|
ottifanta am 3. September 2019 22:26 Thomas Keneally at the 2019 Edinburgh International Book Festival ©Edinburgh International Book Festival
Eine der schönsten Veranstaltungen war für mich jene mit dem unglaublich charmanten und begeisterungsfähigen 83-jährigen Thomas Keneally, moderiert von Leslie McDowell im ausverkauften Main Theatre.
Er sei vor ein paar Jahren in Sydney geboren worden, habe als erster Australier den Booker Preis gewonnen und durch „Schindlers Liste“ sehr berühmt geworden. Gewinner zahlloser Literaturpreise und Nationalschatz von Australien, stellte Leslie McDowell ihn kurz vor und merkte mit einem Augenzwinkern an, dass Thomas Keneally gedroht habe, zu singen.
Thomas Keneally selbst freute sich sehr über die Einladung zum Book Festival in Edinburgh, nicht zuletzt, weil der Ursprung von Waltzing Matilda in Schottland liege, auch wenn es um einen Schafscherer ginge, der quer über den australischen Kontinent zu seinem Mädchen reise. Das Lied sei allen Australiern und vermutlich auch vielen Schotten sehr vertraut – so vertraut, dass ein Großteil des Publikums schnell mit einstimmte, als Thomas Keneally begann, Waltzing Matilda zu singen.
Seine Frau und er sind die Nachfahren von Strafgefangenen, die nach Australien deportiert wurden, u.a. für den Diebstahl eines Stoffballens in Limerick/Irland. In Australien sei seine Familie nie in Konflikt mit dem Gesetz gekommen, aber natürlich habe man in Australien niedrigere Standards.
1,8 Millionen Australier würden von Frauen abstammen, die in den für Fabriken arbeiteten, extra für weibliche Strafgefangene errichtet wurden. Viele Männer reisten nach ihrer Freilassung gezielt dorthin, hatten sich über Kontaktanzeigen mit Frauen verabredet. Sie machten den Frauen im Schnitt rund 1,5 Stunden den Hof, dann wurde ein Heiratsantrag gemacht und es ging ab in den Dschungel. Dann sang er sang einige Zeilen aus einem australischen Volkslied.
©Hodder&Stoughton
Im Mittelpunkt seines neuen Buches The Book of Science and Antiquities (in Australien unter dem Titel Two Old Men Dying erschienen) stehen um zwei alte Männer, der rund 42 000 Jahre alte Shade und der heute lebenden Shelby. Es gehe um unsere vergessenen Erinnerungen. Wenn wir Die Geschichte der Welt nach Boris Johnson lesen würde, wären die Ureinwohner Australiens klägliche, nackte und arme Wesen, die abfällig Pickaninny genannt würden.
Diese Sicht auf die Ureinwohner Australiens als unglückseligen Randbewohner wolle er korrigieren, denn sie seien schon vor 42 000 Jahren deutlich fortschrittlicher gewesen als man denke. Er sehe Mungo Man als Antwort auf die vorherige beiderseitige Ignoranz und hoffe, dass über Mungo Man zwischen Ureinwohnern und der anderen Bevölkerung mehr Gemeinsamkeiten entstehen könne. Die konservativen Politiker Australiens hätten kein Interesse an Mungo Man, auch wenn dieser zwanzig Mal so bedeutend wie Ramses sei.
Es sei diskutiert worden, ob er selbst die richtige Person sei, um darüber zu schreiben, da er kein Ureinwohner ist. Während des Schreibens habe er eng mit Experten gearbeitet, um alles auf korrekte Fakten und Darstellung prüfen zu lassen.
Beim Schreiben suche er nach einer Lücke in der Geschichte und 42 000 Jahre Abstand seien viel Abstand. So habe er zum Beispiel nicht die uns gewohnten Zeitangaben verwenden können, es habe andere Tiere gegeben wie zum Beispiel ein 2,5 Tonnen schweres Wombat.
In seinen Büchern befasse er sich mit einer Vielzahl verschiedener Themen, doch häufig stünde ein Kampf um Leben und Tod. Die im Mittelpunkt stehende Figur habe immer eine Überlebenschance, hätten Handlungsspielraum. Seiner Meinung seien seine Bücher optimistisch. Thomas Keneally beschrieb sich als Gefangener der Hoffnung und zitierte dazu Desmond Tutu. Er habe sich gefragt, wie das Leben gewesen sei, als Mungo Man lebte. Wenn man sich vorstelle, wie mutig die Menschen damals waren, so könne man Lieder darüber singen und es feiern. Die Australier seien gleichzeitig die besten Dichter und Killer der Welt.
Abwechselnd werde aus der Perspektive von Shelby und Shade erzählt. Der Dokumentarfilmer Shelby ist an Speiseröhrenkrebs erkrankt (eine Krankheit, die Thomas Keneally erst vor kurzem überlebte), aber noch nicht bereit, daran zu sterben. Der deutlich jüngeren Shade gehört zu den Stammesältesten und seine Vorfahren erscheinen ihm in Träumen.
Wenn er heute Schindlers Liste schreiben würde, wäre es ein anderes Buch. In der Originalfassung sei Oskar eine Linse auf etwas Unvorstellbares gewesen. Oskar habe alle Phase des Holocausts gesehen. Vor einiger Zeit habe er mit zwei Überlebenden des Holocausts gesprochen und sie seien sehr erstaunt darüber gewesen, wie früh Oskar Schindler von den Gaskammern gewusst habe. Das sei nur durch streng geheime Informationsquellen möglich gewesen.
Wenn er es heute schriebe, hätte es einen anderen Ton und eine andere Handlung. Schauplatz sei eine Stadt in der jetzigen Zeit und es seien möglicherweise Fake News. Bücher seien Kinder ihrer Zeit. Nur wenige gute Bücher könnten überleben, wie z.B. die von Charles Dickens oder die von George Eliot.
Lesley McDowell fragte, ob sich seine Herangehensweise mit der Zeit geändert habe, ob er zorniger, politischer geworden sei. Thomas Keneally ist der Ansicht, er sei kämpferischer geworden und als australisch-irischer Hillbilly leiste er sich in der heutigen Zeit diesen Luxus. Das Verhalten australischer Politiker entsetze ihn. Der Premierminister habe ein Stück Kohle mit ins Parlament gebracht um zu zeigen, dass man sich davor nicht fürchten müsse. Dieser Mann sei taub gegenüber der Zukunft und ein Künstler der Kurzfristigkeit, („Our PM is tone deaf to the future. He is an artist of short termism.”) dessen Politik das Great Barrier Reef zerstören werde.
In Schottland habe er Glasgow immer als die wilde, heidnische Seite gesehen, 48 Meilen vom zivilisierten Edinburgh entfernt. Ian Rankin habe dies geändert, flachste er mit einem Augenzwinkern. Sydney und Canberra seien rund 150 Meilen voneinander entfernt und man überlege, so etwas wie Gandhis Salzmarsch als Protest zu veranstalten.
Als er einige Zeit in den USA verbrachte, habe ihm selbst der Geist und der selbstabwertende Humor der Australier gefehlt. Die Amerikaner stammten von Menschen ab, die zu gut für England gewesen seien, seien Heilige gewesen. Die Australier hingegen seien aus England ins Straflager geschickt worden und daher ein ganz anderer Menschenschlag.
Die Bücher von Kate Grenville seien brilliant und beschäftigen sich damit, wie die australischen Ureinwohner das Eintreffen der ersten europäischen Siedler bewältigten.
Auf die Verfilmungen seiner Bücher angesprochen reagierte Thomas Keneally deutlich gelassener als viele andere Autoren. Er habe die Regisseure gekannt und wisse, dass für sie das Buch ein Sprungbrett sei, in dem sie einen Erzählstrang finden müssten und dann etwas Neues schaffen. Steven Spielberg habe bei den Dreharbeiten immer die Seiten des Buchs neben das Skript gelegt, sich davon jedoch nicht in seiner Phantasie einschränken lassen. Ein Autor sollte das verstehen, dann gebe es weniger gebrochene Herzen. In der Verfilmung von Schindlers Liste gebe eine Szene, die so faktisch nicht möglich sei, aber der Geist der Literatur solle der im Film erzählten Geschichte nicht im Weg stehen.
Zum Ende hin bedankte sich Thomas Keneally nochmal bei allen und entschwand ins Signierzelt, wo er noch mehrere Stunden verbrachte.
Ähnliche Artikel
ottifanta am 2. September 2019 21:12 A L Kennedy at the 2019 Edinburgh International Book Festival ©Edinburgh International Book Festival
Zu Beginn bat A L Kennedy darum, dass die Scheinwerfer auf das Publikum gerichtet werden sollen, schaute sich dann ausführlich um und kommentierte, dass die üblichen Verdächtigen anwesend seien.
Es wäre gut, wieder in Schottland zu sein. Unten in England sei es seltsam, alle würden rumschreien.
Ihr neuer Buch The Little Snake erzählt eine Fabel von einer Schlange namens Lanmo. Es sei kein Kinderbuch, die Schlange sei unterwegs, um Menschen zu töten. Jeder, der sie sieht, muss sterben. Das geht so lange gut, bis die Schlange auf die junge Mary trifft, die ihr sympathisch ist.
Es wurde ein Auszug vom Anfang des Buchs gelesen, in dem deutlich wird, wie die magische Schlange mit ihrer schönen Stimme die Menschen für sich einnimmt und wie weise sie ist. Gleichzeitig auch, dass die Schlange irgendwie dazu neigt, alle zu ermorden, die ihr begegnen.
