein bescheidener Mann ist.

Eine sehr schöne Veranstaltung, die die Vielfalt der im Syndikat organisierten Autoren gezeigt hat und ein würdiger Rahmen für die Verleihung des größten deutschen Krimipreises war.

 

 

 

 

 

 

 

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Lesungen Criminale 2014, 22.05.2014, Nürnberg und Fürth

imageDas Schlimme an der Criminale ist, dass man sich eigentlich vierteilen müsste, weil es so viele interessante Termine gibt. Das Wunderbare an der Criminale ist, dass man sich eigentlich vierteilen müsste, weil es so viele interessante Termine gibt.

Erste Anlaufstelle war das Galeriehaus Nord in Nürnberg, wo es an diesem Nachmittag um Kaffee, Kunst und Korruption gehen sollte. Für den Kaffee war es allerdings zu heiß, blieben Kunst und Korruption. Das erste war nicht nur in den Büchern, aus denen gelesen wurde, präsent, sondern auch an den Wänden: zur Zeit läuft im Galeriehaus Nord die Ausstellung Nachtabsenkung mit Bildern von Mathias Otto. Die Bilder passten hervorragend zu den Krimis, zeigten sie doch die dunkle Seite der Welt.

Als erstes las Eva Ehley aus ihrem vierten Sylt-Krimi Mörder weinen, in dem es um die Ermordung eines Galeristen geht. In Kurschattenerbe versetzte Sigrid Neureiter das Publikum nach Meran und weckte die Neugier auf Oswald von Wolkenstein. Ihre Hobbydetektivin Jenny Sommer macht sich auf die Suche nach einem verschwundenen Professor.

Als Letzter las schliesslich Bernhard Aichner, der mich ja gestern schon mit seiner Kurzgeschichte Dürers Hase begeistert hat. Bemerkenswert ist, dass bereits in seinem 2006 erschienenen Roman Nur Blau, der von der Obsession eines Mannes mit Bildern von Yves Klein handelt, seine einzigartige Erzählstimme erkennbar ist, die seinen neuesten Roman Totenfrau so genial macht. image

Im Thalia-Buchhaus CAMPE in der Nürnberger Fußgängerzone las am frühen Abend Elisabeth Herrmann aus ihrem Bestseller Versunkene GräberIch hatte ja schon in Leipzig daraus eine Lesung gehört,  aber sie las noch mal andere Textstellen, so dass die Stunde eigentlich viel zu kurz für diesen spannenden Roman war.

Zum Abschluß ging es dann noch nach Fürth, wo im Bühlers ebenfalls Kunst und Literatur verlinkt wurden. Die Räume der Galeristin und Sammlerin Sabine Pillenstein bildeten einen fantastischen Rahmen für einen gelungenen Abend. Dort sind zur Zeit die Bilder von Katrin Heichel, einer Meisterschülerin von Neo Rauch, in einer Ausstellung unter dem Titel Die Nacht zu sehen. Es gab nicht nur Literatur und Kunst, sondern auch Häppchen, Wein und die Möglichkeit, mit allen an diesem Abend in Fürth lesenden Autoren ins Gespräch zu kommen, ein wirklich gelungener Abend.

Den Auftakt bildete Ingrid Schmitz mit ihrem vierten Kriminalroman Liebeskiller.  Dieser ist gerade erst erschienen, so dass es sich bei der Lesung sogar um die Buchpremiere handelte. Leider war es ein bisschen schwierig, die einzelnen Stimmen auseinanderzuhalten, aber der Anfang klang schon mal spannend. Wolfgang Polifka stellte seinen Roman Die Rosenberg-Pergamente vor, der in Kronach spielt. Die Autoren stellten sich jeweils gegenseitig vor und seine einleitenden Worte für das Autorenehepaar Jean Bagnol waren wirklich der Kracher. image

Hinter Jean Bagnol verbergen sich Nina George und Jo Kramer, die auch mit ihren Soloprojekten erfolgreich sind. Sie lasen aus der Anthologie Auf leisen Sohlen kommt der Tod ihre Kurzgeschichte Der Heiratsschwindler. Mit verteilten Rollen, unglaublich witzig und charmant, machten sie Lust auf diese Geschichte und auf ihren Roman Commissaire Mazan und die Erben des Marquis. Sicherlich einer der Höhepunkte dieser Criminale.

