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Corinna Klimek am 30. September 2017 23:32 DIE DREIGROSCHENOPER
von Bertolt Brecht und Kurt Weill
Regie: Sven Grunert
Mit Cristina Andrione, Julius Bormann, Agnes Decker, Knud Fehlauer, Rudi Knauss, Oliver Koch, Christoph Krix, Monika Lachermeir, Carmen-Dorothé Moll, Peter Pichler, Nathalie Schott
Auftaktpremiere: Freitag, 06. Oktober 2017, 19.00 Uhr
Das kleine theater – KAMMERSPIELE Landshut feiert 25-jähriges Jubiläum! Zum Auftakt der Spielzeit 2017/2018 bringt Intendant Sven Grunert eine der spektakulärsten und erfolgreichsten Großproduktionen in der Geschichte des Hauses erneut auf die Bühne: „Die Dreigroschenoper“.
Macheath ist „Mackie Messer“, der Häuptling der Londoner Einbrecher. Seine Spezialität sind Raubüberfälle, Mord und Zuhälterei. Protegiert wird er von Polizeichef Tiger-Brown, geliebt von Polly Peachum, der Tochter des Chefs der Londoner Bettlergewerkschaft. Als Mackie sie in einem Pferdestall heiratet, setzt der Vater alles daran, den Verführer an den Galgen zu bringen. Im Herzen von Soho kommt es zum Kampf der Giganten, Kriegsschauplatz ist das Bordell.
Der Mensch – ein domestiziertes Ungeheuer? Ein genusssüchtiges, amoralisches Wesen, das sich hinter der Fassade geschäftstüchtiger Bürgerlichkeit verbirgt? Wo endet der Reichtum und beginnt das menschliche Elend? „Denn die einen sind im Dunklen und die anderen sind im Licht.“
Mit der Uraufführung seiner Dreigroschenoper 1928 hat Brecht Theatergeschichte geschrieben. Die grandiose Satire über die Verstrickungen von Bürgerlichkeit und Verbrechen, Moral und menschliche Begierden ist ein Spektakel mit bissigem Hintergrund und hat bis heute nichts von seiner Brisanz verloren. Regisseur Grunert inszeniert es mit teils neuer Besetzung und frischen Impulsen für das Landshuter Publikum.
Karten gibt es Dienstag bis Freitag von 17 bis 19 Uhr an der Theaterkasse, Bauhofstraße 1, Telefon 29465. Onlinekarten: www.kleinestheaterlandshut.de. Die Abendkasse ist eine Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet.
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Marina am 20. August 2017 00:09 Eigentlich ist es eine Schande, sich als Kabarettfan und inzwischen offizielle Münchner Bürgerin einzugestehen, dass man noch nie im Lustspielhaus war. Aber besser spät als nie, sagt man ja so schön. An einer Litfaßsäule und bei Facebook bin ich auf “Siegfried – Götterschweiß und Heldenblut”, ein sogenanntes Germanical gestoßen und habe mich sehr gefreut, der Premiere dieses ungewöhnlichen Projektes beiwohnen zu dürfen.
Das Buch stammt von den Kabarettisten Alexander Liegl und Manfred Oskar Tauchen und Schauspielerin/Regisseurin Gabi Rothmüller, die auch selbst inszenierte. Vier Musiker und sechs Darsteller sind auf der kleinen Bühne des Lustspielhauses an diesem Abend aktiv.
 (c) Gila Sonderwald
Zur Grundgeschichte sollte man eigentlich nicht viel sagen müssen, das Nibelungenlied sollte schließlich jedem im Deutschunterricht einmal untergekommen sein. Diese Inszenierung beginnt unmittelbar nach dem Kampf des Helden Siegfried mit dem Drachen Fafnir, der zu Beginn der Vorstellung noch als Luftballon über die Bühne schweben darf. Da der Bau des Walhall von Göttervater Wotan zu teuer war, verlangt seine resolute Gattin Fricka, dass er seine unverheirateten Töchter endlich unter die Haube bringen soll, um die Unterhaltszahlungen los zu werden. Vor allem Brünhilde macht ihr dabei Kopfzerbrechen, kann sie doch nur von einem Mann geehelicht werden, der sie körperlich überwältigen kann. So sendet also Wotan den Helden Siegfried aus, um Brünhilde aus der Waberlohe zu befreien. Dieser landet jedoch am Hofe des gelangweilten Burgunderkönigs Gunther und verliebt sich dort – nicht ganz freiwillig – in dessen Schwester Kriemhild. Doch auch der König sucht praktischerweise eine Gattin, weshalb er mithilfe von Siegfrieds Stärke auszieht, um Brünhilde zu umwerben. Dies gelingt mithilfe einer Tarnkappe aus dem Schatz des Drachen, die Siegfried zusammen mit dem Ring der Nibelungen bei sich trägt. Dieser Ring erweckt die Gier des Zwergenkönigs Alberich und seines Sohnes Hagen, die ihn stehlen und damit die Welt regieren wollen.
So weit ist das Musical also eigentlich von der altbekannten Geschichte, die wir vermutlich vor allem dank Richard Wagner kennen, nicht entfernt. Jedoch wäre es natürlich keine Komödie, würden die Handlungselemente und Charaktere nicht völlig absurd dargestellt, was auch herrlich gelungen ist. Unser Held Siegfried ist hier Niederbayer, eher schmächtig und tollpatschig, Alberich dagegen erinnert mit seiner aggressiv-kindischen Art eher an umstrittene amerikanische Politiker oder berühmte Diktatoren. Brünhilde macht ihrem Ruf als Mannweib alle Ehre, wird sie doch von Thomans Wenke reimend in einem engen blauen Samtkleid so gar nicht lieblich verkörpert.