Dann wurden weitere Auszüge aus dem Buch gelesen. Besonders amüsant wird es, als die Schlange einen Politiker trifft, der laut Aussage von A L Kennedy leider keine rote Krawatte trägt und nicht besser König von Paddington wäre, sich aber stets ausgibt als „der große Mann, der das Volk liebte“. („the great man who loved the people“)
Während die Menschen vor ihrem Tod über Liebe, Schande und Trauer lernen, lernt auch Lanmo über die Menschen und deren Gefühle. A L Kennedy betonte, dass man als Autor das Fenster sei, durch das die Leser die Geschichte sehen würden. Der Autor habe die Geschichte zu erzählen, er selbst solle nicht präsent sein. Umso einfacher man die Geschichte gestalten wolle, umso schwerer sei das Schreiben.
Auf die Frage, ob sie Mary sei oder gerne Mary wäre, antworte A L Kennedy, dass sie ungefähr in ihrem jetzigen Alter und depressiv zur Welt gekommen sei. Aber man werde nicht als Rassist oder aggressiv geboren, sondern dazu gemacht.
Ihrer Ansicht nach sei der Sinn des Daseins der Menschen, anderen Menschen zu helfen, hilfsbereit zu sein. Die Menschen hätten diese kindische Einstellung (nicht kindlich), wegzuschauen. Fest daran zu glauben, dass etwas nicht da sein, wenn man nicht hinschauen.
The Little Snake sei eine moderne Fabel. Wir Menschen hätten eine endliche Menge an Zeit zur Verfügung und die Frage sei, was man mit dieser Zeit tun wolle. Entlang des Lebensweges würde man die Freude an kleinen Dingen entdecken, an kurzen Momenten. Das Lebe bestehe nicht nur aus Krisen, man könne es nicht nur als Kind genießen.
Jedes Mal wenn man irgendetwas Gutes lese, würde das die Empathie verstärken – außer Breitbart.
©Canongate
Sie habe sehr früh angefangen zu lesen und mit rund vier Jahren zum ersten Mal den kleinen Prinzen gelesen. Damals habe sie weder alle Worte noch den gesamten Sinn verstanden. Antoine de Saint-Exupéry sei ein leidenschaftlicher Vielleser gewesen. Einmal habe er fast den richtigen Zeitpunkt für die Landung verpasst, weil er vorher noch das Buch zu Ende lesen wollte.
Eine illustrierte Version von The Little Snake könne sie sich gut vorstellen, diese sei jedoch vermutlich zu teuer. Die Moderatorin Janet Ellis bedauerte dies sehr. A L Kennedy sieht sich nicht als eine Schriftstellerin, die besonders bildhaft schreibt, sie würde beim Lesen eher Gerüche wahrnehmen und Dinge fühlen, bevor sie diese sehen könne.
Warum sie eine Schlange gewählt habe und nicht ein anderes Wesen. Wenn sie an Schlange gegen Kröte denke, falle ihr ein „Running Buffet“ ein. Als Kind habe sie eine Kröte besessen, aber Schlangen seien so viel mystischer und schon früh habe es z.B. Geschichten gegeben, wie eine Schlange sich in einen Stab verwandele.
Sie würde gerne Bücher aus ihrer Kindheit nochmal lesen. Sie könne beim Lesen nicht immer die Zähne zusammenbeißen und auch in Kinderbüchern sei nicht alles eitel Sonnenschein. Sie zählte einige Kinderbücher auf, in denen die Kinder auf sich alleine gestellt werden und einiges erreichten bzw. bewegten. (The Secret Garden, The Railway Children usw.) Solange es nicht Pollyana sei, diese rege sie sich richtig auf.
A L Kennedy beendete die Veranstaltung mit einem Appell:
Die Liebe sei das wichtigste und man solle unglaublich freundlich zu allen anderen sein. Wir Menschen könnten das. Es gehe nicht immer alles um Zorn und Ängste.
Ähnliche Artikel
ottifanta am 31. August 2019 23:20 Max Porter in conversation with Festival Director Nick Barley at the 2019 Edinburgh International Book Festival ©Edinburgh International Book Festival
Die Veranstaltung wurde von Nick Barley geleitet, dem sichtlich begeisterten Direktor des Book Festivals. Benjamin Myers musste leider aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen, was sowohl Max Porter als auch Nick Barley sehr bedauerten und allen Anwesenden dessen Buch The Offing wärmstens empfahlen.
Nick Barley fragte, wer im Publikum Max Porters neuen Roman Lanny schon gelesen hatte und als sich rund die Hälfte meldete, witzelte Max Porter „Great, my bookclub came.“
Sein erster Roman Trauer ist das Ding mit Federn habe ihn berühmt gemacht, Lanny sei unter anderem für den Booker Prize nominiert und habe ihm noch zusätzliche Fans beschert.
Nach dem Erfolg des ersten Buchs habe er wirklich noch einen weiteren Roman schreiben wollen, doch das sei ihm deutlich schwerer gefallen – als unveröffentlicher Autor habe er sich freier gefühlt. In seiner Schublade habe er noch ein 16-seitiges Gedicht gehabt und er hebe seine Notizbücher immer auf. Diese seien ihm sehr wichtig.
In diesem Gedicht ginge es um eine platonische Freundschaft zwischen einem älteren Mann und einen Jungen im Grundschulalter. Es bestehe eine gewisse nicht-sexuelle Erotik, die Kunst entstehen lassen könne wie bei einem mit Wasserfarben gemalten Bild. In Großbritannien bestehe gegenüber solch platonischen Freundschaften ein extremes Misstrauen. Er selbst habe die Idee der kindlichen Unschuld stets gemocht.
Was geschehe, wenn man gewisse Elemente aus dem Buch entferne, wie zum Beispiel die Handlung oder das Wissen, um welche Person es sich handelt?
Das Gedicht habe er nur für sich geschrieben, bevor etwas von von ihm veröffentlich wurde.
©Kein & Aber
Nick Barley hatte sich als Schauplatz eine ländliche Gegend in England vorgestellt und zeigte ein Bild einer Spätsommerlandschaft mit einer kleinen Hütte, neben der eine englische Fahne weht. Für Max Porter hat Lanny keinen bestimmten Ort und der Anblick der englischen Fahne sorge bei ihm derzeit für eine gewisse Übelkeit. England habe sich selbst damit vergiftet, was es bedeutet, Englisch zu sein und kleine Boshaftigkeiten, oft von den Eltern übernommene Fremdenfeindlichkeit seien leider an der Tagesordnung. Auch wenn viele nicht wahrhaben wollten, dass es rassistisch sei.
Er habe Lanny lange vor der Brexitabstimmung geschrieben und es spiele in einer ländlichen Gegend rund eine Fahrstunde von London entfernt, die auch heute noch von der Landwirtschaft geprägt sei. Lannys Vater habe den Ort deshalb ausgesucht, weil er in erreichbarer Entfernung zum Pendeln nach London liege.
Eine mystische Figur namens „Dead Papa Toothwort” (auf Dt. wohl „Altvater Schuppenwurz“) spielt in Lanny eine wichtige Rolle und es gibt Figuren, die Geister sehen können oder zumindestens einen kurzen Blick auf sie erhaschen, das Gefühl eine Bewegung gesehen zu haben.
Sowohl Lanny als auch „Dead Papa Toothwort“ seien offen für solche Begegnung und würden zuhören. Für Max Porter sind die Menschen nicht die Einzigen mit einer Stimme. Was wäre, wenn die Bäume mit uns sprechen könnten, erzählen würden, was früher geschah? Es wäre gut, wenn die Menschen öfter über die Vergangenheit nachdenken würden, das würde auch unser Verständnis der Trauer bereichern. Überall auf dem Land seien Spuren der Vergangenheit, der früheren Bewohner.
Die Urbanisierung von Südengland habe vieles der historischen Landschaft überdeckt, aber für Lannys pendelnden Vater spiele das unbenannte Dort die Rolle einer ländlichen Identität, mit der er sich nicht weiter auseinandersetzen wolle.
Die grünen Männer in Englands Kirchen hätten ihn schon lange fasziniert. Sie stünden für den Kreislauf der Natur, des Landes, für ihn sprechen sie auch davon, wie Pestizide und anderes sie töten. Ob Lanny den grünen Mann hören könne?
Seinen Erfahrungen nach hätten Kinder im Alter von 10, 11 Jahren ein besonderes Gespür für Umweltschutz, das er „proto environmentalism“ nannte. Auch Greta Thunberg gehöre für ihn dazu.
Im Roman sei Lanny selbst über weite Teile nicht anwesend und es herrsche in der ersten Hälfte eine leicht unheilvolle Atmosphäre. Hier würden die Leser noch weitgehend in Sicherheit gewiegt, die ländliche Gegend, die kindliche Unschuld usw. In der zweiten Hälfte wollte er dann zeigen, was passiere, wenn die Boulevardmedien zur Sache gingen und möglicherweise unschuldige Personen an den Pranger stellen. Da habe sich in den letzten Jahrzehnten leider nichts geändert.
In Max Porters Augen ist die Boulevardpresse für den aktuellen Zustand Großbritanniens verantwortlich. Ihnen gehe es ausschließlich um ihre Verkaufszahlen. Sie habe das Land komplett zerstört und würde alles dafür tun, um das Land weiterhin im Würgegriff zu halten. Deren bösartige Methoden seien denen der Propagandamaschinerie nicht unähnlich, die Hitler an die Macht gebracht habe.