Der Tag, angefüllt mit neuen Eindrücken und Anregungen für mindestens ein halbes Jahr Lesestoff, klang noch an der Criminalebar aus, wo das Publikum Gelegenheit hat, mit den Autoren ins Gespräch zu kommen.

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Premiere Tschitti Tschitti Bäng Bäng, 30.04.2014, Gärtnerplatztheater (im Prinzregententheater)

[singlepic id=1861 w=320 h=240 float=left]Ein Regisseur hat einen Kindheitstraum und ein ganzes Theater träumt mit ihm. Heraus kommt ein fulminanter Abend, der allen Beteiligten lange im Gedächtnis bleiben wird.

Charmant erzählte Regisseur und Staatsintendant Josef E. Köpplinger bei der Einführung, dass er als Fünfjähriger den Film zum ersten Mal sah und sofort im Anschluss den Besuch einer weiteren Vorstellung durchsetzte, wie, das wollen wir hier nicht verraten 😉 Seitdem hegte er den Wunsch, den Film auf die Bühne zu bringen und 2002 schien sich dieser sich zu erfüllen, als der Musicalfilm von 1968 für die Bühne bearbeitet wurde. Zwölf Jahre hat es gedauert, bis er das Stück endlich für das Gärtnerplatztheater inszenieren durfte. Es war sehr schwierig, die Rechte zu bekommen, schließlich hat es aber doch geklappt. Die kontinental-europäische Erstaufführung ist ein hinreißender Abend geworden, den man wirklich jedem nur empfehlen kann.

[singlepic id=1868 w=320 h=240 float=right]Caractacus Potts ist ein Erfinder, der seine zwei Kinder zusammen mit dem Großvater  aufzieht, nachdem die Mutter gestorben ist. Es ist zwar nie viel Geld vorhanden, aber man liebt sich und die Kinder wachsen in einer glücklichen Umgebung auf. Das Herz der Beiden hängt an einem Schrottauto, das nun an einen Alteisenhändler verkauft werden soll. Um seinen Kindern nicht das Herz zu brechen, treibt Caractacus das Geld unter im wahrsten Sinne haarsträubenden Bedingungen auf. Dabei lernt die kleine Familie eine entzückende Frau kennen, die wunderschöne Truly Scrumptious. Abgesehen auf das Auto hat es aber auch der böse Baron Bomburst, der eigentlich immer noch ein Kind ist und immer bessere, größere und schönere Spielzeuge braucht. Was er nicht braucht, ist die Frau Baronin, aber die wird er leider nicht los. Die hat eine Kinderallergie und so gibt es im Reiche Vulgarien, das beide regieren, keine Kinder, es wird ihnen sogar der Garaus gemacht durch einen fiesen Kinderfänger. Der Baron lässt den Großvater entführen, den er irrtümlich für den Erfinder hält und Caractacus, Truly und die Kinder reisen ihnen in inzwischen umgebauten Auto nach. Tschitti Tschitti Bäng Bäng heißt es und kann Schwimmen und sogar Fliegen. Natürlich gibt es ein Happy End, aber erst nach dem die kleine Familie Stärke und Zusammenhalt bewiesen hat.

[singlepic id=1867 w=320 h=240 float=left]Josef E. Köpplinger greift in die Vollen, stellt 123 Darsteller auf die Bühne, lässt für die 39 Mann im Orchestergraben von John Owen Edwards eine erweiterte Orchesterfassung arrangieren und beschäftigt 92 Kollegen hinter der Bühne. Der Aufwand ist riesig, aber jede Minute ist es wert. Die Bühne vom bewährten Team Judith Leikauf und Karl Fehringer ist ein Musterbeispiel dafür, wie man auch mit wenig Platz großartige Illusionen erzeugen kann. Es fühlt sich echt an, wie das Auto fährt schwimmt und auch fliegt. Wann hat schon jemals ein technisches Gerät einen Auftrittsapplaus bekommen? In dieser Premiere war das irgendwie selbstverständlich. Es ist wirklich ein technisches Wunderwerk, die Werkstätten des Gärtnerplatztheaters haben wirklich Großartiges vollbracht. Wenn man gehört hat, mit wie viel Leidenschaft der neue Technische Direktor Heiko Pfützner bei der Einführung über das Auto gesprochen hat, kann man vielleicht nachvollziehen, wie viel Herzblut und Arbeit in dieser Produktion steckt.