 (c) Gila Sonderwald
Dass diese Übertreibungen tatsächlich großartig funktionieren ist den großartigen Darstellern zu verdanken, die jeder, der sich mit Kabarett auseinandersetzt, wohl irgendwo schon einmal gesehen hat. Besonders hervorzuheben ist hierbei Mit-Autor Alexander Liegl, der die beiden Könige verkörpert. Zum einen den gelangweilten Gunther, der sehr der – für München ja typischen – Schicki-Micki-Gesellschaft entsprungen zu sein scheint und ein rechter Warmduscher ist, wenn es um Konfrontationen und Intrigen geht. Auf der anderen Seite der Wutzwerg Alberich, der auf den Knien über die Bühne rutscht, dem es aber trotzdem nicht an Lautstärke und Größenwahn mangelt.
Der Titelheld der Geschichte kommt dabei gar nicht so heldenhaft rüber, wie man ihn sich vorstellen mag. Der junge Niederbayer Martin Frank gibt einen putzigen, übereifrigen und naiven Siegfried, der gerne mal über seine eigenen Füße stolpert aber dafür mit einer wirklich starken und rockigen Stimme auftrumpfen kann.
Bei den Frauen sticht vor allem Constanze Lindner als liebestolle Kriemhild heraus, die Siegfried mittels Liebetrank erobert, um dann erstmal in ihrer Rolle als glückliche Ehefrau aufzublühen.
Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich an “Siegfried” weder musikalisch noch darstellerisch etwas auszusetzen hatte. Es ist vor allem beeindruckend, wie viel man alleine mit ein paar Kulissen (eine kleine Treppe als Gunters Thronsaal und Zinnen seiner Burg, ein paar Stoffbahnen als Wald und eine aufblasbare Wolke als Walhall), Licht und viel Fantasie aus der kleinen Bühne des Lustspielhauses herausholen kann. Der Ton war auch auf den hinteren Plätzen meistens sehr gut, wenn auch bei Ensemblenummern manchmal die Band zu laut war und der ein oder andere Sänger mal etwas unsauber artikulierte, was aber wirklich selten vorkam. Gesanglich wie schauspielerisch ist das Ensemble jedenfalls top!
Die Kostüme von Ulrike Harrassowitz wirkten gewollt-trashig, was ja auch perfekt zum Stück passt. Siegfried kommt mit engem, gold-glitzerndem Shirt und Lendenschurz daher, Brünhilde wirkt eher wie eine Clubsängerin mit ihrem/seinem blauen Samtkleid und langen Wimpern. Bloß hat sich mir nicht ganz erschlossen, wieso Gunther und Hagen Anzüge tragen, während alle um sie herum zumindest zum Großteil eher mittelalterlich angehauchte Gewänder tragen. Gestört hat mich dieses Detail jedoch keineswegs.
 (c) Gila Sonderwald
Alles in allem hatte ich an diesem Abend sehr großen Spaß, so wie offenbar der Rest des Publikums auch. Bei diesem schrägen, sehr bayrisch angehauchten Musical bleibt jedenfalls kein Auge trocken und man sieht die Nibelungengeschichte definitiv mit ganz neuen Augen!
Anbei noch eine Mini-Kritik meines britischen Begleiters Jasper, der die Geschichte noch nicht kannte und auch – trotz sehr guter Deutschkenntnisse – mit dem bairischen Dialekt noch Probleme hat. Ihm hat vor allem die Musik gefallen und auch, wenn er nicht alles verstanden hat, hatte er trotzdem dank der visuellen Komik und der Darstellung der Charaktere (vor allem Brünhilde, Kriemhild und Alberich ) sehr großen Spaß. Ich denke mal, seine ersten Schritte in der Kultur des bayerischen Humors sind uns somit geglückt.
Noch bis 31. August könnt ihr die Abenteuer Siegfrieds im Lustspielhaus erleben!
Link zum Kartenvorverkauf und Infos über das Stück
Link zur Facebookseite des Stücks
Wotan / Brünhilde Thomas Wenke
Fricka / Jungfer / Zwerg Gabi Rothmüller
Siegfried / Urgermane Martin Frank
Kriemhild / Urgermanin / Zwerg Constanze Lindner
Gunther / Alberich / Urgermane Alexander Liegl
Hagen Aron Altmann
Musiker
Stephan Auer, Frank Schimann, Tina Zacher, Aron Altmann
Regie Gabi Rothmüller
Choreografie Doris Greza
Kostüm Ulrike Harrassowitz
Bühne Christof Wessling, Erwin Kloker
Licht Steffi Rosner
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Corinna Klimek am 7. August 2017 14:22 HMS Pinafore gehört mit The Yeomen of the Guard und The Pirates of Penzance zu meinen Lieblingsoperetten von Gilbert&Sullivan. Neben der bezaubernden und vielfältigen Musik von Arthur Sullivan besticht die vierte Kooperation den kongenialen Duos vor allem durch das Libretto von William Schwenck Gilbert. Unter allem Humor versteckt sich einiges an Kritik an Standesdünkel, Patriotismus und unqualifiziertes Führungspersonal. Die ein oder andere Persönlichkeit dürfte sich in einer der Figuren wiedererkannt haben. Dass sich diese Kritik auch auf andere Länder übertragen lässt, zeigt sich durch den Erfolg des Stückes, das als erstes den Weltruhm von Gilbert & Sullivan begründete..