Es gebe nichts, für das er mehr Verachtung empfinde als die Boulevardpresse. (“I cannot think of a thing that I hold in more contempt than the tabloid press of this country.”)
Was passiere, wenn das eigene Kind verschwinde? Anfangs seien die Eltern nicht besonders besorgt. Doch dann breche Panik aus und die Methoden der Presse seien perfide. (Es wurde ein Bild gezeigt, auf dem die verschiedensten reißerischen Schlagzeilen über mögliche Aufenthaltsorte der verschwundenen Madeline McCann abgebildet waren.)
©Faber & Faber
Max Porter wollte den Lesern zuerst das Gefühl vermitteln, dass es ganz normal sei, dass der junge Lanny mit dem 80-jähren Pete alleine viel Zeit verbringt. Dann jedoch eine gewisse Identifikation mit den Bewohnern des Orts herbeiführen, die schnell in den Jargon und die Denkweise der Regenbogenpresse verfallen. „Oh mein Gott, das gehört sich doch nicht.“
Wie schnell ertappe man sich selbst, in Krisensituation plötzlich völlig anders, viel negativer über vorher harmlos wirkende und freundliche Mitmenschen zu denken?
Im zweiten Abschnitt würden die Leser von verschiedenen Stimmen überflutet und Lanny rufe nach Dead Papa Toothwort, ob dieser echt sei. Viele Kinder seien für solche mystischen Phänomene offener als Erwachsene.
Nicht jede Figur im ersten Teil brauche eine ausführliche Biographie, die Leser könnten sich schnell den Hintergrund der verschiedenen Figuren vorstellen, ohne allzu viele Details. Er hoffe, dass die Leser dann die unterschiedlichen Stimmen der Figuren erkennen würden, auch wenn die Sprecher nicht genannt würden.
Auf dem Titelbild habe er keine Illustration gewollt, kein Bild von Lanny für die Leser, sondern etwas, das eine etwas düstere und traumartige Stimmung schaffe.
Dann folgte eine besondere Lesung, denn Max Porter, Nick Barley, Maggie O’Farrell und Tracey Thorn lasen einen Abschnitt aus dem zweiten Teil des Romans, ließen die verschiedenen Stimmen lebendig werden.
Für Max Porter sind Romane eine Art Gegenmittel zur Boulevardpresse. Wofür Filme stünden, könne er nicht sagen, damit kenne er sich nicht genug aus und es fehle ihm das passende Vokabular.
Dead Papa Toothwort sei ein Voyeur, der eine Kamera halte und die Leser mit in die Häuser der Dorfbewohner nehme, deren Gesprächen lausche. Max Porter fasziniert es, wie ein Regisseur vom ersten Moment an die Zuschauer fesseln könne. Ein Roman solle das auch von der ersten Seite an können. Die Leser sollten im Roman wie bei einem Musikstück die verschiedenen Schichten erfassen können, unterschiedliche Stimmen hören. Das erfordere eine gewisse Arbeit vom Leser, dafür sei das Lesen so viel lohnender.
Ein Lehrer habe ihm einmal gesagt, er solle beim Lesen keine Stimmen im Kopf hören und das habe ihm damals etwas genommen. Er liebe Hörbücher und möge auch die unterschiedlichen Stimmen beim Lesen. (Beim Signieren auf das Hörbuch zu Lanny angesprochen, erwiderte Max Porter, dass ihm die Stimmen der Sprecher gut gefallen, das Hörbuch jedoch zu klinisch sei, die Stimmen seien nicht durcheinander.)
Früher habe er selbst als Lektor gearbeitet. Wie sei für ihn gewesen, als sein Buch lektoriert wurde? Die Zusammenarbeit mit seiner Lektorin sei großartig gewesen und die größte Veränderung sei gewesen, eine Stimme komplett aus dem Buch zu streichen. Das habe ihm zwar zuerst wehgetan, habe jedoch schnell gesehen, dass es die richtige Entscheidung war. Die Aufgabe des Lektor sei es, das Buch so aufzublasen, dass der Autor drum herum laufen könne und es aus verschiedenen Blickwinkeln anschauen.
Damit war eine sehr interessante und unterhaltsame Veranstaltung viel zu schnell vorbei. Max Porter arbeitet an seinem nächsten Roman, über dessen Inhalt er noch nichts verraten konnte.
Das deutsche und englische Titelbild vermitteln völlig unterschiedliche Stimmungen, finde ich.
Ähnliche Artikel
ottifanta am 30. August 2019 23:24 Colson Whitehead in conversation with Kirsty Wark at the 2019 Edinburgh International Book Festival ©Edinburgh International Book Festival
Die Veranstaltung im bis auf den letzten Platz gefüllten Main Theatre wurde von Kirsty Wark geleitet. Vor zwei Jahren hatte er noch im deutlich kleineren Spiegelzelt gelesen.
Sie stelle Colson Whitehead kurz vor und beschrieb seinen neuen Roman Die Nickel Boys als komprimierte Rage.
Die Geschichte spielt an einer fiktiven Reformschule namens Nickel Academy, die auf der Arthur G. Dozier School for Boys, auch bekannt als Florida School for Boys, einer grauenvollen Einrichtung, die unglaublicher Weise erst 2011 geschlossen wurde.
2014 seien verstärkt Informationen über diese Einrichtung in die Öffentlichkeit gekommen und im gleichen Jahr wurde Michael Brown von einem weißen Polizisten getötet. Es sei zu weiteren ähnlichen Vorfällen gekommen und es sei der Eindruck entstanden, dass niemand dafür verantwortlich gemacht werden. Heute könne man es oft mit dem Handy dokumentieren, wenn Unschuldige leiden. Früher sei das nicht möglich gewesen und viele der Täter seien weit über 70 Jahre alt und seien Zeit ihres Lebens straffrei davongekommen. Einige seien sogar als besonders gute Bürger ausgezeichnet worden, obwohl sie in der Dozier School oder anderen Einrichtungen Straftaten begingen. Darauf angesprochen hätten sie es als ein paar Klapse abgetan.
Irgendwie habe ihn die Geschichte in jener Zeit besonders berührt. Hätte er drei Monate früher oder später gehört, hätte es ihn vielleicht nicht so stark beeinflusst. Es habe sich angefühlt wie Teil einer unreinen Kultur in der Straftäter davon kämen und die Unschuldigen leiden würden.
©Hanser Literaturverlage
Die Hauptfigur, der 16-jährige Elwood sehe sich als Teil einer Generation, die Amerika in die Zukunft führe, als kleiner Teil der Bürgerrechtsbewegung und er sei ein Einserschüler auf dem Weg ins College. Leider fährt er als Anhalter auf dem Weg in das College unwissentlich in einem gestohlenen Auto mit und landet so in der Nickel Academy.
Leider sei eine der Charaktereigenschaften von Elwood, dass er fest daran glaube, die Dinge zum positiven ändern zu können, wenn er sich nur genügend Mühe dabei gebe. Colson Whiteheads trockener Humor und die Ironie konnte seinen Zorn auf die Vorfälle und die aktuelle Situation nur ein wenig verbergen. Er las dann die ersten Seiten des Romans vor.
Die Berichte über die Ereignisse in der Dozier School hatten ihn erschüttert und damals habe niemand den jungen Opfern geglaubt. Erst Ende 2011 sei die Einrichtung geschlossen und noch später genauere Untersuchungen durchgeführt worden.
Die im Buch erwähnte Schallplattenaufzeichnung von Martin Luther King habe er als Jugendlicher nicht gekannt. Martin Luther King habe ihm schon früher positiv gestimmt und das sei auch heute noch so. Das sei eine ganz andere Generation gewesen. Sie seien auf die Märsche und Versammlungen gegangen, obwohl sie wussten, dass sie danach von Weißen verprügelt würden.
In den Südstaaten sei die Sklaverei auch heute noch nicht verschwunden, sichtbar wie z.B. in der heute wieder flatternden Fahne der Konföderierten und auch in der Alltagssprache, aber auch oft im Verborgenen. In der Schule wurde die Sklaverei lange Zeit kaum behandelt und es habe geheißen, durch Martin Luther King sei alles kuriert worden. Niemand wolle sich wirklich damit beschäftigen, wie das Land gebaut wurde – durch Sklavenarbeit und Völkermord an den Ureinwohnern. Überall bestünden Möglichkeiten für Böses, aber es sei schrecklich, wenn Menschen diese ausnutzen würden.
Auf die Struktur des Buches angesprochen antwortete er, dass er ein großer Planer sei. Er müsse den Anfang und das Ende kennen. Das Ende sei genau geplant gewesen und sobald er es kenne, ein Bild davon vor sich sehe, könne er mit dem Schreiben anfangen und darauf hinarbeiten.
Es gebe Berichte über den Slang in diesen Reformschulen. In mehreren sei die Lederpeitsche „Black Beauty“ genannt worden oder das Gebäude in dem die Folter stattfand „Eiscremefabrik“, für die verschiedenfarbigen Flecken, die von der Folter verursacht wurden.
Heute gebe es über das Internet Gruppen, in den die Überlebenden sich gegenseitig unterstützen und austauschen. Er bewundere diese Menschen dafür, dass sie zu den Orten ihres Leidens zurückkehren könnten.
Elwood ginge als Idealist in die Nickel Academy. Die Lager an der Grenze zu Mexiko würden ihn an diese Akademien erinnern. Junge Kinder, die von ihren Eltern getrennt werden und in schrecklichen Umständen untergebracht werden, für das Leben deformiert. Es ginge immer noch weiter.