[singlepic id=1866 w=320 h=240 float=right]Die Szene wechselt ständig, die Bühne ist wie gezeichnet, wirklich sehr, sehr schön. Die Techniker an diesem Abend haben wirklich herausragend gearbeitet, jeder Wechsel klappte reibungslos. Bedingt durch die vielen Darsteller und die ständigen Szenenwechseln braucht es natürlich auch viele Kostüme, die Alfred Mayerhofer wirklich zauberhaft entworfen hat. Ungefähr 700 wären es, erzählte er bei der Einführung. Das ist natürlich aufwändig, aber es lohnt sich. Die Choreografie von Ricarda Ludigkeit hat sehr viel Schwung, einer der Höhepunkte des Abends war sicher der Bombie-Samba, im sehr langen Applaus gab es sogar Zugabe-Rufe. Die Melodien gehen selbst Menschen wie mir, die den Film nicht kennen, sofort ins Ohr. Das Publikum folgte atemlos der Handlung, es war bei einer Dauer von 2 Stunden 40 Minuten keine Sekunde weder für das junge Publikum noch für die Erwachsenen langweilig. Die Regie von Josef E. Köpplinger zeigt einmal mehr, wie gut er sich auf das jeweilige Stück einstellen kann, da stimmt jede Geste, da klappten die Slapstickmomente genauso gut wie die etwas ruhigeren, etwa wenn Caractacus seine Kinder ins Bett bringt oder er und Truly sich zum ersten Mal tief in die Augen schauen. Es passiert unglaublich viel auf der Bühne, einmal ansehen ist wirklich zu wenig, man hat immer grad irgendwas verpasst. Ein wirklich toller Abend für alle Generationen. In meiner Begleitung waren drei einer Familie und alle waren begeistert.

[singlepic id=1865 w=320 h=240 float=left]Die beiden sehr talentierten Kinder Marinus Hohmann und Amelie Spielmann waren die unbestrittenen Stars des Abends. Sie wirkten sehr natürlich und hatten nicht nur viel zu Singen, sondern auch sonst sehr viel Text und waren sehr präsent auf der Bühne. Peter Lesiak als Caractacus und Nadine Zeintl als Truly sind den Münchner mittlerweile von ihren vorherigen Produktionen ein Begriff und waren ein tolles Paar. Ihre Gegenspieler, Baron und Baronin Bomburst, wurden von Erwin Windegger und Sigrid Hauser verkörpert, die beiden sind ebenfalls keine unbekannten in München mehr. Besonders Sigrid Hauser räumte mit ihrer fabelhaften Darstellung der kinderfeindlichen Baronin im großen Stil ab, die Wandlung von der resoluten Rösslwirtin über die naive Erma in Anything Goes zur schnuckelig-bösen Baronin ist äußerst gelungen. Die vielseitige Sängerin wird ab Juli als Hotelbesitzerin Schlumberger in der Zirkusprinzessin zu sehen sein.

Frank Berg war ein sehr liebenswerter Großvater Potts und Markus Meyer verlieh dem Kinderfänger etwas Dämonisches, das mir Schauer über den Rücken liefen lies. Eigentlich müsste man wirklich jeden Einzelnen erwähnen, es ist ein großartiges Ensemble, das Josef E. Köpplinger für das Stück verpflichtet hat. Der Chor (Einstudierung Jörn Hinnerk Andresen) zeigte mal wieder, wie eigentlich immer, dass er nicht nur Singen, sondern vor allem auch Spielen kann. Das trägt zum Gelingen von Stücken wie diesem maßgeblich bei. Der Kinderchor, bestens vorbereitet von Verena Sarré, ist sicherlich einer der Besten in Deutschland. Auch das Ballett schien Spaß zu haben, das Publikum hatte ihn sicherlich. Last but not Least zeigte das Orchester unter dem 1. Kapellmeister Michael Brandstätter seine Wandlungsfähigkeit und trug dazu bei, dass dieser Abend ein ganz großer wurde.

