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Schlampige Schlittenhunde und nackige Hummer – erotisches Kabarett mit der Puderdose in der Drehleier

[singlepic id=1467 w=320 h=240 float=left]„Schatz gib mir Tiernamen!“ Unter diesem Motto läuft die Fortsetzung des Erfolgsprogramms von Claudia Schuma und Irene Weber seit letztem Samstag in der Drehleier. Erotisches Kabarett bieten sie – ein schweres Gebiet. Zu leicht kann dieses Genre zotig, peinlich und zu dreckig werden. Ich selbst empfand bei einem ebensolchen Abend einer Dame im Rohrer & Brammer nur die Empfindung des Fremdschämens.

Doch in diese Falle tappen die beiden tierischen Schauspielerinnen nicht. Frech frivol und scharfzüngelnd sprechen, singen und spielen sie von der schönsten Nebensache der Welt und ihren animalischen Abgründen. Zusammen mit dem Pianisten Philipp F. Kölmel (launiger, technisch einwandfreier Sidekick am Klavier) erwecken sie dabei eine vernachlässigte Sparte der Kleinkunst zu verdientem, neuem Leben: Das Typenkabarett. Außer dem grandiosen Helmut Schleich verliert diese akteurnahe Variante der Sketchcomedy an Wichtigkeit. Zu Unrecht, wenn man den agilen Femmes fatales zusieht, die in allerlei tierische wie weibische Charaktere kongenial und eng aufeinander eingespielt schlüpfen. Von der Keniasextouristin zur lefzenden Zeitlupenläufigen, über die Sportreporterin zur keusch überdrehten Dottoressa: Claudia Schuma trägt Komik und Sexappeal physisch spürbar auf der Zunge vor sich her. Grimassenversiert und urkomisch daneben Irene Weber mit den leiseren Tönen und auf Augenhöhe der frechen Stereotypenzeichnung mit spürbarer Lach- und Schießerfahrung. Kuh, Omi oder Komikerin. Die beiden Luderladies überzeugen in allen Typen und setzen versiert pikante Pointen, die zünden. Das Zusammenspiel zeigt die lange, innige Zusammenarbeit der Witzakrobatinnen in der Horizontalen. Gerade die Songs sind gut choreografiert, aus der Hüfte präsentiert und erinnern an schmutzige Varietémoritaten vergangener finstrer Nachtclubs.

Sie singen und tanzen und spielen unter der Regie von Angelika Beier, ohne im geringsten peinlich oder zu dreckig zu werden. Ein paar Nummern entgleiten vielleicht noch dem leichten, süffisanten Sexabend über die meist weiblichen Probleme des menschelnden Verkehrs miteinander. Doch mit einer Stellungskunde anhand verstorbener bayerischer Ministerpräsidenten, der Eifersuchtsparanoia, russischer Copacabana-Oligarchinnen, einer Berufsgstanzlsaga und dem kreischkomischen Running Gag der frigidfeuchten Veterinärswissenschaftlerinnen (die sprichwörtlich „Spaß“ machen) schaffen die beiden Bühnentiere Highlights. Die Publiumsreaktionen waren dementsprechend. Nur Herren in der ersten Reihe seien gewarnt. Es kann leicht passieren, in den sinnlichen Strudel sündig integriert zu werden.

Am Ende hat man viel gelacht, einiges über das Sexualleben der gemeinen Fledermaus gelernt und bekommt vierlerlei Lust. Neben der privaten vor allem auf Typenkabarett auf diesem Niveau.

Termine folgen in der Drehleier und anderswo.

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