©Hanser Literaturverlage
Underground Railroad sei sehr erfolgreich gewesen und werde jetzt verfilmt. Nächsten Sommer sollten die zehn Folgen bei Amazon verfügbar sein.
Er sei sich nicht sicher, ob er während seines Lebens noch einen weiteren schwarzen Präsidenten erleben werde. Die globale Erwärmung würde seine Lebenszeit vermutlich verkürzen. Die rassistische Einstellung sei unverändert vorhanden, es brauche nur jemanden, der sie aktiviere. Vermutlich würden weder die Probleme der USA noch die Israels zu seinen Lebzeiten gelöst. Die Menschen würden historische Ereignisse schnell vergessen und die gleichen Fehler wiederholen.
Auf sein nächstes Buch angesprochen erwiderte Colson Whitehead, dass er Underground Railroad unter Barack Obamas Präsidentschaft geschrieben habe und danach dann Die Nickel Boys, das noch schwerer verdauliche Buch, wegen der aktuellen Ereignisse in diesem Land. Sein nächstes Buch solle mehr Freude bringen, lustiger sein.
Heute herrsche eine Einstellung wie in den 1950ern, als es weder für Frauen oder Schwarze Fortschritte gab. Die verrückten Forderungen nach Gleichheit und ein schwarzer Präsident hätten einige in den Wahn getrieben. Er selbst habe ein gutes Pokergesicht. Vermutlich, weil er innen halbtot sei, sagte er ohne eine Miene zu verziehen.
Einer Frage nach möglichem politischen Engagement oder einer politischen Rolle wich Colson Whitehead aus und antwortete knapp zu seiner Einschätzung von Donald Trump: “We’ve had dumb presidents and racist presidents, but never one this dumb and this racist.”
Auf die Umgebung beim Schreiben angesprochen erzählte er, dass er es gewohnt sei, in einer lauten Umgebung zu schreiben. Polizeisirenen, Geräusche wie jemand auf der Straße erwürgt werde. Er habe eine Playlist mit 3000 Liedern, von Punk über Sonic Youth und vieles andere.
Er schreibe nicht jeden Tag, ungefähr acht Seiten pro Woche. Oft überarbeite er zuvor geschriebenes und verbringe viel Zeit mit Recherche. So komme auf rund 400 Seiten oder ein Buch pro Jahr. Die Nickel Boys sei das erste Buch gewesen, bei dem er sich während des Schreibens zum Ende hin immer deprimierter gefühlt habe. Es habe sich schlecht angefühlt, es zu schreiben und er wusste genau, wie es enden würde.
Es vergehe keine Woche ohne irgendwelche kleineren oder größeren rassistischen Vorfälle in seinem Umfeld. Man sehe seine Welt durch die eigenen Erfahrungen in Bezug auf Rasse, Geschlecht und Gesellschaftsklasse.
Eine schwarze Zuschauerin erzählte, dass ihre Verwandten aus Florida damals von den Berichten über diese Reformschule erschüttert gewesen seien. Niemand habe von den Vorgängen gewusst und sie sei ihm dankbar dafür, dass er eine breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam mache. Colson Whitehead erwiderte, dass Florida für lange Zeit die höchste Zahl an Lynchmorden gehabt habe. So hoch, dass sie normal erschienen seien. *
Eine Frage aus dem Publikum bezog sich auf die Kombination schöner Prosa und barbarischer Ereignisse. Ob sich das Schreiben dann irgendwie schizophren anfühle.
Die Recherche sei für ihn anders gewesen als das Anschauen von Roots als Kind. Die Gewalt in Underground Railroad sei etwas weiter weg gewesen, die der Reformschulen habe sich unmittelbar angefühlt und deprimierend. Er habe die Dozier School besuchen wollen und es immer wieder verschoben. Irgendwann sei ihm klargeworden, dass er mit Dynamit hingefahren wäre. Die Schule sei letzten Endes durch einen Hurrikan weitgehend zerstört worden und sehe jetzt von außen so aus wie früher die Vorgänge im Inneren.
Die Tampa Bay Times habe die Vorfälle in der Schule an die Öffentlichkeit gebracht, jedoch sei damals ausschließlich in Lokalzeitungen darüber berichtet worden. Es sei nie in die landesweiten Nachrichten gekommen. Der Staat habe sich zwar bei den Schülern entschuldigt, aber es wurde niemand angeklagt und verantwortlich gemacht. Die Schule wurde geschlossen und damit sei es erstmal erledigt gewesen.
Für ihn seien alle Berichte aus erster Hand sehr wichtig gewesen. Er hoffe, wie so viele Eltern und Großeltern, dass seine Kinder in einer besseren Welt aufwachsen und diese Welt offener für Minderheiten und Benachteiligte sei. Aber er wisse, dass die Menschen eine ziemlich dumme Rasse seien und viele Fortschritte durch unglaubliche menschliche Schwäche wieder vernichten würden.
Auf die Frage ob Literatur Veränderungen bewirken könne, antwortete Colson Whitehead, dass er nicht glaube, dass Literatur noch eine zentrale Rolle in der Kultur spiele und so Veränderungen bewirken könne. Er sei der Ansicht, dass nicht genügend Menschen lesen würden und die Menschen, die von bestimmten Büchern beeinflusst werden könnten, würden eben jene Bücher nicht lesen.
Wenn man eine Vielzahl unterschiedlicher Romane lese, von verschiedenen Autoren, bekomme ein besseres Verständnis für die Welt, wie Rassismus, Sexismus und Antisemitismus funktionieren würden.
Im Anschluss signierte Colson Whitehead noch rund zwei Stunden lang und beantwortete zahlreiche Fragen.
*Zufällig stand diese Frau später beim Signieren hinter mir in der Schlange und sprach darüber, dass nicht bekannt gewesen sei, wie gravierend die Vorfälle gewesen seien, aber dort vieles normal erschienen sei, das in anderen Bundesstaaten in einem anderen Licht gesehen wurde.
Ähnliche Artikel
ottifanta am 29. August 2019 22:58 Arundhati Roy beim Edinburgh International Book Festival ©Nachtgedanken
Die Veranstaltung im ausverkauften Main Theatre wurde von Nicola Sturgeon moderiert, die als leidenschaftliche Leserin bekannt ist und es war der erste Besuch von Arundhati Roy beim Book Festival in Edinburgh.
Nicola Sturgeon stellte Arundhati Roy kurz vor und fragte als erstes, wie sich ihr Leben verändert habe, nachdem Der Gott der kleinen Dinge mit dem Booker-Preis ausgezeichnet wurde. Es sei wie ein seltsamer Traum gewesen und so unglaublich schnell gegangen. Zuvor habe sie Architektur studiert und später Drehbücher geschrieben und nicht daran geglaubt, dass ihr Buch jemand außerhalb Indiens interessieren könnte.
Plötzlich hätte eine ganz andere politische Kaste engen Kontakt zu ihr gesucht und auch das Geld habe ihr Leben verändert. Eine Freundin habe ihr damals gesagt, dass nach diesem Erfolg in ihrem weiteren Leben nichts Vergleichbares geschehen würde. Sie selbst habe sich gegen diese Vorstellung gewehrt und sich gefragt, wie es weitergehen könne. Selbstmord weil nichts mehr komme sei keine Lösung gewesen und auch in Ruhe Baumwolle zu spinnen keine Option.
Als Schriftstellerin strebe sich nach tiefem Verständnis und mehr als alles andere danach, ihre Seele ausdehnen zu können („expand your soul“), so wie man es auf Reisen könne. In den letzten 20 Jahren habe sie viele Artikel geschrieben, Sachtexte, jedoch kaum Romane, weil sie keine Produktionsstätte für Romane werden wollte. Sie nannte als Beispiel ein Sachbuch über Dr. Ambedkar und Gandhi, in dem es um deren Einstellung zum Kastensystem und dessen möglicher Abschaffung ging.
Das Leben lebe sich ungeplant, so wie der Erfolg von Der Gott der kleinen Dinge nicht geplant gewesen sei.
Indien habe sich in den letzten 20 Jahren stark verändert, es gebe ein Gefühl der Dringlichkeit für Veränderungen. 400 Sender würden rund um die Uhr Nachrichten senden, als freie Person müsse man einen Weg finden, damit umzugehen.
In ihren Büchern gebe es nicht einen Handlungsstrang, sondern ein Universum in das man eintauchen könne.
©Penguin Random House
Der Gott der kleinen Dinge sei eine Liebesgeschichte, in der die Problematik des Kastensystems ein zentrales Thema sei. Es gebe keine einfache Antwort dazu. Die englische Sprache in Indien sei durch die Kultur des Landes bereichert worden. Auch die Sprache in ihrem zweiten Roman Das Ministerium des äußersten Glücks (2017) habe mehr als eine Schicht und diesem Buch gebe es eine Nebenfigur, deren Heimatdorf möglicherweise auf dem Boden eines Stausees ertrinke.
Ihr öffentliches Engagement bringt immer wieder gerichtliche Klagen gegen sie mit sich, sei es die Kampagne gegen einen geplanten Staudamm, durch den eine halbe Million Menschen obdachlos geworden wären, gegen die Atompolitik der indischen Regierung oder für die Naxaliten. Der Inhalt ihrer Bücher sei immer irgendwie politisch, schon weil das Wort „politisch“ umfassend sei. (vast sense of meaning). Beim Lesen bestimme das, was man sehen oder vermeiden wolle darüber was man dann im Buch entdecke.