[singlepic id=1864 w=320 h=240 float=right]Ich bin jetzt noch heiser vom vielen Bravo rufen, die Zuschauer im ausverkauften Prinzregententheater sprangen wie ein Mann auf, nachdem der Vorhang sich geschlossen hatte und der Applaus wollte schier nicht enden. Selten habe ich so großen Jubel gehört und noch seltener habe ich aus vollem Herzen mitgemacht. Danke für diesen großartigen Abend an ein großartiges Staatstheater!

Kontinentale Erstaufführung

Musik und Gesangstexte von Richard M. Sherman und Robert B. Sherman, für die Bühne bearbeitet von Jeremy Sams und Ray Roderick, basierend auf dem gleichnamigen MGM-Film, Deutsch von Frank Thannhäuser Dauer ca 2 Stunden und 40 Minuten

Musikalische Leitung Michael Brandstätter, Regie Josef E. Köpplinger, Choreografie Ricarda Regina Ludigkeit, Bühne Judith Leikauf, Karl Fehringer, Kostüme Alfred Mayerhofer, Licht Michael Heidinger, Dramaturgie Michael Otto

Caractacus Potts Peter Lesiak, Truly Scrumptious Nadine Zeintl, Großvater Potts Frank Berg, Baron Bomburst Erwin Windegger, Baronin Bomburst Sigrid Hauser, Der Kinderfänger Markus Meyer, Jeremy Potts Marinus Hohmann, Jemima Potts Amelie Spielmann, Boris David Jakobs, Goran Hannes Muik, Lord Scrumptious / Ausrufer u.a. Alexander Franzen, Der Spielzeugmacher / Bill Coggins u.a. Frank Winkels, Truthahnzüchter Patrick A. Stamme, Schrotthändler / Hauptmann / Sidney Andreas Goebel, Violet Evita Komp, Edison / Soldat Nicola Gravante, Miss Phillips Susanne Seimel, Erfinder Alexander Franzen, Carl van Wegberg, Patrick A. Stamme, Peter Neustifter, Jörn Linnenbröker, Christian Schleinzer, Ensemble Carl van Wegberg, Kerstin Ibald, Patrick A. Stamme, Peter Neustifter, Andreas Goebel, Evita Komp, Jörn Linnenbröker, Corinna Ellwanger, Nicola Gravante, Katharina Lochmann, Christian Schleinzer, Susanne Seimel, Chor, Kinderchor und Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Weitere Vorstellungstermine
Mi. 30. April 2014 19.30 Uhr, Fr. 2. Mai 2014 19.30 Uhr*, So. 4. Mai 2014 18.00 Uhr*, Di. 6. Mai 2014 19.30 Uhr, Do. 8. Mai 2014 19.30 Uhr, Sa. 10. Mai 2014 19.30 Uhr*, Mo. 12. Mai 2014 19.30 Uhr, Mi. 14. Mai 2014 19.30 Uhr, Fr. 16. Mai 2014 19.30 Uhr*, Sa. 17. Mai 2014 19.30 Uhr*, So. 18. Mai 2014 18.00 Uhr* * KiJu-Vorstellung Altersempfehlung ab 6 Jahren

Weitere Vorstellungen im September 2014

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Der Besuch der alten Dame, 04.04.2014, Ronacher

[singlepic id=1849 w=320 h=240 float=left]Kann man aus einen Klassiker des Sprechtheaters ein Musical machen, das viele Menschen anspricht? Die Vereinigten Bühnen Wien haben mit Der Besuch der alten Dame nach dem Schauspiel von Friedrich Dürrenmatt bewiesen, dass dies möglich ist.

Güllen ist ein kleiner Ort, abgehängt von der großen Welt, man leidet unter Arbeitslosigkeit und fehlenden Perspektiven. Abhilfe schaffen soll Claire Zachanassian, die als superreiche Multimilliadärin in ihren Heimatort zurückkehrt. Alfred Ill, zur Jugendzeit ihr Liebhaber, soll sie zu einer Zuwendung überreden. Claire zeigt dazu auch bereit, aber nur unter einer Bedingung: Alfred muss sterben! Zwar lehnt man ihr Ansinnen entrüstet ab, beginnt aber heimlich schon damit, auf Pump im Luxus zu leben. Vordergründig will Claire sich an Alfred rächen, der als junger Mann nicht zu ihr gestanden ist und sie in ihrer größten Not allein gelassen hat. Tatsächlich bezieht sie aber den ganzen Ort in ihre Rache mit ein, in dem sie die Bewohner zu mordenden Monstern macht, die für Geld alles tun.

