Wie schön die leichte Muse sein kann. Kann! Denn Screwball ist beileibe nicht einfach auf die Bühne zu bringen. Es erfordert einen pointenreichen, gewitzten Text, präzise Darsteller, die mit den Kollegen wie dem Publikum die Bälle austauschen und einen Rahmen, der klassischerweise Boulevard zulässt.
Traditionell ist dieser Ort im Bayerischen Hof zu finden. Die Komödie schmückt sich mit größeren und kleineren Fernsehnamen, die gerade so viel Zeit haben, en-suite einen Monat oder länger auf der Musenbühne auszuharren. Im Augenblick sind diese Anja Kruse und Christian Wolff, der glücklicherweise und zufällig auch gleich mit seinem Sohnemann auf der Bühne stehen darf. Der Exförster gibt den arrivierten Landlord und sein Sprößling den jungen Amiliebhaber. Dazwischen die Gentrylady Kruse, die offensichtlich auf ihre Lockenperücke lieber verzichtet hat und dafür deutlich als Frau Kruse in Erscheinung tritt; vor allem beim Applaus.
Das ebenso arrivierte Publikum war höflich, aber nicht übermäßig begeistert. Das erlaubt das mit Duell, Nerz und allerlei Schnaps garnierte Liebesboulevardhäppchen von Hugh und Margret Williams (deutlich und üblich in diesem Genre in die Jahre gekommen) auch nicht.
Die Story um die eheliche Treue und die typisch britische Reaktion auf den unumgänglichen Seitensprung ist wie das Antlitz der Figuren geglättet und erzeugt mehr Schmunzeln als Lachen. Die “Brüller” produzieren – wie oft im Boulevard – die Nebendarsteller mit dem routinierten, trockenen Rolf Kuhisek als Butler Sellers mit Launen und Pointen und der aufgedrehten und sicher sitzenden Olivia Silhavy als peinliche Freundin. Staffage stiehlt Schlösschen die Schau.
Die Ständeklausel erlaubt den TV-Gesichtern dagegen den Konflikt, den am sympathischsten Wolff sen. präsentiert, als in sich ruhender, triebfreier und gesitteter Victor. Kruse überzeugt nicht als Hillary und macht die Begeisterung von Wolff jun. weder spürbar noch nachvollziehbar. Zu kühl, lustlos und sie selbst folgt man dieser Frau nicht in ihrem lockeren Problembezirk zwischen Ehemann und Liebhaber. Letzteren gibt der junge Wolff (optisch und sprachlich ganz der Papa) als netten Ölmillionär von nebenan und nicht aus dem texanischen Jetset.
Gesprochen wird sauber und präzise. Das Leben fehlt jedoch oft nach der x-ten Vorstellung, was die große Herausforderung des en-suite-Betriebes ist und hier nur von Wolff sen. und Kuhisek dank ihrer ohnehin ruhenden Rollen erfüllt wird. Man vermisst trotzdem eine spritzige Paarung auf dieser Bühne mit Rampengesichern wie Jochen Busse, Walter Sittler und Aglaia Szyszkowitz oder dem tollen Michael Hinz. Es sind eben nicht Grant und Kerr sondern Rombach und die schöne Wilhelmine.
Manchmal ist zwar das Gras grüner, doch die Muse nicht leicht genug.
Letzte Kommentare