Ihr zweiter Roman Das Ministerium des äußersten Glücks sei strukturell und thematisch deutlich komplexer, es gebe eine Vielzahl von Figuren und Schauplätzen. Sie sei einmal gebeten worden, diesen Roman kurz zusammenzufassen. Dies sei nicht möglich. Ihrer Ansicht nach solle man keine Romane schreiben, die kurz zusammengefasst werden können – dann reiche es auch, diese Zusammenfassung zu schreiben.
Schreiben solle eine Herausforderung sein und sie könne nicht in einfacheren Strukturen denken. Es sei wie durch eine Stadt zu laufen und man begegne all diesen Menschen, an denen man nicht einfach vorbeigehen könne In ihrem Roman werde ein Friedhof zu einem Gasthaus, geleitet von jemandem, der nicht in die Normen der Gesellschaft passt. Als Architektin sei ihr auch die Struktur der Romane sehr wichtig. An einigen Stellen sei auch die Stadt selbst wie eine Figur im Roman. Sie lese auch selbst gerne Bücher, die sie herausfordern.
Es sei ihr sehr wichtig gewesen, dass Das Ministerium des äußersten Glücks in Urdu und Hindi übersetzt wurde, zwei von insgesamt 51 Sprachen in denen der Roman bisher erschien.
Dann sprachen Arundhati Roy und Nicola Sturgeon über das Kapitel Der Vorzeitige Tod von Miss Jebeen der Ersten, das in Kaschmir spielt und die Überleitung zum eher politischen Teil war.
In Kaschmir ereigne sich eine Tragödie. Es sei unglaublich, was in den letzten beiden Wochen geschehen sei in Bezug auf Grenzen, den Umgang mit Minderheiten und Außenstehenden. Eine halbe Million Soldaten patrouilliere auf den Straßen und rund sieben Millionen Menschen seien von der Außenwelt abgeschnitten. Sie wisse nicht, ob oder wie man helfen könne.
©Penguin Random House
Im Westen kehre der Faschismus zurück, in Indien habe die vor knapp 100 Jahren gegründete RSS zahllose Organisationen und eine bewaffnete Miliz, sei in jede Institution des indischen Staates eingedrungen und glaube an die Überlegenheit der Hindus. Moslem, Christen, Intellektuelle, Journalisten, die politische Linke usw. würden angegriffen, ermordet. Jeder, der sich gegen die RSS stelle, sei in Gefahr. Ihr selbst sei es nicht möglich, still zu bleiben.
Letzten Endes werde der Faschismus irgendwann sterben, aber was sei der Preis bis dahin? Es gebe viele Faktoren, die derzeit größeren politischen Widerstand verhindern würden und es sei an der Bevölkerung einen Ausweg zu finden.
Der „Unlawful Activity Prevention Act“ sei in den letzten Jahren immer weiter verschärft worden, sodass jetzt jeder ohne jegliche Beweise angeklagt werden könne. Gerade sei in der New York Times ein Artikel von ihr zur aktuellen Situation in Indien und Kaschmir erschienen.
Arundhati Roy erwähnte den Film The Great Hack über den Skandal um Cambridge Analytica und betonte, wie wichtig es sei, dass man selbst kontrollieren könne, wer einen regiere und nicht andere das eigene Denken kontrollieren würden. Die Herrschenden würden solche Methoden nutzen, um über Geld(flüsse) und Daten zusätzliche Macht zu erhalten. Dies alles geschehe in einer unglaublichen Geschwindigkeit.
Indien sei jetzt eine Ein-Parteien-Demokratie, ein Widerspruch in sich und sehr gefährlich. Alle Daten, die man von sich preisgebe, würden anderen Macht über seinen selbst geben, verraten, wie man denke und
handele.
Wenn Kaschmir von einer Armee besetzt sei, so sei Indien derzeit von einem Mob besetzt, vom Pöbel.
Sie wolle kein Märchen voller Hoffnung erzählen und könne nur sagen, dass viele Menschen nachts wach wären und über die Situation nachdächten. Die Gefahr sei offensichtlich, allgegenwärtig und sie wisse auch keine Lösung, man fühle sich hilflos.
Am Ende bedankte sich Arundhati Roy für die Einladung zum Book Festival und dass Nicola Sturgeon ihre Gesprächspartnerin war. Eine Politikerin die lese, das sei heute so wichtig.
Dann las sie noch den ersten Aufsatz The Bomb and I aus ihrem neuen Sachbuch My Seditious Heart, eine Sammlung von Artikeln und Aufsätzen und signierte im Anschluss über zwei Stunden geduldig und beantwortete zahllose Fragen.
Ähnliche Artikel
ottifanta am 28. August 2018 23:17 ©HarperCollins
9:15 Stunden
ungekürzte Lesung
Sprecherin: Cariad Lloyd
Hörprobe beim Verlag
Zum Autor (freie Übersetzung, vom Verlag)
Joe Heap wurde 1986 in Bradford geboren und fing früh mit dem Schreiben an. 2004 gewann er den Foyle Young Poet Award und seine Gedichte wurden in verschiedenen Publikationen veröffentlich. In Stirling studierte er Englische Literatur, in Glasgow dann Kreatives Schreiben. Heute lebt er mit seiner Freundin, dem 18 Monate alten Sohn und einer Katze.
Zur Sprecherin (von Wikipedia)
Cariad Lloyd wurde 1982 geboren und ist in Großbritannien als Komödiantin und Podcasterin bekannt. Beim Fringe Festival in Edinburgh wurde sie mehrmals ausgezeichnet.
Zum Inhalt
Nova, 32, von Geburt an blind, sprachgewandt und als Dolmetscherin bei der Polizeit tätig, bekommt die Möglichkeit durch eine Operation sehen zu können. Ihre neue Fähigkeit überfordert sie und macht die vorher selbstbewusste Nova plötzlich unsicher. Im Krankenhaus lernt sie Kate lernen, die seit einem Unfall in ihrer Wohnung an Panikattacken leidet. Die beiden freunden sich an und Nova versucht, sich in ihrer neuen Welt zurechtzufinden. Ihre neuen Erfahrungen verpackt sie in eine Reihe von Regeln, die lose eingestreut sind und
Meine Meinung
Suppose a man born blind, and now adult, and taught by his touch to distinguish between a cube and a sphere (be) made to see. (Could he) by his sight, before he touched them, (…) now distinguish and tell which is the globe, which the cube?
William Molyneux in einem Brief an John Locke
(Angenommen: Ein erwachsener, blind geborener Mann, der gelernt hat, mit seinem Tastsinn zwischen einem Würfel und einer Kugel (…) zu unterscheiden, (…) und der Mann sei sehtüchtig geworden. Die Frage ist: Ob er in der Lage ist, durch seinen Sehsinn, bevor er diese Gegenstände berührt hat, sie zu unterscheiden, und mitteilen kann, welches die Kugel und welches der Würfel ist? )
Auf dieses Buch kam ich durch die aktuelle Liste zum First Book Award des Bookfests in Edinburgh und wurde durch die Vorstellung faszinierend, dass jemand im Erwachsenenalter plötzlich sehen lernen würde. Das Zitat hat Joe Heap seinem Erstling vorangestellt.
Die 32-jährige Jillian Savinova, gennannt Nova, ist seit ihrer Geburt blind. Bei gutem Licht kann Nova Rot, Schwarz und Weiß unterscheiden und stark verschwommene Umrisse erkennen. Ihre Muttersprachen sind Englisch und Urdu, dazu hat sie in Oxford drei weitere Sprachen studiert und arbeitet als Dolmetscherin bei der Polizei in London. In ihrem Leben fühlt sie sich recht wohl, bis ihr Bruder Alex eines Tages von einer Operation hört, durch die ihre Augen möglicherweise die normale Sehkraft bekommen könnten. Trotz anfänglicher Ablehnung entscheidet Nova sich für die Operation, die ihr ganzes Leben verändern wird.
Anfangs kann sie nur schärfere Umrisse als zuvor erkennen und mehr Farben, mit der Zeit und viel Übung wird ihre Sehkraft deutlich besser und sie fühlt sich von den vielen neuen Eindrücken völlig überfordert, während sie einige der Fähigkeiten verliert, die für Blinde selbstverständlich sind. So kann sie Entfernungen überhaupt nicht einschätzen, alles wirkt zweidimensional und durchsichtige Gegenstände stiften viel Verwirrung.
Novas rabenschwarzer Humor und ihr kreativer Umgang mit Sprache, die offene und hilfsbereite Art ließen sie schnell lebendig und sympathisch werden. Sehen lernen ist für sie so schwierig wie fünf Sprachen gleichzeitig zu lernen. Farben, Formen, Textur, Entfernungen, Gesichtsausdrücke usw., jeder Punkt eine Herausforderung. Wie die Grammatik einer fremden Sprache, versucht sie das Erlernen des Sehens durch eine Liste von Regeln zu strukturieren. Einige für mich auf den ersten Blick offensichtlich, andere ließen mich nachdenklich werden, über das was für mich als Sehende selbstverständlich ist.
Nova muss lernen, dass ihr Sichtfeld sich beim Gehen auf und ab bewegt, dass Seifenblasen zwar durchsichtig sind, aber gleichzeitig wie ein fester Gegenstand schillern können und vieles mehr. Wolken sehen wie ein fester Gegenstand aus, fügen Flugzeugen und Vögeln jedoch keinen Schaden zu. Zigarettenrauch mag wie eine sich windende Schlange wirken, ist aber nicht gefährlich. Man geht mit Nova durch die Höhen und Tiefen der Monate nach der Operation, erlebt ihre Freude beim Anblick des ersten Sterns und der Frust, wie steinig der Lernprozess ist. Ihre Exfreundin aus Oxford und ihre Bruder sind ihr keine große Hilfe, Nova fühlt sich nicht „nur“ überfordert, wie ein ständig müder Zombie, sondern auch noch alleingelassen.