Die Musicaladaption (Buch Christian Struppek) geht tiefer als die Schauspielvorlage, indem sie zum Beispiel in Einschüben erzählt, was damals zwischen Claire, Alfred und den Bewohnern von Ill geschah und gibt Ausblicke, was hätte sein können, wenn Alfred sich anders entschieden hätte. Damit ist der Zuschauer noch näher an das Geschehen herangeholt, man leidet mit Claire, für deren Handeln man dann doch so etwas wie Verständnis aufbringt. Das bringt mehr Emotionalität auf die Bühne und sorgt für Spannung. Die Musik von Moritz Schneider und Michael Reed fand ich zwar eingängig, aber beim ersten Mal hören ist mir keine Melodie im Ohr geblieben. Dies würde sich sicher nach mehrmaligem Anhören ändern.

Beeindruckend ist das Bühnenbild von Peter J. Davison, in Sekundenschnelle verwandelt sich die Bühne vom Bahnhof zum Krämerladen, Wald und Hotelzimmer und wieder zurück. Auch das  Konzept der Kostüme von Uta Loher und Conny Lüders war sehr überzeugend. Zu Anfang waren alle Kostüme einförmig grau und alle in Gummistiefeln. Je weiter sich die einzelnen Personen der Gier hingaben, desto bunter wurden ihre Kostüme. Lediglich Alfred Ill war am Ende noch in Gummistiefeln. Das fand ich wirklich clever umgesetzt. Die Regie von Andreas Gergen zeichnete sich vor allem durch die gute Personenführung aus.

Das Ensemble an diesem Abend war  großartig, allen voran Pia Douwes als Claire. Wie sie die verschiedenen Facetten der Figur von knallharter Geschäftsfrau zu bereuender Liebender auslotet, war fabelhaft. Ihr zur Seite stand Uwe Kröger als Alfred Ill, der mich sowohl gesanglich als auch schauspielerisch überzeugen konnte. Lutz Standop stand an diesem Abend zum ersten Mal als Lehrer Klaus Brandstetter auf der Bühne und gab ein eindrucksvolles Debüt. Besonders intensiv war, wie immer, die Rollengestaltung von Gunter Sonneson als Pfarrer Johannes Reitenberg. Masha Karell (Mathilde Ill), Hans Neblung (Bürgermeister) und Norbert Lamla (Polizist) rundeten  das Ensemble auf hohem Niveau ab.

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Die Liebe zu den drei Orangen, 29.03.2014, Stadttheater Klagenfurt

[singlepic id=1850 w=320 h=240 float=left]Die Liebe zu den drei Orangen ist zwar ein oft gespieltes Werk, am Stadttheater Klagenfurt wurde es aber noch nie gezeigt. Jetzt hatte es in einer umjubelten Inszenierung von Starregisseur Immo Karaman Premiere, die bereits am Gärtnerplatztheater in München große Erfolge feierte.

König Treff ist verzweifelt. Sein Sohn und Nachfolger leidet an hypochondrischen Zuständen, die ihn unfähig zum Regieren machen. Einst wurde geweissagt, dass der Prinz geheilt wird, wenn man ihn zum Lachen bringt. So beauftragt der König den Spaßmacher Truffaldino mit der Organisation von Festen, die den Prinzen aufheitern sollen. Das misslingt, aber als der Hexe Morgana ein Missgeschick passiert, lacht der Prinz schadenfroh. Die Hexe verflucht ihn daraufhin, und er muss sich auf die Suche nach drei Orangen machen. Diese werden von einer fürchterlichen Köchin im Hause der Kreonta bewacht. Es gelingt, sie zu stehlen, aber Truffaldino missachtet die Warnung, die Orangen nur am Wasser zu öffnen. Zwei der verwandelten Prinzessinnen verdursten, die dritte wird vom Prinzen mit einem Kuss gerettet. Eine Intrige von Treffs Nichte Clarisse und dem Premierminister Leander kann abgewendet werden, und so steht dem jungen Glück nichts mehr im Wege.