Der Matrose Ralph Jackstraw liebt Josephine, die Tochter des Kapitäns des Schiffes, auf dem er Dienst tut. diese liebt ihn auch, will sich aber ihrem Vater unterordnen, der sie mit dem First Lord of the Admirality verheiraten möchte. Als dieser von seiner Überzeugung spricht, dass Standesunterschiede egal sind, er denkt nämlich, dass Josephine ihn nicht heiraten will, weil sie sich minderwertig fühlt, planen Josephine und Ralph eine Flucht. Diese wird vereitelt und Ralph ins Gefängnis geworfen. Natürlich löst sich am Ende alles auf und es gibt eine zugegebenermaßen ziemlich löchrige Erklärung für alles. Aber mit der Logik darf man es bei Gilbert eh nie so genau nehmen.
Die Inszenierung von Donald Maxwell setzt auf Tradition mit einem Schuss Zeitkritik. Das ist äußerst unterhaltsam umgesetzt und funktioniert auch bestens. Einzig die Brexit-Referenz hätte man gerne weglassen können, schließlich heißt es Internationales G&S-Festival und nicht Britisches G&S-Festival. Einige innovative Ideen sorgen für Lacher im Publikum und ich hätte mir gerne die Produktion nochmal angesehen. Das Highlight war sicher das Terzett im 2. Akt Never mind the Why and Wherefore. Die Choreografie von Mitchell Harper unterstreicht die Musik optimal und ist sehr gut einstudiert. Schön und funktional ist auch das Bühnenbild von Paul Lazell, was man von den Kostümen Janet Morris leider nicht in jedem Fall sagen konnte. Das Kostüm von Little Buttercup war sehr unvorteilhaft und würde Josephine wirklich im Abendkleid mit ihrem Liebsten abhauen? Ein bisschen mehr Verstand hab ich ihr eigentlich schon zugetraut. Und ihr Kleid aus dem ersten Akt war so unförmig, dass es sicher niemals auf einem Schiff getragen worden wäre.
Das Ensemble hatte vor dieser Abendvorstellung schon eine am Nachmittag hinter sich und wirkte trotzdem zum größten Teil frisch und konzentriert. Nur im Männerchor gab es hin und wieder mal ein paar Ausreißer, die aber nicht weiter störten. Wunderschön lyrisch ist der Tenor von Nicholas Sales, der ein sehr überzeugendes Rollenportrait des Ralph Rackstraw lieferte. Richard Gauntlett in der Patter Rolle des Sir Joseph Porter war absolut köstlich. Toby Stafford-Allen als Captain Corcoran und Simon Wilding als Dick Deadeye ergänzten die Männerriege hervorragend. Emma Walsh sang eine wundervolle Josephine, leider harmonierte ihre Stimme für mich nicht so gut mit der von Nicholas Sales. Mae Heydorn brillierte als Little Buttercup mit dem grausigen Geheimnis. Andrew Nicklin dirigiert das National Gilbert&Sullivan Orchestra bestens und trägt viel zum Gelingen des Abends bei.
Ein sehr schöner Abend und eine ideale Einstimmung auf das 24. Internationale Gilbert&Sullivan Festival in Harrogate!
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Corinna Klimek am 30. Juli 2017 23:09  ©Sarré Musikprojekte
Es ist wirklich immer wieder erstaunlich, zu welchen Leistungen Kinder und Jugendliche fähig sind, wenn sie entsprechend gefördert, aber nicht überfordert werden. Die Sarré Musikprojekte haben mit Starke Kids – Romeo + Julia 2017 erneut ein tolles Projekt auf die Beine gestellt.
Romeo und Julia lieben sich, aber ihre Liebe ist verboten, weil ihre Familien verfeindet sind. Diese Prämisse aus unzähligen Versionen des Stoffes haben die Kids aufgegriffen und unter der bewährten Regie von Julia Riegel in die Gegenwart geholt. Romeo ist ein Flüchtling, der nur mit seiner kleinen Schwester Maria nach Verona kommt und auf Asyl und ein Leben in Frieden und Freiheit hofft. Dort treffen sie auf die Montagues, eine Jugendbande, die sie freundlich aufnehmen. Bald kommt es jedoch zu den ersten Streitigkeiten mit den Capulets, einer weiteren Jugendbande. Romeo trifft Julia auf einer Party und beide verlieben sich in einander. Dies gefällt Paris jedoch nicht, der ein Auge auf Julia geworfen hat und er droht, Romeo als illegalen Flüchtling abschieben zu lassen. Bei einem Kampf zwischen den beiden verfeindeten Banden tötet Tybalt Mercutio, mit dem Romeo Freundschaft geschlossen hat. Im Affekt tötet darauf Romeo den Mörder des Freundes. Paris macht seine Drohung war und informiert die Behörden über den Aufenthaltsort von Romeo, worauf dieser abgeschoben wird. Jetzt erkennen alle Beteiligten ihre Fehler und die beiden Jugendbanden versöhnen sich.
Mashup-Theater nennt man die neuartige Herangehensweise an einen Stoff. Bekannt ist der Begriff schon länger aus der Musikszene, neuerdings wird er auch für Internet-Inhalte benutzt. Dabei werden zwei oder mehr Songs oder Posts so kombiniert, dass etwas Neues entsteht.