Im Krankenhaus lernt sie Kate kennen, die sich bei einem Sturz in ihrer Wohnung eine schwere Kopfverletzung zuzog und seitdem an Panikattacken leidet. Kate ist ganz anders als Nova, Architektin, eigentlich sehr selbständig, seit der Hochzeit vor zwei Jahren auf ihren Mann Tony fixiert, der ein Kontrollfreak zu sein scheint und Kate psychisch immer wieder stark unter Druck setzt. Kate scheint diesen Problemen gegenüber nicht ganz blind zu sein, blendet sie aber aus. Liebe solle temperamentvoll sein und sie sei doch glücklich mit ihm. Die beiden Frauen freunden sich miteinander an und helfen sich gegenseitig.
Die erste Hälfte ist fesselnd, im Vordergrund stehen Novas Erfahrungen, ihre Regeln und ihr sich veränderndes Leben. In der zweiten Hälfte stehen eher Kate und Tony im Mittelpunkt, sowie die besondere Freundschaft von Nova und Kate und die Handlung ist streckenweise sowohl zäh als auch unglaubwürdig. Während Nova eine glaubwürdige und komplexe Hauptfigur ist, konnte ich mit Kate irgendwie nicht viel anfangen, auch wenn ihre Reaktionen und Gedanken oft nachvollziehbar sind. Die zweite Hälfte hätte deutlich gekürzt werden können oder in ein separates Buch verpackt werden, ich hatte den Eindruck, dass zu viele Ideen untergebracht werden sollten und das dramatische Ende hätte es für mich auch nicht gebraucht.
Spoiler anzeigen
noch ein gewalttätiger Psychopath
[Einklappen]
Joe Heap hatte von Menschen gelesen, die erst im Erwachsenenalter Sehen lernten, bekam die meiste Inspiration jedoch von seinem neugeborenen Sohn, den er beim Erlernen des Sehens beobachtete.
Cariad Lloyd ist die ideale Sprecherin für sowohl Nova als auch Kate, liest einfühlsam und gleichzeitig mit der nötigen Distanz.
Fazit
Trotz gewisser Schwächen ein gelungenes und spannendes Erstlingswerk. Faszinierend mitzuerleben, wie es sein könnte, wenn jemand im Erwachsenenalter anfängt, Sehen zu lernen. Cariad Lloyd wird hoffentlich noch weitere Hörbücher einlesen.
Eine deutsche Übersetzung ist noch nicht angekündigt.
Ähnliche Artikel- Thomas Keneally, 25.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- A L Kennedy, 18.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Max Porter, 20.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Colson Whitehead, 25.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Arundhati Roy, 19.08.2019, Edinburgh International Book Festival
ottifanta am 26. August 2018 23:22 Michael Morpurgo at Edinburgh International Book Festival © Alan McCredie, Edinburgh International Book Festival
Jane Sandell, Bibliothekarin und Moderatorin, eröffnete die ausverkaufte Veranstaltung im Main Theatre mit der Feststellung, dass man die beiden Autoren nicht vorstellen müsse.
Einige ihrer Romane seien in andere Kunstformen verwandelt worden, wie Theaterstücke, Musicals und Filme. Michael Morpurgo erzählte, er fühle sich zuerst immer geehrt, gefolgt von der Frage, ob es eine gute Umsetzung werde. Am folgenden Tag werde er zwei Theaterstücke anschauen, die auf Büchern von ihm basieren. Generell sei es wundervoll, egal ob es an einer Schule aufgeführt werde oder eine andere Form sei. Man könne auch sagen, dass es eine völlig frustrierende Erfahrung sei, denn entweder sei es ärgerlich, weil die andere Version besser als das Buch sei oder die Umsetzung sei nicht gut…. Wem die Verfilmung von Gefährten gefallen habe, könne jetzt gehen.
David Almond sieht Geschichten nicht als feste Form. Die erste Theateraufführung von Skellig (Zeit des Mondes) habe er an einer Grundschule in Newcastle erlebt. Nach einer Lesung daraus seien zwei Schüler spontan aufgesprungen und hätten einige Szenen nachgespielt.
Autoren würden mit den Leser zusammenarbeiten, beim Geschichtenerzählen gehe es um das Teilen. Jeder Leser erlebe eine Geschichte anders. Michael Morpurgo freut sich über alle Leser, die mit ihm Kontakt aufnehmen, auch wenn der Brief beginnt mit “Ich schreibe an sie, weil Roald Dahl tot ist.”
Dann las Michael Morpurgo einen Monolog aus einer Theaterversion von Mein Bruder Charlie und das Publikum lauschte gebannt, deutlich über die Hälfte aller Anwesenden war unter 18 Jahre alt.
In David Almonds neuen Buch The colour of Sun gehe es um Davie, der in einer Kleinstadt lebe und dessen Welt sich veränderte. Er las eine Szene, in der Davie darüber nachdenkt, ob und wie man nach Edinburgh läuft – eine Stadt, in der er noch nie war.
Die erste Frage aus dem Publikum war, was David Almond zu Zeit des Mondes inspiriert habe.
David Almond at Edinburgh International Book Festival © Alan McCredie, Edinburgh International Book Festival
Eine kleine Begebenheit in seiner Kindheit, als seine Mutter ihr Hand auf seine Schulterblätter gelegt habe und sagte, dort wären seine Flügel gewesen. Noch heute wirke das in ihm nach und erst vor wenigen Wochen habe er geträumt, er wäre Skellig und würde die Welt durch seine Augen sehen. Michael Morpurgo legte prüfend eine Hand auf die Schulterblätter von David Almond und schüttelte bedauernd den Kopf.
Michael Morpurgo wurde gefragt, ob er die Wirkung seiner Bücher bereits beim Schreiben kenne, oder erst rückblickend viel später.
Erst später. In den Büchern von David Almond könne man die Landschaft vor sich sehen, die er beschreibe, weil er sie so gut kenne. Seine eigene Kindheit habe er in Bombenkratern in London verbracht, im grauen und kaputten London der Kriegs- und Nachkriegsjahre. Männer ohne Beine, eine oft um den im Krieg gestorbenen Bruder weinende Mutter, eine graue kaputte Umgebung hätten ihn geprägt.
Er wolle über das schreiben, das ihm wichtiger als alles andere sei: Frieden. Um Frieden zu schätzen, müssen man auch den Krieg kennen. In The Butterfly Lion gehe es um seine eigene Kindheit.
Es sei wichtig, die Verbindung zum inneren Kind nicht zu verlieren, Kindheitserinnerungen seien wichtig, egal ob Flügel oder Bombenkrater.
David Almond erklärte, dass alle seine Bücher miteinander verbunden seien, weil sie in der gleichen Welt wie Zeit des Mondes spielen würden und alle wie ein Traum seien. Er könne keine Fortsetzung dazu schreiben, weil er die Antworten nicht wisse. Mina sei in gewisser Art eine Vorgeschichte und Zeit des Mondes am nächsten.
Michael Morpurgos Buch Lucky Button sei aus einem Besuch in einem kleinen Museum in London entstanden. Die Besitzerin habe ihn gefragt, ob er über etwas aus dem Museum eine Geschichte schreiben wolle.
Im 18. Jahrhundert starben in London viele Kinder auf der Straße und Thomas Coram wollte das ändern. Er gründete die Coram Stiftung, um diesen Kindern Bildung und somit ein besseres Leben zu ermöglichen. Mütter brachten ihre Kinder und es wurde ein Identifikationssystem vereinbart, damit sie ihre Kinder später wieder abholen könnten. So zum Beispiel, dass von zwei identischen Knöpfen einer mit dem Kind übergeben wurde, die Mutter den zweiten mitnahm. Es habe nur vier Fälle gegeben, in denen dieses System genutzt wurde. Auch heute sei dieses Thema noch relevant, weltweit würden Millionen Kinder keine Schule besuchen.
Michael Morpurgo wuchs mit der Musik von Mozart auf und weil der 7-jährige Wolfgang Amadeus Mozart damals in London gewesen sei, spiele er auch eine Rolle in seinem Buch.
Dann war wieder David Almond an der Reihe und fragte erst die Kinder, dann die Erwachsenen, wer schon einmal gelogen habe.
Geschichtenerzähler seien auch Lügner und in The Colour of the Sun sei eine wunderschöne Lüge verwoben, die man fast bis zum Ende glauben würde.
Michael Morpurgo erzählte, dass seine Mitschüler auf der Heimreise im Zug alle von den geplanten Urlauben gesprochen hätten. Er habe sich das alles in Ruhe angehört und dann auf seine Uhr geschaut. Hoffentlich sei der Zug pünktlich, denn die Queen komme später zum Tee. Danach hätten sie nicht mehr so angegeben.
Auf sein nächstes Buch angesprochen, erzählte Michael Morpurgo, dass er mit zunehmendem Alter feststelle, dass andere Autoren schon viele wirklich gute Geschichten erzählt hätten. Es mache ihm Spaß, sich in die Gedanken eines anderen Schriftstellers hineinversetzen, den Rhythmus jedes Satzes, die Bedeutung der einzelnen Worte zu erspüren und das, was wirklich wichtig an der Geschichte ist.
Derzeit arbeite er an einer Nacherzählung zu The Snowman von Raymond Briggs, das bisher keinen Text habe, sondern ausschließlich aus Bildern bestehe.