Dem Libretto von Sergej Prokofjew liegt eine Erzählung von Carlo Gozzi zugrunde. Dieser galt als Gegenspieler Goldonis und setzte weiter auf die Typen der Commedia dell’Arte. Prokofjew setzt noch eins drauf und lässt die Zuschauer, verkörpert durch den Chor, das Geschehen kommentieren und gibt damit dem Ganzen einen Rahmen. Die Musik erinnert fast an Filmmusik, es gibt keine formgebenden Arien, aber eingängige Leitmotive. Zudem unterlegt er einzelne Figuren mit bestimmten Instrumenten, so wird zum Beispiel die Köchin von einer Tuba begleitet. Das gibt dem Stück eine ungeheuere Farbigkeit, die man durchaus auf mehreren Etappen entdecken kann. Die Liebe zu den drei Orangen hatte am 30.Dezember 1921 in Chicago Uraufführung in französischer Sprache. Die gespielte deutsche Übersetzung ist nach einer Fassung der Komischen Oper Berlin.

Regisseur Immo Karaman hat sich für eine Interpretation der Oper in der Entstehungszeit entschieden. Das Bühnenbild und die Kostüme von Timo Dentler und Okarina Peter zeigen deutlich den Einfluss des Malers Otto Dix. Ein großer Kasten, einem aufgeschnittenen Zimmer nachempfunden, dominiert die Bühne. Dieser wird durch die Drehbühne und kräftige Bühnenarbeiter in Bewegung und Gegenbewegung gebracht, so dass sich immer wieder faszinierende neue Einblicke ergeben. Wenn der Vorhang sich öffnet, wirkt es fast wie ein Gemälde, aus dem die Figuren entspringen. Obwohl die Orangen nur normale Größe haben, betont die Inszenierung das Märchenhafte der Geschichte. Der Chor als Zuschauer kommentiert und greift auch schon mal ins Geschehen ein. Mir war nur nicht ganz klar, warum sowohl eine der Prinzessinnen als auch Farfarello als Teil des Chores die ganze Zeit auf der Bühne waren. Hier hätte man durch unterschiedliche Kostüme die verschiedenen Rollen betonen müssen.

[singlepic id=1851 w=320 h=240 float=right]Das Kärntner Sinfonieorchester unter dem zu Recht hochgelobten Chefdirigenten Alexander Soddy hatte einen vollen, schnörkellosen Klang, der dem Stück mehr als gerecht wurde. Die Begleitung des Auftritts der Köchin durch die Tuba war ein ungewöhnlicher Genuss, überhaupt waren die Blechbläser die herausragendste Gruppe an diesem Abend. Der Chor war an diesem Abend wohl nicht ganz vollständig, zeigte sich aber bestens einstudiert von Günter Wallner. Stephan Klemm mit seinem sonoren Bass bildete den musikalischen Grundpfeiler des Abends. Seinem König Treff nahm man die Verzweiflung über den maladen Sohn jederzeit ab. Patrick Vogel als der Spaßmacher Truffaldino konnte schauspielerisch nicht ganz überzeugen, zudem klangen seine Höhen etwas eng. Die Fata Morgana von Stefanie C. Braun überzeugte mit warmen Stimmklang und starker Bühnenpräsenz. Die Gleichheit von Prinzessin Clarisse und Fata Morgana war hier sehr auf die Spitze getrieben, so dass man sich nicht immer sicher sein konnte, wer da tatsächlich auf der Bühne stand, bis gesungen wurde. Von den Prinzessinnen beeindruckte Golda Schultz mit mühelosem, glockenhellen Sopran. Leider war sie durch eine Knieverletzung gehandicapt und konnte nur vom Bühnenrand singen. Bereits in der nächsten Spielzeit wird sie wieder an der Bayerischen Staatsoper auftreten, unter anderem in der Partie der Micaela, worauf man sehr gespannt sein darf. Holger Ohlmann hatte die Köchin bereits in München gesungen und verlieh ihr auch in Klagenfurt seine starke Präsenz. Ilken Arcayürek war ein eher unauffälliger Prinz. Einen großen Anteil am Erfolg des Abends hatte das Tanzensemble. Sie setzten die Choreografie von Fabian Posca perfekt um.

Sicher ein ungewöhnlicher Abend, der aber Lust auf mehr Musik von Prokofjew und auf mehr Inszenierungen von Immo Karaman machte.