 ©Sarré Musikprojekte
In diese ziemlich radikale, aber doch stringente Modernisierung des Stückes wurden per Videoeinspielung Nachrichtenschnipsel eingestreut und die Geschichte des Musikers Ahmad Shakip Pouya von ihm selbst und ihm nahestehenden Personen erzählt. So erfuhr der Zuschauer hautnah, was es heißt, in ein Land zurückkehren zu müssen, in dem man jederzeit damit rechnen muss, getötet zu werden und was es für ihn bedeutete, wieder zurückkehren zu dürfen. Das war sehr bewegend. Grandios war der Comic Relief der Amme von Julia, die Samuel Levermann brillant verkörperte.
Prokofjew trifft West Side Story, das trifft die musikalische Seite des Stückes wohl am Besten. Die Leidenschaft und Hingabe der jugendlichen Akteure erweckte die schwierige Geschichte zum Leben und berührte selbst hart gesottene Menschen. Besonders hervorzuheben ist die tolle Choreografie von Ben Schobel, die sowohl die explosiven Momente des Aufeinandertreffens der verfeindeten Jugendgangs fantastisch zum Leben erweckte als auch der Hoffnung auf ein besseres Leben im wörtlichen Sinne Ausdruck verlieh.
Stücke der Sarré Musikprojekte kann man eigentlich immer uneingeschränkt empfehlen. So auch dieses, das hoffentlich, nachdem es leider nur zwei Abend- und eine Schulvorstellung gab, irgendwann wiederaufgenommen wird.
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Marina am 28. Juli 2017 21:12  ©Hilde Lobinger
Das erste mal seit viel zu langer Zeit, dass mich mein Weg einmal wieder in die Pasinger Fabrik führt, das Kulturzentrum direkt neben dem Pasinger Bahnhof. Heute stand nämlich ein Stück auf dem Spielplan, das sich so mancher wohl erst einmal gar nicht auf einer – nicht allzu großen – Bühne vorstellen kann: Ben Hur. Die Premiere musste leider zweimal verschoben werden, was jedoch für mich großes Glück war, da ich tatsächlich erst heute dafür Zeit hatte. Also saß ich mit großer Neugier und Vorfreude in dem zweigeteilten Zuschauerraum (zwei Tribünen links und rechts entlang der Bühne). Aber zunächst einmal ein bisschen zu der Geschichte des Titelhelden Ben Hur: Die Vorlage stammt aus dem Jahr 1880 von dem amerikanischen Autoren Lew Wallace und erzählt vom Kampf des jüdischen Fürsten Judah Ben Hur gegen seinen ehemaligen Jugendfreund, den Römer Messala. Dieser hatte ihn nämlich nach einem Attentat auf den Statthalter Judäas als Sklave auf eine Galeere geschickt. Aus Hass plant Ben Hur nach seiner Freilassung einen Aufstand gegen die Römer, besiegt Messala in einem Wagenrennen, nur um dann weitere Rachepläne auf Eis zu legen, da er sich zum Christentum bekehrt.
 ©Hilde Lobinger
Am berühmtesten ist der Stoff jedoch vermutlich durch den Monumentalfilm aus dem Jahr 1959 von William Wyler. Der unvergessliche Charlton Heston mimte hier (übrigens erstmals intensiv vor einem Bluescreen) den Helden und das mit großem Erfolg. Elf Oscars gewann das Werk, dass sich schließlich in den 90ern der Brite Rob Ballard zum Vorbild für sein Stück nahm. Doch auf der Bühne sieht man kein monumentales, opulentes Werk. Ganz im Gegenteil: alle Charaktere werden von nur 4 Darstellern gespielt und Ben Hur ist eine Frau, die sich mit einem Bart aus “Geierarschfedern” als Prinz von Judäa und großer Kämpfer tarnt. Und das beschreibt ziemlich genau den Weg, den diese 1996 in der Performance Theatre Company uraufgeführte Komödie nimmt. Die Geschichte wurde im Groben beibehalten, jedoch ins Absurde gezogen und ist an Schrägheit kaum zu übertreffen. Und hier muss ich auch eine Warnung aussprechen: wer keinen respektlosen, teils derben Humor, bösartige Witze und völlig überzeichnete Charaktere zu schätzen weiß, wird an diesem Stück und dieser Inszenierung vermutlich keine Freude haben. Ich als bekennender Monty Python-Fan habe jedoch Tränen gelacht! Die Komödie ist extrem gut geschrieben und verknüpft die Geschichte Ben Hurs mit der eines Propheten aus Nazareth, der leider im Laufe des Stücks an einem Kreuz seiner Schreinerei “Josef H. Christus & Sohn” endet. Schon in der ersten Szene werden Hirten in ihrer idyllischen Nachtruhe von einem durchgeistigten Engel namens Gabriel gestört und Messala lässt sich vor seinem Schloss knapp unter der Wasseroberfläche einen Steg von oben erwähnter Schreinerei bauen, der auch eine wichtige Rolle spielen soll. Auch dass der Titelheld eine Frau ist, stört nach wenigen Minuten nicht. Der Hass Messalas kommt von seiner unerwiderten Leidenschaft für seine Jugendfreundin und deshalb entführt er ihre Mutter und ihren Bruder und bringt sie durch einen Trick auf eine Galeere, die zwischen Judäa und Garmisch verkehrt. Ich will natürlich nicht alle großartigen Wendungen in der Geschichte verraten, nur soviel noch: das Wagenrennen ist ein absolutes Highlight!
