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Don Carlo, 17.01.2010, BSO

Leider, oder glücklicherweise, hatte ich an dem Morgen, als diese Vorstellung in den Onlineverkauf ging, keine Zeit und später hatte ich nur die Wahl, sauteure Karte, teure Karte oder für mich absolut ungeeignete billige Karte (ich weiß, dass ich mir auf Grund meine Körpergröße keine Karte in der 2. Reihe Stehplätze kaufen brauche, da sehe ich absolut nichts). Als blieb nur teure Karte. Aber es hat sich gelohnt. Diese Vorstellung war wie ein Rausch. Gäbe es davon eie DVD, ich würde sie mir kaufen.

Anja Harteros war sensationell, nicht nur die Stimme, sondern auch der Ausdruck, der mit Sicherheit auch noch in der Galerie gut ankam. Ihr zur Seite ein fantastischer Simon Keenlyside als Posa und auch der Rest brauchte sich nicht verstecken.

Die Bilder waren eindringlich, besonders das des Autodafé, mit dem man uns in die Pause entließ.  Da konnte ich nur tief durchschnaufen! Die Kostüme sind klasse, Farbtupfer in der grauen Bühne. Die Ausleuchtung ist traumhaft, das Bühnenbild einfach, aber dafür umso wirkungsvoller.

Diese ganze Aufführung war einfach genial. Und am Ende sah man auch, wo die wahren Fans sitzen: während die ersten Reihen Parkett schon gänzlich leer waren, erklatschte sich die Galerie noch einen weiteren Vorhang.

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Hänsel und Gretel, 27.12.2009, BSO

Diese Oper in dieser Inszenierung habe ich vor ziemlich genau 32 Jahren zum ersten Mal gesehen, gleichzeitig war es mein erster Opernbesuch überhaupt. Viele der Kinder sind heute deutlich jünger als ich damals. Meine Eltern haben mit mir zu Hause die Musik schon mal angehört und auch das Libretto habe ich zuvor gelesen. Ich bin zwar nach wie vor der Meinung, dass gerade dieses Stück eben kein geeignetes ist, um Kinder an die Oper hinzuführen. Man merkt während der Aufführung, dass die Kinder oft unruhig sind, dass ihnen langweilig ist. Die Geschichte ist halt bekannt, das kann man gar nicht spannend erzählen, übrigens auch in einer sogenannten modernen Inszenierung nicht. Mir hat der Besuch damals zwar nicht geschadet, ich bin danach jährlich etwa zweimal in die Oper gegangen, aber er war kein Zündfunken, der meine Opernleidenschaft entfacht hat. Das ist erst vor zweieinhalb Jahren geschehen und wäre vermutlich zu keinem anderen Zeitpunkt und an keinem anderen Ort so möglich gewesen.

Ich konnte mich praktisch an nichts mehr erinnern, nur dass wir irgendwo weiter oben in der ersten Reihe mittig saßen, weiß ich noch. Insofern konnte ich diese Inszenierung für mich neu entdecken.

Im großen und ganzen ähnelt sie doch sehr der im Gärtner, wobei diese ja die frühere ist. Gut fand ich die Übertitel, endlich habe ich mal wirklich mitbekommen, was da gesungen wird, obwohl es da teilweise auch geringe Abweichungen gab.  Absolut nicht gefallen hat mir der Abendsegen. Die Engel tanzen Ringelreihen? Das fand ich ja schon fast lächerlich. Der Kinderchor läuft ein wenig unmotiviert auf der Bühne rum, die Lebkuchenhexe wird einmal kurz vorgezeigt und dann wieder hinausgetragen. Und das Hexenhaus ist im Gärtner natürlich auch schöner.

Beeindruckt hat mich Christian Rieger als Peter. Das war schon enorm gruselig, wie er beim Hexenritt fast nur noch flüsterte. Die Hexe fand ich dann nicht soo schaurig, sie bekam aber auch ordentliche Buh-Rufe am Ende.  Alle anderen waren ebenfalls sehr gut und auch das Orchester zeigte keine Schwächen.

Wenn ich mich nicht so schlecht gefühlt hätte, hätte ich es glatt genießen können.

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Oper, Lachnummer

Die BSO ist auf die Inszenierung von “L’elisir d’Amore” so stolz, dass sie gleich im Anschluss an die Premiere einen Videobeitrag ins Netz stellt. Vom Kino wissen wir ja, dass in diesen Trailern immer die besten Szenen gezeigt werden. Ich weiß nicht, was daran kitschig oder gar poetisch sein soll. Für mich ist es mal wieder ein Fall für den Hörerplatz.

Ach ja, und wer wissen möchte, was andere über die Einführung dachten, sei dieser Thread im Staatsopernforum empfohlen.

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Oper, lächerlich

Ich will ja nicht wissen, wie das Video seinen Weg zu youtube gefunden hat, aber wenn das die endgültige Fassung ist, frage ich mich, wie man so schöne Musik so verhunzen kann. Und nein, ich hab nix gegen Herrn F. in Unterhosen. In meinem Schlafzimmer.

via Opera Chic

Und wer nochmal Anspruch und Wirklichkeit vergleichen möchte, hier der Link zum Podcast der Einführungsmatinee

Nachtrag 30.11.09: das Video wurde mittlerweile bei youtube entfernt.