Die Liebe zu den drei Orangen. Oper in vier Akten mit einem Prolog. Musik: Sergej Prokofjew. Libretto vom Komponisten nach Carlo Gozzi. Deutsche Übersetzung nach einer Fassung der Komischen Oper Berlin. Regie: Immo Karaman. Choreographie: Fabian Posca. Bühne und Kostüme: Timo Dentler, Okarina Peter. Lichtdesign: Immo Karaman, Helmut Stultschnig. Dauer: 2 Stunden / eine Pause.

Musikalische Leitung: Alexander Soddy. Choreinstudierung: Günter Wallner. Besetzung: König Treff: Stephan Klemm. Der Prinz, sein Sohn: Ilker Arcayürek. Prinzessin Clarisse: Bea Robein. Leander, Premierminister: Zoltan Nagy. Truffaldino, ein Spaßmacher: Patrick Vogel. Pantalon, Vertrauter des Königs: Tim Kuypers. Tschelio, der Zauberer: David Steffens. Fata Morgana, die Hexe: Stefanie C. Braun. Linetta: Lucy Williams. Nicoletta: Sun Mi Kim. Ninetta: Golda Schultz. Die Köchin: Holger Ohlmann. Smeraldine: Aleksandra Krizan. Farfarello: Michael Schober. Zeremonienmeister: Thomas Tischler. Der Herold: Gregor Einspieler. Tanzensemble: Franziska Angerer, Ziv Frenkel, Bettina Fritsche, Michael Kitzeder (Dance Captain), Elodie Lavoignat, Toralf Vetterick, Jochen Vogel.

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Uraufführung Arsen – ein Rokokothriller, 20.03.2014, Gärtnerplatztheater im Cuvilliéstheater

[singlepic id=1834 w=320 h=240 float=left]Die Zusammenarbeit des norwegischen Choreografen Jo Strømgren mit dem Gärtnerplatztheater versprach spannend zu werden, ist der Norweger doch dafür bekannt, genreübergreifend zu arbeiten. Herausgekommen ist ein Handlungsballett, das meine Erwartungen weit übertroffen hat, ich habe noch nie einen so unterhaltsamen Ballettabend erlebt.

Zur Zeit Max III Joseph – eine sehr schöne Referenz an den Spielort, das Cuvilliéstheater wurde in seinem Auftrag erbaut – vertreibt man sich im Schloß und Parks von Baron und Baronin die Zeit mit mal lustigen, mal weniger lustigen Spielchen und ausufernden Festen. Die Adeligen sind bunt gemischt und kommen aus vieler Herren Länder. Als jedoch ein Paar aus Ungarn anreist, das ein bisschen anders ist, wird es ausgegrenzt. Bals darauf stirbt die Baronin unter ungeklärten Umständen und die höfische Gesellschaft bekommt es mit der Angst zu tun. Seelischen Beistand können sie von dem etwas kopflos agierenden Pfarrer auch nicht erwarten. Bald geht man jedoch wieder zur Tagesordnung über, bis das Böse erneut zuschlägt.

[singlepic id=1831 w=240 h=320 float=right]Jo Strømgren gelingt ein fast schon genialer Mix aus Schauspiel und Tanz, es ist lustig, es ist böse, manchmal werden Grenzen überschritten und dann bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Er hält uns einen Spiegel vor, wir erkennen uns selbst, wollen es aber nicht wahrhaben. Das spielt doch im Rokoko, was kann das mit unserer Zeit zu tun haben? Sehr viel.
Da kommen zwei, die aus dem Rahmen fallen. Die eingeschworene Gemeinschaft beobachtet sie kritisch, lässt sie außen vor, zerreißt sich das Maul über sie, lässt sie auflaufen, imitiert sie dabei heimlich. Höfische Schreittänze gegen modernen Tanz. Dabei sind sie doch alle nur Versuchskaninchen. Da werden Menschen als Sklaven gehalten, dürfen nur Lendenschürze tragen. müssen die anderen bedienen unter menschenunwürdigen Bedingungen. Es sind die Gastarbeiter aus dem Osten, es fehlt eigentlich nur das “Ferner” und schon sind wir in der heutigen Zeit, wo Menschen in Fabriken sterben, damit wir billige Kleider kaufen können.
Da wird Blinde Kuh gespielt und als nächstes Weiber abknallen im Stile einer Schießbude. Ich zumindest fühle mich da an einige Verbrechen auch in letzter Zeit erinnert. Die Kunst von Jo Strømgren, der im letzten Jahr bereits mit dem Ballettensemble einen Akt von Minutemade erarbeitet hat, ist es, dies alles mit leichter Hand zu servieren, man merkt gar nicht, was sich da eigentlich vor einem abspielt. Sicher, ich hab auch nicht alles verstanden und einiges verpasst, denn es ist meistens ziemlich viel los auf der Bühne. In einem entscheidenden Moment gibt es einen Rewind und man kann sich die Szene dann nochmal in Zeitlupe ansehen. Und für alles andere gibt es einen zweiten und dritten Besuch, der sich auf alle Fälle lohnt. Es sind einige tolle Gags dabei, die sicher auch bei einer Wiederholung zünden. Da werden Tänzer als Statuen weggetragen, da gibt es eine orientalische Version des höfischen Schreittanzes, da wird viel gemordet, nicht nur mit Arsen, und wieder auferstanden. Der Abend lebt von der Situationskomik, die das Ensemble präsentiert als ob sie nie etwas anderes machen würden. Ganz großes Kino.