 ©Hilde Lobinger
Die einzige Dame in der Inszenierung ist Katharina Friedel als selbstbewusste, starke Ben, die erst gegenüber Julius Cäsar ihre Weiblichkeit und Romantik entdeckt, zeigt er ihr doch den Sternenhimmel von Rom. Die ist auch die einzige mit (fast) nur einer Rolle, die drei Herren Wolfgang Haas, Armin Hägele und Philipp Weiche schlüpfen hingegen in alle anderen. Von Bens ordinärer Mutter über schräge Showmaster bis hin zum sexy Nummerngirl. Alle vier legen jedenfalls eine gigantische Spielfreude und einen großartigen Sinn für’s Absurde an den Tag. Dabei ist es nicht immer nur albern: Wolfgang Haas zeigt einen aggressiven und von Rachegelüsten schier zerfressenen Messala und verleiht dem Charakter trotz Besen auf dem Kopf und silbernem Röckchen etwas Bedrohliches. Armin Hägele mimte unter anderem einen sehr romantischen und liebenswerten Julius Cäsar und als besonderes Highlight einen sächselnden Auftragskiller der perfekt aus 100 Metern Entfernung einen Apfel trifft, jedoch eben auch nur Äpfel und nicht sein eigentliches Ziel Messala. Und das trotz Fußverletzung des Darstellers, die er wirklich sehr gut und lustig in das Spiel mit einbezog. Regisseur Philipp Weiche hatte dagegen eher die schrägeren Rollen wie den Galeerenchef Arrius, der sich herrlich naiv wundert warum dem Sklaven Ben nach dem Schiffbruch der Bart abgefallen und Brüste gewachsen sind. Und besonders grandios als in anderen Sphären schwebender Engel Gabriel oder als mystischer Begleiter von Jesus, der am Ende eine bedeutende Rolle einnehmen sollte. Besonders möchte ich noch die Kostüme von Johannes Schrödl loben, die ich wirklich zum Brüllen fand!
 ©Hilde Lobinger
So ist Messalas Helm aus einem Feuerwehrhelm und einem Handkehrer zusammen gebastelt, Cäsars Umhang ist eine Weihnachtstischdecke und Bens merkwürdiger Bruder trägt einen Barockmantel und die passende Perücke.
Also Freunde des britischen und schrägen Humors, lasst euch dieses herrlich schräge Theaterereignis auf keinen Fall entgehen! Noch bis 16. September kann man “Ben Hur” in Pasing sehen.
Mit
Katharina Friedl | Wolfgang Haas
Armin Hägele | Philipp Weiche
Regie Philipp Weiche
Raum Peter Schultze
Kostüm Johannes Schrödl
Klangdesign Kai Taschner
Lichtdesign Jo Hübner
Deutsch von Frank Sahlberger
http://m.kulturkurier.de/va_478000.html
Fotos: Hilda Lobinger
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Corinna Klimek am 22. Juli 2017 23:33
Mashup-Theater über Flucht und Liebe!
mit Musik aus der West Side Story, Prokofievs Romeo und Julia u.a.
In der Alten Kongresshalle, Theresienhöhe 15, 80339 MünchenU4/U5 Schwanthaler Höhe
Am Montag und Dienstag, dem 24./25.Juli 2017
jeweils um 18.30 Uhr
Karten über muenchenticket Tel. 089/ 54 81 81 81
Schulvorstellung am Dienstag, 25. Juli um 11.00 Uhr
buchbar über info@sarre-musikprojekte.de , 10 Euro pro Schüler
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Es handelt sich um ein neuartiges Mashup-Musiktheaterstück, in dem Shakespeares klassisches Drama mit Original-Texten in eine Szenerie der aktuellen Flüchtlingskrise versetzt und mit eigenen Moderationen und Videos der jungen Akademisten kombiniert wird. Die berühmten Songs aus der West Side Story und optisch eindrucksvoll choreographierte Tanzszenen machen diese ungewöhnliche Produktion zu einem aufregenden Erlebnis, das gleichzeitig anrührt und zum Nachdenken anregt über unsere Werte und den Zustand der Welt.
Opernregisseurin Julia Riegel hat das Konzept gemeinsam mit den jungen Darstellern zwischen 12 und 20 Jahren erarbeitet. Nach ausführlicher Recherche entstanden die Hintergrundvideos für das Bühnenbild, in denen die Themen Flucht und Vertreibung visualisiert werden, sowie (fiktive) Nachrichten-Blöcke, in die u.a. die Erlebnisse des afghanischen Künstlers Pouya mit einfließen.
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Marina am 20. Juli 2017 22:09
 ©Marina
Hörbücher und Hörspiele erfreuen sich ja mittlerweile nicht nur bei Kindern großer Beliebtheit. Auch Erwachsene lassen sich immer öfter etwas vorlesen, was überhaupt nichts mit Faulheit zu tun hat. Vielmehr ist es spannend, mithilfe der Sprecher in die Welt einer Geschichte einzutauchen und mit den Charakteren mitzufiebern.
Ich kann mich aus meiner Kindheit daran erinnern, dass ich mir von meinem Taschengeld immer die neuesten Kassetten mit den Abenteuern von Tabaluga, Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg gegönnt habe, später hat sich meine Hörspielleidenschaft jedoch merkwürdigerweise fast ganz verflüchtigt.
Nichtsdestotrotz ist es tatsächlich noch spannender, wenn Sprecher und Schauspieler ein sogenanntes Live-Hörspiel präsentieren, vor Publikum und ohne Bühnenbild oder Kostüme: also allein mit ihren Stimmen in verschiedene Rollen schlüpfen.