Er liebe die Idee, neues Leben in andere Geschichten zu bringen. Gullivers Reisen kannte fast jeder im Publikum. Er habe die Geschichte verändert, einen Flüchtling hinzugefügt und nenne das Buch Gulliver.
David Almond arbeitet gerne mit Notizbüchern, füllt die leeren Seiten mit Farben, Zeichnungen und Worten. Darin könne er versinken und schreibe Dinge auf, von der er nicht gewusst habe, dass sie in seinem Kopf gesteckt hätten.
Jane Sandall wollte Flamingo Boy und The Colour of the Sun eigentlich nur als Vorbereitung anlesen, haber dann aber beide ohne Unterbrechung gelesen. Beide handelten von traurigen Begebenheiten, seien aber positiv und hätten sie in fremde Welten versetzt.
Auf die Entstehung von Kensukes Königreich angesprochen, erzählte Michael Morpurgo, dass Edinburgh und R L Stevenson wichtig für die Entstehung von Kensukes Königreich gewesen, seien. Er wollte auch ein Buch schreiben, das wie die Schatzinsel auf einer Insel spielt. Es sei wichtig, sich an die Bücher zu erinnern, die man in seinen Jugend lese, in seinen Gedanken würde er immer noch gerne um die Welt segeln.
In der Zeitung habe er von einem japanischen Soldaten gelesen, der auf einer Koralleninsel zurückgelassen wurde. Es sei gegen ihre Natur aufzugeben und so seien viele japanische Soldaten nach dem Ende des zweiten Weltkriegs viele Jahre im Dschungel oder zum Beispiel auf einer einsamen Insel gewesen. 27 Jahre, ähnlich lange wie Robinson Crusoe und sein Neffe habe dann ein Buch über ihn geschrieben.
Michael Morpurgo wollte über einen Jungen schreiben, der von Schiff fällt. Den Namen habe er von einem Schüler gestohlen, Namen würde er oft stehlen. Die richtige Ausprache sei so ähnlich wie “Kensky”. Der Schüler habe ihm seinen Namen bereitwillig gegeben, wenn er ein Exemplar des Buchs bekäme – was dann einige Zeit später geschehen sei.
David Almond habe in seiner Kindheit viel Zeit in der kleinen Druckerei eines Verwandten verbracht. Dieser sei auch Schriftsteller gewesen, habe Bücher und Gedichte geschrieben, die nie veröffentlich wurden und habe ihm geraten, nur dann Schriftsteller zu werden, wenn er es aus Leidenschaft tue. In seiner Familie hätten viele in ihrem Leben kein Buch gelesen.
In der Nähe des Elternhauses sei eine kleine Bücherei gewesen, die er häufig besucht hätte und die Bücher dort hätten ihm viel Inspiration gegeben. Leider würden solche Bücherei inzwischen oft geschlossen. Man müsse die Welt betrachten und sie so nehmen wie sie sei, dort könne man genügend Geheimnisvolles als Inspiration finden.
Damit endete einer der lebhaftesten Veranstaltungen des Bookfests.
Ähnliche Artikel- Thomas Keneally, 25.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- A L Kennedy, 18.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Max Porter, 20.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Colson Whitehead, 25.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Arundhati Roy, 19.08.2019, Edinburgh International Book Festival
ottifanta am 25. August 2018 13:24 ©Canongate
Zu Beginn stellte Richard Holloway Matt Haig kurz als Ein-Mann-Verlag vor, dessen neustes Buch Notes on a Nervous Planet seit sieben Wochen auf der Bestsellerliste steht und der sowohl hochgelobte Bücher für Erwachsene schreibe, als auch mit Preisen ausgezeichnete Kinder- und Jugendbücher.
Durch Depressionen und Panikattacken sei sein Innenleben jahrelang ein Chaos gewesen. Seine Familie und Bücher hätten ihn durchhalten lassen, außerdem habe er angefangen zu Laufen. Beim Laufen erhöhe sich der Puls und man schwitze, ähnlich wie bei Panikattacken, so habe er sie nicht mehr direkt gespürt und sei draußen gewesen. Bücher hätten ihn in andere Welten geführt, hätten ähnlich wie Antidepressiva gewirkt.
Die düsteren Gedanken und Gefühle seien bei ihm oft durch äußere Faktoren ausgelöst worden und gerade in unserem jetzigen Jahrzehnt hätten die Panikmache, drängenden Sorgen und die Geschwindigkeit der Veränderungen ständig zugenommen, nicht zuletzt durch das Internet. Es verändere unser ganzes Leben, wie Menschen sich verlieben, arbeiten und kommunizieren. Derweil würde viel schieflaufen. Er wollte alles in einen psychologischen Zusammenhang stellen und suchte nach den Ursachen für die aktuellen gesellschaftlichen Probleme und Nervosität der Menschen.
Fündig sei er bei kleinen Maschinen geworden, die Menschen nicht mehr aus der Hand legen könnten und fragte sich warum diese Geräte so süchtig machen würden. Generell hätten alle Menschen eine Neigung zur Sucht, aber als er krank wurde, hätte er das Trinken und Rauchen ohne Probleme aufgeben können. Dafür habe er festgestellt, dass er stattdessen andere Süchte entwickelte, Dinge immer wieder tat, von denen er wusste, dass sie ihm nicht gut tun. Mit einem Kopfschütteln merkte Matt Haig an, dass Menschen beim Sex auf ihre Handys schauen würde, das sei ihm völlig unverständlich.
Er selbst hätte immer einen weiten Bogen um Selbsthilfebücher gemacht, schrieb den Autoren eine gewisse Arroganz zu, als ob sie sich allwissend wähnten. Er selbst hätte für seine Leser keine Antworten, sondern könne nur von seinen eigenen Erfahrungen erzählen. Beim Schreiben von „Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben“ habe er nur sich selbst mit 29 gesehen, und wie er sich selbst auf der Klippe festhalten könne. Auf der Suche nach Wegen zum Glücklichsein müsse er jedoch auch die Ursachen seiner Ängste finden.
Der Erfolg des Buchs habe ihn völlig überrascht und er sei froh, damit auch unerwartet vielen anderen Menschen helfen zu können. Andererseits hätten ihn die zahlreichen Termine und Leserzuschriften zu dem Buch immer wieder in seine düsterste Zeit zurückgeholt. Also sei er quasi geflüchtet und habe den Roman Wie man die Zeit anhält geschrieben.
Möglicherweise fühle er sich wie am Rande eines Nervenzusammenbruchs, weil die Welt sich gerade dort befinde. Also müssten wir die Welt verändern, damit es uns besser ginge.
Die Geschwindigkeit des technischen Fortschritts nehme ständig weiter zu und die Technologie könne irgendwann tatsächlich die Macht übernehmen. In Kalifornien gebe es seit einigen Jahren die Kirche der Singularität *, die sich der künstlichen Intelligenz widme, die irgendwann alle Probleme lösen solle.
Richard Holloway merkte an, dass jede industrielle Revolution in mancher Hinsicht fürchterliche Auswirkungen gehabt habe und Menschen seien keine wirklich rationalen Wesen, sonst würden sie zum Beispiel nicht den Planeten zerstören, auf dem sie leben.
Matt Haig erwiderte, dass er nach Gründen suche, optimistisch zu bleiben. Die nach 2000 geborene Generation kenne die verborgenen Gefahren der neusten Techniken am besten, wisse um die Notwendigkeit des „digitalen Entgiftens“. Die sozialen Medien steckten noch in den Kinderschuhen, seien nicht mit dem Fernsehen oder Kino vergleichbar sondern seiner Meinung nach eher mit Zigaretten oder Fastfood.
Mentale Gesundheit sei eng mit der Kultur des Heimatlandes verbunden. So habe es in Fidschi bis in die 1990er keine Eßstörungen gegeben, leichtes Übergewicht sei kein Problem gewesen. Dann hätten Fernsehshows aus den USA ein neues Schönheitsideal verbreitet.
Es sei auch kein Wunder, dass die Ureinwohner von Australien weltweit mit die höchsten Selbstmordraten hätten und viele große Suchtprobleme, denn Kolonialismus, Rassismus, der Verlust ihres traditionellen Lebenssinnes und die wirtschaftliche Situation hätten tiefe Spuren hinterlassen.
Man müsse darauf achten, gütiger mit sich selbst und anderen umzugehen. In seinem neuen Buch stehen zehn Regeln, die er für sich selbst aufgestellt habe. So habe schon Tolstoi gesagt, „Wer nach Perfektion strebt, wird niemals glücklich sein“ und man dürfe den Werbespruch „Just do it“ nicht mit „carpe diem“ verwechseln, dürfe sich nicht unter Druck setzen lassen.
Ausreichend zu schlafen sei in vielerlei Hinsicht wichtig für unsere Gesundheit. Der CEO von Netflix habe Schlaf den größten Konkurrenten von Netflix genannt, das blaue Licht der vielen Bildschirme würde unseren Schlafrhythmus stören und Thomas Edison habe propagiert, dass mehr als drei Stunden Schlaf ungesund seien. Heute würden viele Studien belegen, dass lange und in Dunkelheit zu schlafen viel gesünder sei. Er selbst hätte keine Probleme mit dem Einschlafen, wache jedoch häufig mitten in der Nacht auf, den Kopf voller neurotischer Ideen. Dann neige er zum „katastrophieren“ und habe eine Zeitlang zwischen Panikattacken und der Angst vor der nächsten Attacke gelebt.