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Oper, sehnsüchtig

Mit den Sehnsüchten der Protagonisten wird in dieser Oper gespielt:  der Sehnsucht nach dem Exotischen, Sex, Liebe, trautem Heim oder dem beruflichen Erfolg. dabei ist die Musik aber so schwungvoll, temperamentvoll und rhythmisch, dass keine Langeweile und erst recht keine Melancholie aufkommt.

Die Inszenierung von Christof Loy unterstützt dies mit guter Personenführung und kleinen Gags. Obwohl in der Gegenwart spielend, ist die Inszenierung in dem Sinn traditionell, dass der Fokus auf die Musik und die Sänger gelegt ist. Mir hat sie sehr gut gefallen, ich würde sie mir jederzeit wieder ansehen.

Bei den Sängern war ich besonders beeindruckt von Nikolay Borchev als Prosdocimo und Angela Brower als Zaida. Bis auf den Sänger des Don Narciso, der vermutlich ziemlich irritiert war, als mitten in seinem Auftritt plötzlich Beifall aufbrandete, weil die Übertitelungsanlage endlich funktionierte, waren auch alle anderen Solisten und der Chor, der hier endlich mal ein bißchen Spielfreude zeigt (zeigen darf?) bestens aufgelegt.

Ein schöner Abend. Danke an alle Beteiligten!

Il turco in Italia

Montag, 23. November 2009
19.00 – ca. 22.00 Uhr

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Einführung, erhellend

Nach dem Desaster der letzten Einführung an der BSO traute ich mich doch nochmal in eine weitere und es hat sich gelohnt. Begonnen wurde mit dem Flüsterchor mit Tara Erraught als Giannetta und dem Damenchor. Danach erläuterte der moderierende Staatsintendant den Lebensweg Donizettis bis zur Entstehung von “L’Elisir d’amore” und den zeitlichen Kontext der Oper. Im Anschluss sang Nino Machaidze die letzte Arie der Adina, wunderschön, schon allein dafür hat es sich gelohnt zu kommen.

Als nächstes betrat das Inszenierungsteam die Bühne. Im Gegensatz zur letzten Einführung gab es hier konkrete, verständliche  Antworten und ein vermittelbares Regiekonzept. Wobei mich die Verlagerung in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg (wenn ich das richtig verstanden habe) an einen unbestimmten, staubigen Ort mit zerlumpten Dorfbewohnern und die Probenfotos bei Facebook schon etwas skeptisch stimmen. Aber nun gut, mein Credo im Bezug auf Inszenierungen lautet ja, es darf gerne klassisch sein, es darf gerne modern sein, es muss nur in sich stimmig sein. Also lasse ich mich überraschen.

Als letzter betrat Giuseppe Filianoti die Bühne, trug auch noch ein wenig zum musikalischen Verständnis bei und kam natürlich nicht umhin, “Una furtiva lacrima” zu singen. Zum Dahinschmelzen.

Einführungsmatinee „L’elisir d’amore“

Sonntag, 22. November 2009
Nationaltheater
11.00 – ca. 12.00 Uhr

PS: es dauerte dann doch wieder bis 12.30 Uhr, was zur Folge hatte, dass direkt im Anschluss an das Ende der Arie des Nemorino manche Leute aufsprangen und rausstürzten. Nach den Erfahrungen des letzten Males habe ich mir diesmal mehr Zeit genommen, aber es wäre sicher nicht schlecht, die Zeitangaben einigermaßen realistisch zu machen.

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Enzyklopädie, vielfältig

Aus Anlass des Gedenktages Allerseelen gab es eine Extraausgabe der Reihe “Unmögliche Enzyklopädie”. Im Gegensatz zu den bisher von mir besuchten Veranstaltungen, die immer an einem der Öffentlichkeit nicht frei zugänglichen Ort stattfanden, war diesmal das Vorderhaus des Nationaltheaters als Spielort ausersehen.

Beim Betreten des Hauses wurde einem ein sehr umfangreiches Programm mit Lageplänen in die Hand gedrückt. Es gab nämlich viele verschiedene Programmpunkte, die man im halbstündigen Wechsel besuchen konnte und die an teilweise sehr ungewöhnlichen Orten stattfanden.

Nachdem zu Beginn ein Blechbläserquintett ein kurzes Stück spielte, sang der Bariton Todd Boyce “Spossente Spirto” aus Monteverdis “L’Orfeo”, beides im Eingangsfoyer, das sich durch eine überraschend gute Akustik auszeichnete.

Als ersten Programmpunkt hatte ich mir “3 Gesang” von und mit Ruth Geiersberger und Martina Koppelstetter ausgesucht. Ihre Gesänge und Rezitative waren pointiert und regten zum Nachdenken an. Sie hatten sich als Schauplatz das Treppenhaus zum Ausgang Maximilianstraße ausgesucht, auch hier wieder tolle Klangeffekte.