Durch meinen Bekannten Kai Taschner, wohl einer der bekanntesten Stimmen Deutschlands, wurde ich bei Facebook auf eine Veranstaltung der Krimi Komplizen im Hinterhof Münchner Hofspielhaus aufmerksam. Die Krimi Komplizen wurden von dem jungen Schauspieler Felix Strüven gegründet, einem begeisterten Höspiel-Fan, der – inspiriert von den 3 Fragezeichen – die Kriminalfälle für verschiedene deutsche Städte erfindet.
So wurde vergangenen Donnerstag unweit der Opernfestspiele zwei Münchner Krimis präsentiert, mit Strüven selbst sowie seinen Kollegen Sabine Lorenz und Kai Taschner.
Die Kommissare dieser Hörspiele nannten sich ganz münchnerisch Schwabing, Neuhausen und Giesing und hatten in einem Fall mit einem mysteriösen Erpresserbrief an einen alten Herren zu tun, in ihrem zweiten mit einer verfluchten antiken Uhr.
Beide Fälle waren tatsächlich sehr spannend und konnten mit unerwarteten Auflösungen trumpfen, das wahre Highlight waren jedoch definitiv die drei Sprecher, die gekonnt und sehr unterhaltsam mit ihrer Stimme umzugehen wussten. So spielten sie perfekt mit Dialekten, Sprechgeschwindigkeit und Stimmhöhe, um ihre Charaktere klar zu zeichnen und dem Zuhörer unmittelbar schräge Typen vor das geistige Auge zu zaubern. Auch die Geräusche wie Zeitungsrascheln wurden zum Teil live erzeugt, zum Teil mit dem Laptop eingespielt. Und auch die Münchner Fauna in Form von den Tauben im Hinterhof schien an dem Hörspiel mitwirken zu wollen, sehr zu Belustigung von Künstlern und Publikum.
Ein kleines Manko habe ich tatsächlich nur in den Hauptcharakteren gesehen, da im ersten Krimi Kommissar Neuhausen als Liebhaber antiker Möbel etabliert wurde, in der zweiten Geschichte war dies jedoch der junge Kollege Giesing. Wenn die beiden Geschichten an einem Abend erzählt werden hätte man darauf vielleicht etwas besser achten sollen. Aber das ist wirklich das einzige, was mich irritiert hat.
Die Krimi Komplizen treten in verschiedenen deutschen Großstädten auf und im Zweimonatsrhythmus auch in München. Ich kann die Veranstaltungen also nicht nur bayerischen Krimi- und Hörspielfans durchaus ans Herz legen! Infos zu den Aufführungen findet man auf ihrer Facebook-Seite.
https://m.facebook.com/Krimi-Komplizen
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Corinna Klimek am 25. Juni 2017 14:11  © Christian POGO Zach
Die Liebe ist ein seltsames Spiel wusste schon Connie Francis in den Sechzigern. Tatsächlich war es aber früher mal anders, am Anbeginn der Zeit. Da waren alle Menschen die Hälfte eines Ganzen, kugelförmig, immer mit dem perfekt zu ihnen passenden Partner zusammengefügt. Sie waren glücklich, aber wie das so ist, wenn man alles hat, strebt man nach noch mehr. Sie wollten den Göttern nicht mehr huldigen, sondern gegen sie in den Krieg ziehen. Das konnten diese natürlich nicht zulassen und so trennten sie die Kugelwesen. Seitdem sind die Menschen auf der Suche nach dem perfekten Partner. Mancher findet ihn, wenn auch vielleicht nur auf Zeit, aber es gibt auch Menschen, die alleine bleiben.
 © Christian POGO Zach
Sehr frei nach Platons Das Gastmahl hat sich die Gärtnerplatz Jugend dem Thema Liebe angenommen. In sehr ausdrucksstarken Bilder erforschen sie die Spielarten Liebe im Laufe der Jahrhunderte von den Neandertalern über Tristan und Isolde, Cyrano de Bergerac, Othello bis in die Gegenwart. Das war manchmal witzig, oft nachdenklich machend und immer genau auf den Punkt.
Beeindruckend ist, dass die Jugendlichen das Stück selbst erarbeitet haben. Neben solistischen Einlagen gab es auch immer wieder tolle Ensembleszenen. Die Choreografie von Roberta Pisu und die Regie von Susanne Schemschies geben dem Abend Struktur, aber besonders bemerkenswert ist die Leistung der Mitglieder der Gärtnerplatz Jugend. Tolle Stimmen, sehr gute schauspielerische Leistung und eine unglaubliche Energie zeichnen diesen hervorragenden Abend aus. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man von einigen auch in Zukunft noch hören wird. Abgerundet wird der nachwirkende Abend durch das exzellente Licht von Jakob Bogensberger und die passenden Kostüme und die Bühne von Stephanie Thurmair. Andreas Partilla und Andreas Begert begleiten am Flügel zu Toneinspielungen und spielen auch manchmal selbst mit 😉
 © Christian POGO Zach
Leider gibt es nur zwei Vorstellungen, für heute Abend um 18 Uhr gibt es noch wenige Restkarten.