[singlepic id=1825 w=320 h=240 float=left]Die Bühne, ebenfalls von Jo Strømgren, bezaubert mit federleichten Umbauten von der Kapelle zum Schloss und wieder zum Garten, die Kostüme von Bregje van Balen lassen Rokokopracht erkennen, ohne die Tänzer allzu sehr einzuschränken.

Die Tänzer zeigen, dass sie nicht nur ausgezeichnet Tanzen, sondern auch sehr gut Schauspielern können, ohne das hätte der ganze Abend nicht funktioniert. Denn es wird beileibe nicht nur getanzt, sondern auch sehr viel gespielt. Eine tolle Leistung des Ensembles, die auch noch zusammen mit Strømgren die Choreografie entwarfen. Ich empfinde den Abend als ideal geeignet für den Ballettneuling, aber bitte nicht zu jung, das Theater empfiehlt einen Besuch ab 13 Jahre. Einerseits wird toll getanzt, zum Beispiel wirklich wunderbare Pas de Deux, andererseits kann man auch herzhaft Lachen. Man verbringt einen sehr unterhaltsamen Abend, dessen Tiefgang sich erst auf den zweiten Blick offenbart. Einzig am Ende plätscherte es mir etwas zu sehr dahin, hier hätte mir ein Schlussakkord mit einem Paukenschlag besser gefallen.

[singlepic id=1832 w=320 h=240 float=right]Unterlegt ist das Ganze mit Stücken von Antonio Vivaldi, Tomaso Albinoni, Arcangelo Corelli, Heinrich Ignaz Franz Biber und Rabih Abou-Khalil, präzise dargeboten vom Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz unter dem musikalischen Leiter Jürgen Goriup. Besonders gefallen haben mir die Cello-Soli von Hans-Peter Besig. Es war nichts dabei, was wirklich ins Ohr ging, aber es passte immer hervorragend zu dem Geschehen auf der Bühne.

Weitere Vorstellungen am Sa. 22. März 2014 19.30 Uhr*, So. 23. März 2014 18.00 Uhr, Di. 1. April 2014 19.30 Uhr, Do. 3. April 2014 19.30 Uhr, Mo. 7. April 2014 19.30 Uhr, Mi. 9. April 2014 19.30 Uhr*, Fr. 11. April 2014 19.30 Uhr * KiJu-Vorstellung es gibt noch Restkarten für alle Vorstellungen von 14€ bis 50€ online oder unter 089 21 85 19 60

Musikalische Leitung Jürgen Goriup, Choreografie Jo Strømgren mit den Tänzerinnen und Tänzern des Staatstheaters des Gärtnerplatz, Bühne Jo Strømgren, Kostüme Bregje van Balen, Licht David Bofarull (aai), Dramaturgie David Treffinger, Tanz Rita Barão Soares, Anna Calvo, Ariella Casu, Aina Clostermann, Marta Jaén, Natalia Palshina, Roberta Pisu, Sandra Salietti, Lieke Vanbiervliet, Francesco Annarumma, Alessio Attanasio, Matteo Carvone, Davide Di Giovanni, Giovanni Insaudo, Neel Jansen, Javier Ubell, Russell Lepley, Filippo Pelacchi, Morgan Reid, Isabella Pirondi, Sprecher Patrick Teschner

 


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