Weiter gings in den Königssaal, wo Anaik Morel Lieder von Schubert, Duparc, Berlioz und Strauss vortrug. Ihre fantastische  Interpretation des “Erlkönig” wird mir sicher lange im Gedächtnis bleiben.

Zum nächsten Programmpunkt musste ich ins Untergeschoß, wo “Verblichenen Stimmen” gedacht wurde, um schliesslich als Letztes in der Damentoilette noch einen Vortrag über Schatten und Spiegelbilder, natürlich garniert mit Beispielen aus “Frau ohne Schatten” und “Hoffmanns Erzählungen”, zu hören. Man konnte den Abend dann noch bei Mariachi-Musik und einem “Allerseelenschmaus” im Eingangsfoyer ausklingen lassen, das habe ich mir jedoch geschenkt, weil es eh schon ziemlich spät war und es im Nationaltheater teilweise empfindlich zog.

Trotzdem ein gelungener Abend, der sicherlich sehr aufwändig in der Vorbereitung war. Schön, dass sich die Staatsoper auch Zeit für diese Dinge nimmt.

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Oper, die ich nicht sehen will (aber hören)

Eigentlich wollte ich ja noch die morgige Premiere abwarten, bevor ich mir eine Karte für die Neuinszenierung des “Don Giovanni” an der BSO hole. Schließlich hat mich die Einführung nur in musikalischer Hinsicht überzeugt.

Als ich heute jedoch das erste Bild aus dieser Inszenierung sah, stürzte ich los und kaufte mir eine … Hörerkarte.

Ich wollte ja unbedingt Maija Kovalevska als Donna Elvira hören, die mich als Micaela schon so beeindruckt hat. Sehen möchte ich das dann aber lieber doch nicht.

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Nachtrag zu Einführung, zeitverschwendend

Die BSO hat einen Podcast zur Einführung veröffentlicht. Das Ganze ist natürlich stark zusammengeschnitten und man kann davon ausgehen, dass nur die prägnantesten Stellen ausgewählt wurden. Ich bleibe dabei: in der heutigen Einführung am Theater meines Vertrauens wurde in fünf Minuten mehr Substanzielles gesagt als bei der großen Schwester in einer halben Stunde.

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Einführung, zeitverschwendend

Eigentlich habe ich Einführungen in neue Inszenierungen schätzen gelernt, zumindest im Theater meines Vertrauens gaben sie mir tiefere Einblicke in das Stück, sowohl von der Dramaturgie wie auch von der musikalischen Seite und die Sicht des Regisseurs auf das Stück.

So etwas ähnliches erwartete ich auch, als ich mir eine Karte zur Einführung von “Don Giovanni” im Nationaltheater kaufte. Außerdem, wann kann ich es mir schon mal leisten, dort in der 5. Reihe zu sitzen?

Es begann mit Ausschnitten aus Fellinis “Casanova”, nach Worten des Staatsintendanten ein Kultfilm, der anscheinend völlig an mir vorbeigegangen ist. Nicht meine Generation, denke ich mal. Er führte auch nonchalant in die Hintergründe der Oper, die Verbindung Casanova, Da Ponte und Mozart sowie den genauen Inhalt ein. So war schon eine gute halbe Stunde vergangen, bis der Regisseur und der Dramaturg die Bühne betraten. Leider war ersterer am Anfang akustisch nicht sehr gut zu verstehen und später konnte ich ihm intellektuell nicht folgen. Jedenfalls gab mir seine Sichtweise auf drei zentralen Figuren keinen Hinweis, wie die Inszenierung später aussehen würde. Der GMD sagte ein paar sehr interessante Sachen zu den musikalischen Aspekten, immerhin habe ich hier etwas gelernt. Auch die beiden Arien der Donna Anna und des Don Ottavio, vorgetragen von Ellie Dehn und Pavol Breslik, waren eine echte Bereicherung. Aber so zentrale Informationen wie welche Fassung gespielt wird, habe ich entweder überhört oder konnte sie aus dem Wust nicht herausfiltern. Oder sie wurden schlicht nicht gegeben.

Nachdem das Ganze mit einer Dauer von einer Stunde angegeben war, verliessen nach 90 Minuten die ersten Leute den Zuschauerraum, mein Nachbar sichtlich entnervt und mit einem entsprechenden Kommentar. Mit einem etwas gestrafften Programm hätte man sicher den zeitlichen Rahmen etwas besser einhalten können und es wäre meiner Meinung trotzdem nichts Wichtiges ungesagt geblieben.

Ich steuere mal einen der drei Festspieltermine an, musikalisch wird das Ganze für meine laienhaften Ohren sicher ein Genuß und von der Inszenierung kann ich eigentlich nur positiv überrascht werden.

Einführungsmatinée “Don Giovanni”

Sonntag, 11. Oktober 2009
Nationaltheater
11.00 – ca. 12.00 Uhr

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