Platon Isabelle Braun
Zeus Benjamin Weygand
Hera / Toni Sofia Lainovic
Poseidon / Isolde Carlotta von Stetten
Hades / Michi Kilian Bohnensack
Aphrodite / Solosängerin Ella Römer
Athene / Waschweib Elena Bin
Bäuerin Julia Spieler
Nonne Anna Häuser
Solotänzerin / Solosängerin Ella Miner
Cyrano / Othello Teo Pop
Christian Alexander Wertmann
Roxanne Sophie Scherrieble
Frau Neandertal Salome Ortiz Obermayer
Taschentuch / Solotänzerin Saskia Wagner
Desdemona Nadine Kurschus
Jago / David Josef Roth
Emilia Neve Leonhardt
Alex Moritz Kühner
Lina Tabea Popp
Julia Mai Linh Nguyen
Steffi Ann-Kathrin Storfinger
 © Christian POGO Zach
Lisa / Solotänzerin Sabrina Nitschke
Kugelmenschen Alle Beteiligten
Klavier Andreas Partilla, Andreas Begert
Musikalische Leitung Andreas Partilla
Regie Susanne Schemschies
Choreografie Roberta Pisu
Bühne / Kostüme Stephanie Thurmair
Licht Jakob Bogensperger
Videodesign Christian Gasteiger
Dramaturgie David Treffinger
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Marina am 18. Juni 2017 10:30
 Foto: Volker Derlath
Der Sommer gilt ja nicht unbedingt als Theaterzeit. Man will sich in den Biergarten setzen oder dem Balkon ein Eis löffeln. Dabei sollte man aber definitiv auch in den warmen Monaten ab und zu ein Theater besuchen.
Im Blutenburg-Theater kann man sich mit der Krimikomödie Lust auf Mord des erfolgreichen Autoren Jack Jaquine sogar in kühlere Gefilde versetzen: im seit Wochen verregneten Frankreich langweilen sich nämlich die beiden Schwestern Hélène und Clarisse zu Tode. Während Clarisse ihre große Puppensammlung hegt und pflegt, legt ihre Schwester Karten und kaut falsch verbundenen Anrufern das Ohr ab.
Endlich gibt es Licht am Ende des tristen Tunnels, in der Nachbarschaft ist nämlich eine Dame verschwunden. Auf der Suche nach Unterhaltung schreiben die Schwestern einen anonymen Brief an die örtliche Polizei und tatsächlich schneit endlich mit Inspektor Spingeot männlicher Besuch ins Haus.
Die Geschichte an sich klingt ja schon mal recht schräg, was Regisseurin Miriam Gniwotta jedoch daraus gezaubert hat ein Meisterwerk des Slapstick und des Absurden. Die nicht mehr ganz blutjungen Schwestern kommen angesichts des männlichen Gastes in Wallung und stellen sich zu französischer Musik amouröse Abenteuer mit dem Inspektor vor. Hélène scheint absichtlich den Verdacht auf ihre Schwester zu lenken und Clarisse schleppt eine mysteriöse Kiste an, in der Spingeot die Überreste der verschwundenen Nachbarin vermutet.
 Foto: Volker Derlath
Auch, wenn die Besetzung mit nur drei Schauspielern recht klein ist, wuseln diese jedoch so über die Bühne, dass es dem Zuschauer garantiert nicht langweilig wird. Sonja Reichelt zeigt Clarisse wie ein großes Kind: mit Schleifen im Haar und immer einer ihrer unzähligen Puppen auf dem Arm, die dem Bühnenbild einen -in meinen Augen- etwas gruseligen Touch verleihen, weil man sich unweigerlich von den vielen Augen beobachtet fühlt. Es kann sein, dass es nur mir so geht, weil ich Puppen tatsächlich unheimlich finde. Clarisse jedenfalls scheint sich daran nicht zu stören, tatsächlich scheint auch mehr hinter ihrer naiven Fassade zu sein, als man zunächst annimmt.
Ihre Schwester Hélène, gespielt von Shirin Lotze scheint da ein ganz anderes Kaliber zu sein. Sie wirkt selbstbewusst, wenn auch ein klein wenig verrückt und hat vor allem eine ausgeprägte Fantasie, sei es für Kriminalfälle oder für oben genannte Abenteuer mit Inspektor Spingeot.
Uwe Kosubek zeigt mal wieder sein großes komödiantisches Talent. Spingeot ist ein quirliger, übermotivierter Polizist, der erstaunlich wenig Probleme damit zu haben scheint, bei den Schwestern zu übernachten, die er doch des Mordes verdächtigt und die ihn in ein rosa Nachthemd stopfen.
Auch wenn man zwischenzeitlich definitiv verwirrt sie Stirn runzelt, klärt sich jedoch am Ende alles auf und vor allem hat man in der Zwischenzeit jede Menge zu Lachen. Wenn das mal kein Abschluss für einen Sommertag ist!
Besonders hervorzuheben ist dieses mal das Bühnenbild. Axel Ploch hat auf der kleinen Bühne einen altbackenen, heruntergekommenen Raum geschaffen, der mit der gemusterten Tapete wirkt wie ein Puppenhaus. Ob jetzt der Umbau von Wohn- zum Esszimmer wirklich nötig ist, hat sich mir jetzt nicht ganz erschlossen und die erotischen Tagträume der Damen wirkten auf mich zum Teil ein bisschen lang. Aber das sind wirklich nur kleine Kritikpunkte bei einer ansonsten sehr gelungenen und vor allem unterhaltsamen Inszenierung!Regie & Ton: Miriam Gniwotta
Kostüm & Ausstattung: Nathalie Seitz
Bühne: Axel Ploch
Licht: Tom Kovacs
Abendspielleitung: Melanie Kisslinger & Thomas Brückner
Vorstellungstermine: bis 22. Juli & 22. August bis 30. September, Dienstag bis Samstag, 20 Uhr
http://www.blutenburg-theater.de
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Corinna Klimek am 3. Juni 2017 01:14
 © Christian POGO Zach
Manch einer, der meine Theaterleidenschaft nicht teilt, hat mich schon gefragt, warum ich mir ein Stück mehrfach ansehe. Meine Standardgegenfrage ist dann, wie oft sie oder er den Lieblingsfilm schon gesehen hat. Und im Gegensatz zum Film, der statisch ist, ist eine Vorstellung etwas Lebendiges, die jedes Mal anders ist.