Dann habe er es geschafft, bis zum 25. Geburtstag zu überleben. Inzwischen sei er 43, seine Partnerin sei noch bei ihm und obwohl schlimme Dinge passiert seien, überwiege in ihm inzwischen der Optimismus. Die Zeit hätte ihm gezeigt, dass 90% seiner Befürchtungen nicht wahr wurden und es sei einfach nicht sinnvoll, so pessimistisch oder zynisch zu sein.
Es habe ihm geholfen, einen Namen für seine Krankheit zu wissen, dadurch sei Einiges verständlicher geworden. Auf der anderen Seite würde man dann von der Außenwelt in bestimmte Schubladen gesteckt. Medikamenten für mentale Erkrankungen lehne er nicht generell ab. Diazepam habe Freunden von ihm geholfen, bei ihm selbst jedoch die Symptome verstärkt. Anfangs habe er die Diagnose „Depression“ wie eine lebenslängliche Gefängnisstrafe verstanden und erst nach einer Weile Strategien für ein Ausweg entwickeln können. Früher habe es Melancholie geheißen, heute Depressionen, wer wisse, was in 50 Jahren auf der Schublade stehe.
Die Menschen müssten sich gegenseitig mehr helfen. Er sehe um sich herum viel Hilfsbereitschaft und auch, dass Menschen die sozialen Medien für Gutes nutzen würden. Auf der anderen Seite habe er den Eindruck, dass die Empathie durch die Reizüberflutung verlorenginge. Unsere Gehirne seien nicht für so viel Input geschaffen. Früher habe man in seinem Leben rund 150 Menschen kennengelernt, heute könne man mehr an einem Tag treffen. Die Menschen müssten darauf achten, dass das heutige Betriebssystem nicht auf ihrer 30.000 Jahre alte Hardware abstürze. Sein Handy liege nachts inzwischen in der Küche und gezielt die Zeit für die sozialen Medien zu beschränken habe ihm persönlich sehr geholfen.
Matt Haig vertrat die Ansicht, dass Trolle in sozialen Medien nicht davonkommen sollten. Diese Menschen würden viel Schaden anrichten und die sozialen Medien würden versuchen, sich mit einer gewissen Arroganz jeder Verantwortung zu entziehen. Die Bevölkerung müsse mehr Druck machen, damit die jeweiligen Betreiber vehementer gegen solche Trolle vorgehen.
Wir Menschen müssten wieder lernen, mehr im Augenblick zu leben, das jetzige Leben zu genießen. Schon in der Schule einem das ausgetrieben, weil es immer um Ziele in der Zukunft ginge. Ihm hätten Yoga und Mediation sehr geholfen, sowie seine Familie.
Dann bedankte sich ein sichtlich erschöpfter Matt Haig beim Publikum und nahm sich beim Signieren noch viel Zeit für Fragen. Einen Erscheinungstermin für die deutsche Ausgabe von „Notes on a Nervous Planet“ wusste er noch nicht und auch nicht, ob er vielleicht im März auf der Buchmesse in Leipzig ist.
P.S. Die Veranstaltung trug passenderweise den Titel How to feel whole again
*zwei Artikel dazu:
https://www.nytimes.com/2010/08/09/opinion/09lanier.html
https://www.wired.com/story/an…al-intelligence-religion/
Ähnliche Artikel- Thomas Keneally, 25.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- A L Kennedy, 18.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Max Porter, 20.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Colson Whitehead, 25.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Arundhati Roy, 19.08.2019, Edinburgh International Book Festival
ottifanta am 18. August 2018 15:01 Foto © ottifanta
James Runcie eröffnete die Veranstaltung mit der Aufforderung an die Zuschauer, sich vorzustellen, bei einer Redaktionssitzung zu sein. Ein neues Buchprojekt wird vorgestellt, ein Vierteiler über Hugenotten. Die Begeisterung sei nicht gerade groß, bis als Autorin Kate Mosse genannt wird.
Der erste Band The Burning Chambers beginnt 1562 in Carcassonne, die Reihe spielt über einen Zeitraum von 300 Jahren. Auf einer Reise nach Südafrika sei ihr in der Weinregion am Kap ein Schild aufgefallen, auf auf dem “Languedoc” stand und dass alle Weingüter französische Familiennamen trugen. Als sie durch eine “Hugenottenstraße” fuhren, sprach sie den Fahrer darauf an, der ihr das Hugenottenmuseum in Franschhoek empfahl.
Im Museum hänge eine Liste mit den Namen von sieben Familien, die im August 1688 am Kap ankamen. Damals gab es eine gezielte Bewegung, um französische Winzer in die Kapregion zu locken, indem ihnen eine bezahlte Überfahrt angeboten wurde. Diese sieben Familien gingen auf das Angebot ein, alle Hugenotten auf der Flucht. Ihr erster Instinkt sei gewesen, dass sie darüber nicht schreiben könne, weil sie nichts über Südafrikas Geschichte vor dem 20. Jahrhundert wisse. Auf der anderen Seite fühlte sie sich zur Geschichte dieser Menschen hingezogen und entschied sich über die letzte Familie auf der Liste zu schreiben.
Im 17. Jahrhundert seien viele Hugenotten aus Frankreich geflohen, ihre Nachkommen über die ganze Welt verstreut. Kate Mosse wollte das Schicksal dieser Familie beschreiben, die Suche nach einer neuen Heimat, während die alte Heimat sehnlichst vermisst werde. Sie hatte eine Vision von den Menschen auf diesem Schiff, die in dem noch fremden Tal ankamen, das dem Languedoc optisch und klimatisch sehr gleiche.
© Pan Macmillan
Auch dieses Mal stehen fiktive Figuren im Mittelpunkt, da sie sich als Schriftstellerin sieht und nicht als Historikerin. Daher bewege sich ihre erfundene Familie vor dem historischen Hintergrund, alle Figuren seien frei erfunden. Burning Chambers sei ein wenig wie Game of Thrones im 16. Jahrhundert, eine Liebesgeschichte wie Romeo und Julia. Der nächste Band heißt The City of Tears, zeige die Ereignisse in Paris während der Bartholomäusnacht, wechsele dann nach Amsterdam und erzähle die Geschichte eines verlorenen Kindes. Der erste Band habe für sie “Feuer” als Thema, es folgen “Luft” und “Wasser”, im letzten Band dann “Land”, das für die neue Heimat stehe. Es sei ihr wichtig, normale Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, nicht Könige und Kleriker. Das Leben habe sich zwar in den letzten Jahrhunderten durch wissenschaftliche und gesellschaftliche Fortschritte stark verändert, aber sie frage sich, ob das Herz der Menschen so sehr verändert habe.
Wie hätte sich eine 19-jährige junge Frau gefühlt, die am 1. März 1562 im Buchladen ihres Vaters arbeitete und bei der plötzlich Fremde an der Tür klopften. Ihr gehe es um die eher stillen, normalen Menschen, deren Leben und Gefühle, ihre Widerstandsfähigkeit in solchen Zeiten des Umbruchs.
In jener Zeit gab es Sondergerichte, die Hugenotten überführen sollten und in Räumen ohne Tageslicht stattfanden. Diese Gerichte seien “die brennenden Kammern” genannt worden, weil überführte Calvinisten zum Tod durch Verbrennen verurteilt wurden. Der englische Buchtitel The Burning Chambers beruht auf der französischen Bezeichnung “chambre ardente”, für die deutsche und niederländische Übersetzung werden man einen anderen Titel wählen müssen, da es in diesen Sprachen keine passenden Begriffe gäbe. Ein Veröffentlichungstermin für die deutsche Ausgabe steht noch nicht fest. Es sei damals nicht um Glauben gegangen, sondern um Einfluss auf den jungen Prinzen am Hofe.
Angesprochen auf die Verherrlichung von Gewalt in Büchern und im Theater, erwiderte Kate Mosse, dass in der Kunst manchmal Übertreibung als Stilmittel eingesetzt werde. Die Leser bzw. Zuschauer sollten nicht davon ausgehen, dass es sich dann um die Wirklichkeit handele. Autoren hätten in dieser Hinsich eine hohe Verantwortung, denn Sex und Gewalt sollten der Handlung dienen und nicht nur mal so für den Effekt eingesetzt werden.
Auf die Frage, wie ihre Bücher bei jüngeren Lesern ankämen, die in der Regel keinerlei Empathie hätten, antwortete Kate Mosse, dass jede Generation über Empathie verfüge, aber Geschichte heute nicht mehr umfassend vermittelt werden. Es gehe von den Römern direkt zu den Tudors und dann zum 2. Weltkrieg. Jüngere Leser seien in einem höheren Maße “gender-fluid” in Bezug auf die Identifikation mit den Figuren, junge männliche Leser würden sich häufiger mit weiblichen Figuren identifizieren als ältere Leser und junge weibliche Leser könnten sich umgekehrt oft besser in männliche Figuren hineinversetzen als ältere.
Zum Abschluss bedankte sie sich beim Publikum für das Interesse und nahm sich später beim Signieren viel Zeit für jeden.
Ähnliche Artikel- Thomas Keneally, 25.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- A L Kennedy, 18.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Max Porter, 20.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Colson Whitehead, 25.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Arundhati Roy, 19.08.2019, Edinburgh International Book Festival
ottifanta am 17. August 2018 07:01
Ähnliche Artikel- Thomas Keneally, 25.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- A L Kennedy, 18.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Max Porter, 20.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Colson Whitehead, 25.08.2019, Edinburgh International Book Festival
- Arundhati Roy, 19.08.2019, Edinburgh International Book Festival
|
|
Letzte Kommentare