Warum habe ich mir Jesus Christ Superstar in der Inszenierung von Staatsintendant Josef E. Köpplinger sieben Mal angesehen? Zugegebenermaßen hat es mich selbst überrascht, wie stark ich auf das Stück reagiert habe. Das war nach der halbszenischen Aufführung im Cirkus Krone im Juli 2014 nicht zu erwarten. Ich denke, ich war damals zu sehr mit mir selbst beschäftigt, schließlich hatte ich davor und danach selbst Vorstellungen mit der Zirkusprinzessin.
Es berührt mich. Wenn Jesus seinen Vater anfleht Take this cup away from me oder wenn Maria Magdalena singt Could We Start Again, Please?, schießen mir die Tränen in die Augen. Das liegt nicht nur an der sehr ergreifenden Musik, sondern zum sehr großen Teil auch an den fantastischen Darstellern Armin Kahl und Bettina Mönch.
Überhaupt ist ein Glück, so viel Talent auf der Bühne erleben zu dürfen. Neben den genannten ist auch David Jakobs ein Glücksfall, der die innere Zerrissenheit des Judas in jeder Geste und in jeder Note grandios darstellt. Aber auch die Mitglieder des Ensembles des Theaters zeigen, dass sie an einem Haus, das sowohl Oper wie auch Operette und Musical spielt, bestens aufgehoben sind. So überrascht der junge Tenor Maximilian Mayer (Simon Zelotes) mit einer großartigen Rocknummer, nachdem er in dieser Spielzeit schon an zwei Opern-Uraufführungen, einem Purcell, der Dreigroschenoper und einer Operette mitgewirkt hat. Auch Erwin Windegger, der in dieser und vorangegangen Spielzeiten seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt, erreicht mit der Rolle des Pontius Pilates einen neuen Höhepunkt. Eigentlich könnte man wirklich jeden Einzelnen der Mitwirkenden bis hin zu den Statisten namentlich benennen, weil sie alle so großartig sind. Obwohl ich ja sonst eher sparsam mit Standing Ovation bin, hat es mich bei keiner Vorstellung auf dem Sitz gehalten. Auch der wie immer äußerst spielfreudige Chor und das fantastische Orchester unter Jeff Frohner bzw. Andreas Partilla tragen zu diesen sehr emotionalen und erfüllenden Abenden bei.
 © Christian POGO Zach
Es sind starke Bilder. Egal ob wütender Mob, das letzte Abendmahl oder der Selbstmord von Judas, Josef E. Köpplinger erzählt die letzten sieben Tage von Jesus in der Jetztzeit stringent und aufregend. Wie immer ist es eigentlich mit einmal Ansehen nicht getan, selbst in der siebten Vorstellung habe ich noch Neues entdeckt. Die Bühne von Rainer Sinell ist minimalistisch und unterstützt die Übertragung in die Gegenwart ebenso wie die Kostüme von Anja Lichtenegger. Die Choreografie von Ricarda Regina Ludigkeit ergänzt das Team großartig.
Mir wurde vorgeworfen, ich wäre unkritisch. Tatsächlich hat mich in dieser Spielzeit praktisch jedes Stück von der Opernuraufführung über die Operette bis zum Ballett fasziniert. Aber ok, die Herodesszene gefällt mir nicht ganz so gut. Aber wie sagt Previn Moore als König Herodes so schön: This is my Song und so dominiert er mit seiner groovigen Soulstimme die Szene und drängt die etwas schrägen weiteren Beteiligten in den Hintergrund.
Ich hätte es gerne öfter gesehen als sieben Mal. Ich bin kein religiöser Mensch, meine Entwicklung diesbezüglich reicht von der katholischen Taufe erst mit zehn Jahren über den Übertritt in die evangelische Kirche als junge Erwachsene zum jetzigen pragmatischen Atheismus, aber trotzdem berührt mich diese Darstellung der letzten sieben Tage von Jesus Christus. Weil er ein Mensch ist, mit Zweifeln, mit Hoffnung, mit Liebe. Ich habe es aus verschiedenen Perspektiven gesehen, von ganz nah bis ganz weit weg, von rechts oder von links. So sehr ich mich freue, dass das Stück nächstes Jahr in meiner Herzensheimat, dem Stammhaus wieder gespielt wird, so sehr bedauere ich es, dass es manche Perspektiven wohl nicht mehr geben wird. Ansehen werde ich es mir trotzdem, so oft es geht.
PS: erwähnte ich das Licht schon? Das ist einfach großartig!
Musikalische Leitung Jeff Frohner
Regie Josef E. Köpplinger
Choreografie Ricarda Regina Ludigkeit
Bühne Rainer Sinell
Kostüme Anja Lichtenegger
Licht Michael Heidinger / Josef E. Köpplinger
Videodesign Meike Ebert / Raphael Kurig
Choreinstudierung Felix Meybier
Dramaturgie Daniel C. Schindler
Chor des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
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